Die ganze Prepper-Sache ging an mir vorbei. Ich hatte nie Unmengen an Nahrung in Dosen, Hefe oder Toilettenpapier in einem selbstgegrabenem Raum unter dem Garten deponiert und weil in Deutschland Schusswaffen auch nicht bei LIDL zu haben sind, habe ich im Gegensatz zu den richtig durchgeknallten Preppern in den USA auch keine nennenswerte Menge an Waffen hier im Haus. Bei der Hefe bin ich momentan ein bisschen neidisch, weil ich habe keine und werde somit in den nächsten Wochen kein Brot backen, was die nächsten Wochen nicht wirklich von den 80 Wochen davor unterscheidet. Gefühlt ist es aber tatsächlich ein Unterschied; der Drang ein Brot zu backen wächst mit jedem trockenhefelosen Einkauf.
Genauso wenig wie Prepper war ich je Planter. Keine Ahnung, ob es dieses Wort gibt, aber es geht darum, dass ich zwar Garten habe, aber solange der in relativ natürlichen Farben vor sich hinvegetiert, war bisher alles okay für mich. Ab und an hatte ich Hilfe und weiß nun grob, was man wachsen lassen kann und wo es Sinn macht, auch mal die Machete einzusetzen, aber grundsätzlich wäre ein Foto dieses Gartens ein chancenreicher Kandidat für das Foto an oberster Stelle beim Wikipedia-Eintrag zu „Wuchern“.
Irgendwann kam mir der Gedanke, dass man da ja auch mal etwas Struktur reinbringen könnte, also das Prinzip „wuchern“ beibehalten, aber vielleicht mal mit sinnvollen Pflanzen. Oder Kräutern. Gemüse! Wieso nicht auch Gemüse. So kam es zum Einzug der Hochbeete, die es zwar hier schön haben, aber es noch zu früh ist, sie mit Pflanzgut zu bestücken, denn die Bezeichnung „Du Pflänzchen!“ kommt nicht von ungefähr und bezieht sich auf die namensgebenden Kleinform besagter Pflanze und die Pflänzchenhaftigkeit derselben, was zu einem grammatikalischen Teufelskreis führt, der – wahrscheinlich – schuld an all dem Drama gerade ist. Der HNO-Arzt aus Sinsheim bereitet bestimmt gerade ein Video dazu vor (Corona 43 wird’s wohl werden – er ist ja so arg beschäftigt, der gute Mann, Retter der Welt und Gründungsmitglied einer neuen Partei. Derweil sterben rund um Sinsheim die Leute reihenweise an Heuschnupfen, weil der Facharzt für Schwindelanfälle für solche Kleinigkeiten keine Zeit mehr hat. Aber wie sagte schon Wendler: Egal).
Zu Anfang hatte ich noch ein ein „Frühbeet“ draußen, bzw. das habe ich immer noch, aber irgendwie klappt das nur so halb. Ich dachte, das geht um einiges schneller. Derweil warten die restlichen Pflanzensamen im Haus auf ihren Einsatz, der nicht kommt, weil die Hochbeetluschen nicht in die Hochbeetpuschen kommen. Also habe ich zusätzlich eine Indoor-Pflanzsession gestartet. Es sieht aus, wie in einer Kiffer-WG, wo jeder für den Eigenbedarf was anpflanzen möchte, nur ohne WG und dass es bei nicht Zucchini, Koriander, Basilikum und noch etwas ist, von dem der Zettel zu den Töpfchen verloren ging.
Stand jetzt haben wir also ein Wettrennen, wobei die Freizucht einen gewissen Vorsprung, aber halt auch kalte Nächte hat. Und richtig spannend wird es, wenn das Zeug mit dem verlorenen Zettel gewinnt. Hoffentlich erkennt man ansatzweise, was es ist. Zucchini und Paprika könnte ich ja noch unterscheiden, aber bei den Kräutern? Die gehen ja schon farblich eher in Richtung Einheitston.
Aber jetzt muss erstmal was wachsen. Alter Spruch aus Teenie-Zeiten und da war auch nicht immer der Bart gemeint.