Die Kurze-Hosen-T-Shirt-Sache

Heute habe ich zum ersten Mal seit langem wieder die Standheizung gestartet. Es waren 6 Grad in der Früh, was jetzt noch nicht wirklich sibirisch, aber trotzdem schon einigermaßen frisch ist. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass man in kurzen Hosen und T-Shirt unterwegs war und einem trotzdem noch zu warm war.

Früher sah man bei uns das ganze Jahr über Menschen in kurzen Hosen und T-Shirt: das waren die amerikanischen Nachbarn und zwar durch die Bank alle. Im Sommer war man ja selbst so unterwegs, aber spätestens im Herbst fröstelte einem schon beim bloßen Anblick der nackten Waden und Arme. Wenn die Jungs dann aber in dem Aufzug im Winter den Weg zum Grill mit der Schaufel vom Schnee befreit haben, war das schon ein bisschen absurd. Wobei… das dachte ich über Grillen im Winter auch, bis ich es mal probiert und schließlich erkannt habe: grillen geht immer! Hm. Vielleicht sollte ich auch mal diese Kurze-Hosen-T-Shirt-Sache testen. Eventuell hatten die amerikanischen Nachbarn auch da recht und kurze Hosen plus T-Shirt geht das ganze Jahr über. Quasi der Allwetterreifen unter den textilen Kombinationen.

Das wäre grundsätzlich ja toll, weil einfach: man müsste sich nie wieder Gedanken machen, was man so anzieht und das deutscheste aller deutschen Kleidungsstück – die Übergangsjacke – wäre noch obsoleter geworden, als sie ohnehin schon ist. Wobei Übergangsjacken eh nur von Frauen gebraucht, gekauft und getragen werden, aber das ist ein anderes Thema. Außerdem ist die Kurze-Hosen-T-Shirt-Sache sowieso dem männlichen Geschlecht vorbehalten: die amerikanischen Nachbarinnen kleideten sich europäisch dem Wetter entsprechend – nur die Herren der Schöpfung fügten sich dem nicht. Wobei das nicht so ganz stimmt: war der Winter doch mal etwas kälter, packten sich auch die Männer ein – dann aber gleich richtig mit aus den Federn der wildesten kanadischen Wildgänse gefüllten Daunenjacken, Stiefeln, auf die selbst Polarforscher neidisch wären, zentimeterdicken Handschuhen und selbstaufheizenden Hosen aus dem NASA-Online-Shop. Mit zugezogener Kapuze Sachen sahen die Jungs aus wie Kenny aus South Park, wurden aber bedeutend weniger getötet. Ich wüsste zumindest in unserer Straße von keinem Fall.
Bei den amerikanischen Männern war der Wechsel von Ganzjahreskurzkleidung zu Antarktisausgehkluft also anscheinend temperaturabhängig, aber ich habe blöderweise nie auf ein Thermometer geschaut und kann somit nicht sagen, bei welcher Temperatur der Wechsel stattfand.
Auf die Idee eine Standheizung ins Auto einbauen zu lassen, brachte mich übrigens vor vielen Jahren einer der amerikanischen Nachbarn. Er schwärmte davon, wie toll das wäre, wenn er morgens aus dem Haus kommt und sich in ein vorgewärmtes Auto setzt. „Klar“, dachte ich damals, „reicht ja auch, wenn man auf dem Weg von der Haustür zum Wagen schon fast erfriert, weil man auch im tiefsten Winter mit kurzen Hosen und T-Shirt unterwegs ist“ und sagte: „Ja, das ist bestimmt schön, aber ich habe ja auch lange Hosen und Pullover und so. Da geht das schon.“ Ich sagte das natürlich auf englisch, sonst hätte er mich ja gar nicht verstanden. Ich sagte also sowas wie „That’s a nice thing but I have long ones – trousers and shirts – and so it goes“ und dachte mir meinen Teil. Er sicher auch. Nichtsdestotrotz habe ich mich letztes Jahr wieder an dieses Gespräch erinnert und mir gedacht, dass eine Standheizung auch bei einem Faible für dem Wetter angepasste Kleidung keine schlechte Sache sein kann. Also habe ich mir eine Standheizung einbauen lassen und siehe da: „That’s a nice thing – even though I have long ones“.

Betriebliche Unterweisung der Unfallverhütungsvorschriften

Ich hatte heute das Vergnügen, an einer betrieblichen Unterweisung der Unfallverhütungsvorschriften teilzunehmen. Das ist eine ganz wichtige Sache, bei der man lernt, dass man im Falle eines Brandes das Gebäude besser verlässt, wie man aus ergonomischer Sicht ideal sitzt und wie so ein Feuerlöscher auf Schaumbasis (die es bei uns nicht gibt. Unsere arbeiten mit Pulver) grundsätzlich funktioniert. Die Teilnahme ist Pflicht und zwar einmal jährlich. Logisch. Es könnte ja sein, dass sich innerhalb eines Jahres Grundsätzliches geändert hat. Vielleicht bleibt man nächstes Jahr im Gebäude wenn es brennt, man liegt anstatt zu sitzen und Feuerlöscher, egal ob Schaum oder Pulver  braucht man auch nicht mehr – wozu auch, wenn man so dämlich war und im Gebäude sitzen, äh, liegen geblieben ist. Eventuell arbeitet man dann mit 50 Zoll-Bildschirmen und muss nun drei Meter entfernt sitzen und nicht mehr nur 80 Zentimeter wie bei einem 22 Zoller.

Stimmt das mit den 80 Zentimetern fragt sich nun verständlicherweise der geneigte Leser und ich kann sagen: Ja, das stimmt! Zum einen nimmt man es als Mann bei Zentimeterangaben sehr genau und zum anderen habe ich natürlich aufgepasst was der Fachmann für Unfallverhütung so zu sagen hatte. Das war nicht bei allen Anwesenden so. Ich habe durchaus ein gelegentliches Rumtippen auf dem Smart Phone und teilweise sogar wenig kaschiertes Desinteresse bei einigen der Kollegen registriert. Und das registriert ist wörtlich zu nehmen. Ich kenne deren Namen und ich weiß, wo sie sitzen. Vielleicht nicht morgen, vielleicht auch nicht in der nächsten Woche, aber sicherlich sehr bald, werde ich bei den unfallverhütungsvorschriftenresistenten Kolleginnen und Kollegen mal vorbeischauen und kurz die korrekte Einstellung des Bürostuhls im Zusammenspiel mit der Neigung des Bildschirms überprüfen. Dass es da einen Zusammenhang gibt, dürfte den Kollegen gänzlich unbekannt sein. Es war ja schließlich wichtiger zu schauen, was in der Bürohelden-WhatsApp-Gruppe gerade für ein spannendes und ach so lustiges Bild gepostet wurde. Ich werde auch überprüfen, ob beide Monitore auch halbwegs mittig stehen und so ganz nebenbei – das merken die nichtmal – messe ich auch noch die Luftfeuchtigkeit im Raum… und wehe die ist signifikant unter 50 Prozent! Und vor allem stoppe ich die Zeit, wie lange alle brauchen, bis sie am Sammelpunkt bei einem Brand sind (Dass aber auch ausgerechnet an dem Tag, an dem ich die Ergebnisse  der betrieblichen Unterweisung der Unfallverhütungsvorschriften überprüfe der niegelnagelneue Drucker einen Kurzschluss mit Brandfolge hat… nicht zu fassen, was es für Zufälle gibt, aber gibts halt (ich sollte vielleicht die „Yeah, Du hast es rechtzeitig rausgeschafft!“-Urkunden nicht gleich bei der Sammelstelle verteilen…). Die Verlierer kriegen ein kleines Branding mit dem Firmenlogo und dem Satz „Es hätte schlimmer kommen können!“ auf wahlweise den Unterarm oder die Nierengegend.

Könnte wetten, dass die Aufmerksamkeit bei der betrieblichen Unterweisung der Unfallverhütungsvorschriften im nächste Jahr dann um einiges besser bestellt sein wird.

Zwei Katzen auf Wildschweinjagd

Auf dem Mini-Oktoberfest bei uns im Dorf habe ich ganz uneigennützig eine Haxe gegessen. Uneigennützig deshalb, weil ich natürlich nur den Knochen für Nicht die Katze wollte. Außen rum war aber noch ganz viel Fleisch, viel zuviel Fleisch für Nicht die Katze und damit das Tier nicht krank wird, habe ich mich geopfert und dieses Fleisch nebst der sensationellen knusprigen Kruste selbst gegessen. Scheiß aufs Cholesterin – für die vierbeinigen Liebsten setzt man doch auch gerne mal die eigene Gesundheit aufs Spiel. So bin ich halt, ich kann da nicht aus meiner Haut. Wo auch immer ein Hund einen Knochen braucht: gebt mir das Fleisch. Ich erwarte keinen Dank, ich tue einfach nur, was getan werden muss. Den Tieren zuliebe (außer vielleicht den Schweinen. Die würden es wahrscheinlich lieber sehen, wenn Nicht die Katze keinesfalls so einen Knochen bekäme). Mir reichen die Blicke aus vor Freude feuchten Nicht die Katze-Augen, die sagen: „Du Drecksack! Ein bisschen Fleisch hättest Du schon dran lassen können!“

Bei den Katzen wird natürlich auch auf die Ernährung geachtet! Ich nehme immer eine Fingerspitze vom Katzenfutter, um zu testen, dass das Zeug auch nicht verdorben ist (wobei mir noch nicht ganz klar ist, wie man das am Geschmack merken sollte: das schmeckt ja so schon widerlich… wie schmeckt es dann erst in der verdorbenen Variante?) und natürlich werden sämtliche Exkremente mindestens einmal wöchentlich bezüglich Form, Farbe, Konsistenz und Geruch auf Abnormitäten hin überprüft. Bisher ist alles gut: sieht farblich und von der Form her wie Sch… aus, fühlt sich so an und riecht auch entsprechend. Passt. Ich habe die Katzen auch mal am Haxen-Knochen schnuppern und knabbern lassen. Fanden sie gar nicht so übel. Hm… muss mal schauen: vielleicht richte ich die Beiden für die Wildschweinjagd ab – dann gibt es halt öfter mal Haxen. Nicht die Katze wirds freuen, die Katzen können ihren Jagdtrieb ausleben und ich werde nur noch am Grill stehen und Haxen machen.

Klingt nach einem Plan.

Proleten-Golf-Farbwechsel-Hemd

Manchmal kauft man ja Sachen, bei denen man sich im Nachhinein fragt, wer einem da was in den Kaffee oder ins Teewasser geschüttet hat. Bei mir wäre das aktuell ein rotes Hemd. Genauer gesagt: ein bordeauxfarbenes Hemd. Soweit so gut. Aber: das Hemd ist nicht nur bordeauxfarben, sondern wechselt je nach Blickwinkel ins bläuliche. Wie diese komischen Sonderlackierungen an den Proleten-Golfs und Spacken-3er-BWMs. Ich bin jetzt also ein wandelnder Proleten-Golf mit Tendenz zum Spacken-3er-BMW. In Bordeaux und Blau. Naja, man muss es positiv sehen: es hätte schlimmer kommen können. Grün/Rot oder Pink/gelb oder so. Wobei… ich fühle mich auch mit Bordeaux/Blau gestraft genug. Immerhin waren die Kollegen so nett und haben nichts gesagt. Wahrscheinlich fiel es ihnen aber auch einfach nur nicht auf. Die haben ja auch nicht gemerkt, dass ich gestern beim Frisör war (ich sollte auf Vanille-Shampoo umsteigen, damit diese Ignoranten zumindest olfaktorisch erahnen können, was Sache ist. Andererseits ist das ja quasi wie ein gigantisch großes Schild, auf dem steht: „Hey, ich war beim Frisör, aber vor allem: ich habe ein Proleten-Golf-Hemd! Schaut mal!“. Hm. Ich bleibe wohl besser beim Duschgel mit Schokoladenaroma).

Ich bin ein kleines bisschen sauer auf die Verkäuferin. Ich fuhr in den Laden mit dem Ziel ein einfarbiges Hemd zu kaufen und kam raus mit diesem Farbwechseltextil. Wie konnte das passieren? Auf meine Frage nach einem Hemd, fragte die Dame: „Uni?“ und da ich nicht an einer Universität studiert habe antwortete ich wahrheitsgemäß mit „Nein“. Sie zeigte mir dann diverse Hemden mit wilden und vor allem bunten Mustern und seltsamen Farbmischungen, aber das war alles nichts für mich: ich wollte ja was einfarbiges. Sie fragte nochmal: „Dann doch Uni?“ und ich: „Nein“. Wieso sollte sich der Status auch in der Zwischenzeit geändert haben? Irgendwie redeten wir aneinander vorbei, aber dann kam das bordeauxfarbene Hemd! Einfarbig! Yeah! Sie hielt es hoch, es war bordeauxfarben, alles gut! Also habe ich schnell agiert, habe mir das Hemd geschnappt, hechtete zur Kasse, zahlte und raus. Tja, und Tage später entpuppte sich das Teil als Proleten-Golf-Farbwechsel-Hemd.

Vielleicht sind die Leute, die an einer Uni studiert haben tatsächlich um einiges schlauer als ich. Im Laden war ein anderer Kunde, einer der studierten Art. Jedenfalls bejahte er die Frage nach Uni. Wie es der Zufall will habe ich den Typen zwei Tage später in der Stadt gesehen und siehe da: sein Hemd war einfarbig und ohne Farbwechseltamtam. Gibt es tatsächlich Vorlesungen in „Hemdenkauf – einfarbig“ an deutschen Universitäten und wenn ja: kann ich da mal als Gasthörer teilnehmen? Ich verlange ja auch nicht viel: ich möchte nur einfarbige Hemden und wenn man dafür halt an die Uni muss, tue ich auch dies. Nur für ein komplettes Studium fehlt mir ehrlich gesagt die Zeit.

Vanille-Rassisten

Vorhin spontan beim Frisör gewesen. Man kann da nur spontan hin: dieser Frisör vergibt keine Termine. Man hat nun also Glück und es sitzen wenige bis gar keine Leute wartend auf den Stühlen oder man hat Pech und drei Frauen lassen sich zeitgleich Marge-Simpson-Gedächtnisfrisuren färben und frisieren. Dann kann die Wartezeit schon mal Stunden betragen (nehme ich mal an: ich habe mir das nie angetan).
Heute war nur ein einzelner Herr vor mir, die Wartezeit also akzeptabel. Tatsächlich wartete noch ein zweiter Mann hinter der Trennwand (im Frauenbereich. Hihihi.), den ich zuvor nicht gesehen hatte, aber es ging trotzdem alles relativ zügig. Während ich also wartete, musste ich zwangsläufig den diversen Gesprächen in dem Laden lauschen, so zum Beispiel einer Kundin, die Pflegeprodukte mit Vanille-Aroma verabscheut. Sie fühle sich danach nicht sauber. Schokolade fände sie als Pflegezusatz allerdings ganz toll. Mir hat sich nicht so ganz erschlossen, warum Vanille schmutzig, Schokolade aber sauber und rein sein sollte. Speziell bei Speiseeis ist es doch genau andersrum: tropft einem Vanilleeis aufs weiße Hemd, sieht man das eventuell gar nicht, aber wehe dem es ist Schokolade! Da schlägt der Fleckenteufel aber sowas von zu! Bei Stracciatella kommt es drauf an, wer direkten Hemdkontakt hat ist es dasVanille-Eis kann es gut sein, dass man fleckenlos bleibt Ist es allerdings ein Schokoladestückchen dürfte man nicht ganz ungeschoren davon kommen.
All das hätte ich der Dame erklären können, aber das hätte wahrscheinlich eh nichts gebracht. Es gibt eben Vanille-Rassisten und die zu belehren ist schwierig. Da braucht es eine langfristige Therapie, die beginnend bei der (vermeintlich) sauberen Schokoladennote über die diversen Kaffeevariationen wie Mokka und Cappuccino langsam und vorsichtig eine Brücke zur eigentlich ungeliebten Vanille schlägt – eine Therapie, die ich nicht zu geben vermag. Ich bin ja schließlich kein Dufttherapeut und schon gar keiner, der sich auf Hygienemitteldüfte spezialisiert hat. Ich könnte mir vorstellen, dass solche Fachleute ohnehin rar gesät sind. In meinem näheren Bekanntenkreis wüsste ich spontan niemanden, der da kompetent agieren könnte. Im weiteren Bekanntenkreis auch nicht.

Als ich dran war, konnte ich gerade so den Drang unterdrücken mit einem lauten „…und bringen Sie dieses großartige Vanilleshampoo! Davon wird mein Haar so tiefenrein und meine Kopfhaut glänzt wie ein Babypopo – ein sehr sehr sauberer Babypopo!“ auf den mir zugewiesenen Haarschneideplatz zu schlendern. Das hätte die zukünftige Arbeit des Dufttherapeuten sicherlich erschwert und das will ja niemand. Der soll seinen Job so gut wie nur möglich machen können, damit auch diese Frau von ihren Vanille-Vorurteilen befreit wird. Die Welt ist um so vieles besser ohne Rassisten – auch ohne Vanille-Rassisten (von den anderen ganz zu schweigen).

Ich lederhose, sie dirndlt

Dafür, dass ich eigentlich ziemlich weit weg von Bayern wohne, werde ich in den nächsten Wochen erstaunlich oft in Lederhosen unterwegs sein, denn mittlerweile gibt es ja auch in unseren Breitengraden Oktoberfeste noch und nöcher. Da reicht so ein Oktober ja meist gar nicht mehr aus und man fängt schon Mitte September an mit lederhosen… das ist übrigens ein Verb und das gibt es, auch wenn der Duden noch nie davon gehört hat und das anders sieht. Es bedeutet, sich eine Lederhose (bei Damen: ein Dirndl) anzuziehen, um einer oktoberfestigen oder oktoberfestartigen Festivität beizuwohnen.

Er lederhost
Sie dirndlt
Es lederhost/dirndlt (je nachdem)

Wir lederhosen/dirndln (je nachdem. Bei gemischtem Wir wird’s schwer)
Ihr lederhost/dirndlt (gleiche Problematik)
Sie lederhosen/dirndln (dito)

Bestimmt ist der Duden wegen den etwaig gemischt auftretenden Es, Wir, Ihr und Sie so zurückhaltend und hält deshalb lederhosen und dirndln auf Abstand zu den Druckmaschinen und Webservern des aktuellen Nachschlagewerks. Ehrlich gesagt, ist das schon ein bisschen feige, aber es ist ja nicht jeder bemuskelt (Synonym für „stark“) genug, sich den Widrigkeiten des Lebens und/oder kampfeslustigen Wortschöpfungen zu stellen.

Mit schwerem Gerät auf kleine Bälle eindreschen

Zur Zeit findet hier um die Ecke der Solheim Cup statt. Frauen, die mit schwerem Gerät auf kleine Bälle eindreschen – das kennt der eine oder andere von erotischen Stelldicheins bei der Lieblings-Domina, aber beim Solheim Cup geht es um Golf: die Besten der besten weiblichen Golfspieler aus den USA spielen gegen die Besten der besten Damen aus Europa. Ganz großes Tennis …und das beim Golf.
Es ist alles um Welten entspannter im Vergleich zu den ersten Turnieren, die auf dem hießigen Golfplatz stattfanden. Damals kam einem ständig ein VW Phaeton entgegen (das offizielle Shuttle-Car zu der Zeit), die Zugänge zum Platz waren vehementer abgesperrt und überhaupt war viel mehr Gedöns rund um das Event. Vielleicht lag es daran, dass Tiger Woods Gast war – damals noch bekannt für sein Golfspiel und nicht für sein übereifriges Einlochen auf fremden Plätzen.
Beim Solheim Cup fahren keine VW Phaetons durch die Gegend, die Damen und Herren an den Plastikabsperrungen bei den Zugangswegen zum Platz machen keinen wirklich professionellen Eindruck und das Gedöns rund ums Turnier hält sich in engen Grenzen. Ob das daran liegt, dass hier die Damen um die Wette golfen? Wäre beim Ryders Cup (dem Pendant bei den Männern, das tatsächlich immer noch Ryders Cup heißt und nicht in Twix Cup umbenannt wurde) mehr los? Die Straßen voller Audi-R8-Shuttles, an jeder Ecke ein Typ mit Merchandising-Bauchladen und die Kneipen voller Bild-Reportern, die daran verzweifeln, dass keiner der Spieler das heuchlerische „Wir helfen“-Emblem tragen will? Man weiß es nicht, aber vielleicht tragen die Jungs ihren Wettkampf ja auch irgendwann mal hier aus – dann werde ich berichten. Bis dahin genießen wir eben die entspannte Atmosphäre beim Solheim Cup und die Party drumherum. Ist ja auch mal schön, dass hier nicht ständig Phaetons und R8e die Straßen verstopfen und stattdessen reizende Ladys Eisen und Hölzer schwingen (… und schon werden wieder die Jungs nervös, denen beim Eingangssatz schon der Sabber lief. Sorry, es geht immer noch um Golf).

Taifun, Polar und Lumina

Das Hotel, in dem ich diese Woche nächtigte war zwar alt (hatte die Stasi früher eine Zweigniederlassung in Köln), aber es war alles da, was man brauchte. Sogar ein Fön, der auf den Namen „Taifun“ hörte.
Taifun. Sowas passiert, wenn Kreative kreativ werden und kreative Namen für zum Beispiel kreative Föne (oder Föns? Was ist der Plural von Fön? Keine Ahnung. Das nächste Mal nenne ich die Dinger lieber Haartrockner. Oder Haartrockner,  wenn es mehrere sind) und das in den wilden Frühsiebzigern. Erinnerte mich ein bisschen an das Klimagerät mit der Stufe „Blitzkrieg“, das Al Bundy in der einen Folge günstig erwarb.
Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich nicht nachgeschaut habe, wie man die Minibar getauft hatte. Bestimmt Polar, Grönland oder sowas. Und die Schreibtischlampe hieß sicher „Megalux“ oder „Lumina“. Zumindest, wenn dieselbe Agentur für die Namensgebungen zuständig war, wie beim Fön, äh Haartrockner, also dem einzelnen Haartrockner im Hotelbad. Es waren nicht mehrere Haartrockner (das ist verwirrend. Vielleicht bleibe ich doch bei Föne). Früher war ja aber auch der Firmengründer und noch amtierende Oberchef des Ladens für die Benennung der Produkte zuständig und sobald die Namen des näheren Verwandtenkreises (Kettensäge „Hermann“, Lockenstab „Mathilde“, Fruchtaufschnitt „Fridolin“) aufgebraucht waren, wurde der Firmenpatriarch kreativ. Nun konnten diese Herren (und damals waren das in den allermeisten Fällen Männer) mehr als stolz auf ihre Lebensleistung sein – schließlich waren sie Gründer und Leiter eines wichtigen Unternehmens (was wäre die Welt ohne Kettensägen, Lockenstäbe oder Fruchtaufstriche) – aber Gründen und Leiten von Unternehmen ist nunmal etwas anderes als die Namensfindung für ein Produkt. Aber wie man aus den alten Schwarzweiß-Filmen aus den Fünfzigern weiß, waren die Firmenpatriarche ziemliche Starrköpfe und ließen sich nicht reinreden. Auch nicht in Sachen Namensgebung und so kam es zu den ganzen XYZ „Tropical“-Produkten für alles, in dem Früchte oder Fruchtaromen verarbeitet waren, die nicht hier heimisch sind, zu den XYZ „Forte“-Produkten, für alles, was ein, zwei Gramm mehr von irgendwas hatte, als das Nicht-Forte-Produkt und den „Mild“-Produkten (die mittlerweile durch die Bank unter „sensitiv“ firmieren) mit weniger von allem was Geschmack oder Wirkung brachte. Und manchmal kam es eben auch zu „Taifun“, „Polar“ und „Lumina“. Nachdem die Sekretärin die neuen Namen beim Diktat schriftlich fixiert hatte, waren alle glücklich, der Firmenpatriarch stolz und man holte zur Feier des Tages Cognac aus der im Echtholzfurnierschrank versteckten Bar („Trinkfrisch“) und gönnte sich – zusammen mit einer dicken Zigarre – ein Schlückchen Mariacron. Die Sekretärin nippte kurz und fing dann an zu kichern, weil sie – nach eigener Aussage – schon einen kleinen Schwipps habe, worauf ihr Chef sie mit einem Klaps auf den Hintern in den Feierabend entließ. An Tagen, wo „Taifun“, „Polar“ oder „Lumina“ geboren wurden, kann man schon mal ein Auge zudrücken. Solche Meisterwerke gelangen ja selbst den Besten der Besten damals nicht jeden Tag. Zum Glück.

Selbstverteidigung mit viel zu kleinen Gläser

Heute also mal wieder Messe. Aus der früheren OMD wurde die Dmexco, aus Düsseldorf Köln. Speziell letzteres ist für den Nicht-Rheinländer nicht weiter tragisch: das Bier schmeckt hier wie dort gewöhnungsbedürftig und kommt in viel zu kleinen Gläsern. Lustig wird es allerdings, wenn man das falsche Bier am falschen Ort bestellt. Wobei… die Kellner sind sowieso alle unfreundlich. Das gehört anscheinend zum Berufsethos und wird mittlerweile als „urig“ und traditionell angesehen. Wenn Unfreundlichkeit fester Bestandteil des eigenen Berufsstandes ist, hat man es wohl geschafft. Ich habe das auch mal mit meinen Kunden versucht, aber die murmelten irgendwas von „unhöflich“, „…noch nie erlebt…“ und so und zogen grummelnd von dannen. Sie sind also noch nicht bereit für neue Impulse in unserer Geschäftsbeziehung. Es dauert noch etwas, bis sich Unfreundlichkeit auch in unserer Branche durchsetzt – ich bin aber dran, keine Sorge!
Es gibt bei den Kellnern übrigens keine verschiedenen Grade von Unfreundlich: es gibt nur unfreundlich und nicht-unfreundlich (aka „freundlich“) und wenn man es genau nimmt gibt es nicht-unfreundlich nur ganz am Anfang, wenn man an den Tisch geführt wird. Ab dann gehts ruppig zu. Wäre interessant, ob es schon zu Schlägereien zwischen Gästen und Kellnern gekommen ist. Kennt man ja: angetrunkene Feierwütige, die sich schon bepöbelt fühlen, wenn man „Hallo“ sagt. Wenn die tatsächlich einen grantigen Kellner vor sich haben, könnte das ja durchaus eskalieren und zu körperlicher Gewalt führen. Tut es aber nicht, zumindest ist mir nichts bekannt. Wahrscheinlich sind die unfreundlichen Kellner neben „Raue Schale, rauer Kern“-Getue auch noch im Nahkampf ausgebildet und wissen wie man sich mit einem viel zu kleinen Bierglas verteidigt. Oder es gibt keine angetrunkenen Feierwütigen. Wie auch, bei den viel zu kleinen Gläsern. Das würde ja ewig dauern; da hätte der Laden sicher schon zu, bis man denn mal so weit wäre angetrunken und aggressiv zu werden und so alleine im Hotelzimmer stehen die Chancen, dass jemand „Hallo“ sagt, was man als Pöbelei werten und entsprechend reagieren könnte eher schlecht. Noch schlechter stehen eigentlich nur die Chancen, dort auf einen unfreundlichen Kellner zu treffen (die Chancen stehen übrigens ähnlich gering für freundliche Kellner), der einen tatsächlich bepöbelt.

So gesehen sind sie ja clever, die Rheinländer: viel zu kleine Gläser -> keine angetrunkenen Feierwütigen -> freie Fahrt für „Hallo“-Sager und unfreundliche Kellner. Auf sowas muss man aber erstmal kommen- Diese Füchse.

Kein kompletter Werbezombie

Gerade läuft im Dritten eine Sendung über Craft Biere und die neuen Kleinbrauereien und schwupp habe ich Lust auf Bier. Das gleiche passiert mir bei Sendungen über Wein (Lust auf Wein), über Burger (Lust auf Burger), über Grillen (Lust auf gegrillte Burger, Steaks,…), Steaks (Lust auf Steak) und sogar wenn es um auserlesene Desserts geht – dabei bin ich gar nicht der Nachtischtyp (zumindest nicht in der süßen Variante). Sogar die Werbung der ganzen Fastfood-Ketten wirkt bei mir wie von den Werbeheinis gewünscht: ich würde am liebsten gleich los und mich mit dem Zeug versorgen. Zum Glück habe ich auch eine angeborene Faulheit, die bewirkt, dass mir Aufstehen zwecks Fastfoodkramkauf dann doch zu anstrengend ist und ich liegen bleibe. Wusste ich doch, dass diese Faulheit mal für irgendwas gut sein wird! Will gar nicht wissen was abginge, wenn ich so ein agiles Kerlchen wäre, dass bei den ersten Klängen der McDonalds-Werbung schon auf dem Sprung ins Auto und auf dem Weg dahin wäre. Bin ich aber nicht – also weder ein agiles Kerlchen, noch auf dem Weg zu McDonalds. Wahrscheinlich würde ich bei der Hetze zum nächsten McDonalds-Laden eh exakt soviel Kalorien verbrauchen, wie der Burger hätte. Wäre also eine Null-auf-Null-Aktion und bis auf die paar bösen Transfettsäuren und zuviel Salz und und und auch gar nicht so schlimm. Aber diese Faulheit…

Ein kompletter Werbezombie scheine ich übrigens doch nicht zu sein, denn die Werbung von Weight Watchers, Almased, Slimfast und die veganen Wurstwaren des Rügenwalder Wurstwarenherstellers funktionieren bei mir kein bisschen. Selbst nach vier Stunden Dauerschleife der Werbespots (habs probiert. YouTube machts möglich) regt sich bei mir kein Interesse. Warum dem so ist? Keine Ahnung. Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten: entweder die anderen haben die besseren Werbeagenturen oder meine angeborene Faulheit ist speziell bei diesen Produkten in Bestform. Man weiß es nicht und ich befürchte, man wird es nie erfahren. Ist aber auch nicht weiter schlimm.

Zum Glück funktioniert auch andere Werbung nicht bei mir: Vorhin habe ich einen Spot über Tampons gesehen und ich hatte keinerlei Lust auf Menstruation. Uff.