Manchmal gibt es wirklich unglaubliche Zufälle. So mache ich mir schon seit einiger Zeit Gedanken, wie ich mich fürs Alter rüsten soll. Also finanziell – wegen dem anderen lasse ich mir dann diese blauen Tabletten verschreiben, wenn es soweit ist. Was also tun, mit dem vielen Geld, das in den Kissen vor sich hinmodert und dabei eher an Substanz verliert, denn an Wert gewinnt. Und wie der Zufall so will, klingelten heute zwei Leute bei mir, die vom Schicksal direkt vor meine Tür geweht wurden. Er ganz seriös im Anzug mit Krawatte, sie etwas bieder in einem Kleid, dessen Farbe Schlamm zu nennen dem gemeinen Schlamm, wie man ihn so kennt, unrecht tun würde. Ein bisschen überrascht waren sie schon, als ich sie ins Haus bat. Kannten sie wohl nicht, aber ist auch kein Wunder. Hier in der Gegend wohnen hauptsächliche Leute, die im hier und heute leben und denen egal ist, was die Zukunft bringt. Die nehmen es mit vielem nicht so genau und manchmal auch Umstände hin, die für andere inakzeptabel wären. In der Nähe von mir zu wohnen zum Beispiel.
Jedenfalls waren die beiden glücklich ob meines Interesses und legten auch gleich mal los mit ihrem Vortrag. Am Anfang lauschte ich auch noch sehr gespannt, aber nach einer halben Stunde fragte ich mich schon, was das Ganze denn nun mit dem eigentlichen Thema zu tun haben soll. Aber man ist ja geduldig. Es gibt Filme, die auch eher mäßig und zäh anfangen, aber mit einem fulminanten Ende aufwarten. Oder ein Tête-à-Tête mit einer Dame in entspannter Atmosphäre, im Hintergrund klimpert Richard Clayderman romantiktrunken auf dem Piano, zwei Rotweingläser stehen auf dem Tisch, eins mit Spuren von Lippenstift (Scheiß Erkältung, da habe ich immer so trockene Lippen. Deshalb Labels), eine gewisse Spannung ist zu spüren, die aber nachlässt, nachdem der WonderBra geöffnet ist… Also dieses Art von Sichhinziehen, das aber auf ein großartiges Ende hoffen lässt. Ich wartet also nochmal eine halbe Stunde, dann wars mir zu blöd und ich fragte, wann wir endlich zu dieser Investiere in Gold-Sache kämen.
Ich hätte von vornherein stutzig werden sollen. Gold-Investment-Fachleute stehen selten ungefragt vor der Tür und selbst wenn, täten sie das wahrscheinlich nicht an einem Sonntag Morgen. Nun klingt „Wir möchten mir Ihnen über Gold reden“ schon so ein bisschen wie „Wir möchten mir Ihnen über Gott reden“, wobei die Dame und der Herr von den Zeugen Jehovas das nicht so hinnehmen wollten, es wäre doch Schicksal gewesen, dass ich sie hereingebeten hätte, ich würde doch spüren, dass es da eine Verbindung gäbe, usw… den Rest habe ich durch die geschlossene Tür dann nicht mehr so richtig verstanden.
Bezüglich Investment hat mich das also nicht wirklich weitergebracht, aber was solls. Bleibt halt das Geld vorerst weiterhin in den Kissen. Speziell die Münzen tun allerdings schon ein bisschen weh und so richtig warm gibt das auch nicht (die 10er kann man knicken, die 50er sind schon ein bisschen flauschiger). Auf Dauer ist das eher nichts. Aber mal abwarten, wer diese Woche so bei mir anklingelt. Ich hätte vielleicht doch Anfang letzten Jahres bei dem Typen investieren sollen, der vom Zirkus kam und Geld für die Ponys wollte. Vielleicht hätte ich mittlerweile schon ein ganzes Gestüt. Und dort Hausverbot, weil ich immer, also wirklich immer und jeden Tag jeden mit „Hey, warum liegt hier eigentlich Stroh?“ nerven würde. Hab damals aber nicht investiert, weil ich kurz zuvor schon dieser aufstrebenden Rap-Combo was gegeben hatte: Caspar, Melchior und Balthasar hießen die. Klangen wirklich nicht schlecht. Dieses Jahr waren sie wieder da, aber von den Gründungsmitgliedern war keiner mehr dabei und das Repertoire war immer noch das gleiche. Noch so eine Fehlinvestition.