Humorlose, titeldiskriminierte Personen sind oft latent aggressiv

Bei der Zahnärztin meines Vertrauens gibt es nun drei Damen vom Fach, wobei die Praxis weiterhin nur unter dem Namen der Oberchefin firmiert. Kennt man ja von Anwaltskanzleien: da steht auch der Obercheffegründeranwalt nebst den ersten Partnern auf dem Firmenschild, obwohl der Obercheffegründeranwalt schon die Würmer und Maulwürfe verklagt, die an seinem Sarg nagen, während die Partner der ersten Stunde überlegen, ob sich eine neue Robe überhaupt noch lohnt. Die Damenriege an der Zahnfront ist aber durch die Bank noch in den besten Jahren. Meine neue (kleine theatralische Pause, damit bei den richtigen Leuten ein „Wie? Neue?“ durch die Gehirnwindungen rattert, aber dann gehts gleich weiter und schwupp geht der Adrenalinspiegel wieder runter) Zahnärztin ist zum Beispiel noch sehr jung. Ich dachte zuerst, das wäre eine Praktikantin, die halt mal ein bisschen in die Patientenmünder schauen darf, damit ihr nicht zu langweilig wird, bis sie am Nachmittag wieder von den Eltern abgeholt wird. Entsprechend nervös wurde ich, als sie sich dieses spitze Dingens griff, mit dem einem die Dentalsadisten immer ins Zahnfleisch piksen. Da aber eine MTA dabei war, die mir eifrig den Angstsabber aus dem Mundraum saugte, war schließlich auch mir klar, dass die junge Dame wusste, was sie da tat. Dem war auch so.

Zwei der Damen bei der Zahnärztin meines Vertrauens (bei der ich – obwohl ihr Namen auf dem Schild prangt – noch nie behandelt wurde) sind „Dr.“, die andere ist „ZÄ“, was ich in bester Sherlock-Holmes-Manier als eine Abkürzung für „Zahnärztin“ erkannt habe. Hm. Warum gibt es da zwei „Dr.“ und nur eine „ZÄ“? Ist „Dr.“ besser als „ZÄ“ und wenn ja: wieso? Und wenn nein: wieso nicht? Wieso macht eine „ZÄ“ den „Dr.“? Ok, Frauen sind eitel und ein „Dr.“ vor dem Namen macht schlank, während ein „ZÄ“… keine Ahnung, was das „ZÄ“ macht, aber bestimmt irgendwas Böses, Schlimmes und Negatives, was andere Frauen tuscheln lässt.

„Hast Du die XY gesehen?“
„Jaaaa. Dieses ZÄ…. furchtbar!“
„Dabei ist das eigentlich eine Hübsche. Hach, aber naja, kann ja nicht jeder ‚Dr.‘“
„Nein, leider“ *lautseufz*

So ist das mit „Dr.“ und „ZÄ“. Und eigentlich ist ja eh klar, welche der drei Damen das große Los, sprich mich gezogen hat, oder? Jetzt muss ich mich jedesmal wenn ich dort bin zusammenreissen, um nicht zu fragen, warum sie „ZÄ“ ist und nicht „Dr.“. Womöglich hat das einen Grund, den sie bisher ganz gut verdrängte. Irgendwie befürchte ich, dass dieser Grund – sollte es einen geben – nicht mit positiven Erinnerungen behaftet ist und die Nachfrage diesbezüglich auch entsprechend nicht-positive Reaktionen auslösen könnte. Was doof ist, wenn die titeldiskriminierte Person humoristisch Hemisphären von mir entfernt (sie hat diesen Witz bis heute nicht kapiert: „Hatte Sex mit einer Zahnärztin – auf Amalgam sie“…), mit diversen Gerätschaften in meinem Mundraum beschäftigt und – wie titeldiskriminierte Personen halt so sind – latent aggressiv ist. Als ob das die Schuld meines Zahnfleischs oder meiner offen liegenden Zahnhälse wäre. Und da bringen mir auch mannigfaltig vorgetragene Entschuldigungen nichts: ein zerstörter Mundraum ist ein zerstörter Mundraum und meiner sieht eh schon aus wie Berlin Ende 45. Da muss man nicht noch mehr Öl ins Feuer, sprich Odol in den Rachen werfen. Zu manchen Leuten könnte man nach so einem Streit Brücken bauen, aber das sind dann wahrscheinlich tatsächlich die „Dr.“ und nicht die „ZÄ“. Also alles nicht so ganz einfach.

Heftig, so ein Mini-Triathlon

Heute stand viel Sport auf dem Programm, deshalb gab es als Belohnung auch eine Pizza. Der Sport beinhaltete einen Mini-Triathlon: 8 Kilometer Laufen, 30 Kilometer Radfahren, Duschen (geht ja irgendwie auch als Schwimmen durch, wenn man es lange genug macht). Dummerweise regnete es in Strömen und der Mini-Triathlon fiel bis auf Schwimmen (also Duschen) im wahrsten Sinne ins Wasser (sogar das Duschen). Da ich ja aber nichts fürs Wetter kann und es somit nicht an mir lag, dass aus dem Sport nichts wurde, habe ich mir trotzdem eine Pizza gegönnt. Ich gehe davon aus, dass die Kalorien des ausgefallenen Mini-Triathlons wegen höherer Gewalt trotzdem von meinem Körper verbrannt wurden – deshalb war das völlig ok.

Ich hatte eine „Vier Jahreszeiten“, also eine Pizza belegt mit Salami, Schinken, Pilzen und Paprika. Sollte ich jemals bei Günter Jauchs „Wer wird Millionär“ sitzen und gefragt werden, welche der Beläge welche Jahreszeit darstellt… ich müsste passen. Und ich wüsste auch nicht, wen ich diesbezüglich anrufen sollte. Ich gehe mal davon aus, dass nichtmal die Leute aus der Pizzeria das wissen. Außerdem heißt die „Vier Jahreszeiten“ in der Pizzeria hier am Ort noch nicht mal „Vier Jahreszeiten“, sondern „Vivaldi“. Clever gemacht: so hebt man sich von den ganzen Pizzalieferbutzen ab und bietet ein Alleinstellungsmerkmal. Funktioniert hier in unseren Gefilden. Im Asiatischen gibt es auch öfter Gerichte namens „Vivaldi“, aber das ist dort für die Leute mit Hundefleischunverträglichkeit, beinhaltet stattdessen Hühnchen, Rind oder sonst etwas, aber keinen Hund und wird auch anders geschrieben. Glaube ich.

Manchmal steigen Schuhe im Preis und 2015 hatte ich da echt Glück…

Heute das Wetter ausgenutzt und in die Stadt zum Shoppen gefahren. Es regnete in Strömen – da sollte man doch meinen, dass zumindest ein großer Teil der Shoppingwütigen zuhause bleibt. Wahrscheinlich war dem auch so und stattdessen war die Stadt bevölkert, von Leuten, die shoppen hassen, sich aber dachten, dass bei dem Mistwetter weniger los ist. Es gibt sehr viele Menschen, die nicht gerne shoppen: die Stadt war voll.

Zuerst wollte ich mit der S-Bahn fahren, aber 7,20 Euro einfach??? Die sind doch nicht ganz dicht. Dafür parke ich bis Dienstag Mittag direkt am Bahnhof. Nicht, dass ich so lange dort parken wollte, aber so ein Erlebnis ist S-Bahnfahren in unseren Gefilden nun auch nicht, als dass es mir 14,40 Euro wert gewesen wäre. In New York erlebt man auf so einer Fahrt wenigstens ab und an was und dort ist es auch noch wesentlich günstiger. Letzteres liegt aber wohl eher daran, dass die Amis mit den deutschen „Wabensystemen“ heillos überfordert wären. Da würden die Zugführer ja reihenweise von frustrierten, aber nach „Amendement 2“ bewaffneten und sich des Wabensystem erwehrenden weißen Vollblutamerikanern erschossen – wenn es farbige Zugführer sind sogar noch bevor man einen Blick auf den Ticketautomaten geworfen hat („Hey, das war Selbstverteidigung! Jeder der siebzehn Schüsse. Oh, übrigens… ich brauche ein Ticket nach Uptown… können sie mir da helfen?“). Weil man also die Zugführer schützen möchte, zahlt man in New York nur einmal: man steigt ein und irgendwann aus, fertig. Wenn man nur eine Station fährt: doof. Wenn man bis Coney Island raus möchte, ist es dafür sehr günstig. Man zahlt weniger als von mir aus nach Mannheim. Und hat weniger Unterhaltung: bei uns sind nicht allzuviele Freaks in der S-Bahn unterwegs… die trifft man dann alle in Mannheim.
Ich bin also nicht S-Bahn, sondern mit dem Auto gefahren – im Schlepptau den ewigen Quell der Freude, das Lachen des Morgens, des Mittags und des Abends, der wahrgewordene Wikipedia-Eintrag von „Frohgemut“: den Junior, der Einkaufen sogar noch mehr hasst als ich, aber neue Schuhe und etwas Oberbekleidung braucht. Was kann einen regnerischen Tag in einer völlig von mies gelaunten Anti-Shoppern bevölkerten Stadt noch schöner machen, als ein mies-gelaunter shopping-hassender Sohn? Ich weiß es nicht, aber ich bin mir auch nicht sicher, ob es noch steigerungsfähig gewesen wäre…

Der Junior braucht Schuhe. Zu meiner Zeit hieß das: ab zum Regal mit den Salamder-Schuhe, links dran vorbei zu den Billig-Schuhen, die noch feucht waren von der Gerbsäure. Bezüglich Farbe war ich relativ frei, solange es eher dunkel und somit weniger schmutzanfällig war. Schuhe anprobiert, obligatorischen Daumen an Zehen drücken zwecks Größencheck, passt, fertig. Kasse, Lurchi-Heft mit in die Tüte, Abgang.

Ich weiß nicht, was in der Zwischenzeit passiert ist… oder wem man die Schuld geben kann… den Ballerspielen eher nicht, aber das Fernsehen habe ich schwer im Verdacht… jedenfalls hat man heutzutage mit einem 15-jährigen Balg eine Diva an der Backe, gegen die Joan Collins oder Mariah Carey wie Mutter Theresa wirkten. Selbst Schuhe kaufen dürfte mit den beiden einfacher gewesen sein. Aber immerhin hatten diese Diven Geld, also war es egal, was die Schuhe kosteten. Mir ist das nicht egal und ich sehe es auch nicht ein, einem Heranwachsenden Designertreter um die Füße legen zu lassen, die nach einem halben Jahr eh wieder zu klein sind. Also gab es diesbezüglich schon im Vorfeld eine Ansprache meinerseits, was die Lage mit der Aussicht auf Regen und Shopping nicht unbedingt positiv beeinflusste. Doppelt dumm nur, wenn man nach einer Stunde zähem Kampf endlich zwei Paar Schuhe (ein Paar für die Halle, ein Paar für den täglichen Gang zur Schule und zurück ins Ghetto und Sonstiges) für das Heimkind in Spe hat, aber plötzlich Schuhe für sich selbst entdeckt, für die man die nächsten zwei Weihnachtsfeste plus Ostern saussen lassen würde – was auch preislich in etwa in die Richtung tendiert.

Zum Glück möchte der Junior ungern mit mir zusammen gesehen werden – auch nicht an der Kasse – weshalb ich der Dame an eben jener unauffällig einen Zehner zustecken und sie somit überreden konnte, das Preisschild auf dem Karton mit einem sehr viel, sehr sehr sehr viel günstigeren Preisschild zu überkleben. Jetzt muss ich nur noch den Router so einstellen, dass man nach diesen Schuhen nicht googeln kann – oder man dabei auf irgendwelchen chinesischen Zalando-Seiten landet… jedenfalls darf der wahre Preis nie bekannt werden, sonst habe ich beim nächsten Mal ein ernsthaftes Argumentationsproblem. Die Nummer mit „Echt? Die sind so im Preis gestiegen? Juhuuu, ich bin reich!“-Nummer klappt nach 2015 sicher nicht ein zweites Mal.

Erziehung (der Papafeuerwehrmann und sein Speziallöschwasser)

Erziehung. Das ist bei Hunden nicht ganz einfach, bei Katzen nahezu unmöglich und bei Goldfischen extrem schwierig. Jedenfalls bei den Goldfischen, die ich so kenne. Der einzige Befehl, auf den die reagieren ist „Bleib unter Wasser!“. Alles andere prallt ohne Reaktion an ihnen ab. Kinder sollten dagegen relativ einfach zu erziehen sein. Sie verstehen ab einem gewissen Alter so halbwegs, was man von ihnen verlangt und wenn man es clever anstellt, tun sie das Gewünschte auch tatsächlich. Klar muss man als Erziehungsberechtigter aktiv mitarbeiten: Bierkästen nicht zu hoch stellen zum Beispiel, damit das Kind dran kommt, wenn man sagt: „Und wie holt man dem Papafeuerwehrmann sein Speziallöschwasser?“. Keine zweideutigen Begriffe benutzen: „Klappe!“ kann zum einen bedeuten, dass das Kind doch bitte mal ruhig sein möge, oder aber auch der dezente Hinweis auf den Ort an Krankenhäusern, wo Kinder hinkommen, die das Speziallöschwasser vom Papafeuerwehrmann haben fallen lassen (ab einem gewissen Alter kapieren die Knirpse dann aber, dass diese Klappen nur für Babys genutzt werden. Sollte der Nachwuchs zum ersten Mal einen Verdacht diesbezüglich äußern: einfach mit ihr/ihm hinfahren und nachmessen, ob es größentechnisch noch ginge. So gewinnt man ein bisschen Zeit). Wie soll das Kind das unterscheiden? Sauberkeit, auch eine wichtige Sache, die gelernt werden will. Klar riecht so eine volle Windel, vor allem ab dem dritten Tag, wenn wirklich nichts mehr reinpasst – aber spätestens dann sollte doch auch das Kind merken, dass da was nicht stimmt und sich der Sache annehmen. Klar knicken Eltern da manchmal ein, entfernen die Windel und stecken das Kind in die Waschmaschine, aber das ist der falsche Weg. In vielerlei Hinsicht.

Erziehung ist also auch bei Kindern nicht einfach (wenn auch einfacher als bei Goldfischen), aber bei mir ist die Sache ja zum Glück bald überstanden. Der Junior wird demnächst Sechzehn – ab da sind die Jugendgerichte und -gefängnisse zuständig und ich raus aus der Nummer. Wird schon eine Umstellung. Vor allem, weil der Papafeuerwehrmann sein Speziallöschwasser dann selbst holen muss.

Haarige Sachen und Fieberthermometer

Bei türkischen Frisören gibt es als Serviceleistung oft noch das Ausbrennen der Ohrhaare, also der Haare, die im Ohr vor sich hinwachsen und irgendwann nach außen wuchern. Live erlebt habe ich das noch nicht (weshalb man sich auch nicht sicher sein sollte, ob das mein Echthaar ist oder ob ich nur die Ohrhaare über den Kopf kämme), aber bei den Videobeiträgen, die ich zu dem Thema gesehen habe, war das so, dass da ein glühender Holzstab am Ohreingang herumgewirbelt und ins Ohr gepustet wurde. Die Ohrhaargeplagten wirkten nicht so, als wäre das mit einem heftigen Schmerz verbunden. Vielleicht war das aber auch ein SM-Ohrhaarentfernungsstudio, es tut höllisch weh und die Leute auf dem Stuhl lächelten deshalb so selig. Bitte, mein Herr, brenne mir die Ohrhaare ab und mach es so, dass es richtig weh tut…. Man weiß es nicht und ich noch weniger.

Ich habe tatsächlich zwei Nasenhaarschneider, wovon ich einen zum Ohrhaarschneiden zweckentfremdet habe. Einen für beides war mir zu wenig; wobei ich beide natürlich nach jedem Gebrauch gründlich reinige – es wäre also ok, drei Tage nach der Ohrwildwuchsentfernung das Gerät zum Durchforsten des Nasenhaardschungels zu benutzen, denn: das Gerät wäre in einem astreinen, gepflegten Zustand, aber zu wissen, dass es vorher in diversen (in meinem Fall zwei) Ohren gewütet hat… das ist so ähnlich wie bei Fieberthermometern – also den traditionellen auf Quecksilberbasis, nicht den neuen High-Tech-Dinger, die man nur in die Nähe legen muss und sie messen Temperatur, Fruchtbarkeit und Blutzuckerspiegel aller Personen im Umkreis von drei Metern. Die Old-School-Thermometer hat man erstmal geschüttelt, damit das Quecksilber sich am Boden sammelte. Dann wurde der Thermometer platziert. Entweder unter die Zunge oder unter den Arm, was bei Erwachsenen wohl ganz gut funktionierte. Bei kleinen Kindern wars dann an komplett anderer Stelle.
Nun hatte man als Erwachsener mit Kleinkindern im häuslichen Umfeld nur ein Thermometer im Badezimmerschrank. Für alle. Dann ist die Überlegung schon, ob man sich das unter die Zunge legt… die Alternative wäre, die Kleinkind-Variante zu nehmen. Schwere Entscheidung. Ich hab das Ding dann immer dick in Toilettenpapier gewickelt und unter den Arm geklemmt. Bis zur Entwicklung der Ohrmessthermometer hatte ich nie Fieber – zumindest kein messbares.

Ich komme darauf, weil ich letztens beim Einkaufen einen Mann vor mir hatte, der von Ohrhaartrimmen offensichtlich noch nie gehört hat (wie auch: durch diese Haarpracht drang kein Ton) und am gleichen Abend kam ein Film, in dem ein Feuerwerfer zum Einsatz kam… und irgendwie fielen mir da die türkischen Frisöre und ihre Serviceleistungen ein. Manchmal denkt man eben verschwurbelt und absurd. Also andere. Ich ja nie.

Lächeln, Brüste und X-Men-Vollkornbrot

Heute mittag im großen Supermarkt einkaufen gewesen und prompt von einer sehr jungen Frau angelächelt worden. Auch wenn man es im ersten Moment vielleicht nicht glaubt, aber ich bin schüchtern und habe den Blick gesenkt und auf die Brüste gestarrt… sie fragte: „Guten Tag, was darf es sein?“ und ich sagte: „Auf jeden Fall Brüste. Also die hier“ und deutete auf das Fleisch in der Auslage, das ich schon die ganze Zeit anstarrte. Nun schaffte ich es auch endlich, den Blick zu heben. Sie lächelte weiterhin und hatte wirklich schöne Augen. War halt nur keine Sie, sondern ein sehr junger Mann mit einer eher weiblichen Stimme und einem androgynen Wesen. Immerhin hatte ich mich für die richtigen Brüste entschieden: an den Hähnchen war bedeutend mehr dran.

Ansonsten habe ich diesmal erstaunlich wenig vergessen. Ich war sogar in der Haushaltswarenabteilung, um zu schauen, ob die Bügelbrettersatzauflagen haben (und ob da auch der Spruch und die Nummer zur Service-Hotline draufstehen). Sie haben solche Auflagen, aber der Spruch stand nicht drauf – obwohl sogar die Hightech-Auflagen von Leifheit in den Niederlanden und somit wahrscheinlich im gleichen Werk wie die vom Markt hergestellt wurden. Man geht also davon aus, dass der Leifheit-Kunde des Überziehens mächtig ist, was ein gefährliches Denken ist, denn wüsste der Leifheit-Kunde, wie Überziehen korrekt vonstatten geht, hätte sie/er eventuell weniger zu bügeln und bräuchte keine Hightech-Auflage. Andererseits gilt auch hier wieder: solche Leute möchte man nicht in der Service-Hotline haben. Das könnte zu einer Grundsatzdiskussion ausarten, die auch persönliche und/oder religiöse Bereiche tangiert und das kann niemand wollen. Fehlte dieser Welt gerade noch: die Bügelbrettersatzauflagen-Kriege im Jahre 2017/18. Wäre mir peinlich, wenn so ein Krieg in meinen Lebenszyklus fiele.
Vergessen habe ich aber tatsächlich „Leicht & Cross“, und diese Vollkornbrotboxen, gefüllt mit jeweils zwei Scheiben einzelverpackten Vollkornbrotscheiben verschiedenster Machart. Wobei „Zwei Scheiben einzelverpackt“ ja auch irgendwie Unsinn ist, aber wie heißt das sonst? Es sind jedenfalls immer zwei Scheiben zusammen eingepackt und tummeln sich dann im Duett mit vielen anderen Doppel-Scheiben in einem großen Karton. Da sind dann „Sonnenkorn“, neben „Roggen“, „Leinsamen“ und so weiter in einer großen Box.
Hm. Wahrscheinlich hatte man Angst, dass es zu einer ungewollten Mutation kommt, wenn die alle offen in einer Verpackung zusammen sind. Sonnenroggen, Pumpersamen, Leinkorn und solche Kandidaten. Die X-Men unter den Vollkornbroten. Deshalb wurde alles sortenrein voneinander getrennt verpackt und gelagert. Das wiederum hat was von Rassentrennung und das kann ich natürlich keinesfalls gutheißen. Anderseits… X-Men-Vollkornbrot… bei meinem Glück erwische ich die Sorte, die zu Marmor mutiert ist…
Ich schreibe morgen einen Brief an die Vollkornbrotrechtsorganistation. Die sollen sich der Sache mal annehmen.

Bis dahin erfreue ich mich der Tatsache, dass ich nach der Aktion an der Fleischtheke nochmal angelächelt wurde. Diesmal war es an der Dame, mich die ganze Zeit anzustarren.
Das ist aber wohl so, dass einem das bei Schaufensterpuppen so vorkommt, als würden ihre Blicke einen verfolgen…

Kürbisse

Kürbisse. Sie haben kein einfaches Leben, seit es einen Präsidenten gibt, der aussieht wie sie und auch geistig auf einem gleichen Level weilt und auch vorher war der Kürbis nicht unbedingt auf dem Olymp der Gemüse. Er hat ja auch nur eine kurze Schaffensperiode; dass die ausgerechnet auf die Zeit rund um Halloween fällt, ist doppelt doof. So kommen nun also die Leute, rammen dem armen Kürbis ein Messer in den Kopf, höhlen ihn aus und als wäre das noch nicht genug, werden auch noch Augen, Mund und Nase in den verbliebenen Rest des Kürbisses geschlitzt und – die Perversion nimmt kein Ende – eine Kerze hineingestellt, damit auch jeder sieht, was dem armen Ding angetan wurde. So steht die Kürbisleiche makaber illuminiert auf der Straße und zeigt der Welt ihr grotesk entstelltes Äußeres. Furchtbar.

Dann gibt es da noch die sogenannten „Zierkürbisse“. Die haben Pickel, Ausbuchtungen, Wucherungen… der feuchte Traum eines jeden Hautarztes… wäre es ein Mensch. Sind ja aber nur Kürbisse. „Zierkürbisse“. Zier ist hier der blanke Hohn und weil man die kleinen Dinger nicht aushöhlen kann (wie will man den Schmodder aus all diesen Furchen kriegen?), wird das hässliche Etwas direkt auf die Anrichte, den Küchenschrank oder – soll ja jeder sehen, wie übel das ist – direkt auf den Wohnzimmertisch. So sitzt man dann da, blickt mitleidig auf den „Zierkürbis“ und hofft, dass er die Blicke nicht wahrnimmt – aber alle schauen. Von jeder Seite. Der Kürbis kann die nicht vorhandenen Augen gar nicht so sehr verschließen, wie es nötig wäre, um die Schmach zu verdrängen. Und insgeheim wünscht er sich, er wäre wie sein Cousin. So ein großer oranger Kürbis. Ein kurzer Schnitt am Kopf und den ganzen anderen Mist mit Aushöhlen und Kerze und so kriegt man gar nicht mehr mit…

Und wie es der Zufall so will, kommt in dem Moment eine WhatsApp von seinem Cousin aus Japan: „Hi, ich bin es, Hokkaido. Bin gerade auf einer Kreuzfahrt in einem Frachter nach Europa. Vielleicht sehen wir uns. Wäre super. Lass schon mal heißes Wasser ein. Mit einem Schuss Kürbiskernöl.“

Bürokratrie meets Evolution

Heute der finale Tag: der berühmte Sauerkrautmarkt geht langsam zu Ende und die Spiele ruhen bis zum nächsten Jahr. Am heutigen Montag war nochmal so ein richtiger Markttag und es wurden Dinge feilgeboten, von denen ich nicht mal wusste, dass sie existieren. Bügelbrettbezüge zum Beispiel. Ich dachte immer, so ein Bügelbrett kommt am Stück und wird gekauft wie gesehen. Dass der Bezug austauschbar ist, wäre mir nie eingefallen (so schnell outet man sich als Nichtbügler), ist er aber.
Diese Austauschbezüge sind übrigens auffallend hässlich und ich wollte den Verkäufer schon fragen, wie man denn drauf sein muss, sich solche Dessin-Auswüchse crackrauchender Möchtegerndesigner mit soziopathischen Grundzügen und akuter Dehydration käuflich zu erwerben, als ich D. (D. heißt natürlich nicht wirklich D., aber ich glaube, die würde nicht wollen, dass ich hier Daniela schreibe, also nenne ich sie mal D.) sah, die sich gerade eine dieser wirklich sehr schönen Bezüge kaufte.

Auf der Plastikverpackung des Bügelbrettaustauschbezugs mit dem Dessin eines im tiefen Wald in der Ukraine versteckten Sanatorium für die wirklich unheilbar geistig Kranken inhaftierten wirklich unheilbaren geistig Kranken gestalteten (wer es bis hierher geschafft hat: Glückwunsch! Sie haben einen Kurztrip zu einem in einem tiefen Wald in der Ukraine versteckten Sanatorium für die wirklich geistig Kranken gewonnen. Nur Hinfahrt) standen viele Werbesprüche wie „Toller Bügelbrettaustauschbezug“, „Einfache Handhabung“, „Für alle gängigen Größen“ und so weiter. Und im Kleingedruckten stand noch, dass man im Falle von Problemen beim Aufziehen des „für alle gängige Größen“ und „einfach handhabbaren“ Bügelbrettaustauschbezugs die Servicehotline anrufen könne und zwar zum sensationellen Preis von 42Ct/min. (Erreichbar von 9-17 Uhr).
Mal angenommen, man kauft sich ein Bügelbrettaustauschbezug mit fragwürdigem Dessin, steht vor dem Bügelbrett mit dem alten ranzigen Bezug und fragt sich, wie man nun den alten Bezug weg und den neuen drauf bekommt und weiterhin angenommen, man stößt dabei auf nennenswerte Problem – Probleme, die es nötig machen, die Bügelbrettaustauschhotline anzurufen… also wenn das mal passiert… wäre es da nicht mal zu hinterfragen, warum diese Leute mit einem Gerät herumhantieren dürfen, dass heiß wird, wenn man es ans Stromnetz anschließt und einschaltet?
Ginge es nach Darwin, wäre es ok, aber diese Bügelbrettbezüge sind aus schwer brennbarem Material und entsprechend gering ist der Lerneffekt. Bürokratrie meets Evolution.

Bei mir ist alles Natur

Junge Mädchen und extrovertierte männliche Youtuber (aka „Mädchen“) färben sich die Haare grau, finden das total cool und sehen dabei sehr seltsam aus. Und ich? Ich juble und feiere diesen Trend, denn: ohne auch nur den Hauch Ahnung zu haben bin ich total in. Weder L’Oreal, Wella oder Schwarzkopf haben dazu beigetragen, dass ich diese neue Trendfarbe trage – das war einzig allein ich, diverse Jobs, einige Frauen und der Sohnemann – aber keine Chemie. Also keine, die man hier öffentlich nennen sollte.

Schwarzkopf als Markenname für ein Haarfärbeprodukt ist ja auch irgendwie – sagen wir einseitig. Gibt ja auch andere Farben, die die im Sortiment haben und ich gehe auch davon aus, dass diese Haarfärbemittel nicht nur dunkelhäutige Menschen gedacht waren. Da hat wahrscheinlich das Marketingteam nicht weit genug gedacht, als sie dereinst neben Marmelade der Marke „Schwartau“ auch Pflegeprodukte auf den Markt bringen wollten und das „au“ am Ende durch ein „zkopf“ ersetzten. Keine Ahnung, wer auf diese Idee kam – clever war das nicht, wie sich jetzt herausstellt.

Wie gesagt: ich brauche das nicht, bei mir ist alles Natur. Helle, steingraue Natur. Wie bei den jungen Gören, nur dass die komisch riechen. Ok, ich vielleicht auch, aber auch hier gilt: das ist alles Natur!

Bad putzen – die elfte oder zwölfte biblische Plage

Zehn ist eine tolle Zahl. Sie kommt direkt nach der Neun und läutet die Elf quasi ein. Es ist die erste der zweistelligen Zahlen, sieht aus wie der Anfang von irgendwas Binärem, aber ätschibätch, dem ist nicht so und gerade ist die Zehn auch noch. Großartig. Was will man mehr. Und weil die Zehn eine so wunderschöne Zahl ist, hat man sie als perfekt zur Nummerierung der biblischen Plagen angesehen. Und sie wird gerne für Ratings bei diversen RTL-Sendungen („Die zehn besten/schnellsten/heftigsten/schönsten/emotionalsten/…) genommen – was den biblischen Plagen in nichts nachsteht. Genau genommen müssten diese RTL-Sendungen Teil der zehn biblischen Plagen sein, aber irgendwie waren Stechmücken dann doch releavanter.

Auch nicht in die Top Ten der biblischen Plagen hat es „die Frau“ geschafft. Da hatten sie immer große Klappen, die Bibelschreiber, aber als jeweiligen Frauen dann lasen, dass auch sie Teil davon waren, gab es ein paar auf die Ohren, Sexentzug und wochenlang nur vegetarische Kost und schwupp war „Finsternis“ plötzlich eine Plage und „die Frau“ völlig unbehelligt (super Wortspiel übrigens. Unbehelligt! Un-be-hell-igt. Unbehelligt. Finsternis. Und so. Seufz. Mein ja nur).
Das war vielleicht nicht die feine englische Art der Finsternis gegenüber, die zwar so emo-mäßig düster rüberkommt, aber Plage,… egal. Frauen würde ich ja auch nicht per se als Plage bezeichnen, aber gewöhnungsbedürftig sind sie schon. Das birgt Hoffnung. Vielleicht gewöhne ich mich irgendwann dran. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Menschen ist so um 72 – da hätte ich noch ein bisschen Zeit zum dran gewöhnen… zum Beispiel an so Sachen wie das hier:

Entspanntes Szenario. Man(n) krault der Dame genüsslich über den Rücken, plötzlich vermeldet sie Durst. Man holt etwas zu trinken, krault weiter, es folgt zufriedenes Schnurren und Genießen. Dann plötzlich: die Dame muss mal Pipi. Sie kommt zurück, man krault weiter. Nach einer Weile verspürt die Dame Hunger, man(n) unterbricht das Kraulen und kocht schnell ein zehngängiges 5-Sterne-Menu bringt einen Teller mit dem besten, was der der Kühlschrank auf die Schnelle zu bieten hat. Sie futtert voller Inbrunst, während man(n) weiterkrault, sie hat plötzlich den Drang…

Laut Sherlock Holmes gibt es hier ein Muster und zwar Folgendes: auf Tat erfolgt Reaktion – ABER – mit nicht in direkter Reihenfolge. Siehe hier:

1. Kraulen
2. Durst
3. Schnurren (Reaktion auf 1.)
4. Pipi (Reaktion auf 2.)
5. Hunger
6. Kraulen
7. … Reaktion auf 5.

 

Wenn es dann noch Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder sonstige Problemen in der Richtung gibt, kommt noch eine zwölfte Plage hinzu. Wundert mich eh, dass es „Bad putzen“ nicht unter die Top Ten geschafft hat…