Partyhochburg ecuadorianische Botschaft

Julian Asange wurde Vater. Zweimal. Und das in der Zeit, in der er in der ecuadorianischen Botschaft in London im Exil war. Ganze sieben Jahre war er dort. Eine lange Zeit, aber allzu langweilig scheint es ja nicht gewesen zu sein; für Beschäftigung war gesorgt, wie man nun weiß.

Die Mutter der Kinder ist eine Anwältin, die Assange in der Botschaft besucht hat und dabei habe sich eine starke intellektuelle und emotionale Bindung entwickelt. Da es zwei gemeinsame Kinder gibt, dürfte aber auch noch mehr im Spiel gewesen sein.

Gibt ja Leute, die den gewissen Kick brauchen und wenn der darin besteht, dass eine halbe ecuadorianische Botschaft einem beim Sex zuhört, sollte man diese Möglichkeit auf jeden Fall nutzen, wenn sie sich einem bietet; die Chancen dafür sind nicht allzu groß, andererseits… das älteste Kind ist nun ca. drei Jahre alt. Rechnen wir da mal die üblichen zehn Monate dazu und runden großzügig auf, wären wir bei vier Jahren, in denen eine Anwältin zwar schon im Sinne Assanges agierte, aber eben nicht juristisch (ob Handschellen im Spiel waren, weiß ich nicht, aber das ist auch in dem Zusammenhang ohne Belang). Vier Jahre, in denen eine Anwältin sich um die Freilassung ihres Mandanten hätte bemühen und die Termine in der Botschaft für eben diese Mission hätte nutzen können. Stattdessen gabs Ringelpietz mit Anfassen, zwar auf intellektueller und emotionaler Ebene, aber ohne finale Freiheit für Assange.

Verglichen mit der Situation für viele in der aktuellen Lage, hatte es Julian Assange in seinem Exil also anscheinend gar nicht so schlecht. Andererseits bin ich schon ganz froh, dass hier nicht ständig eine Anwältin aufkreuzt. Außerdem hätte ich bestimmt nicht das Glück, gleich nach Corona im Knast zu landen wie Assange und somit hätte ich dann zwei Blagen am Hals. Plus eine Anwältin. Grausamer Gedanke. Und überhaupt wohne ich ja auch nicht in einer ecuadorianischen Botschaft und somit hätte es sich ja auch dem Kick. Andererseits… gibt ja Skype und Zoom und so weiter. Auch so eine Erkenntnis in diesen Tagen, aber auch da will man vieles nicht ganz so genau wissen…

Zum Glück gibt es noch genügend 65-Zoll-Flachbildfernseher

Einkaufen in Zeiten von Corona… eine Tragödie. Man ist es ja gewohnt, dass alles im Überfluss vorhanden ist, umso mehr verwundern die teilweise nur schwach gefüllten, teils völlig leeren Regale. Kennt meine Generation ja nur noch von der Klassenfahrt nach Berlin mit dem Tagesausflug in den Osten – inkl. 20 Mark Zwangsumtausch. Mehl, Hefe und Toilettenpapier gabs damals aber drüben zur Genüge – im Gegensatz zu heute – und heute ist es nicht nur im ehemaligen Osten Mangelware.

Man fragt sich, wie die ganzen Bäckereien all die Jahre überleben konnten, wo doch Gott und die Welt – so scheint es zumindest – seit Jahr und Tag nichts anderes macht, als sein täglich Brot selbst im heimischen Ofen zu backen und deshalb nun die Ingredienzien hortet. Und da es ganz viele Leute mit Glutenunverträglichkeit gibt, ist auch das Toilettenpapier allerorten ausverkauft. Auf so einen Unverträglichkeitsdünnpfiff will man schließlich vorbereitet sein.

Nun ist bei mir der Drang nach Selbstgebackenem bisher nicht oder zumindest nur rudimentär zu spüren, aber trotzdem: würde ich beim Einkaufen an einem Regal vorbeikommen und stünde da zufällig ein Päckchen Hefe… ich würde es mitnehmen. Eventuell ließe ich mich sogar zum Mehldiebstahl aus dem Einkaufswagen einer abgelenkten Seniorin hinreissen. Und vielleicht würde ich mir beim Anblick einer vereinzelten Packung Toilettenpapier sogar den Weg freihusten, um selbige zu ergattern. Man weiß es nicht. Vor ein paar Wochen hätte ich noch voller Überzeugung gesagt, dass ich müde lächelnd, den Kopf mitleidig schüttelnd an diesen armseligen Menschen vorbeigehen würde, die sich da Mehl und Hefe und Toilettenpapier und ähnliches in Großgastronomie-Gebinden in den Wagen packen, weil ich ja auf keinen Fall einer dieser Hamsterkäufer wäre und schon gar nicht von so klischeemäßigen Hamsterkaufartikeln wie Mehl und Hefe und überhaupt ist mein Verdauungssystem top, aber auch nicht von Ehrgeiz zerfressen, weshalb mein Vorrat an Toilettenpapier durchaus noch eine Weile reichen würde.

Das war ich vor ein paar Wochen. Mittlerweile würde ich Desinfektionsspray für 15 Euro/50ml kaufen.

Die menschliche Psyche ist schon komisch. Da ignoriert man jahrelang solche Dinge, bzw. kauft halt mal Mehl und Hefe, weil man zu langsam war um sich bei der Mitbringliste für die Party bei Bier einzutragen und deshalb „was selber machen“ muss, aus den Tiefen des Internets dieses einigermaßen einfache Kuchenrezept herausfischt und dafür eben Mehl und Hefe braucht und dann steht der Rest davon ewig im Schrank. So einen kleinen Rest an Mehl habe ich tatsächlich noch da. Allerdings keine Hefe, was nicht weiter schlimm ist, denn aktuell sind ja auch keine Partys. Zumindest ist mir in letzter Zeit keine Liste untergekommen, wo Bier draufstand und dahinter ein Kreuzchen.

Jedenfalls habe ich kein nennenswertes Faible für Mehl oder Hefe und auch mein Verhältnis zu Toilettenpapier ist eher oberflächlich – obwohl wir uns schon sehr nahe kommen (den Witz mit „am Arsch vorbeigehen“ lasse ich jetzt mal aus). Trotzdem verspüre ich aufgrund des offensichtlichen Mangels dieser Artikel in der hiesigen Shopping-Landschaft eine plötzliche Begierde. Völlig absurd; ich habe nicht vor in nächster Zeit Kuchen oder Brot zu backen und wenn meine Verdauung nicht plötzlich hohldreht ist auch bezüglich Toilettenpapier alles im Lot.

Aber eigentlich muss ich ja froh sein, dass es keinen Mangel an 65 Zoll-Flachbildfernseher, riesigen Kühlschrank-Tiefkühlkombis mit Eiswürfelfunktion oder Einbauschrankwänden gibt. Gar nicht auszudenken, was wie das ins Geld gehen würde, wenn man sich jedesmal einen Fernseher, einen Kühlschrank oder eine Schrankwand mitnähme, wenn diese überraschend mal im Laden stünde. Von den Platzproblemen, die sich dadurch ergeben würden, gar nicht zu sprechen. Mehl, Hefe und Toilettenpapier kriegt man da schon leichter unter – so man es denn mal bekäme.

Kaffee im Glas

Auch der heutige Tag begann mit Aufwachen vor dem Wecker, dem Aufsetzen von Teewasser, während die Kaffeemaschine röchelnd das Glas befüllte. Ja, ich trinke den Kaffee aus einem Glas. Einem großen IKEA-Glas, dessen originäre Bestimmung sicher nicht als Behältnis für ein Heißgetränk zu dienen war, aber immerhin verrichtet es diesen ihm womöglich unliebsamen Dienst ohne nennenswertes Murren. „Made in Turkey“ steht auf dem Glas. Vielleicht mag Erdogan Kaffee so sehr, dass es als Präsidentenbeleidigung gilt, wenn man wegen einem Heißgetränks meckert. Vielleicht tuschelt man hinter vorgehaltener Hand von Geschirr-Gefängnissen, wo rebellische Tassen und Gläser landen, die der Meinung waren, zu cool für was Heißes zu sein. Eventuell gab es sogar schon Aufstände von Geschirr, aber die wurden zerschlagen und am Ende lag die Bewegung in Scherben. Wenn das alles stimmt, hat mein Glas davon gehört und erträgt deshalb stoisch, wenn ich sie unter den Ausguss stelle. Manchmal meine ich, ein leichtes Zittern zu spüren, aber das könnte auch ich sein – Kaffeeentzug und so. Alles in allem also ein tapferes Glas, was umso erstaunlicher ist, weil am Boden des Glases „Made in Italy“ steht. Ich habe gerade nachgeschaut und muss feststellen… hab ich wohl ob des Herstellungslandes geirrt. Italien ist es, nicht die Türkei. Also können die Geschirr-Gefängnisse eher nichts für die Devotheit meines Glases. Italien… hm… dann hat wahrscheinlich die Mafia ihre Finger im Spiel. Oder das Glas ist charakterlich einfach grundsätzlich eher der unterwürfige Typ. Oder steht auf Schmerz durch Heißgetränke – für diese Theorie spräche auch dieses quietschige Geräusch, wenn man es mit dem Rauschwamm bearbeitet. Ich will das alles aber auch gar nicht so genau wissen, sonst brauche ich bald ein anderes Gefäß für meinen morgendlichen Kaffee. Das wird dann auf jeden Fall eins aus einem Land, wo das Unterdrücken der freien Meinung bei Geschirr eine gewisse Tradition hat.

Die Kleinen durften das erste Mal nach draußen!

Was für Wetter! Strahlender Sonnenschein und dieses Frühsommer soll noch mindestens die nächste Woche anhalten. Höchste Zeit also, sich um den Garten zu kümmern. Gedanklich bin ich ja schon eine Weile soweit, aber bisher war den Temperaturen ja noch nicht so recht zu trauen. Nun scheint sich der Frost aber endgültig in sein Winterquartier zurückgezogen zu haben. Es kann also endlich losgehen.

Man ist ja nicht mehr der Jüngste und Bücken geht deshalb nur noch, wenn der Papst mal wieder unangekündigt vor der Tür steht – was zum Glück nicht allzu häufig passiert. Gartenarbeit ist aber auch oft wie eine schlechte Ehe: man verbringt viel Zeit auf den Knien und es geht nicht selten dreckig zu. Das muss aber nicht sein – zumindest bei der Gartenarbeit, denn es gibt schließlich: Hochbeete!

Noch drinnen und schüchtern

Zu Anfang waren sie noch ein bisschen schüchtern. Kein Wunder nach den vielen Wochen im LIDL-Lager, ganz alleine zwischen Toilettenpapier (gab es damals noch in rauen Mengen) und Dosenravioli. Immerhin waren sie zu zweit; das machte es leichter, sich gegen die Brechbohnen und Tellerlinsen zu behaupten. Trotzdem waren sie bestimmt froh, als sie endlich verladen wurden und ihr Weg sie in eine ungewisse, aber bestimmt bessere Zukunft führen sollte. Dieser Weg führte sie zu mir.
Wie man sieht, waren sie zu Anfang noch etwas schüchtern. Verständlich – sie waren drinnen. Eine für ihre Art ungewohnte und völlig ungeeignete Umgebung. Umso größer die Freude, als sich die Tür in die Freiheit – nach draußen – öffnete.

Erste Schritte ins Freie

Erste zaghafte Schritte in das Neue, das Unbekannte. Doch die Zurückhaltung sollte sich schnell legen und schon zogen die Zwei los und erkundeten die Umgebung.

Es gibt vieles zu entdecken

Alles wurde ausgiebig begutachtet, bestaunt und beschnüffelt. Für uns völlig normal und nichts Besonderes, für die Beiden etwas völlig neues: ein Baum!
Die erste Scheu war völlig verflogen und die zwei Jungbeete begannen herumzutollen und zu spielen.

Die wagemutigen Akrobaten

Das war ein wildes Herumgerenne und Getobe. Plötzlich kamen auch ungeahnte Talente zum Vorschein. Wer hätte gedacht, dass hier zwei Akrobaten zuhause sind?

Fußball spielen? Aber gerne!

Auch Fußball fanden sie ganz toll. Natürlich klappte nicht immer alles auf Anhieb und das Ganze wirkte etwas hölzern, aber der Spaß stand im Vordergrund und den hatten sie auf jeden Fall.

Na, na, na!

Fast ein bisschen zuviel Spaß, hier galt es schnell und energisch einzuschreiten.
Ich weiß nicht, woher sie solche Einfälle haben, aber man sollte vielleicht mal ein Auge aufs LIDL-Lager werfen. Ich habe da einen gewissen Verdacht. Ja, ich meine Euch „Hot & Spicy“-Chips!

Fall nicht runter, kleines Beet

Nach einem kurzen Kletterausflug konnte man ein lautes Grummeln hören: da hatte aber jemand Hunger! Zum Glück hatte ich mitgedacht und schon alles bereit gestellt.

Hmmm, lecker!
Na, wer wird denn gleich so gierig sein

Frische Luft macht wirklich hungrig; kein Wunder haben die Zwei so richtig zugelangt.

Pappsatt

Ein voller Bauch nach einem Tag voller Spiel, Spaß und Neuigkeiten, die es zu entdecken galt… da wird ein junges Hochbeet natürlich müde. Also schön brav aufgereiht, noch eine kurze Gutenacht-Geschichte (Ihre Lieblingsgeschichte ist „Hans und die Bohnenranke“, mit den Zauberbohnen) und dann wird geschlafen.

Gute Nacht

Gute Nacht, ihr kleinen Racker. Schlaft gut und träumt was Schönes.

Zwei kleine Virologen

Es sind schwierige Zeiten… und dann kam auch noch Corona dazu. Und als würde auch das noch nicht reichen, machen sich einige vermeintlich Allwissende auf und verkünden der Welt, dass das alles Humbug sei, was sie da mache, Corona ist nichts anderes wie Syphilis eine normale Grippe, kennt also quasi jeder und die paar Toten wären eh gestorben – da kann Syphilis Corona ja nun wohl gar nichts für.

Dass Corona extremst ansteckend ist und sehr viele aktuell sterben, dürfte unbestritten sein, also quasi ein Fakt, aber weil die bösen Regierungen ja darauf bestehen, dass die Leute zuhause bleiben müssen, haben selbige zuviel Zeit, surfen im Netz und stoßen auf die Videos der oben genannten vermeintlich Allwissenden, erkennen, dass das eine einzige, große Verschwörung ist, wir alle sterben werden, aber eben nicht an Corona, sondern an Syphilis etwas anderem und teilen die Videos dieser vermeintlich Allwissenden, um die Menschheit zu informieren, ach was, um die Menschheit zu retten! Und eigentlich ist das der beste Beweis, dass die Anweisung zuhause zu bleiben, um Corona nicht exponentiell schnell zu verbreiten genau richtig ist, denn ähnlich wie Corona es ohne entsprechende Maßnahmen täte, passiert genau das mit diesen Videos: ein „Menschheitsretter“ teilt es, es wird von zwei anderen gesehen, die teilen es weiter und so weiter und so fort und schwupp ist der Mist überall, riecht komisch und nervt ohne Ende. Also wie bei Syphilis. Wie bei Corona.

Tatsächlich nervt es jetzt schon und täglich kommen neue, vermeintlich Allwissende aus ihren vormals dunklen Ecken gekrochen, spinnen seltsame Phantasien, was es mit Corona und den internationalen Geheimgesellschaften zu auf sich hat – auch hier übrigens ein passender Vergleich: das ist, wie wenn ein Virus mutiert: weiterhin eklig, aber auch eine neue Art und Weise – und posaunen hinaus in die zu rettende Welt.

Da man außer ignorieren (und das ist echt schwer!) dieser vermeintlich Allwissenden und den Menschheitsrettern nicht viel machen kann, bleibt nur das dagegen Ansingen – genau wie die Italiener auf den Balkonen. Macht dann immerhin Spaß. Deshalb hier nochmal das Original, darunter der angepasste Text. Mittlerweile sind es sicher mehr als zwei Virologen (manche sind noch nicht mal das – aber Lungenarzt ist ja auch was Tolles).

Eine Reise in den Süden
Ist zur Zeit nicht wirklich drin
Doch zwei kleine Virologen
Sehn in all dem keinen Sinn

Zwei kleine Virologen
Betrachten das Herdenvieh
Steht draußen auf der Wiese
Doch Corona, das kriegt es nie

Zwei kleine Virologen
Die schauen gequält

All die Toten in Italien
Und in Spanien und der Welt
Sind zwar tot, doch nicht vom Virus
Denn man habe falsch gezählt

Oh Wissenschaft, Du Arme
Womit hast Du denn das verdient
Dass solche Virologen
Die größten YouTube-Helden sind

Zwei kleine Virologen
Die glauben den anderen nicht
Die ganzen falschen Zahlen
Der Drosten lügt, wenn er nur spricht

Zwei kleine Virologen
Die haben es satt

Sie schauen auf das Herdenvieh
Kerngesund nagt es am Blatt
Logisch für zwei Virologen:
Weils keine Ausgangssperre hat

Oh Wissenschaft, Du Arme
Womit hast Du denn das verdient
Dass solche Virologen
Die größten YouTube-Helden sind

Zwei kleine Virologen
Die trauen den anderen nie
Entwickeln wirre Thesen
Für ihre Verschwörungstheorie

Zwei kleine Virologen
Die reden viel Stuss

So viele Klicks bei YouTube
Doch der eine macht jetzt Schluss
Weil der kleine Virologe
In letzter Zeit so husten muss

Oh Wissenschaft, Du Arme
Womit hast Du denn das verdient
Dass solche Virologen
Die größten YouTube-Helden sind