Im Motorradzubehörfachladen, den ich zum Zwecke des Kaufs von Motorradzubehör aufgesucht hatte (es passte halt einfach: ich suchte Zubehör, die hatten welches…. Topf sucht Deckel und so), stand ein Mitglied eines hiesigen Motorradclubs vor mir an der Kasse. Man erkannte das unschwer am Emblem auf dem Rücken des Shirts, dem Wappen auf der Jacke, die er bei sich hatte und den Tattoos des Logos an diversen Körperstellen. Nun muss man wissen, dass dieser Club einen nicht unzweifelhaften Ruf genießt. Es geht da um Dinge im juristischen Graubereich und die meisten sind schon ein Spur heftiger als „Nicht kompletter Stillstand mit sich nicht mehr drehenden Reifen am Stop-Schild“ oder weibliche Polizistin „Bulette“ genannt. Und wie bei Rockerclubs üblich, sehen die Mitglieder meistens auch sehr martialisch aus. Den Leuten traut man zu, dass sie eine eigene Sprache sprechen, in der ein „Es tut mir leid, aber ich bin ja konträrer Ansicht“ wie ein gebrochener Kiefer klingt. Die Herren aus den Reihen dieser Clubs tragen oft Lederkluft, oder aber auch mal – am Casual Saturday – Tarnhosen.
Ich bin kein Fachmann für Tarnhosenkauf, aber mir dennoch ziemlich sicher, dass sie nicht unbedingt zum Standardsortiment des gemeinen Kleidungsfachhandels gehören und von US-Army oder der Bundeswehr geführten Bekleidungsgeschäften habe ich auch noch nicht gehört. Wo holt sich also der modisch interessierte Rocker die Tarnhose für den gepflegten Feierabend, wenn die Lederhose mal durchatmen darf (was sie sicher auch bitter nötig hat. Ich will den Herren Rocker ja nichts nachsagen, aber den ganzen Tag in Leder. Bei den Temperaturen. In direkter Nähe eines leistungsstarken und somit extrem aufgeheiztem Motor… da ist es nicht schwer sich mit einer Lederhose solidarisch zu zeigen, die mal durchatmen möchte) – na zum Beispiel in einem Motorradzubehörfachladen. Wobei… streng genommen ist eine Tarnhose kein Motorradzubehör, aber man muss ja nicht päpstlicher sein als der Papst und die Honda mal in der Kirche lassen. Tarnhosen in Motorradzubehörfachläden sind ok! Und der Herr vom Club vor mir, war sich dieser Tatsache sehr wohl bewusst, denn er trug schon eine Tarnhose. Eigentlich sogar zwei: eine am Körper (in kurz) und eine andere in der Hand (in lang), mit dem Ziel selbige käuflich zu erwerben (für die Juristen: mitschreiben! Motorradzubehörfachläden gehören anscheinend nicht zum von Motorradgangs erpressten Klientel: dort wird korrekt eingekauft und bezahlt.). Mir lag ein „Hach, wenn man die Figur für solche Hosen hat“ auf der Zunge, hatte aber Bedenken, dass der Herr dies falsch auffassen könnte und da ich nicht weiß, was „Oh, meinen Sie? Das ist zwar nett, aber ich sehe es ein bisschen anders“ in seiner Sprache heißt, mir aber grob vorstellen kann, in welche Richtung das tendieren könnte, habe ich schön die Schnauze gehalten.