Heute morgen viel zu früh aufgewacht – zumindest für Wochenende. Halb Sieben ist doch keine Uhrzeit, zumal das Einschlafen wegen der Hitze der Nacht (oder „Heat of the Night“, wie der Amerikaner und der Eurodance-DJ sagt) nicht ganz so einfach war. Vielleicht gehts auch so langsam los mit seniler Bettflucht und die Angst etwas zu verpassen, in der kurzen Zeit, die einem noch bleibt, nimmt überhand.
Was also tun an einem Morgen, der viel zu früh beginnt, um das Prädikat „gut“ verdient zu haben? Immerhin nahm die Sonne erst noch Anlauf und die Temperaturen waren mehr als erträglich (so mein Gedankengang: in meinem Schlafzimmer war weiterhin Heat of the Night) und da ich – eventuell habe ich das an der einen oder anderen Stelle mal ganz beiläufig erwähnt – öfter mal laufe, dies aber die letzten eineinhalb Wochen antibiotikabedingt nicht durfte, nun aber wieder zurück ins Laufbusiness (wie wir semi-professionellen Läufer das intern scherzhaft nennen) möchte, war dies die Gelegenheit den antibiotisch geschundenen, aber nach Lauf lechzenden Körper unter akzeptablen Bedingungen wieder in die Spur zu bringen.
Der große Vorteil eines Morgenlaufs: er ist morgens und man hat danach noch den Tag vor sich. Außerdem ist niemand unterwegs, zumindest nicht am Wochenende, was wahrscheinlich daran liegt, dass die Leute so clever sind, so früh am Morgen noch zu schlafen. Wobei… stimmt nicht ganz: auf dem Rückweg kam ich an einem gassigehenden Herrn vorbei. Also nicht er ging Gassi, sondern der Hund – sofern das einer war an der Leine, die in ein dichtes Dickicht führte. So richtig wach sah der Herr aber nicht aus (beim Hund weiß ich es aufgrund Dickichtbedingter Nichtsichtbarkeit nicht); bestimmt wäre gerne noch im Bett geblieben, hätte der Hund (oder was immer da an der Leine war) seine Körperfunktionen besser im Griff. Gibts Granufink auch für Hunde? Wäre vielleicht eine Option.
Im Nachhinein war das mit dem Morgenlauf eine gute Idee. Es machte Spaß, die Lebensgeister kamen irgendwann dann doch müde und verschlafen raus und nisteten sich erst missmutig, dann aber doch in meinem Körper ein und der erste Kaffee in der nun schon angenehm wärmenden Sonne war purer Genuss. All das hätte man sicher auch im Bett haben können, wenn da eine Klimaanlage und ein Menschen gewesen wäre, der Kaffee ans Bett bringt. Ist aber beides nicht vorhanden. Was auch ginge, wäre eine Klimaanlage kaufen oder einen Butler einstellen. Ist aber schlecht für die Umwelt (Klimaanlage), dekadent (Butler) und teuer (Klimaanlage und Butler). Bleibt also nur der Morgenlauf oder einfach die Heat of the Night-bedingte Frühammorgenwachheit leise klagend, aber eben halt doch ertragen.
Die Autokorrektur wollte übrigens aus „Morgenlauf“ zu Anfang ständig „Morgenlatte“ machen. Da sieht man mal wieder: die moderne Technik hat es noch nicht drauf – Sie erkennt keine Zusammenhänge, so zum Beispiel, dass senile Bettflucht und Morgenlatte höchstens mit Restmengen Viagra vom Vorabend in einer selbst dann nebulösen Verbindung stehen. Und ob eine Klimaanlage eine Alternative zu Morgenlatte ist? Eher nicht, ich wüsste nicht wie. Einen Butler sehe ich in diesem Zusammenhang auch nicht. Man lernt sicher vieles in der Butler-Ausbildung – Zeitungen bügeln, Tee in der richtigen Geschwindigkeit einschenken und die diversen Faux-Pas des inzestgeschädigten Adels ignorieren, aber auch nicht alles.
Aber ist ja auch egal. Ich habe keinen Butler und heute morgen war ich einfach nur so wach. Weil es so warm war. Hören Sie nicht auf die Autokorrektur, die lügt.
Die heutige Nacht wird wohl wieder tropisch und der Schlaf wahrscheinlich wieder ähnlich desaströs. Vielleicht raffe ich mich dann wieder früh auf und gönne mir einen Lauf. Danach auf die Terrasse, den Sonnenschirm aufgeklappt, die Beine hochgelegt und eine schöne Morgenlatte – wobei es wohl eher ein schwarzer Kaffee wird. Ich habe keine Milch im Haus.