Mittlerweile nimmt das mit den Oktoberfesten überhand. Früher gab es eins in München, gleich darauf den Wasen in Stuttgart, aber das war es auch schon. Klar: andere Feste gab es auch im Oktober, aber zu denen verkleidete man sich nicht als bayrischer Ureinwohner. Außer vielleicht, das Fest war in Bayern, aber hier in den zivilisierten Regionen der Republik eher nicht. Bei unseren Festen um diese Jahreszeit und man zog sich halt dem Wetter entsprechend an, wobei Badehose und Bikini meist im Schrank blieben – direkt neben Lederhose und Dirndl. Das ist natürlich Unfug: wir hatten früher weder Lederhosen noch Dirndl. Obwohl: ich hatte mal welche (also Lederhosen, Dirndl hatte ich nie. Da habe ich nicht die Beine für). Es gibt ein Foto von mir als Kind, bei dem es meine Eltern wohl sehr lustig fanden, ihren Erstgeborenen in eine Lederhose zu stecken und das auch noch zu fotografieren. Auf dem Foto heule ich wie ein Schlosshund, so richtig Spaß hatte ich anscheinend nicht.
Ich habe gegoogelt: das ist verjährt; ich kann meine Eltern diesbezüglich also nicht mehr belangen. Glück gehabt, Ihr Zwei! Aber aufgemerkt: die Leute vom Jugendamt können Euch vielleicht nichts mehr anhaben, aber das „Komfortpaket“ bei Eurer Heimplatzanmeldung ist gestrichen; das könnt Ihr vergessen (aus genetischer Sicht kann man das mit dem Vergessen wörtlich nehmen: in unserer Familie wird man im Alter tatsächlich „vergesslich“. Also nochmal Glück gehabt. Die wussten ganz genau, dass sie mit der Lederhosennummer durchkommen!).
Wir haben hier in unserem beschaulichen Ort auch zwei Oktoberfeste. Also reinrassige, explizit als Oktoberfest deklarierte Oktoberfeste – andere Feste gibt es wie erwähnt auch noch (eigentlich kein Wunder, dass ich so lange nicht kochen konnte: man kann sich hier auf dem Land ja quasi jedes Wochenende auf einem anderen Fest zu moderaten Preisen durchfuttern). Gestern war das zweite der beiden Oktoberfestivitäten und natürlich war ich vor Ort. In Lederhose. Ja, auch ich besitze nun so ein Kleidungsstück und im Gegensatz zu dem Foto aus meiner Kindheit heule ich mittlerweile nur noch am Anfang – sobald ich die Knöpfe endlich zuhabe bessert sich meine Laune zusehends. Das könnte natürlich auch an den bei diesen Oktoberfesten kredenzten Getränkespezialitäten liegen. So eine Hopfenblütenkaltschale bewirkt wahre Wunder und weil der Bayer denkt, dass viel viel hilft, kommt das Getränk in sehr großen Gefäßen, weshalb man sich ranhalten muss, damit aus der Hopfenblütenkaltschale keine Hopfenblütenlauwamplörre wird. Das wäre dann nämlich wiederum der Laune abträglich.
Zu den Getränken werden Speisen gereicht, bei denen der Vegetarier röchelt und der Veganer weint. Wahrscheinlich, weil sie neidisch sind auf Haxen, Bratwurst und Co. Zum Nachtisch können aber auch die Vegetarier und Veganer wieder reinkommen, denn es gibt etwas Obst, ganz convenience-like als Mini-Smoothie. Oktoberfestprofis nennen das: Obstler.
Ich muss sagen: so langsam gewöhne ich mich an die vielen Oktoberfeste. Das Einzige, was ein bisschen doof ist: ich habe anscheinend eine Lederallergie… jedes Mal, wenn ich in Lederhose auf einem der Oktoberfest war, wache ich am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen auf. Oft ist mir auch ein kleines bisschen schlecht – ganz besonders, wenn ich auf der Couch aufwache und die Lederhose noch anhabe. Aber da muss ich wohl durch: Wer bin ich schon, dass ich mit Traditionen breche – auch wenn diese Traditionen erst ein paar Jahre alt sind.
Hi,
das ist keine Lederhosenallergie, sondern eine Fructoseintoleranz. Mein Tip: lass einfach den vergorenen Smoothie nach der Nahrungsaufnahme weg. Sicherlich wird es dir dann am Tag danach besser gehen.
Viele Grüße
Tattel
Fructoseintoleranz… Hm. Das kann natürlich auch sein. Ich achte mal drauf. Nächstes Jahr (die Saison ist ja vorbei).