Salat. Das ist das Zeug, dass die Neandertaler, die nicht die Helden bei der Jagd waren mit nach Hause brachten. Die guten Jäger brachten auch Salat, aber eben schon von Kaninchen, Vögeln oder kleinen Dinosauriern verarbeitet. Die Jäger brachten den Salat also in Form von Kaninchen, Vögeln oder kleinen Dinosauriern (Ob es da auch schon Gejammer gab? „Mama, ich mag meinen Compsognathus nicht essen!“ „Du isst, was auf den Tisch kommt!“ „Aber die sind so niedlich, ich kann das nicht essen…“ „Iss jetzt! Denk doch mal an die Huggas von der Höhle nebenan. Die müssen diese komischen Blätter essen, weil der Vater beim Jagen gar nichts auf die Reihe bekommt und Du willst Deinen Compsognathus nicht essen…” “Ich will aber wirklich nicht…” “So lange Du Deine Fellschuhe unter meinem Stein hast, wird gemacht, was ich sage!”). Heutzutage muss man nicht mehr jagen, Compsognathen Kaninchenspieße oder gebratene Vögel gibt es an jeder Straßenecke, aber was will der ernährungsbewusste Mensch von heute: Salat in seiner Reinform. Keine Ahnung, wie Darwin diese Fehlleistung der Evolution erklären würde, aber ist halt nun mal so. Das Schlimme: ich mache den Mist auch noch mit. Jeden Tag marschiere ich mit meinen treuen Gefährten in den benachbarten Supermarkt, denn dieser beherbergt eine sogenannte Salatbar. Der Name ist missverständlich: die Getränke an dieser Art von Bar sind widerlich und haben Namen wie Kräuter-, Italian- oder French-Dressing. Ich habe jedes versucht, aber mehr als ein kleines 0,2er Glas kriegt man davon beim besten Willen nicht runter. Außerdem gibt es an dieser Bar keine Barhocker und es sitzen keine Frauen mit zweifelhaften Moralvorstellungen auf eben jenen nicht vorhandenen Barhockern, wie man das bei einer ordentlichen Bar erwarten würde. Dafür gibt es Salat. Immerhin diesbezüglich wird nicht gelogen. Es gibt sogar ziemlich viel Salat und das in erstaunlich vielen Varianten. Allein die sieben Versionen von Nudelsalat sind beachtlich und ich meine bemerkt zu haben, dass alle drei Tage eine neue Variante dazu kommt, was wahrscheinlich daran liegt, dass den ob der fehlenden Frauen mit zweifelhaften Moralvorstellungen auf nicht vorhandenen Barhockern frustrierten Kerlen beim Herausschöpfen des Nudelsalats mit Pilzen (Beispiel) ein bisschen davon in den Nudelsalat mit Paprika (noch ein Beispiel) fällt, weshalb es irgendwann einen dritten Nudelsalat gibt und zwar einen mit Pilzen und Paprika. In Anbetracht dessen muss man ganz froh sein, wenn es nur Nudelsalate sind, die sich da mischen. Bei manchen Salatbargästen könnten da noch ganze andere Sachen in die Töpfe fallen: Niesschutz hin oder her. Bei manchen Salaten bin ich mir auch nicht sicher, ob das nicht sogar schon mal passiert ist, aber egal.
Neben Nudel- gibt es natürlich auch noch andere Salate: manchmal Thunfischsalat, griechischen Salat, Gurkensalat und mein Favorit: Couscous-Salat. Ein grandioser Couscous-Salat mit einer dezenten Schärfe, einer perfekten Couscous-Salat-Farbe und einer Konsistenz wie von eingetrocknetem Kaviar. Ok, letzteres klingt jetzt nicht wirklich appetitlich, wobei Kaviar auch in nicht eingetrocknetem Zustand nicht jedermanns Sache ist. Deswegen gibt es an dieser Salatbar vermutlich auch keinen Kaviarsalat. Lief einfach nicht. Was übrig war, haben sie eintrocknen lassen und unter den Couscous-Salat gemischt. Das ist wahrscheinlich diese leicht salzige Note. Ich hoffe, dass das vom eingetrockneten Kaviar kommt, denn ansonsten läge das wohl an den Dingen, die manchen Salatbargästen außer Nudelsalat noch so in die Töpfe fallen oder tropfen und das will ich mir auf gar keinen Fall weiter ausmalen.
So stehen wir da also täglich, vermissen ein bisschen die fehlenden Barhocker nebst barhockerhockenden Frauen mit zweifelhaften Moralvorstellungen (also ich vermisse die zumindest. Eventuell vermisst die Kollegin andere Dinge. Ich muss sie mal fragen) und füllen unsere Einwegplastiksalatschüsseln mit den kulinarischen Köstlichkeiten, die uns der benachbarte Supermarkt bietet. Am schönsten sind die Tage, an denen es besagten Couscous-Salat mit eingetrocknetem Kaviar gibt. Ich bin dann immer kurz davor zur Feier des Tages noch ein Piccolöchen Henkel Trocken mit auf das Kassenband zu legen, aber am Ende bleibt es dann doch meist beim Salat. Man muss den Leuten an der Kasse ja die eigene Freude nicht gleich so penetrant ins Gesicht posaunen. Die sehen ja auch so, dass es Couscous-Salat gibt und können somit erahnen, woher die strahlenden Augen ihrer Gäste rühren.
Es hätte aber auch alles anders kommen können: wären noch mehr Neandertaler so schlechte Jäger gewesen wie Herr Hugga, würden wir heutzutage an die “Carnibar” gehen und uns die Schüsseln mit Kaninchen am Spieß und allerlei gebratenen Vögeln füllen. An guten Tagen gäbe es vielleicht auch noch Compsognathus. Das wäre mir dann aber tatsächlich ein Piccolöchen wert.