Im Wohnzimmer steht eine Playstation 4, daneben liegen zwei Controller. Die PS4 ist nicht angeschlossen und die Controller schreien nach einer Ladung Strom, die sie aber gerade nicht kriegen. Als Playstation hat man es also auch nicht unbedingt leicht.
Ich komme aus einer der ersten Generationen, die mit Computerspielen aufgewachsen ist. Ich erinnere mich noch an PONG von Atari, bei dem man einen Balken mittels Drehregler am Fernseher hoch- und runterbewegen konnte, in der Hoffnung einen Klotz zu treffen, der sich hin- und her bewegte. Das war dann „Tennis“ und entschied sich zu „Fußball“ nur durch den Kreis, der bei „Fußball“ noch mittig auf der vertikalen Linie in der Mitte des Bildschirms lag. Das Spielprinzip war gleich. Später kam dann der C64 und mit ihm die Klassiker wie Pacman, Donkey Kong, Jumpman, und und und.
Alles in allem kann man schwerlich behaupten, dass ich nicht computerspielaffin wäre, aber irgendwann rutschte ich dann doch aus der Szene. Eigentlich schon, als mein Bruder mit so Kram wie „Bundesliga Manager“ und ähnlichem kam. Das hat sich mir, ähnlich wie SIMS und Strategiespiele nie erschlossen. Aber man muss ja auch nicht jeden Mist mitmachen oder gar mögen – dann hätte ich Modern Talking CDs im Regal, würde wegen einem Zungenpiercing lispeln und hätte Hunderte von toten Tamagotchis rumliegen, bei denen mittlerweile neben dem Tamagotchi auch die Batterie tot wäre und auf den Boden suppen würde. Braucht keiner. Jedenfalls war ich dann viele Jahre clean was Computerspiele betrifft, aber wie das bei Männern in der Midlife Crisis so ist… das reichen die Erinnerungen an den alten C64, es muss was Neues, was Frisches her und siehe da: der Saturnprospekt verspricht Abhilfe (bin schon froh, dass an dem Tag nicht die Badischen Neuesten Nachrichten mit den komischen Telefonnummern auf den vorletzten Seiten ins Haus flatterte): eine Playstation 4, inklusive zweitem Controller plus GTA 5. Letzteres musste ich erstmal googeln: es geht um Autos klauen, durch die Gegend brettern und Musik dabei hören. Dazwischen die eine oder andere Mission. Also alles wie gehabt, nur diesmal vorm Fernseher sitzend.
Die Grafik bei diesen modernen Dingern ist atemberaubend – vor allem, wenn man es direkt mit dem C64 vergleicht. Als Teenie fand man zwar selbst da die aus gefühlt quadratmetergroßen Damen bei „Strip Poker“ hocherotisch, aber wie gesagt: Teeniezeiten. Da hatte man ja auch quasi was mit dem Sitz im Bus, wenn es mal über Kopfsteinpflaster ging. Die Grafik der Playstation ist dagegen in vielen Belangen recht nah an der Realität (Hm, gibts eigentlich Strip Poker für die PS4? Ich frage für einen Freund). Dafür sind die Spiele aber auch um einiges komplizierter. Hatte man früher einen Joystick mit zwei Knöpfen, besteht ein modernen Controller eigentlich nur noch aus Bedienfeldern. Vorne, hinten, oben, unten und seitlich. Eventuell passiert sogar was, wenn man drauf pustet, aber das habe ich noch nicht getestet. Ich muss gestehen: das überfordert mich alles. Wer soll sich denn bitte die ganzen Knöpfe merken können und dann auch noch welcher Knopf in Kombination mit einem anderen, die Tür zur Toilette aufmacht, damit der Held des Spiels mal aufs Klo kann (A + A -> Tastenkombi)? Ich vermisse Donkey Kong, wo es nur einen Knopf brauchte oder Pacman, der sogar völlig ohne auskam. Aber nun denn: man kann den Fortschritt nicht stoppen und deshalb gibt es jetzt Spiele, für die man eine mehrjährige Ninja-Ausbildung zur korrekten Bedienung aller Knöpfe braucht – oder Teenie ist… der Junior hatte das nämlich intuitiv und sofort im Griff und fuhr den geklauten Wagen mal auf die Schnelle zum korrekten Zielort und vermöbelte währenddessen noch den einen oder anderen Passanten. Da er noch keinen Führerschein hat, gehe ich davon aus (und hoffe es inständig), dass er das nicht deshalb so gut kann, weil er es im „Real Life“ ständig so macht. Jedenfalls verschmolzen Sohnemann und Controller zu einer Einheit, während er die Straßen von Los Alamos unsicher und diverse Typen zur Schnecke machte.
Martin Shkreli muss man nicht unbedingt persönlich kennen. Der Typ hat ziemlich viel Geld und ist ein A…loch vor dem Herrn, was meistens eine unschöne Kombination ist – so auch in diesem Fall. Martin Shkreli hat sich zum Beispiel die Rechte an einem Medikament gesichert, das bei Patienten mit HIV/Aids eingesetzt wird und den Preis von knapp 14 auf 750 Dollar hochgesetzt. Juristisch völlig ok, aus ethischer Sicht eher nicht. Eine andere Aktion war die Ersteigerung eines Wu Tang Clan Albums, das es nur einmal gibt und es seitdem unter Verschluss zu halten. Er hat auch keine Lust, das Album den Fans zugänglich zu machen. Ich denke man merkt schon: der Knabe ist nicht wirklich darauf aus, sich Freunde zu machen. Bestimmt hat er auch seine guten Seiten, nur zeigt er die nicht. Ich weiß nicht, ob Martin Shkreli Kinder hat, aber hätte er einen Sohn, wäre er garantiert so skrupellos, diesem den Zugang zur Playstation 4 zu verwehren. Einfach so, oder vielleicht auch, um sich an seinem Sohn zu rächen, weil der viel besser bei GTA5 ist als er selbst. So ein Typ ist dieser Martin Shkreli. Kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen, dass es solche Leute gibt, aber es gibt sie. Furchtbar.