Seit 2010 bin ich (nach einer sehr langen Pause) wieder Motorradbesitzer. Ich schreibe bewusst nicht Motorradfahrer, denn sonderlich viel gefahren bin ich seitdem nicht. Das hatte Gründe. Hauptsächlich fand ich nie die Zeit, seltener die Gelegenheit, dann war immer was anderes und irgendwie kam ich nie dazu. Einmal im Jahr so eine Alibifahrt, aber die auch nie sonderlich weit. Würde ich die Maschine verkaufen wollen, würde man mir garantiert unterstellen, ich hätte den Tacho zurückgedreht. Habe ich aber nicht, ich war wirklich so wenig unterwegs.
Nun ist das ja grundsätzlich nicht schlimm. Der Unterhalt kostet so gut wie nichts (besonders, wenn man so selten tanken muss) und das Motorrad steht geschützt in der Garage und wartet sehnsüchtig darauf, doch mal wieder Asphalt spüren zu dürfen. Und letztens war es dann tatsächlich so weit: ich musste in die Stadt und dachte mir, dass ich das doch auch mit dem Motorrad erledigen könnte. Ich brauchte nicht viel und das bisschen passte in einen Rucksack. Also die Lady angeworfen, aufgeschwungen und losgetuckert… aber nur bis zum Ortsausgang… da war mir das Rumgeeiere dann doch zu heftig. Während es sich auf gerade Strecke schon seltsam anfühlte, bin ich in den Kurven heftigst weggerutscht – und das bei nur leicht feuchter Straße. Also wieder zurück nach Hause und Google angeworfen zwecks Ursachenrecherche. Dauerte nicht lange und ich wurde fündig: die Reifen sind zu alt. Obwohl kaum benutzt, wird das Gummi irgendwann hart, brüchig und verliert extrem an Griffigkeit. Kann ich so bestätigen. Das Ganze passiert auch relativ schnell. Ich war Anfang des Jahres noch auf eine Minitour und da kam es mir noch ziemlich normal vor (und an dem Tag kam ich in einen heftigen Regen).
Zum Glück war ich so umsichtig und bin gleich umgedreht. Da hätte ja sonstwas passieren können! Wegrutschen bei 180 km/h, eine Böschung runter, in die Leitplanken, unter einen LKW, auf die Motorhaube eines entgegenkommenden Wagens, Sprung über vier nebeneinander stehende Pick-Up-Trucks, und und und. Furchtbar! Andererseits… an amputierte Gliedmaßen oder ein Leben im Rollstuhl gewöhnt man sich, aber es gibt ja noch weitaus schlimmere Dinge, die bei kaputtem Gummi passieren können… apropos: muss mir noch den neuen Stundenplan ausdrucken und ein paar Kapitel im „Mein Kind ist in der Pubertät – was tun?“-Ratgeber nachlesen.