Danke lieber Einzelhandel in Deutschland!

Man kann ja viel über den Einzelhandel in Deutschland sagen… das meiste davon wird nichts Gutes sein. Und das zu recht. Immer geht es an der Kasse schneller, an der man nicht steht, immer ist irgendwas ausverkauft oder aus dem Sortiment genommen oder oder oder. Es gibt also grundsätzlich schon so einiges zu meckern und den Großteil des Jahres mache ich das auch voller Inbrunst und aus tiefstem Herzen, aber es gibt die Momente, sie sind selten, aber es gibt sie, in denen der Einzelhandel der funkelnde Stern am Dienstleistungshimmel, der Retter aus höchster Not, der gute Freund in düsteren Zeiten ist. Heute zum Beispiel. Urplötzlich war plötzlich Weihnachten. Gut, wenn man die Signale erkennt und zu deuten weiß, hätte man darauf kommen können, dass bald etwas wichtiges ansteht. Ein bisschen hatte ich mich auch gewundert, warum auf jedem freien Plätzchen in der Stadt plötzlich Glühwein, Bratwurst und Lebkuchen verkauft wurde. Ich meine mich zu erinnern, dass mir zu Anfang auch immer klar war, dass dies ein ziemlich sicheres Zeichen sei, dass Weihnachten näher rücke. Nach dem vierten Glühwein war dieses Wissen aber plötzlich weg. Ich glaube, die mischen da irgendwas rein. Jedenfalls war heute also plötzlich Weihnachten und ebenso plötzlich war nach 14 Uhr und die Läden somit zu. Grundsätzlich nicht schlimm, aber doof, wenn man noch Geschenke kaufen wollte. Aber da schlug sie: die Stunde des Einzelhandels: irgendein schlauer Mensch dort, dachte an Typen wie mich dieser Kerl, der es nicht schaffte vor 14 Uhr aufzutauchen und somit geschenklos war und der Einzelhandelsmensch hatte ein Herz für mich den unpünktlichen Kerl.

Ich hoffe, meine die Eltern des Typen freuen sich über einen Einkaufswagen. Er ist gebraucht, aber noch gut in Schuss und vor allem: er war günstig. Kostete nur ein Euro! Hammerpreis, da kann man nichts sagen. Danke lieber Einzelhandel… äh, soll ich von einem Typen ausrichten, der mir vorhin auf der Hauptstraße mit einem Einkaufswagen entgegen kam.

Driving home for Christmas

Man sollte ja meinen, dass Chris Rea im Laufe seiner Karriere genug eingenommen hat, um ein sorgenfreies Leben zu führen, aber dem ist anscheinend nicht so. Seit mehr als einer Woche ist der arme Kerl unterwegs, um an Weihnachten zuhause zu sein. So ein Flug kostet heutzutage doch auch nicht mehr die Welt, aber nein: Chris fährt mit dem Auto und damit es auch jeder weiß, posaunt er es seit Tagen durch den Äther in die Welt. Genau genommen ist es jedes Jahr dasselbe. Immer und immer wieder ist Chris Rea kurz vor Weihnachten unterwegs und es dauert und dauert und dauert. Es heißt, der Mensch sei lernfähig ist – für Chris Rea gilt das nicht. Andererseits weiß ich nicht, was ihn zuhause erwartet. Ist vielleicht nichts Schönes und deshalb lässt er sich soviel Zeit wie nur möglich, fährt tagelang um den Block und macht noch einen Abstecher in fünfhundertdreiundsiebzig Kilometer entfernte Städte. Kann ja sein.

Vor vielen Jahren war ich an Heilig Abend in Oberschwaben. In der Stadt, in der ich damals wohnte, gab es eine schöne Tradition: am Morgen des 24. traf man sich vor einer Kneipe. Es gab Kekse, Lebkuchen und Tee für die Kinder und Bier, Glühwein und Punsch für die Erwachsenen. Da war ganz schön was los. Sogar der Bürgermeister ließ es sich nicht nehmen vorbeizuschauen. Am frühen Nachmittag gingen die Leute nach Hause und bereiteten alles für den Heilig Abend vor. Zu späterer Stunde, nach einem ausgiebigen Mahl und Bescherung und so weiter gingen manche nochmal durch die winterlich-verschneiten (damals gab es noch Schnee) Gassen, um irgendwo einen weihnachtlichen Absacker zu sich zu nehmen.

Es war so gegen 22 Uhr, als ein Typ in die Kneipe in der ich saß kam und sich an den Tresen setzte. Ich hatte ihn schon morgens gesehen, da hatte er allerdings noch kein blaues Auge. Auf Nachfrage erzählte er, dass die Weihnachtsfeierlichkeiten bei ihm zuhause ein klitzekleines Bisschen aus dem Ruder gelaufen seien und er mit seinem Vater in Streit geriet. Zuerst verbal, dann auch physisch. Vielleicht waren es bei dem Typen doch ein oder zwei Frühstücksbiere zuviel, vielleicht war sein Vater auch einfach nur schneller als er – das Geschenk, das er von seinem alten Herrn bekam, war jedenfalls von erlesener Farbe und weithin sichtbar.

Ich kenne jetzt den Vater von Chris Rea nicht, aber wenn der ähnlich drauf ist, wäre es natürlich durchaus verständlich, dass man es nicht eilig hat mit dem Nachhausekommen. Andererseits kann ja auch das falsch sein. Da kommt Chris Rea dann nach tagelanger Herumkurverei endlich an und als erstes kriegt er von seinem Vater eine Kopfnuss, gefolgt von einem „Wo treibste Dich denn so lange rum, Bursche? Wie lange sollen wir denn noch warten?“ Jeder normale Mensch würde sich nach so einer Aktion umdrehen, wieder ins Auto setzen und wegfahren. Würde Chris Rea wahrscheinlich auch gerne, aber nach der ganzen Rumfahrerei ist natürlich sein Tag leer, ist ja klar. Also nimmt er den Kühlpack, den ihm seine Mutter schon in weiser Voraussicht gerichtet hat und erträgt den Schmerz und alles was da noch so kommt. „Aber nächstes Jahr komme ich nicht hierher! Auf keinen Fall“, denkt sich Chris Rea und ich würde ihm nur zu gerne glauben, aber spätestens in der zweiten Woche, nachdem „Last Christmas“ das erste mal lief (Wham lernen es auch nicht! Von wegen „Last“) macht er sich wieder auf den Weg… Das ist so sicher wie der über den Tigerkopf stolpernde Butler bei „Diner for one“ oder ganz furchtbare Höllenschmerzen, wenn der Arzt sagt, dass es jetzt vielleicht ein ganz klein wenig pieksen könnte.
Nun denn, dann soll er halt singen, der Chris. Gibt Schlimmeres. Vielleicht würde ich sogar etwas vermissen, wenn er mal nicht heimführe. Dann wäre da ja nur noch Wham. In diesem Sinne: Feliz Navidad.

Haare schön, Wissen erweitert

Beim Discounterfrisör meines Vertrauens war heute die Hölle los. Naja, eigentlich nicht: da war eine Frau und zwei Herren, was nun wirklich nicht viel ist. Wenn die komplette Belegschaft des Ladens allerdings aus nur einer Person besteht, kann das schon ein Weilchen dauern. Die asiatische Frisörin schätzte eine Stunde, was mir definitiv zuviel war. In dem Laden kann man ja keine Termine machen, was meistens super, oft aber auch nervig ist. Nun denn, kann man nix machen, morgen dann der nächste Versuch… oder via Handy mal nach Alternativen im Umkreis geschaut. Siehe da, im anderen Einkaufszentrum gibt es gleich drei Frisöre und gleich beim ersten hatte ich Glück:
„Sind sie weit weg?“
„Äh, keine Ahnung, ein paar Kilometer…“
„Halb Sechs? Geht das?“
„Äh, wie? Halb Sechs?“
„Schaffen Sie es um halb Sechs hier zu sein?“
„Denke schon“
„Ok, mir hat gerade jemand abgesagt. Halb Sechs dann.“
Und schwupp hatte ich ein Date mit Vanessa. Um halb Sechs. So schnell geht das. Zum Glück ist direkt neben dem Frisörladen ein Blumengeschäft – was anderes zu besorgen wäre in der Kürze der Zeit nicht drin gewesen.

Ganz zu Anfang wurde ich gefragt, ob ich etwas trinken möchte. Weizenbier hatten sie aber nicht und bei Caipirinha mussten sie auch passen. Ich nahm dann ein Wasser, ließ es aber demonstrativ unangetastet. Mein stiller Protest gegen nicht erfüllte Getränkewünsche bei Frisören. Anschließend fragte Vanessa, ob wir Haare waschen sollen und ich sagte ja. Sie hatte so schöne lange schwarze Haare; wer will die nicht einseifen und dabei mit den Fingern durchwuscheln. Tatsächlich ging es aber nur um mich und meine wenigen Resthaare, die Vanessa dann gewaschen hat. So kam wenigstens einer von uns beiden in den Genuss des Haarewuschelns, was ein bisschen unfair ist, denn ich war derjenige, der am Ende die Rechnung bekam. Aber wer kann Vanessa schon böse sein…

Der Rest war unspektakulär. Ich war wahrscheinlich der langweiligste Kunde des ganzen Tages in diesem doch eher hippen Tempels des Coiffeurismus. Macht aber nichts, dafür sind meine Haare jetzt auf normalem Level (und von Vanessa gewaschen, geschnitten und gefönt), ich habe eine Kunden-Rabattkarte mit schon zwei Stempeln drin und bin um die Erfahrung reicher, dass – sollte es mich nach Weizenbier oder Caipirinha dürsten – der Besuch bei einem Frisör der falsche Weg ist, dieses Verlangen zu befriedigen. Wieder eine Information mehr im Buch der Wissens. Haare schön, Wissen erweitert. Viel mehr kann man von einem Mittwoch nicht erwarten, finde ich.

Chuck Norris, Rambo und die norwegische Formel

Bisher hatte ich Wikinger immer so grob als die Vorfahren der Norweger eingeordnet, aber dem ist anscheinend nicht so. Das Internet sagt, das wären wohl eher die Dänen. Nun denn, es sei den Dänen gegönnt. Haben ja sonst nichts außer Legoland. Die Norweger haben jedenfalls mit den Wikingern nichts am Hut, aber in meiner Vorstellung sind das herbe Kerle. Zwar alle mit diesen gerade modernen Hipster-Vollbärten, aber dann doch harte Knochen, die Wale mit der Hand fangen und ein zweistöckiges Haus innerhalb einer Woche aufbauen. Mit bloßen Händen. Den Zement nehmen sie in den Mund, lutschen ihn zu Beton und spucken ihn zwischen die Steinblöcke. Zu Zweit ist eine Woche realistisch, zu dritt kann einer los ziehen, ein paar Robben fangen, grillen und den anderen beiden auf die Baustelle bringen. Somit ist für ein schnelles Mittagessen auf dem Bau gesorgt und es geht noch schneller.
Ich dachte auch immer, dass man in Norwegen Fähren baut, indem man gewaltige Metallklötze nimmt und wie ein Bildhauer das weghämmert, was nicht zu einer Fähre gehört. Kann aber auch sein, dass ich da einem Gerücht aufgesessen bin. Jedenfalls war ich der Meinung – und ich meine, ich war damit nicht alleine – dass Norweger keine Weicheier sind. Ganz im Gegenteil. Ich sah sie eher als die Chuck Norisse des Nordens. Die skandinavischen Rambos quasi. Und vielleicht sind sie das ja auch – sowohl Norisse, wie auch Rambos – aber sie scheinen sensible Haut zu haben. Es gibt zumindest eine Körperlotion mit dazu passender Handcreme, auf deren Verpackungen groß und sehr auffällig der Claim „Norwegische Formel“ prangt. Wenn die Norweger eine spezielle Formel für Körperlotionen und Handcremes haben, scheint da aus dermatologischer Sicht einiges im Argen zu liegen. Vielleicht haben Chuck Norris und Rambo ähnliche Probleme, das kann ja sein, aber weder von den beiden, noch von den Norwegern hätte ich das erwartet. Ist ja auch nichts Schlimmes. Wenn ich das nächste Mal einen Norweger eine Fähre aus einem Metallklotz hämmern sehe, gehe ich zu ihm, ziehe ihn an seinem Norwegerpulli, damit er mich bemerkt, umarme ihn und flüstere ihm „Alles halb so schlimm: ich habt ja diese speziellen Cremes. Damit tut es nicht so weh“ ins Ohr. Völkerverständigung kann so einfach sein. Ich hoffe nur, der Norweger versteht das dann nicht falsch.

Weihnachtsmarkt Teil II – BI PPX

Eventuell wird es dieses Jahr gar keinen zweiten Weihnachtsmarktbesuch geben. Ein Skandal, welcher der engen Taktung der Ereignisse im Dezember geschuldet ist. Geburtstage, anderweitige Verpflichtungen, Keksgebacke, Heilig-Abend-Vorbereitungen und in diesem Jahr noch weitere Planungen.
Vor lauter Weihnachtsvorbereitungen kann man die Weihnachtszeit gar nicht richtig genießen. Man sollte das etwas entzerren. Heilig Abend ist gleich zu Anfang im Dezember. Dann kann man die ganzen Geschenke schon ab Mitte Oktober besorgen, die Kekse werden auch in der Zeit gebacken und dieses Hin- und Herüberlegen bezüglich Weihnachtsmenu nebst Einkaufen dafür hat man auch schnell hinter sich. Dann kommt der restliche Dezember… nur noch tiefenentspannt über Weihnachtsmärkte laufen, einen Glühwein in der einen, eine Bratwurst in der anderen Hand. Gelegentlich vielleicht noch einen der schon im November gebackenen Kekse. Ist schon ein bisschen hart? Macht doch nichts: auf den Weihnachtsmärkten gibt es auch heiße Schokolade, die darin eingetauchte Kekse wieder aufweichen. Wenn es schon so langsam dunkel wird geht man weiter: es gibt noch mehr Weihnachtsmärkte in der Stadt und es ist so schön: man kommt an den ganzen Läden in der Innenstadt vorbei und hat kein schlechtes Gewissen, denn diese ganze Geschenke-Orgie ist schon vorbei, das war ja an Heilig Abend und der ist immer gleich am Dezemberanfang. Also noch nicht, aber da müssen wir hin! Vielleicht sollte ich eine Bürgerinitiative diesbezüglich gründen. Ist bei uns im Dorf gerade total in. Aktuell haben wir zwei BI (BürgerInitiativen), da käme es doch auf meine kleine, aber feine BI doch auch nicht mehr an. Bürgerinitiative Pro-Prä-Xmas wäre doch ein schöner Name – abgekürzt: BI PPX. Klingt wie ein Droide bei Star Wars; da verkaufen sich die Merchandising-Artikel dann bestimmt auch ganz gut. Die gibts dann im nächsten Jahr schon im November, damit auch alle Anfang Dezember – an Heilig Abend – was auszupacken haben.

Weihnachtsmarkt Teil I

Den ersten Weihnachtsmarkt des Jahres gut überstanden und das hauptsächlich deshalb, weil ich so clever war und nach dem ersten Glühwein die weitere Zufuhr aromatisierter alkoholischer Getränke auf Spiritusbasis in aufgeheiztem Zustand unterbunden und auf die Erzeugnisse deutscher Braukunst umgeschwenkt bin. Andere haben den richtigen Zeitpunkt verpasst und blieben bei der Heißplörre. Die ganz Harten legten sogar noch nach und orderten die Brühe mit zusätzlichem Fuselanteil plus Obsteinlage. Das in Kombination mit Bratwurst, Senf und Lebkuchen ergibt genau das, was man sich beim Lesen so vorstellt. Es sieht fragwürdig aus und ist sicherlich auch nicht so gewollt. Aber mir blieb das ja erspart. Ich hatte keine Kopfschmerzen am Morgen, die Bratwurst ging den biologisch gewollten Weg und legte keinen Rückwärtsgang ein und überhaupt bleibt die Erinnerung an einen schönen Abend ohne böse Nachwirkungen. Ich gehe mal davon aus, dass bei Einigen am Morgen noch nicht mal ansatzweise Erinnerungen an den letzten Abend da waren und bei einigen der Einigen ist das auch gut so („Gooooottt weiß, ich will kein Eeeeengel sein“ ist KEIN Weihnachtslied!).

Nächstes Wochenende dann eventuell Weihnachtsmarkt, die Zweite. Diesmal in Heidelberg und somit unter verschärften Bedingungen: es gibt mehrere Locations und am Uni-Platz eine Bude mit verdammt gutem Feuerzangenbowlen-Glühweinirgendas. Das schmeckt sensationell, hat aber auch Ambitionen sich zu später Stunde und am nächsten Tag zu rächen. Wenn man das weiß, kann man aber entsprechend vorsichtig an die Sache rangehen. Sagt sich aber einfacher, als es letztendlich ist, denn wie erwähnt: ist lecker.

Glühwein, Bratwurst, Feuerzangendingensbummesirgendwas… Die Adventszeit ist echt Leben am Limit. Aber da muss man durch und wenn ich es nicht mache, muss es ein anderer tun. Also opfere ich mich eben. Bitte, bitte, keine Ursache.

Rumgeschnuppert

Komme gerade von einer kleinen Runde mit Nicht der Katze zurück und ich habe festgestellt, dass bei ihr gerade wieder diese „spezielle“ Zeit ist, in der sie das andere Geschlecht eigentlich ganz gut findet, anstatt übel rumzufauchen, sobald ein Rüde auch nur in die Nähe kommt. Wir Jungs kennen das: bei uns ist das außerhalb von Stammtisch- und Bundesligazeit auch die am häufigsten vorherrschende Grundstimmung. Allerdings wissen wir uns meistens zumindest ein bisschen zu benehmen – ganz im Gegensatz zu Nicht der Katze. Die zieht wie wild an der Leine und beschnuppert die pelzigen Herren gleich mal an den primären Geschlechtsorganen. Wenn ich das nachher auf dem Weihnachtsmarkt genauso handhaben würde, wäre die Begeisterung wahrscheinlich nicht sonderlich groß. Ganz im Gegenteil: ich bekäme Ärger in vielerlei Hinsicht, nämlich einen Platzverweis, eventuell einen Schlafplatz in staatlicher Obhut, mehrere beendete Freundschaften. Vielleicht noch eine gebrochene Nase plus einen Satz Prellungen. Ich lasse das also lieber bleiben. Außerdem habe ich etwas Schnupfen und müsste mich sehr bücken, um effektiv die Fährte aufnehmen zu können, aber das wiederum würde meinem Rücken nicht gut tun. Das Alter, Sie wissen schon.
Ich werde mich also im Gegensatz zu Nicht der Katze meine Nase ruhig halten und sie allerhöchstens in die Glühweintasse halten. Eventuell noch in den Senf der Bratwurst, aber mehr nicht. Sollte mich Nicht die Katze hormonell angesteckt haben, hätte ich zur Sicherheit noch mein Smart Phone dabei. So könnte ich mir via Kicker-App die Fußballergebnisse reinziehen. Zum Glück ist ja Bundesliga und deshalb für Ablenkung gesorgt. Glück gehabt.

Helene Fischer-CDs ohne CD

Bald steht Weihnachten vor der Tür – das Fest der Liebe, der gepimpten Nadelbäume und der Geschenke. Letzteres gab es letztes Jahr auch für Freunde und zwar – damit man auch gleich sieht, dass es von Herzen und aus schwieligen Händen kommt – was Selbstgemachtes. Ich bin eine Niete, wenn es um Handwerkliches geht, also fielen Vogelhäuschen oder Schlüsselbretter schon mal weg. Ich hätte ein Lied komponieren und aufnehmen können, aber wer mich schon mal singen hörte weiß: das ist nichts Gutes und auf gar keinen Fall als Geschenk für Menschen geeignet, die man eigentlich mag. Wer mag schon eine Kakophonie wildgewordener Klänge hören, untermalt von einer Stimme, die wie eine Mischung aus Rammstein und den Schlümpfen klingt? Ok, ist immer noch besser als Helene Fischer, aber trotzdem nicht schön.

Letztlich gab es im letzten Jahr dann kulinarische Kleinigkeiten, nämlich selbstgebrannte Mandeln. Das klingt im ersten Moment einfach, aber tatsächlich gingen dafür zwei Sonntag-Vormittage drauf. Und ein Kochlöffel (Zucker ist mächtig!). Es gab sie in Variationen, zum Beispiel mit einer Kakao- oder leichten Chili-Note. Eingepackt in kleine Tütchen war das eine schöne Sache und geschmeckt hat es anscheinend auch. Es kamen zumindest keine Beschwerden.
Nun könnte ich das gleiche dieses Jahr wieder machen, aber das wäre ja langweilig. Außerdem gibt es ein logistisches Problem: die HNO-Abteilung des städtischen Klinikums lagert die OP-Abfälle mittlerweile in einem gesicherten Bereich. Somit komme ich also nicht mehr so einfach an das Rohmaterial für die gebrannten Mandeln. Weiß gar nicht, wie die das auf den Weihnachtsmärkten machen. Die brauchen ja noch viel mehr als ich für meine paar Tütchen (der Vorteil, wenn man wenig Freunde hat). Wo kriegen die das alles her?

So oder so wird es dieses Jahr also etwas anderes geben – nur was? Es muss einigermaßen haltbar sein, sollte schmackhaft und vielleicht auch ein bisschen ausgefallen sein. Ich dachte an Soleeier; das wäre doch witzig und außergewöhnlich, aber die Urologie des Klinikums handhabt das mit ihren OP-Abfällen leider ähnlich wie die HNOler. Da ist nichts zu holen. Also keine Eier in Salzlake (ein bisschen Chili wäre noch reingekommen und – so der Plan – ein Hauch Honig). Wenn mir nicht bald etwas Passendes einfällt, muss ich doch noch komponieren und singen und aufnehmen. Oder ich verschenke Helene Fischer-CDs, nehme aber die CD vorher raus. Diese erschrockenen Blicke, wenn sie das Geschenkpapier auspacken und die CD sehen und dann das freudige Lächeln – eventuell sogar Tränen – der Erleichterung, wenn sie feststellen, dass die CD gar nicht in der Hülle steckt. Gibt es einen größeren Freundschaftsbeweis als eine Helene Fischer-CD ohne CD? Ich glaube nicht.