Gestern kam in einer dieser Informationssendungen (lief nicht auf RTL II, sondern im Dritten. Es ging also nicht um Sexclubs, Messies und deren Wohnungen und/oder Schönheits-OPs) ein Bericht über richtiges Grillen. Zusammengefasst kann man sagen: Aufpassen bei mariniertem Grillgut, kein Bier übers Fleisch kippen und das Grillmaterial nicht die ganze Zeit direkt über der Glut lagern. Also quasi genau das Gegenteil dessen, was mein Vater und seine Grillkumpels früher immer gemacht haben.
Mariniertes Fleisch gab es in meiner Kindheit auch schon, was wahrscheinlich daran liegt, dass Metzger damals bereits einen Weg hatten, um das nicht mehr wirklich so richtig frische Fleisch unter die Leute zu bringen. War früher nicht weiter schlimm: da hat man eh alles durchgegrillt, bis die Kerntemperatur des Grillguts ähnlich der im Inneren eines aktiven Vulkans war. Natürlich ist immer wieder mal etwas von der Marinade in die Glut getropft. Das zischte kurz und der Marinadetropfen kokelte lustig vor sich hin. Ob das krebserregend sein könnte, interessierte die Griller in den Siebzigern, die sich mit Kippe zwischen den amalgamgefüllten Zähnen am vom Asbest in der Mietwohnung juckenden Rücken kratzten, herzlich wenig.
Heutzutage könnte man eine Aluschale benutzen, damit auch ja keine Marinade in die böse Glut tropft, aber mal ehrlich: wer nimmt denn bitte schön Aluschalen? Wozu gibt es denn einen Grillrost? Doch wohl nur aus dem Grund, weil man die Asche so schwer von Fleisch und Würstchen runterbekäme, würde man sie direkt in die Flammen legen: deshalb der Rost. Früher waren die Streben der Grillroste (Grillröste? Grillröster? Hm) auch viel weiter voneinander entfernt, damit mehr Hitze durchkam… aber dann haben sich die Frauen beim Grillen eingemischt und man legte so seltsame Dinge wie Gemüsestreife, Ziegenkäsetaler und ähnlichen Firlefanz auf den Grill und damit das Zeug nicht runterfällt, mussten die Streben im Rost näher zusammen. Aber ich will nicht meckern: Das Grillmuster auf Steaks und Würstchen hat dadurch durchaus gewonnen (Röstaromen galore!). Letztendlich sind Gemüsestreifen und Ziegenkäsetaler aber eben nun mal kein Fleisch, weshalb irgendjemand auf die Idee kam, Aluschalen zu verwenden, damit diesen Gourmetköstlichkeiten die schlimme Hitze des Grills so wenig wie nur möglich anhaben kann. Und wenn man die eh schon im Einsatz hat, kann man doch auch Fleisch und Würstchen… NEIN! Kann man nicht! Bzw. kann man, macht man aber nicht! Merke: die guten Sachen direkt auf den Rost, alles vegane, vegetarische und was in den letzten fünf Ausgaben der Brigitte „Rezept der Woche“ war in die Aluschale.
Zum Thema „Bier übers Fleisch“ hatte der Fachmann in der Sendung ein paar weise Worte: „Das ist schade ums Bier“. Hat er recht. Tatsächlich bringt es wohl rein gar nichts, außer ein zischendes Geräusch und aufwirbelnde Asche*. Zischen tuts aber auch, wenn es kalt genug durch die Kehle rinnt und wenn man das oft genug macht, wird da bestimmt auch einiges aufgewirbelt. Also kein Bier in den Grill, sondern nur in den Grillmeister schütten. Und bitte nicht alternativ Grillanzünder statt Bier in Grill und aufs Grillgut. Das nennt man dann flambieren und wenn es blöd läuft, gilt dieses Flambieren nicht nur für Fleisch, Wurst und die Aluschalen mit dem komischen Kram, sondern auch für den Herrn am Grill. Also nicht machen.
Wenn ich grille, ist das mehr nach Gefühl. Ist ja auch ziemlich einfach. „Fühlt sich an, als ob meine Augenbrauen angesengt wurden“ heißt soviel wie: Grill ist heiß. Was kann man da großartig falsch machen. „Ich hab’ kein Gefühl mehr in der Hand“ -> Grill war zu heiß. Auch logisch.
Und ich grille nach klaren Regeln: Fleisch ist durch, wenn es durch ist. Englisch gibts nicht, wir sind nicht in England und Medium ist ja schon dem Wort nach Mittelmaß. Also „Adios Salmonelle“, aber dafür halt „Willkommen Schuhsohle“. Aber dafür ist das Zeug ja auch mariniert bis zum geht nicht mehr: nach irgendwas schmecken tut es immer. Und wenn es viel zu trocken ist, kann man sich so einen Ziegenkäsetaler von der Mädchen-Aluschale klauen. Die sind meistens schön saftig. Liegt vielleicht an der Aluschale…
* wer das jetzt testet und Bier über Fleisch, Würstchen, Ziegenkäsetaler und so weiter schüttet und KEINE Asche dabei aufgewirbelt wird: nicht aufregen! Das kann schon sein. Schauen Sie doch mal nach, ob Sie einen Gas- oder Elektrogrill haben. Falls ja ist alles gut… es sei denn, Sie haben tatsächlich einen Gas- oder Elektrogrill und es wirbelt Asche herum… dann sollten Sie sich unbedingt Gedanken machen, und vor allem nachschauen, wo die herkommt.