Gestern war das Revival-Konzert einer hiesigen Rock/Bluesband. Es war ähnlich wie bei den alljährlichen Revivals der Rolling Stones, nur dass die bei den Stones eben tatsächlich fast jährlich sind (Das Revival nach der „Die nun wirklich letzte, aber wirklich allerletzte, finale und diesmal wirklich! Versprochen! Echt jetzt!“-Abschiedstour), bei den Lokalmatadoren das letzte Konzert aber wirklich schon einige Jahre her ist (waren es zwanzig? Man weiß es nicht so genau.) und natürlich gibt es auch alterstechnisch leichte Unterschiede zwischen den Musikern beider Bands. Den Stones sieht man das Alter eben nicht so an.
Es war ein wunderbarer Abend mit vielen Leuten, die man nur selten sieht und in der Konstellation dann sogar noch seltener gemeinsam an einem Ort. Hatte was von dem jährlichen Treffen der Überlebenden und Hinterbliebenen des „Wunders der Anden“- gestern gab es aber Schnitzel und Bauernsalat (letzteres gab es in den Anden eventuell auch, aber in anderer Form) – oder einem Jahrgangstreffen nach ein paar Jahren Abstinenz.
Die Jungs spielen immer noch, als hätte es niemals eine Pause gegeben, nämlich furchtbar. Ok, vielleicht liegt es daran, dass ich Blues – vor allem der weinerlichen Sorte nicht fiel abgewinnen kann. Wieso heult da jemand rum, weil er keinen Job hat, die Frau ihn verlassen und der Hund auf den Bettvorleger gekackt hat? Gibt doch Schlimmeres. Flugzeugabstürze in den Anden zum Beispiel. Gut, da oben ist es kalt und singen geht auch nicht, wenn man gerade an der Wade des ehemaligen Sitznachbarn knabbert, aber ich gehe mal davon aus, dass dort oben auch außerhalb der Essenszeiten wenig bis gar nicht gesungen wurde und schon gar keine „Alles furchtbar“-Blues (Ist der Plural von Blues Bluesen? Hm.). Aber jeder wie er will und in den Anden wurden bluessingende Leute eben zum Essen eingeladen (als Hauptgericht) während gestern diverse alkoholische Getränke zwecks Anheben der Toleranzschwelle zur Verfügung standen. Wobei mir der Zusammenhang zwischen Hugo und Apérol und Blues noch nicht ganz klar ist. In der Werbung zu diesen zuckersüßen Heile-Welt-Stöffchen ist der Blues doch weit weit weg und die Leute tanzen auf den Straßen oder hängen an sonnenuntergangsbestrahlten Stränden ab. Aber vielleicht hat ja „Lotti“, der kleine ach so liebenswerte Familienmops tatsächlich kurz vorher auf den Bettvorleger geschissen. Da ist man dann schon einen Moment traurig, aber kein Problem: ein Hugo reisst einen ruckzuck auch dem Mopskotbeflecktenbettvorleger-Tief und hinein in die Apérolbeschwingte Fröhlichkeit, die einen direkt auf die Straße rennen lässt.
Das stimmt natürlich alles gar nicht: die Jungs spielten gar nicht furchtbar, aber halt doch Blues. Freue mich trotzdem auf das nächste Revival. Hoffentlich dauert das nicht wieder zwanzig Jahre.