Bei der Zahnärztin meines Vertrauens gibt es nun drei Damen vom Fach, wobei die Praxis weiterhin nur unter dem Namen der Oberchefin firmiert. Kennt man ja von Anwaltskanzleien: da steht auch der Obercheffegründeranwalt nebst den ersten Partnern auf dem Firmenschild, obwohl der Obercheffegründeranwalt schon die Würmer und Maulwürfe verklagt, die an seinem Sarg nagen, während die Partner der ersten Stunde überlegen, ob sich eine neue Robe überhaupt noch lohnt. Die Damenriege an der Zahnfront ist aber durch die Bank noch in den besten Jahren. Meine neue (kleine theatralische Pause, damit bei den richtigen Leuten ein „Wie? Neue?“ durch die Gehirnwindungen rattert, aber dann gehts gleich weiter und schwupp geht der Adrenalinspiegel wieder runter) Zahnärztin ist zum Beispiel noch sehr jung. Ich dachte zuerst, das wäre eine Praktikantin, die halt mal ein bisschen in die Patientenmünder schauen darf, damit ihr nicht zu langweilig wird, bis sie am Nachmittag wieder von den Eltern abgeholt wird. Entsprechend nervös wurde ich, als sie sich dieses spitze Dingens griff, mit dem einem die Dentalsadisten immer ins Zahnfleisch piksen. Da aber eine MTA dabei war, die mir eifrig den Angstsabber aus dem Mundraum saugte, war schließlich auch mir klar, dass die junge Dame wusste, was sie da tat. Dem war auch so.
Zwei der Damen bei der Zahnärztin meines Vertrauens (bei der ich – obwohl ihr Namen auf dem Schild prangt – noch nie behandelt wurde) sind „Dr.“, die andere ist „ZÄ“, was ich in bester Sherlock-Holmes-Manier als eine Abkürzung für „Zahnärztin“ erkannt habe. Hm. Warum gibt es da zwei „Dr.“ und nur eine „ZÄ“? Ist „Dr.“ besser als „ZÄ“ und wenn ja: wieso? Und wenn nein: wieso nicht? Wieso macht eine „ZÄ“ den „Dr.“? Ok, Frauen sind eitel und ein „Dr.“ vor dem Namen macht schlank, während ein „ZÄ“… keine Ahnung, was das „ZÄ“ macht, aber bestimmt irgendwas Böses, Schlimmes und Negatives, was andere Frauen tuscheln lässt.
„Hast Du die XY gesehen?“
„Jaaaa. Dieses ZÄ…. furchtbar!“
„Dabei ist das eigentlich eine Hübsche. Hach, aber naja, kann ja nicht jeder ‚Dr.‘“
„Nein, leider“ *lautseufz*
So ist das mit „Dr.“ und „ZÄ“. Und eigentlich ist ja eh klar, welche der drei Damen das große Los, sprich mich gezogen hat, oder? Jetzt muss ich mich jedesmal wenn ich dort bin zusammenreissen, um nicht zu fragen, warum sie „ZÄ“ ist und nicht „Dr.“. Womöglich hat das einen Grund, den sie bisher ganz gut verdrängte. Irgendwie befürchte ich, dass dieser Grund – sollte es einen geben – nicht mit positiven Erinnerungen behaftet ist und die Nachfrage diesbezüglich auch entsprechend nicht-positive Reaktionen auslösen könnte. Was doof ist, wenn die titeldiskriminierte Person humoristisch Hemisphären von mir entfernt (sie hat diesen Witz bis heute nicht kapiert: „Hatte Sex mit einer Zahnärztin – auf Amalgam sie“…), mit diversen Gerätschaften in meinem Mundraum beschäftigt und – wie titeldiskriminierte Personen halt so sind – latent aggressiv ist. Als ob das die Schuld meines Zahnfleischs oder meiner offen liegenden Zahnhälse wäre. Und da bringen mir auch mannigfaltig vorgetragene Entschuldigungen nichts: ein zerstörter Mundraum ist ein zerstörter Mundraum und meiner sieht eh schon aus wie Berlin Ende 45. Da muss man nicht noch mehr Öl ins Feuer, sprich Odol in den Rachen werfen. Zu manchen Leuten könnte man nach so einem Streit Brücken bauen, aber das sind dann wahrscheinlich tatsächlich die „Dr.“ und nicht die „ZÄ“. Also alles nicht so ganz einfach.