In diesem Sinne: Frost

Gestern morgen gab es rund um das Stuttgarter Kreuz Blitzeis und infolgedessen viele Unfälle. Blitzkrieg passt ja phonetisch ganz gut zu Schwaben, wegen Rommel und so und dann noch am Kreuz. Das wärmt die schwäbische-katholische Alt-Nazi-Seele. Ich war gar nicht so weit entfernt vom Ort des Geschehens, aber bei mir war kein Eis. Als ich morgens ins Auto einstieg, war mir sogar fast zu warm, obwohl das Auto die ganze Nacht draußen stand. Ok, das könnte an der Standheizung gelegen haben, die ich schlauerweise am Abend zuvor das morgendliche Wohlfühlenweilwarm-Programm aktiviert hatte. Den Begriff „Wohlfühlenweilwarm“ gibt es eventuell in der Standheizungsszene; geschützt ist er allerdings nicht. Wer also einen Patentanwalt zur Hand hat: nur zu. Mir ist das zu blöd, zu teuer und außerdem möchte ich es mir nicht mit der Standheizungsindustrie verscherzen. Ich mag es, wenn mein Auto mich am Morgen nicht schlotternd, sondern angenehm temperiert empfängt, denn umgekehrt wäre doof. Um diesen für alle Beteiligten idealen Umstand zu erreichen ist es eine Standheizung eine sehr nützliche Hilfe und somit sollte man sich die Standheizungsmafia Standheizungsindustrie nicht zum Feind machen. In Zeiten von Smart Home, Internet of Things und dem ganzen Fremdsteuerzeugs muss man aufpassen, mit wem man sich anlegt. Hier mal gelästert, schwupp gehen die Lampen nicht mehr. Mal was gegen die Stromnazis gesagt, schwupp Strom weg. Über Smart gelästert? Schwupp fährt einem so ein fremdgesteuerter Smart frontal entgegen und schon gibts Stress: wer macht den Kratzer an der Stoßstange raus und darf man so einen Smart in der grünen Tonne entsorgen oder zählt das als Biomüll, wenn die Insassen noch drin sind? Deshalb lobhudle ich den lieben langen Tag über Standheizungen. Wie toll die sind. Wie praktisch. Was man da so einspart. Ich habe sogar ein Schnapsglas im Auto, um den Leuten zu zeigen, welche Menge an Benzin es kostet, um das Auto mittels Standheizung auf Touren zu bringen. Standardspruch der Herren ist übrigens sinngemäß, dass so ein Stamperl bei ihren Frauen noch nie gereicht hätte, um sie auf Touren zu bringen. Ich habe dann selten Argumente, um zu widersprechen.

Jedenfalls war gestern morgen Blitzeis rund um Stuttgart, was nicht schön war. Ich habe noch einen Rest Vanille-Eis im Eisfach, was schön ist, aber für die meisten keine Gefahr darstellt. Deswegen wird das Blitzeis auch im Radio durchgesagt, mein Vanille-Eis aber nicht. Diese Handhabe finde ich wunderbar, das lassen wir so. In diesem Sinne: Frost.

Man sollte viel öfter im Hotel schlafen – Verkehr hin oder her

Mir ging gestern Abend wie es vielen anderen auch oft geht: ich war des Verkehrs wegen im Hotel. Bei mir war es allerdings der Straßenverkehr, die stressigen Staus und die Tatsache, dass ich gestern abend hätte über hundert Kilometer in die eine Richtung und heute morgen die gleiche Strecke wieder hätte zurück fahren müssen. Also entschied ich mich für Hotel. Das war eine gute Idee, denn heute morgen wäre ich in einem Stau von sage und schreibe 18 Kilometern gestanden. Da fängt der Tag gleich mal zuckersüß an. Das war im Hotel gleich mal um Welten entspannter – auch wenn sich die Fahrt zum Hotel gestern abend auch nicht wirklich einfach gestaltete. Rund um Leonberg sind aktuell Baustellenwochen. Jeder Bauunternehmer, der etwas auf sich hält, kommt dahin und baut an einer Straße rum. Was genau er macht ist egal; Hauptsache die Straße wird mindestens einseitig gesperrt – gerne auch beide Spuren. Wer es schafft gleich zwei Zufahrten zur nächsten Ortschaft zu blockieren, kriegt einen Bonus und ehrlich: es gibt so einige Anwärter dafür.

Es gibt so viele schöne Wörter in der deutschen Sprache und manchmal unterscheiden sie sich nur marginal und meinen doch was anderes. Ich stand zum Beispiel gestern im Verkehr. Es gibt dann so Momente, wo man sich das Glücksrad herbeisehnt, ein „B“ für 150 erdreht und ein „E“ dazukauft und plötzlich ist alles stimmig und gut, Verkehr ist was tolles und alle Beteiligten freuen sich. So wars halt Stau und ich genervt.

Das Hotel war eigentlich ganz ok, bis auf die Tür zu meinem Zimmer. Da fehlte eine Schraube am Scharnier und wenn man etwas am Türgriff zog, war die Tür einen Spalt offen. Mit einem dezent kräftigeren Ruck, wäre die Tür offen gewesen. Hab noch überlegt, ob ich mich beschweren sollte, aber nach dem ganzen Verkehr, dem freudlosen, war ich froh überhaupt auf einem Zimmer zu sein. Allein. Mit einer Dusche und einem Bett. Das Zimmer war am Ende des Flurs, also lief da auch nicht ständig jemand vorbei und hätte jemand einbrechen wollen, hätte ich das auch nicht bei einer nicht lädierten Tür nicht gehört, denn ich war müde. Und sowohl katzen- wie auch juniorlos. So ruhig war es schon lange nicht mehr. Wahrscheinlich habe ich deshalb schon um 9 Uhr und dann sofort wie ein Stein geschlafen. Fünf Minuten vor dem Wecker wurde ich von alleine wach. Kein Miaue, kein Türenknallen, keine Pfote im Gesicht. Herrlich! Vor dem Wecker aufzuwachen ist eine der großartigsten Dinge dieser Welt. Kein lautes, schrilles Geräusch, das einen aus einem schönen Traum reisst, kein Brrrrrrrr-Vibrieren des Handys auf dem Nachttisch. Man wacht einfach so auf, schaut auf die Uhr, freut sich über das gute Timing und ist sofort gut gelaunt. Ok, das ändert sich schlagartig in dem Moment, wenn einem bewusst wird, wer man ist, was an dem Tag ansteht, was gestern war, wer Präsident der (noch) vereinigten Staaten ist, was man im letzten Sommer getan an, oder am letzten Wochenende, was man am nächsten Wochenende zu tun hat, wieso weshalb warum… aber dieser Bruchteil einer Sekunde zwischen „Frisch aufgewacht auf die Uhr geschaut“ und dem Tsunami der Erkenntnisse ob des eigenen Lebens, der ist schon klasse.
Wenn einem das noch in einem katzen- und juniorfreien Hotel passiert und dazu noch ein Frühstück im Preis inbegriffen ist, grenzt das schon sehr hart an Dekadenz. Einen Dämpfer bekommt das die Geschichte wiederum, wenn an einen ein Tisch voller russischer Monteure jubelnd im Frühstückssaal begrüßt, man sich erst wundert und verwundert zurück winkt und auch die Daumen nach oben streckt, dann die älteren Damen am Nachbartisch entdeckt, alle mit dem Trikot ihres Kegelvereins (Aufschrift: „Alle Neune – dann das Bild von Kegeln – gerne auch gleichzeitig“) bekleidet und die komplette Damenrrunde einen la-ola-mäßig zuzwinkert und plötzlich erste Erinnerungsfetzen zaghaft durch den zähen Nebel des hart erkämpften Vergessens durchdringen…
All das hatte ich nicht, weil ich ja schon früh im Bett war und zeitig geschlafen habe. Ich war um 6.30 Uhr beim Frühstück, die russischen Monteure ignorierten mich, die Kegeldamen schliefen wohl noch, alles gut.

So entspannt war ich schon lange nicht mehr am Morgen. Ich sollte viel öfter im Hotel schlafen – Verkehr hin oder her (wobei das jetzt auch wieder zweideutig klingt).

Eine Küchenparty nebst Wein-Domina

Küchenparty? Im ersten Moment denkt man da unweigerlich an seltsame Menschen und obskure Gestalten, aber es gibt ja heutzutage alles, warum also nicht ein Treffen von Küchenliebhabern in einer feierlichen Umgebung. Lauter Menschen, die ihr gemeinsames Faible für Küchen eint – man hört Sätze wie „Ja, wir sind jetzt schon seit 10 Jahren zusammen, da habe ich ihr mal neue Blenden gegönnt“, „Früher stand ich ja auch total auf Induktion, aber ich muss sagen: meine neue läuft mit Gas und ich war sofort Feuer und Flamme“, „Hab gerade erfahren, dass Michaels Küche weg ist. Selbstentzündung. Tragisch, sowas“ oder „Ich habe ja im Keller eine Zweitküche, aber pssst!“. Man zeigt sich Bilder von der Spüle und dem neuen Apothekerschrank („Ich war mir nicht sicher, wie die anderen Schränke reagieren, aber das harmoniert super“) und klammheimlich steckt man der lasziv lächelnden Mikrowelle drüben an den Steckdosen einen Zettel mit seiner Telefonnummer und einem hingekritzelten „Du machst mich heiß“ zwischen die Kühlrippen.

Tatsächlich ist eine „Küchenparty“ – zumindest die, auf der ich war – eine ziemlich coole Sache: ein Restaurant lädt sich Gäste ein, man sitzt tiefenentspannt bei einem Glas Wein am Tisch und harrt der Dinge, die da kommen. Irgendwann ist „Die Küche eröffnet“ und man begibt sich zur selbigen, um sich viele kleine Leckereien mitzunehmen, die man dann genießen darf. Die Portionen sind so, dass man von allem probieren kann und so hangelt man sich kulinarisch von einem Maronenschaumsüppchen, über einen lauwarmen Oktopus-Salat oder einer Garnele auf Tobinambur zu Hirschrücken, Perlhuhn und anderen Köstlichkeiten zu einem fulminanten Finale bestehend aus Zimtparfait und Mousse au Chocolat. Begleitet wird die Reise von tollen Weinen und am Ende warten diverse Brände (was ein bisschen fies ist, denn direkt neben dem Restaurant gab es im letzten Jahr tatsächlich einen Brand. Und was für einen! Beteiligt waren ein Bus, zwei Häuser und alles was an Feuerwehren in der näheren Umgebung zu haben war). Und so ganz nebenbei spielt noch eine großartige Band. Was will man mehr.

Der Wein kam von einem exzellenten Weingut aus Kroatien und er kam in Begleitung zweier Damen, die einem erklärten, dass das Wein ist, welche Farbe er hat und wieso er so toll ist wie er ist. Das waren für einen Wein-Dilettanten schon mich schon mal sehr wichtige und aussagekräftige Informationen, die man im Smalltalk immer mal wieder anbringen kann. „Dass ist Wein. Er ist rot. Es ist so toll, weil er gut schmeckt und im Süden ist mehr Sonne als im Norden, woher die Flüssigkeit aus dem anderen Glas kommt. Auch das ist Wein. Er ist weiß“. Und schwupp gilt man als Kenner der Materie.
Die eine der präsentierenden Damen hatte wenig bis keine Kenntnisse der deutschen Sprache, dafür ein adrettes rotes Kleid, ein nach außen hin streng wirkendes Wesen und eine dem kroatisch angehauchten Englisch einhergehende dominante Aura. Eigentlich bin ich kein Freund der gebrannten Köstlichkeiten, aber ich hatte Angst, nach ihrem „And now try this“ den dritten Schnaps abzulehnen. Insgeheim war ich aber auch froh, dass es „nur“ Schnaps war.

Auf jeden Fall kann ich diese Form von Küchenparty sehr empfehlen. Andererseits… der Gasgrill in deren Küche hatte schon was. Blöd nur, dass mein zugesteckter Zettel mit Telefonnummer und dem Spruch „Ich finde Dich heiß! Melde Dich bei mir!“ gleich verbrannte, als ich ihn dezent auf den Rost schob… War wohl nicht sein Typ. Selbst schuld. Gibt auch andere schöne Grills, die mein Gas wollen.

Schritt für Schritt – Meter für Meter

Affären, diese heiklen, verruchten und manchmal schmutzigen Dinger… bei mir ist es heute eine weniger: Das Software-Update für mein Diesel-Gefährt wurde eingespielt. Somit ist bei mir ab jetzt nichts mehr heikel, verrucht und vor allem nichts mehr schmutzig. Im Verkehr. Auf der Straße. Also im Straßenverkehr. Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin… Ach, Sie wissen, was ich meine…

Wo war ich? Ach so, ja. Die Software wurde also eingespielt. Denke ich mal, ich war nicht dabei. Ich habe das Auto zum vereinbarten Zeitpunkt abgegeben, es hieß, dass das Ganze so etwa eine halbe Stunde dauern würde, ich ging zum Bäcker gegenüber, holte mir ein belegtes Brötchen, lief zurück und sah den Typen, der meinen Autoschlüssel und die notwendigen Infos für das Update hatte an mir vorbei und in den Bäckerladen laufen, während mein Auto weiterhin auf dem Parkplatz stand. Soviel zum Thema halbe Stunde… das Updaten geht wahrscheinlich via Vorbeifahren an einem Bluetooth-Sensor, aber man hat dort halt Zeit. Hatte ich weniger, aber nun denn.
Nach 36 Minuten war mein Auto dann doch fertig – mitsamt Eintrag im Service-Heft, dass der Beschiss bei den Abgaswerten von höchster Stelle legitimiert wurde. Steht so nicht da, aber dem ist so. Wieso sollte nach dem Einspielen irgendeines Codes mein Auto plötzlich weniger Schadstoffe in die Luft pusten? Wenn das so einfach wäre, gäbe es einige Leute in öffentlichen Verkehrsmitteln, die man dringend zum Software-Update schicken sollte, um die Ausdünstungen runterzufahren. Oder pupsende und verdauende Babys? Die riechen nicht immer nach Lavendel. Kann man da auch ein Update einspielen und fertig ist es mit üblen Gerüchen? Oder Elefanten? Es gibt Unmengen an Leuten, die sich gerne einen Elefanten für den heimischen Garten holen würden, aber der strenge Geruch der Tiere schreckt sie ab. Kann man das nicht auch via Update einstellen? Es gibt so viele ander Beispiele, aber egal. Ich habe nun also die neueste Software und mein Auto stinkt nun nicht mehr, sondern sondert Elfenschweiß als Gas aus. Alle sind glücklich und mein größtes Problem werden fortan Horden von Veganern sein, die an meinem Auspuff schnüffeln, um diese exorbitant saubere Diesel-Luft zu erhaschen, die mein Auto seit dem Software-Update von sich gibt. Es sei ihnen gegönnt; sie sollten nur vorsichtig sein, wenn ich rückwärts fahre. Die Sensoren erfassen Hindernisse nur bis zu einer gewissen Höhe und wenn man zu demütig vor dem sauberen Diesel-Auspuff kauert, kann das böse enden. Man muss dann das Blut schnell von den Sensoren abwaschen, sonst bildet sich eine schmierige Schicht, die man fast nicht mehr wegbekommt. Und auch der Überfahrene hat sich sein Ableben sicher anders gewünscht. Immerhin war der letzte Geruch, den er roch, der von sauberem Diesel. Geht ja auch schlimmer. Abgestandenes Super-Benzin, geronnenes Blut der anderen Diesel-Jünger, die zu langsam waren…

Ich habe mir übrigens vorgenommen, auf den kommenden 500 Kilometern an Ampeln und im Stau immer mal wieder kräftig aufs Gas zu treten, damit mein Auto nicht übergangslos von Umweltschmutzfink zu hellweißem Sauberdiesel-Engel mutieren muss. Das soll sich da Schritt für Schritt dran gewöhnen. Oder heißt das bei Autos Meter für Meter? Man weiß es nicht.

Elternabend

Elternabend. Die Rache der Lehrer an den Leuten, die diese Monster erschaffen haben, mit denen sie sich das ganze Jahr rumärgern müssen. Manche der Anwesenden trifft es dann zu unrecht, aber vermeintliche Väter wissen ja auch nicht immer alles. Wäre ich einer dieser „Väter“, würde ich auch Schadensersatz wegen seelischer Grausamkeit in Millionenhöhe klagen, für die Stunden, die ich ungerechtfertigterweise bei Elternabenden zugebracht habe. Naja, mein Nachwuchs sieht sensationell gut aus und ist überaus charmant… den kann ich nicht leugnen – das ist definitiv meiner.
In so einem Elternabend sitzen üblicherweise zu 90 Prozent Eltern (oder eben besagte „Väter“), die ein schlechtes Gewissen hätten, wenn sie da nicht säßen. Und die wissen, dass diejenigen, die da waren über sie lästern würden, wären sie nicht da: „Keinerlei Interesse am Leben Ihres Kindes!“ „Rabeneltern“ „Ich hätte auch besseres zu tun, aber ICH bin hier“ „Vielleicht hat er rausgefunden, dass er nicht der Vater ist, aber trotzdem…“… somit ist man als Anwesender Teil der Lästernden. Man könnte Mitleid mit denen haben, die krankheitsbedingt nicht am Elternabend teilnehmen können, aber es gibt ja noch andere Tage für eine Erkältung, eine Grippe oder einen Schlaganfall. Selber schuld.
Die restlichen 10 Prozent der Eltern tragen übrigens dazu bei, dass ein Elternabend den Spaßfaktor einer Schachweltmeisterschaft hat. Da werden Fragen zu Themen gestellt, von denen ich vorher noch nie was gehört habe. Liegen die Lehrpläne irgendwo öffentlich, aber an einem schwer zugänglichen Ort aus und die haben sie da mit Macheten und unter schwersten Bedingungen durchgekämpft, um nun dieses gewisse Insiderwissen zu haben, das sie zu Fragen wie: „Bei den viereinhalb Stunden Prüfungszeit… ist das inklusive Vesperpause? Kevin-Jerome ist nämlich nur frischen Zupfsalat mit veganem Dressing und da blieben ihm nach der Zubereitung ja nur noch drei Minuten zum Essen und er darf nicht so schlingen, weil sonst wieder nachts der Pupsmann kommt und das ist ihm dann unangenehm…“ bewegt? Ich komme mir jedesmal wie der schlimmste Vater aller Zeiten vor, aber wahrscheinlich nicken meine Mitstreiter, also die anderen 90 Prozent, einfach nur, um zu signalisieren, dass sie genauestens wissen, worum es gerade geht – und das bei völliger Planlosigkeit. Ich schaue immer betreten auf das Notizbuch vor mir und tue so, als würde ich das alles mitschreiben. Mit den Zeichnungen, die in der Zeit entstanden, könnte man den Louvre vollkleistern.

Die Lehrer müssen dann noch was zur Klasse an sich sagen… tja… was sollen sie da sagen. Mal angenommen, man ist Tierpfleger und hat so ein richtiges Arschlochlöwenkind. Das ist schon doof. Weiter angenommen, es sind mehrere Arschlochlöwenkinder. Noch doofer. Nun ist ein Treffen, bei dem die Eltern dieser ganzen Arschlochlöwenkinder versammelt sind und der Tierpfleger spricht zu ihnen. Der Tierpfleger ist zufällig Dr. Dolittle und es ist kein Zaun zwischen Löweneltern und dem Tierpfleger, der mit Tieren sprechen kann… ich gehe mal davon aus, dass der Tierpfleger die Arschlochlöwenkinder auch nicht als verhaltensauffällig und Psychos bezeichnen würde, sondern es mit „wilder Meute“, „aufgeweckten Tierchen“ und „arbeitsintensiven Individuen“ umschreiben würde. Wie immer das in Löwensprache klänge. Ich erinnere mich an „aufgeweckte Klasse“ an einem der letzten Elternabende. Andererseits kann der Lehrer ja auch nicht vor die Eltern treten und Dinge loslassen wie:

Liebe Eltern,

tun sie mir einen Gefallen: machen sie das nicht mehr. Also dieses Sexdingens. Das ist echt schief gegangen. Ich weiß, ein paar von ihnen hatten das vorher schon mal und die Kinder waren ok, aber diesmal. Puh. Das muss nicht nochmal sein. Passen die da bitte auf und sparen sie nicht am falschen Ende. Zwei Kondome verschiedener Marken zum Beispiel. Fühlt sich vielleicht etwas komisch an, aber es gibt immer mal wieder Fehler in der Produktion und je sicherer je besser. Oder warum nicht Abstinenz? Wenn man so in die Runde schaut, sollte das doch nicht so schwer sein. Aber egal wie: bitte nicht nochmal so eine Klasse!

Sowas kommt nie, also kann es ja auch nicht so schlimm sein. Oder Dr. Dolittle hat erkannt, dass es auch schon gefährlich ist, wenn nur 10 Prozent der Anwesenden blutrünstige Killerlöwen sind, weil die anderen 90 Prozent der Löwen nur nickend daneben sitzen würden, wenn es zur Sache ginge.

In der Küche steht ein Schuhkarton mit einem Schneidebrett darauf

In meiner Küche steht ein Schuhkarton und zwar jener der die ziemlich teuren Schuhe enthielt. Normalerweise nehme ich die Kartons nicht mit, in diesem Fall habe ich es aber getan. Wahrscheinlich in weiser Voraussicht. Nun steht eben jener Karton also in meiner Küche. An der einen Frontseite habe ich unten ein kleines Quadrat ausgeschnitten und nach außen geklappt. Das sieht nun so ein bisschen aus wie eine Zugbrücke (nur ohne Ketten. Und ohne Wassergraben. Man kann es ja auch übertreiben) und dient tatsächlich als Eingang. Ich hatte überlegt, ob ich nicht tatsächlich „EINGANG“ darüber schreibe, aber das kam mir ein bisschen seltsam vor. Auf dem Karton liegt ein Schneidebrett, das nur eine Funktion hat: es soll den Karton beschweren und ihn mittels Schwerkraft am Boden fixieren. Das geht ganz gut und ist mir recht: extra Löcher durch die Fliesen zu bohren, kam mir übertrieben vor. Im Inneren des Kartons ist nicht viel: ein Aufkleber mit der Kontrollnummer des Aufsehers der Nähfabrik, wo die Schuhe hergestellt wurden und ein bisschen Speck. Letzteres befestigt an der aktivierten und zum Morden bereiten Mausefalle.

Es gibt ja wirklich komische Leute. Wer ab und zu nach draußen geht und sich die Menschen anschaut, wird mir recht geben. Deshalb ist es gar nicht so abwegig, davon auszugehen, dass man eine/r sich eine Mausefalle in einem durch ein Schneidebrett beschwerten Schuhkarton in die Küche stellt, weil sie/er das total schick findet. So einer bin ich nicht. Bei mir liegt es daran, dass in der Küche eine Maus unterwegs ist und ich das nicht möchte. Zu einem persönlichen Gespräch war sie nicht bereit, ganz im Gegenteil: bei unserer ersten und bisher einzigen Begegnung war ihre Reaktion auf mein (zugegebenermaßen wenig subtil) vorgebrachtes „AAAAAAAHHHHHHHH“ die Flucht – dummerweise hinter die Blende eines Schranks. Dort ist sie (hoffentlich) immer noch. Schön wäre, wenn ihr nächster Ausflug sie in den Schuhkarton führen würde. Der Speck ist lecker, ich hatte den auch im Grünkohl und das war vorzüglich. Ich hoffe, das Thema hat sich bald erledigt.

Bleibt die Frage, wie die Maus überhaupt hier hereinkam. Wer X-Men II gesehen hat, weiß schon um die eine… nämlich: es handelt sich um eine Mutantenmaus. Bei X-Men II gab es „Nightcrawler“, einen Mutanten, der sich durch Türen und Wände teleportieren konnte. Einfach so und er hinterließ nur eine bunte Dampfwolke (Mutantenpups wahrscheinlich). Gegen diese These spricht, dass die Maus nicht blau war und sie panisch geflüchtet ist, anstatt sich sonstwohin zu teleportieren. Das finde ich beruhigend, denn noch schlimmer als eine Maus in der Küche ist eine Mutantenmaus. Andererseits: cool wäre das schon…
Eventuell habe ich es auch mit einer Einbrechermaus zu tun, die ich bei einem Bruch erwischt habe. Glaube ich aber auch nicht; die hatte kein Werkzeug, keine Tasche, nichts dabei. Wüsste auch nicht, was hier Klauenswertes für eine Maus wäre, außerdem leben hier im Haus ja auch – und somit kommt der wahrscheinliche Grund, weshalb hier eine Maus ist – zwei wuschelige Monster, die von Natur aus nicht gut auf Mäuse zu sprechen sind. Ich hege deshalb den Verdacht, dass eine der Katzendamen die Maus ins Haus geschleppt, nicht aufgepasst hat und die Maus entkommen ließ. Natürlich kommt von den Ladies diesbezüglich keine Info; sie wundern sich nur, weshalb die Türen zur Küche zu sind und sie im Wohnzimmer frühstücken, lunchen und dinieren müssen. Stört sie aber nicht weiter, Essenskultur ist Katzen nicht unbedingt gegeben und wenn man ihr Futter sieht und riecht, ist einem klar, dass es damit bei dem Zeug auch nicht verwunderlich ist.

Jetzt hoffe ich nur, dass die Maus sich bald in den Schuhkarton begibt und die Falle zuschlägt. Falls nicht, habe ich es mit einer Vegetariermaus zu tun oder sie ist unterm Schrank an einem Herzschlag gestorben, nachdem sie mich gesehen hatte. Das würde ich dann aber fast persönlich nehmen…

Aber ein Nachtisch muss süß sein …mimimimi

Morgen ist es endlich soweit: es gibt Grünkohl. Leider nur aus dem Glas, weil es im Laden keinen frischen gab, aber für einen ersten Versuch sollte das auch ok sein. So spare ich mir schon das Gehäksle und Geschnipple und habe fertig geschredderten Grünkohl, den ich nur noch aufwärmen muss. Natürlich wird er noch mit Speck und Zwiebeln gepimpt und natürlich kommen auch noch Würstchen rein. Im Original sind das Pinkel und das ist wohl auch der Grund, warum ich das als Kind niemals gegessen hätte. Wer gibt einer Wurst denn so einen ekligen Namen? Ist doch klar, dass da viele keine Lust drauf haben (Andererseits… bei uns gibt es einen speziellen Namen für Schupfnudeln und der ist auch nicht wirklich schön: Buwespitzle – also der Penis eines kleinen Jungen. Das hat mich als Kind allerdings keineswegs abgeschreckt und ich habe mir die Teile reingezogen als gäbe es kein Morgen. Wäre vielleicht auch mal eine interessante Anekdote für meinen Psychiater, andererseits. Buwespitzle, zwanghaftes Verschlingen… er könnte eventuell falsche Schlüsse ziehen. Ich lass das lieber). Mittlerweile bin ich ja älter und ein harter Bursche und ich hätte es probiert, nur: es gibt im Supermarkt nichts namens Pinkel. Zumindest nicht in der Wurst- und Fleischwarenabteilung und wenn es das irgendwo anders in dem Laden gibt, will ich das nicht wissen. Ich habe dann Mettenden genommen, weil ich mich dunkel erinnere gelesen zu haben, dass das auch geht. Die Autokorrektur macht aus Mettenden übrigens „Rettenden“. Das ist einerseits lustig, andererseits lese ich mir die Zutatenliste der Mettenden vielleicht lieber doch nicht durch. Der günstige Preis war eh verdächtig…

Sohnemann hatte noch nie Grünkohl und ich habe jetzt schon seinen Gesichtsausdruck vor Augen, wenn den ersten Hauch davon in nur via Mikroskop nachweisbarer Menge auf den Löffel und diesen dann Richtung Mund führt. Er wird darauf achten, dass der Löffel die Zunge auf gar keinen Fall berührt, aber alleine die Aura dieses My an Grünkohl, wird seine Geschmacksnerven in negative Schwingungen versetzen und ergo wird es ihm nicht schmecken. Keine Ahnung, was diese modernen Erziehungsratgeber in diesen Momenten raten, aber ich mache einen auf „Mein Vater, der Arsch“ und Sohnemann muss essen. Meinetwegen nicht alles, aber mehr als eine Messerspitze auf jeden Fall. Ein guter Trick, den ich bisher noch nicht angewandt habe: Versprechen, dass es Nachttisch gibt, wenn er zumindest mal diesen eh nur halb gefüllten Teller voll mit leckerem Grünkohl und Pi… äh, toller Wurst. Könnte funktionieren und ich wüsste kein Gesetz, dass besagt, dass eine Knoblauchzehe nicht als Nachtisch durchgeht. Die darf er dann lutschen, wenns geklappt hat. Könnte aber wetten, dass es dann schon wieder Gezicke gibt, aber dann wäre ich nicht so: er dürfte sich etwas Zucker drüber streuen, wenn das mit dem „Aber ein Nachtisch muss süß sein!“-Gejammere losgeht.

Schnurren + Wickie und die starken Männer… ein Drama

Meine Katzendamen und ich sind uns in vielem sehr ähnlich. Ok, es sind Mädels, beide kastriert (ja, das heißt wohl auch da so. Ich weiß nicht mehr wieso, das Thema war mir zu sensibel, um mich eingehender damit zu befassen, geschweige denn mir die Details merken zu wollen), sie haben Haare an Stellen, wo ich zum Glück keine oder zumindest sehr wenige habe, dafür sind ihre Haare kuscheliger (bei mir nur an manchen Stellen der Fall… nein, da nicht). Die Zwei schlafen die meiste Zeit, treiben sich viel draußen rum, zicken sich mit den Nachbarskatzen und haben fressen Dinge, bei denen mir schon schlecht wird, wenn sie ihnen in eine Schüssel kippe. Aber bis auf diese Kleinigkeiten sind wir uns sehr ähnlich. Ich habe mich nur mehr im Griff. Ich würde mich ja auch liebend gerne bei Leuten auf den Schoß werfen, die ich mag, aber da käme ich wahrscheinlich ein kleines bisschen wunderlich rüber und außerdem befürchte ich schwerste Knochenbrüche, wenn ich meinen nicht unbedingt elfengleichen Körper auf einen anderen werfe. Oder dieses Schnurren, wenn einem etwas gefällt. Hab das einmal probiert, aber war dann auch nicht recht man sagte mir, das wirke unsexy bei einem Mann, ich solle mich bitte wieder anziehen, meine Wickie und die starken Männer-Unterhose* nicht vergessen und nach Hause gehen. Seitdem schnurre ich nur noch innerlich oder höchstens mal ganz ganz leise, dass es wie ein dezentes Schnarchen wirkt. Bei letzterem muss man aufpassen, da kam nämlich auch schon mal ein „Bist Du etwa eingeschlafen????“

Die Katzendamen und ich sind also bis auf Kleinigkeiten wie unterschiedliche Behaarung, verschiedene Geschlechter, kastriert ja/nein und Schnurrmöglichkeiten dann doch wie Pech und Schwefel, eine Einheit, unzertrennlich und quasi #teamkatzmensch. Zumindest war das bis vorhin so. Jetzt gerade sind die Mädels draußen, schauen ziemlich sauer rein und möchten, dass ich sie reinlasse, was ich aber nicht tue, denn sie sollen wie sonst auch die Katzenklappe benutzen. Tun sie aber nicht, weil ich dieser wieder Leben eingehaucht habe. In den letzten Tagen fiel mir nämlich auf, dass ein männlicher Katzenzeitgenosse hier drin war und meinte, ein Revier zu markieren, das aber tatsächlich gar nicht seins ist. Also so wie ich auf so ziemlich jeder Straßenkerwe im Umkreis, aber das hat jetzt damit rein gar nichts zu tun. Jedenfalls nervt mich diese Markiererei. Das ist aber wieder mal so typisch Macho-Depp. Würde Mister Cat hier reinkommen, auf der Couch chillen, bisschen was futtern… alles kein Problem, aber nein: der Idiot meint, er muss hier einen auf Proll machen. Damit hat es sich nun aber, denn der Eingang ins Paradies ist ab jetzt nur noch den Engeln, aka meinen Mädels vorbehalten. Die Beiden sind gechipt, die Klappe erkennt sie und öffnet sich. Allen anderen ist ab sofort der Zugang verwehrt.
Nun kennen meine Beiden das ganze noch nicht so wirklich und erschrecken, wenn der Stift, der die Tür verschließt mit einem „Klack“ im Gehäuse verschwindet. Und nach 5 Sekunden wieder mit einem „Klack“ ausfährt. Das ist ihnen noch höchst suspekt und sie trauen der Sache nicht. Deshalb sind sie vor der Tür und erwarten von mir, dass ich aufmache. Was ich nicht tue und ich spüre wie sekündlich der Hass in den Beiden größer wird. Wenn sie es dann doch endlich kapieren, dass dieses „Klack“ nichts Schlimmes ist und sie endlich hier drin sein, werde ich wahrscheinlich erstmal für ein paar Stunden ignoriert. Oder mit einem richtig bösen Blick bestraft. Alternativ schmieden die Zwei ein Komplott und ich werde die schlimmste Nacht meines Lebens haben. Man, bzw. ich werde sehen. Die zweite Möglichkeit wäre, dass die Mädels nie wieder hier reinkommen und sich ein neues Zuhause suchen, wo man einfacher reinkommt. Aber nachdem die halbe Katzennachbarschaft hier bei uns zu Gast war, sehe ich da keine Gefahr: denen scheint es bei sich zuhause nicht so gefallen zu haben wie hier.

* Im Nachhinein muss ich zugeben, dass die Wahl der Unterwäsche war für ein Date nicht ideal war. Ich habe jetzt Iron Man-Unterwäsche – passt ja auch viel besser zu diesem Anlass.

PS4, GTA5, C64 und Martin Shkreli (dieser fiese Kerl)

Im Wohnzimmer steht eine Playstation 4, daneben liegen zwei Controller. Die PS4 ist nicht angeschlossen und die Controller schreien nach einer Ladung Strom, die sie aber gerade nicht kriegen. Als Playstation hat man es also auch nicht unbedingt leicht.

Ich komme aus einer der ersten Generationen, die mit Computerspielen aufgewachsen ist. Ich erinnere mich noch an PONG von Atari, bei dem man einen Balken mittels Drehregler am Fernseher hoch- und runterbewegen konnte, in der Hoffnung einen Klotz zu treffen, der sich hin- und her bewegte. Das war dann „Tennis“ und entschied sich zu „Fußball“ nur durch den Kreis, der bei „Fußball“ noch mittig auf der vertikalen Linie in der Mitte des Bildschirms lag. Das Spielprinzip war gleich. Später kam dann der C64 und mit ihm die Klassiker wie Pacman, Donkey Kong, Jumpman, und und und.
Alles in allem kann man schwerlich behaupten, dass ich nicht computerspielaffin wäre, aber irgendwann rutschte ich dann doch aus der Szene. Eigentlich schon, als mein Bruder mit so Kram wie „Bundesliga Manager“ und ähnlichem kam. Das hat sich mir, ähnlich wie SIMS und Strategiespiele nie erschlossen. Aber man muss ja auch nicht jeden Mist mitmachen oder gar mögen – dann hätte ich Modern Talking CDs im Regal, würde wegen einem Zungenpiercing lispeln und hätte Hunderte von toten Tamagotchis rumliegen, bei denen mittlerweile neben dem Tamagotchi auch die Batterie tot wäre und auf den Boden suppen würde. Braucht keiner. Jedenfalls war ich dann viele Jahre clean was Computerspiele betrifft, aber wie das bei Männern in der Midlife Crisis so ist… das reichen die Erinnerungen an den alten C64, es muss was Neues, was Frisches her und siehe da: der Saturnprospekt verspricht Abhilfe (bin schon froh, dass an dem Tag nicht die Badischen Neuesten Nachrichten mit den komischen Telefonnummern auf den vorletzten Seiten ins Haus flatterte): eine Playstation 4, inklusive zweitem Controller plus GTA 5. Letzteres musste ich erstmal googeln: es geht um Autos klauen, durch die Gegend brettern und Musik dabei hören. Dazwischen die eine oder andere Mission. Also alles wie gehabt, nur diesmal vorm Fernseher sitzend.

Die Grafik bei diesen modernen Dingern ist atemberaubend – vor allem, wenn man es direkt mit dem C64 vergleicht. Als Teenie fand man zwar selbst da die aus gefühlt quadratmetergroßen Damen bei „Strip Poker“ hocherotisch, aber wie gesagt: Teeniezeiten. Da hatte man ja auch quasi was mit dem Sitz im Bus, wenn es mal über Kopfsteinpflaster ging. Die Grafik der Playstation ist dagegen in vielen Belangen recht nah an der Realität (Hm, gibts eigentlich Strip Poker für die PS4? Ich frage für einen Freund). Dafür sind die Spiele aber auch um einiges komplizierter. Hatte man früher einen Joystick mit zwei Knöpfen, besteht ein modernen Controller eigentlich nur noch aus Bedienfeldern. Vorne, hinten, oben, unten und seitlich. Eventuell passiert sogar was, wenn man drauf pustet, aber das habe ich noch nicht getestet. Ich muss gestehen: das überfordert mich alles. Wer soll sich denn bitte die ganzen Knöpfe merken können und dann auch noch welcher Knopf in Kombination mit einem anderen, die Tür zur Toilette aufmacht, damit der Held des Spiels mal aufs Klo kann (A + A -> Tastenkombi)? Ich vermisse Donkey Kong, wo es nur einen Knopf brauchte oder Pacman, der sogar völlig ohne auskam. Aber nun denn: man kann den Fortschritt nicht stoppen und deshalb gibt es jetzt Spiele, für die man eine mehrjährige Ninja-Ausbildung zur korrekten Bedienung aller Knöpfe braucht – oder Teenie ist… der Junior hatte das nämlich intuitiv und sofort im Griff und fuhr den geklauten Wagen mal auf die Schnelle zum korrekten Zielort und vermöbelte währenddessen noch den einen oder anderen Passanten. Da er noch keinen Führerschein hat, gehe ich davon aus (und hoffe es inständig), dass er das nicht deshalb so gut kann, weil er es im „Real Life“ ständig so macht. Jedenfalls verschmolzen Sohnemann und Controller zu einer Einheit, während er die Straßen von Los Alamos unsicher und diverse Typen zur Schnecke machte.

Martin Shkreli muss man nicht unbedingt persönlich kennen. Der Typ hat ziemlich viel Geld und ist ein A…loch vor dem Herrn, was meistens eine unschöne Kombination ist – so auch in diesem Fall. Martin Shkreli hat sich zum Beispiel die Rechte an einem Medikament gesichert, das bei Patienten mit HIV/Aids eingesetzt wird und den Preis von knapp 14 auf 750 Dollar hochgesetzt. Juristisch völlig ok, aus ethischer Sicht eher nicht. Eine andere Aktion war die Ersteigerung eines Wu Tang Clan Albums, das es nur einmal gibt und es seitdem unter Verschluss zu halten. Er hat auch keine Lust, das Album den Fans zugänglich zu machen. Ich denke man merkt schon: der Knabe ist nicht wirklich darauf aus, sich Freunde zu machen. Bestimmt hat er auch seine guten Seiten, nur zeigt er die nicht. Ich weiß nicht, ob Martin Shkreli Kinder hat, aber hätte er einen Sohn, wäre er garantiert so skrupellos, diesem den Zugang zur Playstation 4 zu verwehren. Einfach so, oder vielleicht auch, um sich an seinem Sohn zu rächen, weil der viel besser bei GTA5 ist als er selbst. So ein Typ ist dieser Martin Shkreli. Kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen, dass es solche Leute gibt, aber es gibt sie. Furchtbar.

Helikopter, Stau und Opelfahrer im hormonellen Überschwang

Auf der Autobahn im Feierabendverkehr unterwegs zu sein ist des Masochisten größtes Glück. Da ich keiner bin, ist es für mich eher nervig. Aber was will man machen. Selbst mit Stau hier und Stau dort, bleibt es meistens der schnellste und kürzeste Weg von A nach B. Oder von C nach D. Oder von V nach P. Oder von… ach, lassen wir das. Jedenfalls ist es rein physikalisch oft der kürzeste, gefühlt oft der schnellste und meistens auch der schlaueste Weg. Es sei denn, man hat einen eigenen Helikopter. So wieder Typ aus der Ecke von Karlsruhe, der Bohrmaschinen verkauft hat, die es nie gab. Der flog täglich mit dem privaten Hubschrauber von der Villa außerhalb in die Firma ein. Coole Sache. Viel zu tun hatte er ja dort wahrscheinlich auch nicht – wie auch: die Maschinen gab es ja nicht – also flog er mittags schon wieder weiter. Wahrscheinlich nach Bonn (damals noch), wo sich etwas Öl vom Rotor wischte… das brauchte er, damit es nicht so weh tat, wenn die Politikprominenz ihm ihn den… aber egal.
Ich habe keinen Helikopter – es scheitert einzig und allein an der Landemöglichkeit – also muss ich irgendwie anders von A nach B, von C nach D oder von V nach P kommen. Wenn es irgendwie möglich ist und Sinn macht, nutze ich dafür die Bahn. Entgegen allen Gemeckers allerorten kann ich trotz vieler Bahnfahrten wenig Negatives gehen die Bahn vorbringen. Die Verspätungen hielten sich in Grenzen (bzw. gab es meistens nicht), es war selten dreckig (klar liegen da mal Krümel auf dem Tisch, aber die kann man ja dezent zum Nachbarn rüberpusten) und ich fand es jedesmal um Welten entspannter, als die Strecke mit dem Auto herunterzutuckern.

Aber manchmal geht es einfach nicht anders. So wie heute. Die Anfahrt am Morgen war ja noch ok. Der Unfall bei der Ausfahrt Bruchsal tangierte mich wenig, weil Unfall rechts, ich links, LKWs wichen auf die Mitte aus. Alles gut. Im Rückspiegel war auch keine gewaltige Explosion mit Feuerball und durch die Luft fliegende Dinge zu sehen – scheint also glimpflich abgelaufen zu sein. Der übliche Stau an der Stelle, wo es von Drei- auf Zweispurig wechselt: geschenkt. Das panische Hin und Her rund um Leonberg ist zwar nervig, aber der 200er Puls geht spätestens im Engelbergtunnel wieder runter. Für die Rückfahrt waren schon verheißungsvolle 6 Kilometer Stau angekündigt, aber nun denn. Das ist eben jene drei- auf zweispurige Stelle, wo es auch bei der Hinfahrt schon zickte. Wo es immer zickt. Tatsächlich waren es wohl ein paar Kilometer weniger und es lief auch einigermaßen, wenn auch zähflüssig.
Wer in der Fahrschule war, kennt es bestimmt noch: das Reissverschlusseinfädelverfahren, kurz Reissverschlussverfahren. Das Prinzip ist relativ einfach: Links, rechts, links, rechts usw. Man fädelt sich hintereinander ein und so werden aus zwei Fahrbahnen eine. Sollte auch einigermaßen reibungslos verlaufen – wenn man es nicht mit sexuell unterforderten, hormonell aufgereizten und von Neid gepeinigten Typen in Opel-Kombis zu tun hat, die der Meinung sind, man möchte ihnen ihren verkehrsrechtlich zugeteilten Platz (was nicht stimmt! Reissverschluss- nicht Klettverschlussverfahren!) gewaltsam wegnehmen und deshalb Stoßstange an Stoßstange press an ihrem Vordermann fahren, damit noch nicht mal ein Nummernschild, geschweige denn ich, geschweige denn ich plus Auto dazwischen passen würde. Tja, was macht man da? Nicht viel. Man reiht sich eben dahinter ein, nimmt das Handy und macht ein paar Fotos mit Blitz, damit der Trottel sich wundert und sich fragt, warum der Typ, den er gerade so dumm abgedrängt hat Fotos macht. Vielleicht wird er dann auch nervös, wobei… als Opel-Fahrer? Eher nicht, da kennt man schon alles. Dann legt man das Handy zur Seite, fährt noch ein paar Meter im zähflüssigen Verkehr hinter dem tollen Hecht her … dann fährt man rüber auf die rechte Spur und überholt. Im Kopf dabei die zwei Tassen, die sich anzicken und ein leises „Immer einmal mehr als Du“ auf den Lippen.

Noch ein Grund, warum ich neben der fehlenden Landemöglichkeit keinen Helikopter habe: solche Momente würde ich dann auch verpassen und wie schade wäre das denn. Obwohl: wer weiß, was da oben in der Luft zwischen den ganzen Piloten abgeht… vielleicht will man das aber auch gar nicht wissen. Aber zum Glück baut Opel ja weder Flugzeuge noch Helikopter. Naja, Autos ja auch nicht wirklich…