Ich bin Nutterich

Der Junior zockt in seinem Zimmer und redet dabei sehr laut via Skype mit seinen Kumpels. Können die keine Freundinnen oder Freunde bei sich auf dem Zimmer haben und Dinge tun, bei denen sie versuchen möglichst leise zu sein, damit man nicht mitkriegt, was sie gerade tun? Mir wäre ein leises „Ich mache das jetzt, aber versuche bitte gaaaaanz gaaaaaanz leise zu sein“ irgendwie fast lieber als dieses gegröhlte „Aaaaaalter, hast Du das gesehen? HAST DU DAS GESEEEEEEEHEEEEEN!!! Den habe ich aber sowas von gepawnd! MADDAFAAAAGGGAAAA!“. Andererseits weiß ich ja nicht, wie sich so ein Näherkommen bei den Jugendlichen heutzutage so gestaltet. Eventuell genau umgekehrt: Beim Ballerspiel mit den Kumpels wird – Virtual Reality sei Dank – ganz leise, weil man ja die feindlichen Orks nicht aufwecken möchte, darüber diskutiert, wie man die Tochter des Elfenkönigs aus den Klauen eines gigantischen Megalomaniac-Orks zu befreien gedenkt („Ich mache das jetzt, aber versuche bitte gaaaaanz gaaaaaanz leise zu sein“), während andere Dinge live an die WhatsApp-Klassengruppe gestreamt wird („Aaaaaalter, habt ihr das gesehen? HABT IHR DAS GESEEEEEEEHEEEEEN!!! Die/Den habe ich aber sowas von gepawnd! MADDAFAAAAGGGAAAA/VAAAAADAFAGGGGAAAAAA!“).

So alles in allem gesehen und bei weiterem darüber Nachdenken, will ich das alles gar nicht so genau wissen. Ein paar Sachen, dann aber schon:, z.B.: gibt es zum „Motherf***er“ eigentlich wirklich ein männliches Pendant namens „Fatherfu**er“ und wenn nicht: warum nicht? Da will man für alles mögliche weibliche Bezeichnungen (Glasbläserin, Palmenwedlerin, Hofnärrin…), aber umgekehrt ist sowas nicht drin? Sollte man mal drüber nachdenken. Her mit dem Fatherfu**er, dem Bitcher, dem Nutterich. Ich wäre dann gerne letzteres und hätte das auch auf meine Visitenkarte stehen.

„Was machen Sie beruflich?“
„Ich bin Nutterich.“
„Oh, Nutterich, toll! Machen Sie das schon lange?“
„Nein, erst seit 2 Jahren. Vorher war ich Bitcher.“

Bei „Bitcher“ muss man ein bisschen aufpassen. Es besteht Verwechslungsgefahr zum „Butcher“, also Metzger… wobei… gab auch schon Fälle, in denen das Hand in Hand ging – wo Trennung sich auch auf Gliedmaßen und nicht nur auf die Beziehung bezog. Aber seit ich keine Kühltruhe mehr habe…

Hosen aus Albino-Hirschleder sind ein sehr guter Indikator!

Als Kind wurde mir mal so eine bayrische Lederhose verpasst. Ich hasste sie, aber damals war es mit Jugendschutz noch nicht weit her: das Ding war da, sie passte leidlich, das Kind sah darin niedlich aus, also musste ich die Teile anziehen. Und wurde von allen Seiten und in allen möglichen Posen damit fotografiert. Ich hoffe mal, dass die Bilder nicht in irgendwelchen Boulevardmagazinen für katholische Priester gelandet sind. „Hostie“ (analog zur „Praline“) oder „Nachtmesse“ (statt „Gala“). Es kam aber nie zu Anfragen, insofern bin ich diesbezüglich guter Dinge und glaube, dass meine Eltern die Bilder einfach nur gemacht haben, damit sie mich später mal erpressen können, wenn es um die Ausstattung beim Heimplatz geht. Ich sehe mich schon das Sky Bundesliga-Paket bezahlen, ohne selbst nie ein Spiel zu sehen – denn ich habe nicht vor, diese Erpresserbande auch noch zu besuchen!

Nach diese Episode war lange Zeit Ruhe und es gab keinen Grund für eine neue Krachlederne. Tatsächlich gäbe es diesen auch heute noch nicht, aber irgendwie wurde es Sitte, dass man sich zur Zeit von Wiesn und Wasen auch außerhalb dieser durchaus krachledernlastigen Locations selbige überstreift, was aber nur funktioniert, wenn man welche besitzt. Aus genau diesem Grund bin ich vor einigen Jahren losgezogen, um nach all den abstinenten Jahren wieder eine Lederhose zu besorgen.
Nun wohne ich weit weg vom Wasen und noch viel weiter weg von der Wiesn, aber der Einzelhandel hat gemerkt, dass es auch in diesen Gefilden einen gewissen Bedarf gibt und somit wurde ich tatsächlich fündig und bin seither stolzer Besitzer einer Lederhose mit grüner Bestickung und Knöpfen und allem drum und dran. Die Pseudohosenträger habe ich seit zwei Jahren weg und nehme stattdessen einen Gürtel, aber ansonsten ist alles so, wie es sein soll – was nicht immer sinnvoll ist. Gerade diese vielen und nicht wirklich leichtgängigen Knöpfe. Man trägt diese Hosen ja üblicherweise zu Events, bei denen es Bier aus opulenten Gefäßen gibt und wer sich ein bisschen mit Volumenberechnung, Röhrensystem und den grundlegendsten Grundlagen der Physik auskennt, sollte erkennen, dass viel Input auch zu einem nennenswerten Output führt. Das ist Natur, das ist gut so, aber auch Knöpfe aus Hirschhorn sind Natur und wenn diese sich in einer Öse aus Hirschleder befinden, die Finger aufgrund des vorher genannten Inputs nicht mehr unbedingt zu einer filigranen Operation am Hypothalamus – geschweige denn zum schnellen Öffnen der Knöpfe fähig sind, kann das schon mal zu Szenen führen, die an einige aus Hitchcock-Filmen erinnern. Vielleicht jetzt nicht die bei Psycho unter der laufenden Dusche – das macht alles nur noch schlimmer – aber die Problematik an für sich dürfte klar sein. Bisher ging auch alles glatt. Also bei mir. Für andere kann und will ich da nicht sprechen.

Die richtig guten Krachledernen kosten übrigens Unsummen (meine ist wahrscheinlich gar kein Hirschleder. Eher Kuh. Oder Meerschweinchen. Irgendwas günstigeres) und werden über Generation hinweg vererbt. Oder verkauft. Deshalb gibt es z.B. in München auch Läden, in denen man das edle Textil auch Second Hand kaufen kann. Wobei „Hands“ da eher selten eine Rolle spielen aber „Second Penis“ ist als Shop-Name wahrscheinlich nicht verkaufsfördernd.
Die Problematik der Knöpfe habe ich beschrieben und ehrlich: ich hab das ganz gut im Griff. Es gibt aber auch weitaus ungeschicktere Männer als mich und ob ich deren Hose neu auftragen will… ich weiß ja nicht. So eine Hose kann man nicht einfach mal in die Waschmaschine werfen und bei 590 Grad 29 Stunden durchwaschen… Man bekommt also eine Hose, bei denen die Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großenkel des Hirsches gerade erst gezeugt werden, eine Hose, die auf viele Jahrgänge an verschüttetem Wiesnbier gesetzt und vor allem vielen Jahrgängen an getrunkenem Wiesnbier ausgesetzt war. Meistens, aber rein statistisch gesehen auch nicht immer erfolgreich. Dazu muss man wissen, dass es auf der Wiesn nicht nur Bier, sondern auch Hendl, Radi, Wurstsalat, Obatza und andere kulinarische Köstlichkeiten gibt und wenn man sich dann noch mal vor Augen führt, wie komplex sich das Öffnen der Hirschhornknöpfe vom Hirschleder gestalten kann und das in Situationen, in denen eine gewisse Dringlichkeit herrscht…

Es ist einfach so: wenn da eine Hose aus feinstem Albino-Hirschleder angeboten wird, dann sollte die aussehen, wie die Zähne der Zahnarztfrau aus der Zahnbürstenwerbung und sich farblich eindeutig von den anderen angebotenen Hosen unterscheiden… wenn dem nicht so ist, würde ich vielleicht den Laden komplett wechseln. Einfach nur aus Gründen.

An die zwei Pärchen, die vorhin auf dem Fußgänger-Radweg unterwegs nach Hause waren

Was soll ich sagen… es ist ein Fußgänger-Radweg, ergo sollten sowohl Fußgänger, als auch Radfahrer hier unterwegs sein dürfen und normalerweise ist das auch problemlos möglich. Ich fahre da öfter mal entlang und bisher ging das auch immer ohne Probleme. Der Weg ist gepflastert und super zu fahren, wie auch super zu begehen. Ich habe beides schon gemacht. Jetzt, wo der Herbst so langsam anklopft, sind ab und an Blätter auf dem Weg, aber nie so, dass es gefährlich würde.

Das dürften auch die beiden Pärchen gemerkt haben, die da vorhin auf dem Heimweg waren. Sie hatten bestimmt einen tollen Abend und turtelten noch. Dabei liefen sie paarweise nebeneinander her. Dafür ist der ansonsten wirklich großartige Fußgänger-Radweg dann aber doch nicht gemacht, weshalb ich noch zusätzlich mit dem Rad nicht auch noch daneben gepasst hätte. Aber wozu gibt es Klingeln. Ich klingelte. Keine Reaktion. Ich klingelte vehementer, während ich radelnd näher kam. Keine Reaktion. Die blieben nebeneinander auf dem Weg und ein Vorbeikommen, ohne Touchieren der Damenhintern wäre nicht möglich gewesen… also: klingeln und zwar zusammen mit abbremsen und fast vom Rad steigen. Dann endlich geht diese Formation auseinander und die eine Dame meint allen Ernstes, sehr trotzig und frech zu mir, dass sie mich schon gehört hätten. Was dann von mir kam war politisch nicht wirklich korrekt. Deren Antworten allerdings auch nicht, was mich dazu bewog, 300 Meter weiter nochmal umzudrehen, um meine nicht nette Aussage bezüglich der ersten Dame auch auf das weibliche Pendant des anderen Pärchens auszuweiten und den Herren beider Pärchen ein paar Verhaltenstipps für das Begehen öffentlicher Fußgänger-Radwege zu geben, die in direkter Relation zu den ihrerseits präferierten, aber von mir vermutetet präferierten Sexualpraktiken stehen. Fanden sie nicht so toll und wurden ähnlich ausfallend wie ich zuvor. Man kann über breite Frauenhintern auf Fußgänger-Radwegen anscheinend einfach nicht konstruktiv diskutieren.

Wenn die Zombies (die Untoten, nicht die anderen) kommen, schalte ich das WLAN aus

Aktuell schaue ich „Fear the Walking Dead“ (Staffel 3. Ein Spin off der originalen „The Walking Dead“-Reihe) und es ist großartig. Und teilweise heftig. Es geht – wie in der ursprünglichen Serie – um Zombies, also Untote, die stupide vor sich hinstarren und nicht wirklich viel von der Welt mitkriegen. Also quasi wie eine Horde Jugendlicher, die stumpf auf die Smartphones schauen, ohne zu bemerken was um sie herum geschieht – außer, dass die Teenies scharf auf Schmink- und/oder Gamingvideos, Zocken oder Pornos sind, während die Pendants auf „Fear the Walking Dead“ einfach nur Hunger haben und an Nicht-Zombie-Menschen knabbern wollen. Insofern macht es unsere Jugend eigentlich ziemlich clever: wenn es zur Zombie-Apokalypse kommt, haben sie nicht zu befürchten: die „Yeah, gib mir Menschenhirn“-Zombies sehen in ihnen keine adäquate Nahrungsquelle und werden sie in Ruhe lassen, während unsereins nicht mehr nachkommt mit Zombieschädel einschlagen. Mal wieder typisch. Alles bleibt an uns hängen und die Kids machen gar nichts im Haushalt. Werde ich mir aber nicht bieten lassen, wenn es soweit ist. Sobald einer der hungrigen Zombies vor der Tür steht, schalte ich das WLAN ab und erst wieder an, wenn mein zockender Zombie (aka „Sohn“) die Straße wieder von der anderen Sorte Zombies befreit hat. Sollte schnell gehen – jede Sekunde zählt bei einer Runde League of Legend – da muss man schnell wieder an Maus und Tastatur sein. Und weil hier noch mehr Teenies in dem Alter wohnen, werden wir die Straße mit den wenigsten Zombie-Angriffen sein (dafür wird uns die Straßenreinigung hassen, aber irgendwas ist ja immer).

Gefährlich wird es nur, wenn die weiblichen Teenies der Straße neidisch auf das Make-Up der richtig untoten Zombies werden und statt dem Köpfe einschlagen derselben Schminktipps einfordern. „Das Blut um Deinen Mund rum sieht toooootaaaaaaal crazy aus! Wie hast Du das gemacht?“ und schwupp gibts ein Learning by Doing und statt Youtube ist Nackenbeissen angesagt (also nicht die Dr. Sommer-Variante, sondern eher die Lukullus-Version). Aber man wird sehen. Außerdem sollte ich bis dahin alle Folgen von „Fear the Walking Dead“ gesehen haben und bin gewappnet. Bleibt zu hoffen, dass der Junior in der Zwischenzeit nicht das WLAN-Passwort herausfindet, sonst muss ich wieder alles alleine machen.

Alte Reifen

Seit 2010 bin ich (nach einer sehr langen Pause) wieder Motorradbesitzer. Ich schreibe bewusst nicht Motorradfahrer, denn sonderlich viel gefahren bin ich seitdem nicht. Das hatte Gründe. Hauptsächlich fand ich nie die Zeit, seltener die Gelegenheit, dann war immer was anderes und irgendwie kam ich nie dazu. Einmal im Jahr so eine Alibifahrt, aber die auch nie sonderlich weit. Würde ich die Maschine verkaufen wollen, würde man mir garantiert unterstellen, ich hätte den Tacho zurückgedreht. Habe ich aber nicht, ich war wirklich so wenig unterwegs.

Nun ist das ja grundsätzlich nicht schlimm. Der Unterhalt kostet so gut wie nichts (besonders, wenn man so selten tanken muss) und das Motorrad steht geschützt in der Garage und wartet sehnsüchtig darauf, doch mal wieder Asphalt spüren zu dürfen. Und letztens war es dann tatsächlich so weit: ich musste in die Stadt und dachte mir, dass ich das doch auch mit dem Motorrad erledigen könnte. Ich brauchte nicht viel und das bisschen passte in einen Rucksack. Also die Lady angeworfen, aufgeschwungen und losgetuckert… aber nur bis zum Ortsausgang… da war mir das Rumgeeiere dann doch zu heftig. Während es sich auf gerade Strecke schon seltsam anfühlte, bin ich in den Kurven heftigst weggerutscht – und das bei nur leicht feuchter Straße. Also wieder zurück nach Hause und Google angeworfen zwecks Ursachenrecherche. Dauerte nicht lange und ich wurde fündig: die Reifen sind zu alt. Obwohl kaum benutzt, wird das Gummi irgendwann hart, brüchig und verliert extrem an Griffigkeit. Kann ich so bestätigen. Das Ganze passiert auch relativ schnell. Ich war Anfang des Jahres noch auf eine Minitour und da kam es mir noch ziemlich normal vor (und an dem Tag kam ich in einen heftigen Regen).

Zum Glück war ich so umsichtig und bin gleich umgedreht. Da hätte ja sonstwas passieren können! Wegrutschen bei 180 km/h, eine Böschung runter, in die Leitplanken, unter einen LKW, auf die Motorhaube eines entgegenkommenden Wagens, Sprung über vier nebeneinander stehende Pick-Up-Trucks, und und und. Furchtbar! Andererseits… an amputierte Gliedmaßen oder ein Leben im Rollstuhl gewöhnt man sich, aber es gibt ja noch weitaus schlimmere Dinge, die bei kaputtem Gummi passieren können… apropos: muss mir noch den neuen Stundenplan ausdrucken und ein paar Kapitel im „Mein Kind ist in der Pubertät – was tun?“-Ratgeber nachlesen.

Fortune Puppies – noch in der Evaluierungsphase

Diese Chinesen: stecken Sinnsprüche in Kekse und verdienen sich damit dumm und dämlich. Wollte den Spieß mal umdrehen und die Chinesen kopieren, aber irgendwie ist das gar nicht so einfach. Ich wollte “Glückswelpen” (engl. Fortune Puppies) auf den Markt bringen, aber die Schwierigkeiten fangen schon beim Platzieren der Zettels mit dem schlauen Spruch an… fragen Sie nicht. Oder wie man als StartUp so sagt: bin in der Evaluierungsphase. PS: hat jemand Hunde und zufällig gerade Nachwuchs? Im Tierheim habe ich Hausverbot.

Schnaps für den Erzeuger und Bananen für die Elefanten

In den vergangenen Wochen hat es schon zweimal an der Tür geklingelt, bzw. geklingelt hat es noch öfter, aber zweimal klingelte jemand von einem Zirkus, jammerte darüber, wie schlecht doch alles sei und ob ich nicht was für die Ponys spenden würde. Und jedesmal war ich so perplex, dass ich tatsächlich was gab. Wenn Sie also in nächster Zeit in einer Zirkusaufführung mit sehr dicken Ponys sind: meine Schuld.
Der eine, der bettelnderweise klingelte, hatte auch ein kleines Kind im Kinderwagen dabei. Die Mitleidsmasche. Wirkte auch, denn das Kind war schon extrem hässlich. Ob das Absicht und geplant war? „Los, lass uns ein hässliches Kind zeugen! Ich hole schon mal den Schnaps!“ und dann war das weitere Prozedere davon abhängig, ob der Schnaps die Spermien ein bisschen k.o. setzen sollte – dann war der Schnaps für den Mann – oder einer der beiden eine gewisse Grundhässlichkeit schon mitbrachte – dann war der Schnaps für den anderen zwecks Überwindung der eventuell vorhanden Widerwilligkeit. Der Typ, der klingelte sah ganz ok aus, insofern hatte er dann wohl bei der Zeugung den Fusel intus. Wollte dann aber doch nicht fragen.

Was ich aber hätte fragen sollen: warum ist das Geld nur für die Ponys? Haben die keine anderen Tiere? Ponys im Zirkus sind doch mit das Langweiligste, was es gibt. Wieso sollte man die auch noch durchfüttert, während die coolen Wildkatzen und Elefanten und so hungern? Oder hungern die vielleicht gar nicht, weil das Geld für die Ponys nur dafür genutzt wird, damit die Ponys Fett ansetzen und somit als proteinreiche Nahrungsquelle für die Löwen und Tiger dienen? Das wäre dann ja ok. Aber blöd für die Elefanten. Die essen ja meines Wissens nach keine Ponys. Was geschieht also mit den Elefanten? Schlecht scheint es denen nicht zu gehen, zumindest hat hier noch niemand geklingelt und nach einer Spende für Elefanten gefragt – weder mit noch ohne hässliches Kind. Kommt aber vielleicht auch noch, wenn die Äpfel, der dann dank der Wildkatzen nicht mehr vorhandenen Ponys zur Neige gehen. Ich bin für den Fall aber gerüstet: ein paar Bananen liegen parat; die spende ich dann gerne. Und das hässliche Kind kriegt Kaubonbons. Ich hoffe, die Katzen sind nicht sauer, wenn ich ein paar von den Leckerlis stibitze.

Nacktunterderduscheräkeln bei Sabrina Setlur

Im Bad steht neben diversen Hygiene- und Reinigungsartikeln auch eine Alexa. Also keine Professionelle aus ehemaligen russischen Provinzen, sondern dieses sprachgesteuerte Etwas aus dem Hause Amazon. Das ist toll. Man geht morgens schlaftrunken ins Bad, fragt Alexa nach den neuesten Nachrichten und sie berichtet. An einem Morgen wie heute, kann das den Blutdruck gleich mal auf Betriebstemperatur bringen. Alexa kann aber noch mehr und mittels sogenannter „Skills“ kann man sogar dieses mehr nochmal erweitern. Ich habe ihr zB. einen Skill verpasst, der sie mich loben lässt, wenn ich sie darum bitte (Dass es dafür einen extra Skill braucht, wundert mich wiederum. Dass ist der Beste, Tollste und Großartigste bin, sollte Alexa schon mit Werkseinstellung erkennen und das auch kundtun. Nun denn, die Skills kosten nichts, also halb so schlimm). Außerdem kann sie dank eines anderen Skills pupsen.

Alexa spielt auch Musik ab. In meinem Fall ist sie mit Spotify verknüpft und Alexa spielt brav ab, was ich von ihr verlange. Naja, mehr oder weniger. Wie zwischen Mann und Frau üblich haben wir gelegentlich Kommunikationsschwierigkeiten. Da wird aus „Manfred Manns Earth Band“ schon mal „Man for Man and the Band“ und wenn man Pech hat, gibts so eine Band tatsächlich. Das birgt zwar durchaus interessantes und auch komisches Potential, aber ist doof, wenn man „Manfred Manns Earth Band“ hören möchte. Und ganz furchtbar: zum Anhalten sagt man „Alexa, stopp“ (das funktioniert wiederum so gut wie immer… testen Sie das doch mal bei Ihrer Frau/Freundin. Viel Spaß). Beim nächsten Mal sagt man zB. „Alexa, Spotify fortsetzen“. Das klappt meistens, aber gelegentlich kommt etwas anderes, als das, was man zuletzt hörte. Bei mir kommt dann Sabrina Setlur und so ganz genau weiß ich nicht wieso. Ich weiß, dass ich mal explizit bei Alexa nach Sabrina verlangt habe (Das klingt wie die Bestellung eines Stammgasts im Flatratebordell, aber es geht tatsächlich nur um ein elektronisches Gerät und eine Sängerin. Ok, klingt auch wieder zweideutig… Aber Sie wissen, was ich meine, oder?), aber das ist schon ewig her und in der Zwischenzeit gab es viele andere Musikwünsche. Ich weiß noch, dass ich damals, als Sabrina Setlur lief, unter die Dusche bin. Vielleicht hat Alexa – auch wenn Amazon das leugnet – doch eine Kamera verbaut und will mich mittels Frau Setlur dazu bringen, mich wieder nackt unter der Dusche zu räkeln. Wäre ja verständlich: ich bin ein großartiger Nacktunterderduscheräkler – die kleine Katze schaut da auch immer zu (allerdings schaut sie auch der Mikrowelle zu, wenn sich ein Teller darin dreht. Oder sie beobachtet ein Blatt, das auf der Treppe liegt. Oder sie starrt stundenlang auf einen Schuh). Allerdings wüsste ich schon gerne, wenn man mich beim nacktunterderduscheräkeln beobachtet und speziell bei Amazon hätte ich da ernsthafte Bedenken. Ruckzuck hat man eine eigene Serie bei Amazon Prime Video und weiß es noch nicht mal.

Ich hätte auch noch einen Google Home Lautsprecher, der allerdings noch nicht in Betrieb ist. Vielleicht schließe ich den auch im Bad an und schaue mal, was passiert. Vielleicht bieten die dann darum, wer mich nachtunterduscheräkelnd filmen darf. Amazon Prime vs. YouTube. Das wird sicher spannend.

Revival – man kann auch alt aussehen ohne Keith Richards zu sein

Gestern war das Revival-Konzert einer hiesigen Rock/Bluesband. Es war ähnlich wie bei den alljährlichen Revivals der Rolling Stones, nur dass die bei den Stones eben tatsächlich fast jährlich sind (Das Revival nach der „Die nun wirklich letzte, aber wirklich allerletzte, finale und diesmal wirklich! Versprochen! Echt jetzt!“-Abschiedstour), bei den Lokalmatadoren das letzte Konzert aber wirklich schon einige Jahre her ist (waren es zwanzig? Man weiß es nicht so genau.) und natürlich gibt es auch alterstechnisch leichte Unterschiede zwischen den Musikern beider Bands. Den Stones sieht man das Alter eben nicht so an.

Es war ein wunderbarer Abend mit vielen Leuten, die man nur selten sieht und in der Konstellation dann sogar noch seltener gemeinsam an einem Ort. Hatte was von dem jährlichen Treffen der Überlebenden und Hinterbliebenen des „Wunders der Anden“- gestern gab es aber Schnitzel und Bauernsalat (letzteres gab es in den Anden eventuell auch, aber in anderer Form) – oder einem Jahrgangstreffen nach ein paar Jahren Abstinenz.

Die Jungs spielen immer noch, als hätte es niemals eine Pause gegeben, nämlich furchtbar. Ok, vielleicht liegt es daran, dass ich Blues – vor allem der weinerlichen Sorte nicht fiel abgewinnen kann. Wieso heult da jemand rum, weil er keinen Job hat, die Frau ihn verlassen und der Hund auf den Bettvorleger gekackt hat? Gibt doch Schlimmeres. Flugzeugabstürze in den Anden zum Beispiel. Gut, da oben ist es kalt und singen geht auch nicht, wenn man gerade an der Wade des ehemaligen Sitznachbarn knabbert, aber ich gehe mal davon aus, dass dort oben auch außerhalb der Essenszeiten wenig bis gar nicht gesungen wurde und schon gar keine „Alles furchtbar“-Blues (Ist der Plural von Blues Bluesen? Hm.). Aber jeder wie er will und in den Anden wurden bluessingende Leute eben zum Essen eingeladen (als Hauptgericht) während gestern diverse alkoholische Getränke zwecks Anheben der Toleranzschwelle zur Verfügung standen. Wobei mir der Zusammenhang zwischen Hugo und Apérol und Blues noch nicht ganz klar ist. In der Werbung zu diesen zuckersüßen Heile-Welt-Stöffchen ist der Blues doch weit weit weg und die Leute tanzen auf den Straßen oder hängen an sonnenuntergangsbestrahlten Stränden ab. Aber vielleicht hat ja „Lotti“, der kleine ach so liebenswerte Familienmops tatsächlich kurz vorher auf den Bettvorleger geschissen. Da ist man dann schon einen Moment traurig, aber kein Problem: ein Hugo reisst einen ruckzuck auch dem Mopskotbeflecktenbettvorleger-Tief und hinein in die Apérolbeschwingte Fröhlichkeit, die einen direkt auf die Straße rennen lässt.

Das stimmt natürlich alles gar nicht: die Jungs spielten gar nicht furchtbar, aber halt doch Blues. Freue mich trotzdem auf das nächste Revival. Hoffentlich dauert das nicht wieder zwanzig Jahre.

Bei mir am Schulhof war leider kein Dealer

Ich habe jetzt einen „Aroma-Luftbefeuchter“. Genaugenommen sind es drei…

Es fing einigermaßen harmlos an und zwar mit dem „Amazon Prime Day“. Das klingt im ersten Moment harmlos, ist aber so ein bisschen wie ein Dealer vorm Schulhof, der den Kids ein etwas Gras, das eine oder andere Pillchen oder Pülverchen mit einem leisen „Hier, probier mal. Gibts heute gratis.“ zusteckt, am nächsten Tag mit dem Zeug wieder auf der Matte steht, es mit den Worten „Die nächsten zwei Tage kostet es nur 1 Euro! Lieferung ist gratis, hehehe“ an die Kids vertickt und dann ein paar Wochen die Spritzen mit dem harten Zeug für ebenso harte Euro an die wehrlosen Opfer zu verkaufen. Ok, der Vergleich ist vielleicht etwas hart… der Dealer würde weiterhin kostenlos liefern, bei Amazon kostet das eine jährliche Gebühr, aber es geht ja ums Prinzip.
Jedenfalls wird einem am Prime Day alles mögliche zum Verkauf angeboten. Ein Ticker zählt gnadenlos die Zeit runter, in der besagter Artikel noch zu diesem Hammerpreis zu haben sein wird. Alleine die vielen runterratternden Counter machen einen ganz nervös (kleine Tipp an Amazon: ich würde immer mal wieder eine Dose Baldrian zum Direktkauf einstreuen: das geht weg wie warme Semmel!) und so kauft man sich in einen Rausch. Die nächsten Tage waren ein bisschen wie Weihnachten: ständig stand ein Paketbote vor der Tür und so ganz genau wusste ich nie, was der da nun bringt. In einem der Päckchen war jedenfalls ein „Aroma-Luftbefeuchter“, den ich für 5 Euro (5 Euro??? Wahnsinn! Kaufe ich. Und morgen google ich, was ein Aroma-Luftbefeuchter ist) gekauft hatte. Ein formschönes Ding, das leuchtet. Und Luft befeuchtet. Letzteres tut es, in dem man Wasser einfüllt und ein oder zwei Tropfen duftendes Öl dazu gibt (ich habe Zitronenmelisse, Orange und White Linen) und dann einschaltet. Das Innere gerät dann irgendwie in Wallung und blubbert fleissig, was dazu führt, dass ein steter Dampf aus der dem leuchtenden Pott quillt. Das Ganze funktioniert mit Ultraschall, weshalb hier im Umkreis von 500 Metern alle Fledermäuse dezent verwirrt durch die Gegend flattern und sich wundern, was für ein Quatsch, der Neue im Revier von sich gibt („und es klingt auch so, als wär der unter Wasser, oder?“ „Ja, ganz seltsam. Aber die Gegend riecht gut in letzter Zeit. Ist Dir das auch aufgefallen?“). Letztlich macht aber die Lampe nichts anderes, was jedes Kind auch macht und dafür von den Helikopter-Eltern Schimpfe bekommt: „Josephine-Ludmilla (die Mutter ärgert sich ein bisschen über die Namenswahl… russische Namen sind gar nicht mehr in Mode. Hach. Beim nächsten Kind wird’s ein jüdischer Name! Da zeigt man als Deutscher Mitgefühl und setzt ein Zeichen.)… hör auf mit dem Strohhalm in der Bio-Limonade rumzublubbern! Sonst muss ich Dir die vegane Schokolade wegnehmen!“

Nun hatte ich also diesen Aroma-Diffusor (das ist der Fachbegriff), aber wie besagter Dealer ließ Amazon nicht locker und blendete mir ständig und immer wieder diverse Diffuseren diffus dargestellt deutlich sichtbar in Werbeanzeigen ein… in Bambus-Optik… mit größerem Wassertank… und farbigen Lichtspielereien! Ist ja nicht so, dass ich mich als Opfer bezeichnen würde… aber eigentlich sollte ich das. Ich habe nun also zwei weitere Aroma-Diffussoren. Jeweils in Bambus-Optil. Mit farbigen Lichtspielereien. Und größeren Wassertanks. Einmal die Woche kommt ein großer Tanklaster und liefert neues Duftöl.

Schade, dass bei mir früher am Schulhof kein Dealer war. Auf Dauer wäre mich das billiger gekommen als der Amazon Prime Day und die Folgen.