Auf dem Heimweg von einem leckeren Essen (Entenbrust geräuchert, karamellisierter Apfel, Ziegenkäse, danach Gänsekeule, Quittenrotkohl, Semmelknödel. Sehr vogellastig, aber selbst schuld: wer nicht schnell genug gen Süden zieht, hat Pech gehabt) in einen veritablen Schneesturm geraten. Also für hiesige Verhältnisse. Es haben sich zwei Schneeflocken in die Gegend verirrt und sanken langsam zu Boden. Der Verkehr kam zum Erliegen…
Es war diesmal tatsächlich etwas mehr. Das ging schon am frühen Nachmittag los, steigerte sich langsam, aber kontinuierlich und mittlerweile liegen 1-2 Zentimeter Schnee. Da es noch immer schneit, gehe ich davon aus, dass der Bürgermeister morgen höchstselbst durch die Straßen wandert, Schneeschuhe an den Füßen und einen Bernhardiner nebst Eichenfässchen um den Hals im Schlepptau, um seine Bürger darüber zu informieren, dass der Notstand ausgerufen wurde. In den Seitenstraßen sieht man liegengebliebene Autos, die Fahrer mit starrem Blick hinterm Lenkrad, unfähig sich der eisigen Wildnis zu stellen, die sie umgibt. Aus den umstehenden Häusern werfen Thermoskannen mit heißem Tee geworfen; man hört das Splittern von Autoscheiben und die Schreie der Menschen, die vom heißen Tee verbrannt wurden. Das Telefon klingelt. Der Fahrer von DHL schluchzt. Es tut ihm unendlich leid, aber es kann sein, dass es heute eine halbe Stunde später werden könnte mit der Lieferung. Ich tröste ihn, das ist schon ok, in so schrecklichen Zeiten wie diesen, passieren eben schreckliche Dinge. Er bietet mir an, mir die Kosten für Amazon Prime für einen Monat zu zahlen. Das ist nett, finde ich, aber sage ihm, dass das doch nicht nötig sei. Ich hätte auch ein schlechtes Gewissen: die Beschwerdemail an den DHL-Kundendienst ist nun mal schon abgeschickt, da kann ich nicht noch Geld annehmen.
Man hört ein Brummen am Himmel. Na endlich: die Bundeswehr wirft Streusalz über uns ab. Wurde auch Zeit. Wie lange sollen die Menschen noch in ihren Häusern ausharren. Ich ärgere mich über mich selbst. Wieso mussten es unbedingt Katzen sein? Die sind zu rein gar nichts zu gebrauchen und können nichts außer niedlich sein, schnurren und warm geben. Bis auf das Schnurren gilt das aber auch für Huskys und die wären wenigstens sinnvoll bei diesem Wetterkatastrophen. Andererseits… bei zwei Zentimeter Schnee ist noch nichts mit Schlitten. Trotzdem: so drei, vier Huskys geben einem das Gefühl vorbereitet zu sein, für das was noch kommt. Man schaut dann dem Ganzen viel gelassener entgegen. Tatsächlich tritt man jeder einzelner Schneeflocke mit einem Chuck-Norris-Gesichtsausdruck entgegen und streichelt dabei durch das weiche Husky-Fell. Die Schneeflocken beeindruckt das wenig: sie fallen einfach weiter. Eins muss man zugeben: sie haben eine gewisse Coolness.
11 Uhr. Der Schneefall lässt nach. Sehr gut, so langsam kommt dann auch der Hunger. Auch hier zeigt sich wieder: an Huskys ist definitiv mehr dran als an Katzen… ich muss meine Wahl nochmal überdenken. Aber an die Tiere zu gehen, wäre auch nur die letze aller Möglichkeiten. Ich könnte ja auch die Kinder, die auf der Straße im Schnee spielen fragen, ob sie mir beim nahegelegen Edeka was holen. Ich würde auch eine Runde Eis ausgeben. Im Zweifelsfall überfalle ich das Essen auf Räder-Schneemobil, das dem Extrem-Winter trotzt und seine Aluschalen noch heiß dampfend durch die Gegend kutschiert oder kratze das Zeug ab, was sich an den Rändern der Spülmaschine abgesetzt hat. Da sind bestimmt auch noch ein paar Nährstoffe drin (wahrscheinlich mehr, als bei dem Essen auf Rädern Zeug).
Sollte ich das alles überleben, werde ich eine Anzeige schalten: tausche zwei niedliche, kuschlige Knuffelkatzen gehen Huskys. Das mache ich dann aber erst im Frühjahr. Man muss antizyklisch handeln… Huskys haben in etwa den gleichen Zyklus wie Winterreifen und beide sind gerade sehr gefragt. Also abwarten. Vorher aber noch diesen grausamen Winter überleben.