Figaros, Barbiere, Trump und Johnson

Ich bin mir sicher, dass es nicht an mir liegt, aber trotzdem…

Beim ersten Mal war ich bei Vanessa, beim zweiten Mal hat sich Vanessa verleugnen lassen konnte Vanessa nicht, also war ich bei Anika. Da war ich auch beim dritten Mal und wäre beim vierten Mal gerne wieder zu ihr, aber es hieß, Anika sei nicht mehr da. Nicht an diesem Tag, nicht am Tag darauf, sie wäre nie mehr da. Also war ich wieder bei Vanessa, die wohl das Pech hatte, innerhalb der Anika-Phase nicht zu vermerken, dass man mich bitte niemals nie ihr als Vertretung zuordnen solle. Pech gehabt. Besuch Nummer fünf war also wieder bei Vanessa. Das Mädchen ist aber clever und deshalb hatte sie diese Woche leider „keine Zeit“. Ich könne aber zu Thomas.

Früher gabs Figaros und Barbiere, die dann zu Friseuren wurden. Irgendwann kam dann mit Rosa Praunheim und dem heißen Stuhl (das war eine Sendung und es ging um die gleichnamige Sitzgelegenheit) eine Outingwelle und plötzlich nannten sich die schwulen Friseure „Coiffeur“. Das reicht aber mittlerweile auch nicht mehr, denn –  so sagte mir die Dame am Telefon, nachdem sie mir erläuterte, dass das nichts mehr wird mit Vanessa und mir – Thomas sei ein Hair-Stylist.

Thomas ist klasse. Er ist total nett und sympathisch, er wäscht einem die Haare, dass man kurz erwägt, dieses langweilige Leben als Hetero über Bord zu werfen und sich von ihm den Rest seines Lebens die Haare waschen zu lassen und er macht seine Arbeit extrem gut. Nur… bei mir ist da nicht viel zu machen. Da sind Haare. Die wachsen. Irgendwann haben sie eine Länge hart an der Grenze zum Inakzeptablen. Der nächste logische Schritt wäre dann, sie abzuschneiden. Ich habe das mit dem Haareselbstschneiden mal probiert. Zum Glück beim Junior, denn das sah dermaßen furchtbar aus… deshalb machen das bei mir Vanessa, Anika und nun Thomas. Nicht, dass es da eines exorbitanten Friseurwissens bedarf, aber die haben da einfach den Blick für, was von der grauen Masse nun weggeschnitten werden kann und was man wohl besser mal lässt. Und Thomas, der Hair-Stylist, hat aufgrund seines Hair-Stylisten-Wissens nochmal doppelt soviel Ahnung – was übrigens auch mehr kostet. Vanessa und Anika waren günstiger. Aber auch schneller. Bei gleichem Ergebnis, nämlich: Haare kurz. Aber egal. Anika ist nicht mehr, Vanessa will nicht mehr, Thomas hat wahrscheinlich beim Auslosen verloren und muss nun ran.
Ich habe es ihm aber einfach gemacht und die ganze Zeit die Klappe gehalten, Atmung und Transpiration auf ein Minimum reduziert und war auch ansonsten pflegeleicht. Dazu gabs ein üppiges Trinkgeld und viel Lob. Sollte Thomas bei meiner nächsten Terminanfrage plötzlich auch nicht da sein, keine Zeit haben oder anderweitig verhindert sein, liegt es wahrscheinlich doch an mir.

Am meisten Angst macht mir ja, dass Donald Trump und Boris Johnson Frisuren haben, als wäre ihnen genau das passiert. Als hätten sämtliche Vanessas, Anikas und Thomasse dieser Welt gesagt, dass es grad nicht ginge, dass sie keine Zeit hätte, dass sie nicht da seien. Und schwupp hat man da durchgeknallte Typen mit seltsamen Frisuren und wirren Ideen. Blüht mir das gleiche Schicksal? Muss ich mit viel jüngeren osteuropäischen Models schlafen und Folter gut finden? Werde ich Bürgermeister von London?
Das ist ja furchtbar!!! Hm, wobei… Hm… Vielleicht sage ich meinen Termin bei Thomas nächsten Monat doch ab.

Die griechische Kollegin mit der musikalischen Macht und die massierenden ITler

In Guantanomo Bay werden die Gefangenen durch dauerhafte Musikbeschallung gefoltert, in der Hoffnung, sie mürbe zu machen und zu brechen, auf dass sie doch endlich zugeben, was immer zuzugeben ist. Das ist nicht schön, aber in Zeiten, in denen Trump als Präsidentschaftskandidat ins Rennen gehen könnte, sollte klar sein, dass Amerika nicht unbedingt immer ein Sinnbild von Schönheit ist – schon gar nicht in Bezug auf Moral, Ethik und solchem Firlefanz.

Musik wird also auch schon mal als Folterinstrument eingesetzt. Kann ich auch gut nachvollziehen: der Nachbarsjunge spielt Schlagzeug und ich habe mal über einer Familie gewohnt, wo die Tochter keine Ahnung von Klarinette hatte, diese Tatsache aber ignorierte und ausgiebig Klarinette… naja, spielte wäre übertrieben. Sie quälte sie und somit auch mich. Das war quasi Guantanamo light mitten in München.

Ich bin also ein gebranntes und vor allem gequältes Kind und folglich mache ich mir Sorgen, wenn plötzlich Dinge musikalischer Art geschehen, die so nicht vorhersehbar oder angekündigt waren. Ich sorge mich zum Beispiel, weil in der Firma plötzlich Boxen in den Fluren stehen. Diese Boxen sind Teil eines großen Soundsystems (eines edlen Soundsystems), das fortan alle Flure im ganzen Gebäude einheitlich beschallen wird. Man kommt also nun aus dem Büro mit den typischen Bürogeräuschen („Setz nochmal Wasser auf!“, „In fünf Minuten ist Meeeeeting!“, Tippetitippetitipp, „Einen schönen guten Morgen, mein Name ist xyz, was kann ich für Sie tun?“) in einen bisher ruhigen, nun akkustisch untermalten Flur. Noch ungewohnt und… gebranntes und gequältes Kind … mit einer gewissen Sorge verbunden.

Bisher läuft so Easy-Listening-Esoterik-Gedudel. Man wähnt sich beim Gang durch den Flur ein bisschen in einem Wellnesstempel – allerdings ohne Whirlpool, Sauna oder Massage. Letzteres bekämen wir vielleicht noch hin – man sagt, die Jungs aus der IT hätten gelenkige Finger vom Serverschränkebestücken, aber ich weiß ja auch nicht… So eine Massage im Flur. Hm. Ob das entspannend ist? Immerhin würde ich bei dem Gelaber über Microsoft-Updates und Festplattengeschraube höchstwahrscheinlich in einer Millisekunde einschlafen, aber das bekäme ich bestimmt von der Arbeitszeit abgezogen und das muss dann ja auch nicht sein.*
Die Macht über das, was über das allumfassende Soundsystem läuft, hat übrigens die griechische Kollegin. Das habe ich heute vormittag erfahren und schwupp war da wieder – gebranntes und gequältes Kind – diese Sorge. Es wurde nicht besser, als sie erzählte, dass sie früh morgens, wenn sie noch alleine da ist, gerne mal griechische Musik durch die Flure jagt. Griechische Musik? Das sind dann wohl Songs wie der hier

aber ich glaube, sie meinte nicht sowas. Die Sorge wurde größer… Überhaupt: wie kann man die Macht über so etwas wichtiges wie GefangenenMitarbeiterbeschallung einer Frau überlassen? Es ist doch bekannt, dass es da gelegentlich zu…hm…sagen wir…leichten Schwankungen in der grundsätzlichen Stimmungslage kommen kann. So kleine, fast nicht wahrnehmbare Veränderungen. Vergleichbar mit Erdogan, dem man seine Verstimmungen ja auch nur anmerkt, wenn man ganz genau hinhört. Man stelle sich vor, Erdogan dürfe darüber bestimmen, was ich im Flur zu hören bekomme. Furchtbar! Zum Glück hat er nicht soviel Macht. Dafür aber die Kollegin. Sorge, Sorge, Sorge (gebranntes und gequältes Kind, sage ich da nur)!

Aber es hilft alles nichts. Man muss eben die Tür zum Flur langsam öffnen und lauschen, was da durch den Äther rauscht und wenn es hart auf hart kommt, wenn der absolute Notfall eintritt, wenn gar nichts mehr geht (Ich rede von Helene Fischer unplugged oder ähnlichem), wenn auch auf Hilfe von außen keine Hoffnung besteht, habe ich vorgesorgt: im Schreibtisch liegt eine Stricknadel mit 5 Millimeter Durchmesser. Es ist nur ein kurzer Schmerz sagt man, aber sobald das Trommelfell durch ist, hört man nichts mehr. Zumindest auf dem einen Ohr. Dann das gleiche nochmal beim anderen Trommelfell.
* Jetzt habe ich Bilder von mich massierenden IT-Menschen im Kopf und möchte mir die Stricknadel am liebsten direkt ins Gehirn stechen.

El helado Brausewetter

Essen und Trinken sind wichtige Themen in der spanischen Kultur. Das geht so weit, dass man sogar eine Ortschaft nach einer Eissorte benennt: Malaga.

Malaga liegt in Andalusien, direkt an der Costa del Sol. Es gibt zwei Häfen: einen Handels- und einen Flughafen. Alles halbwegs Wichtige, was es in Malaga gibt, ist nach Picasso benannt, denn der kam von dort. Dass er sich später verkrümelt hat, nimmt man ihm wohl nicht weiter übel – oder es gibt anscheinend keine anderen Persönlichkeiten, die man irgendwie mit Malaga verbinden und werbewirksam einsetzen könnte. Wikipedia sagt, Antonio Banderas käme von hier. Den hätte man noch nehmen können. Aeoropuerto Banderas. Oder – auch das sagt Wikipedia: Hans Brausewetter! Das wäre doch mal ein cooler Name: Aeropuerto Brausewetter. Was für ein Spaß beim Landeanflug: „We’re now aproaching Malaga Brausewetter.“ Oder auch (bei Regen): „Wir befinden uns nun im Landeanflug auf Brausewetter. In Malaga: Brausewetter“. Da können Banderas und Picasso doch nur abkacken. Theoretisch. Tatsächlich machte der Pinselschwinger und Bronzestatuenzimmerer das Rennen. Meinetwegen. Ist ja auch kein leichtes Leben, wenn man heißt, wie eine Spielkarte – und dann auch noch „nur“ das As einer zweitklassigen Farbe (wobei: was heißt „Bander“ auf Deutsch? Ist ja vielleicht noch mieser als Pik). Letztlich ist es mir auch egal. Die Filme von Brausewetter kenne ich alle nicht, die von Banderas kenne ich, mag ihn aber hauptsächlich als Stimme des gestiefelten Katers und den Rest der malagalesischen Promis sind mir auch mehr oder weniger unbekannt. Also gerne Picasso hier, Picasso da, Picasso überall. Könnte schlimmer kommen. Zu einem Eis hat es aber auch für ihn nicht gelangt. El helado Picasso… nirgends zu lesen. Der Name würde irgendwie auch nicht zu einem Eis passen – es sei denn es handelt sich um den Auswurf eines Engländers, nach durchzechtem Vormittag, mit viel Bier, Sangria und vier Gratis-All-incl.-Eis obendrauf, was dann wie buntes Halbgefrorenes am Poolrand… das hätte dann Farbkompositorisch was von Picasso… aber warum sollte man sowas einen Namen geben… und schon gar nicht Picassos Namen… aber egal. Reicht ja, wenn die Straßen und Plätze nach ihm benannt sind. Die Engländer-Eis-Kreation kann man ja nach Brausewetter benennen – El helado Brausewetter – damit der gute Mann doch noch zu Ehren kommt; wenn auch zweifelhaften.

Geht auf mich, Höhöhöhöhö.

Früher habe ich mich dem „All inclusive“-Phänomen beim Urlaub verweigert. Ich fand es erniedrigend, sich mittels eines grellfarbenen Bändchens identifizieren zu müssen, um von mitleidig lächelnden Angestellten ein 0,33l-Wasserfläschchen oder ein Bier im 0,2l-Plastikbecher über die Theke gereicht zu bekommen – zusammen mit einem Schnapsglas (natürlich aus Plastik) voller ranzig schmeckender Erdnüsse aus der Zeit, in der der Urlaubsort noch von der vorvorherigen Generation an Deutschen besetzt war. Das ist wahrscheinlich die Rache.

Es gibt allerdings die Momente, an denen man nichts tun. Tage, die man völlig unbeschwert erleben und sinnlos verplempern will, ohne dass man hinterfragt, ob das ok ist. Zeiten, in denen man über nichts nachdenken will und das dann auch tatsächlich durchzieht. Beamte kennen das als „Arbeitsalltag“ und genau das wollte ich auch mal erleben. Und wenn es bei mir schon nicht während der Arbeitszeit geht, dann halt im Urlaub. Also: All inclusive.
Ich muss gestehen: das hat was. Während um einen rum genervte Menschen mit nervigen nach Eis plärrenden Blagen das Kleingeld zählen – verzweifelt hoffend, dass es noch für das billigste Eis auf der schon vergilbten Langnese-Werbetafel reicht, halte ich, jovial lächelnd, mein am Handgelenk schlackerndes gelbes Bändchen in die Höhe und bekomme ruckzuck und ohne monetaren Einsatz ein 0,33l-Wasserfläschchen oder ein Bier im 0,2l-Plastikbecher. Einfach so. Das ist doch großartig! Ich bin begeistert. Man verkauft nur ein bisschen seiner Würde, kriegt ein Bändchen und schwupp ist man im Schlaraffenland, wo Getränke und Nüsschen in Plastikbechern in Hülle und Fülle zum Verzehr bereitstehen. Hammer. Den älteren deutschen Gästen muss man zu Anfang noch erklären, dass sie das Bändchen zwar zeigen müssen, aber bitte in dezenter Form und nicht so wie früher, wo noch alles besser war. Die meisten nehmen den Ratschlag auch gerne an und bedanken sich mit einem Bierchen. Im 0,2l-Plastikbecher. Natürlich mit dem bei All inclusive-Einrichtungen allgegenwärtigen: „Geht auf mich, Höhöhöhöhö.“

Im Stehen kotzende Engländer – demnächst präsentiert von Vera Int Veen

Es gibt ja so hartnäckige Klischees. Holländer sind ausschließlich mit Wohnwägen unterwegs, Polen klauen alles, was nicht niet- und nagelfest ist und der übliche Sommerurlaub eines Engländers besteht aus den klassischen drei „S“: Sonnenbrand, Saufen und, klar, Saufen. Wenn man in Spanien weilt kommt noch ein viertes „S“ in Form von Sangria dazu. Und wie das ist mit vielen Klischees: oft stimmen sie. Speziell bei den Engländern kann ich das bestätigen. Da gibt es morgens schon mal einen Alibi-Kaffee, aber das wars dann mit Antialkoholischem. Spätestens um 11 Uhr sind die Schleusen geöffnet und es wird geflutet. All inklusive sei Dank mit dem Billigstem, was die jeweils lokale Spirituosenindustrie unter großzügigster Auslegung der Gesetze gerade noch so als trinkfähig in den Markt kippen darf. So gehts direkt aus dem Abbeiztank in den englischen Rachen und von da ins vom Vortag ohnehin noch vernebelte Gehirn. Ein kurzer Zwischenstopp ist im Magen. Nun ist der englische Magen aufgrund der kulinarischen Gegebenheiten in der Heimat ja schon einiges gewohnt und – so sollte man meinen – einigermaßen robust, aber bei Schnaps streicht auch er irgendwann die Segel. Vor allem bei Dauerbeschuss. Und somit nimmt so manches nicht den gewohnten, sondern stattdessen den Rückwärtsgang. Wenn man magentechnisch angeschlagene Engländer um sich herum und Glück hat, ist der Bewegungsapparat noch soweit intakt, dass es für die Auswirkungen dieses umdrehten Einfüllprozesses noch zu einem Gang auf die Toilette reicht… ansonsten muss eben alles herhalten, was auch nur im Ansatz gefliest ist und das kann auch schon mal ein Pool sein.

Der Engländer heute hat es aber noch an den passendsten Ort geschafft. Allerdings reichte es nicht mehr, die Tür zu schließen. Somit konnte jeder, der anwesend war, Zeuge werden, wie man im Stehen pinkelnd zeitgleich auch noch kotzen kann. Das sollte eigentlich für einen Auftritt in irgendeiner RTL-Talent-Show reichen. Vera Int Veen ist wahrscheinlich schon auf dem Weg.

Ich hätte mir ein Autogramm holen sollen – jetzt, wo er noch nicht bekannt ist. Später wird er sich wahrscheinlich nicht mehr an mich erinnern. Kennt man ja: wenn sie mal bekannt sind, kennen einen die Schnösel nicht mehr, machen einen auf Megastar und sind großkotzig. Ok, letzteres war der Typ auch heute schon und ob das mit dem Star werden klappt, ist auch noch nicht sicher. Vera Int Veen hat sich ja gerade ein bisschen zurückgezogen.

Andererseits war mir nicht danach nach einem Autogramm zu fragen. Hatte Gründe…

Tarnhosenkauf im Motorradzubehörfachladen

Im Motorradzubehörfachladen, den ich zum Zwecke des Kaufs von Motorradzubehör aufgesucht hatte (es passte halt einfach: ich suchte Zubehör, die hatten welches…. Topf sucht Deckel und so), stand ein Mitglied eines hiesigen Motorradclubs vor mir an der Kasse. Man erkannte das unschwer am Emblem auf dem Rücken des Shirts, dem Wappen auf der Jacke, die er bei sich hatte und den Tattoos des Logos an diversen Körperstellen. Nun muss man wissen, dass dieser Club einen nicht unzweifelhaften Ruf genießt. Es geht da um Dinge im juristischen Graubereich und die meisten sind schon ein Spur heftiger als „Nicht kompletter Stillstand mit sich nicht mehr drehenden Reifen am Stop-Schild“ oder weibliche Polizistin „Bulette“ genannt. Und wie bei Rockerclubs üblich, sehen die Mitglieder meistens auch sehr martialisch aus. Den Leuten traut man zu, dass sie eine eigene Sprache sprechen, in der ein „Es tut mir leid, aber ich bin ja konträrer Ansicht“ wie ein gebrochener Kiefer klingt. Die Herren aus den Reihen dieser Clubs tragen oft Lederkluft, oder aber auch mal – am Casual Saturday – Tarnhosen.

Ich bin kein Fachmann für Tarnhosenkauf, aber mir dennoch ziemlich sicher, dass sie nicht unbedingt zum Standardsortiment des gemeinen Kleidungsfachhandels gehören und von US-Army oder der Bundeswehr geführten Bekleidungsgeschäften habe ich auch noch nicht gehört. Wo holt sich also der modisch interessierte Rocker die Tarnhose für den gepflegten Feierabend, wenn die Lederhose mal durchatmen darf (was sie sicher auch bitter nötig hat. Ich will den Herren Rocker ja nichts nachsagen, aber den ganzen Tag in Leder. Bei den Temperaturen. In direkter Nähe eines leistungsstarken und somit extrem aufgeheiztem Motor… da ist es nicht schwer sich mit einer Lederhose solidarisch zu zeigen, die mal durchatmen möchte) – na zum Beispiel in einem Motorradzubehörfachladen. Wobei… streng genommen ist eine Tarnhose kein Motorradzubehör, aber man muss ja nicht päpstlicher sein als der Papst und die Honda mal in der Kirche lassen. Tarnhosen in Motorradzubehörfachläden sind ok! Und der Herr vom Club vor mir, war sich dieser Tatsache sehr wohl bewusst, denn er trug schon eine Tarnhose. Eigentlich sogar zwei: eine am Körper (in kurz) und eine andere in der Hand (in lang), mit dem Ziel selbige käuflich zu erwerben (für die Juristen: mitschreiben! Motorradzubehörfachläden gehören anscheinend nicht zum von Motorradgangs erpressten Klientel: dort wird korrekt eingekauft und bezahlt.). Mir lag ein „Hach, wenn man die Figur für solche Hosen hat“ auf der Zunge, hatte aber Bedenken, dass der Herr dies falsch auffassen könnte und da ich nicht weiß, was „Oh, meinen Sie? Das ist zwar nett, aber ich sehe es ein bisschen anders“ in seiner Sprache heißt, mir aber grob vorstellen kann, in welche Richtung das tendieren könnte, habe ich schön die Schnauze gehalten.

Seelenverwandschaft mit einer Zecke

Da wacht man auf und die kleine Katze steht Schnauze an Nase vor einem und man denkt so im Halbschlaf: „Och nö, geht das jetzt schon los mit Pubertät, Gezicke und dem ganzen Piercingkram. Seit wann hat die so eine Kugel am Ohr?“ Tatsächlich ist man dann sehr schnell hellwach, wenn man erkennt, das die Kugel eine randvoll vollgesaugte Zecke ist, die kurz vor dem Absprung ist.

Zecken können locker eine Woche unter Wasser überleben, weshalb mein Plan, dieses eklige Etwas mal ein paar Stunden in ein Wasserglas zu versenken als nicht zielführend angesehen, abgebrochen und auf Eis gelegt wurde. Verbrennen funktioniert wohl ganz gut, aber in den seltensten Fällen hat man ein loderndes Feuer in der Nähe, wenn man es mal braucht….

Letztendlich habe ich die Zecke zwischen ein paar Zeitungsseiten gelegt und mit einem Wasserglas zerdrückt. Das Geräusch einer platzenden Zecke ist erstaunlich laut, das Bild, das sich einem nach Aufschlagen der Zeitung darbietet ist furchtbar, weil sehr blutig. Wie ein Unfall, bei dem ein Blutreserventransporter beteiligt ist, also mit viel mehr Blut als die Beteiligten selbst hergeben würden.
Diese Zecke ist jedenfalls aus dem Rennen. Aber wo die herkam gibts noch mehr: die kleine Katze hatte vorhin schon wieder eine. Diesmal aber eine kleinere, die noch nicht randvoll mit Blut war. Das Geräusch beim Zerquetschen war auch viel dezenter.

Die Zecke heute morgen war übrigens so dermaßen randvoll mit Blut, dass sie prall und vollgefuttert da lag, sich deshalb aber keinen Millimeter mehr aus eigener Kraft fortbewegen konnte. Da fühlte ich schon so eine kleine Seelenverwandschaft… kennt man ja von sich selbst nach einer ausgiebigen Völlerei. Richtig eng waren unsere Bande dann aber doch nicht, deshalb: Zeitung + Wasserglas.

Samstag morgens um 9 Uhr kommt der Eppelmon. Aus de Palz.

An einem Samstag Morgen um 9 Uhr Apfelschnitzeschneidend bei wildfremden Menschen zu klingeln ist schon eine Frechheit. Üblicherweise sind es die Zeugen Jehovas, die um diese Uhrzeit unterwegs sind, um die Menschheit zu retten. Die haben aber meistens keinen Apfel dabei, sondern nur komische Heftchen und krude Gedanken und weil sie keinen Apfel bei sich tragen (zumindest nicht, um ihn den zu Rettenden, die sie belästigen, anzubieten. Sollten sie mal probieren: vielleicht steigert das die Erfolgsquote) und diesen somit auch nicht in Schnitze schneiden müssen, haben sie auch kein Messer in der Hand. Käme ja auch ein bisschen seltsam: adrett gekleidete Menschen mit einem Messer in der Hand fragen, ob man mit ihnen über Gott reden möchte. Je nach Größe des Messers, würde ich mich eventuell sogar überreden lassen. Der heutige Störenfried war aber kein Zeuge Jehovas, oder vielleicht doch, aber sein wichtigstes Anliegen war zumindest nicht eine kleiner Plausch über Gott, sondern Äpfel. Das war nämlich der Pelzär Eppelmon, also ein Apfelmann pfälzischer Herkunft.
Anscheinend gibt es in der Pfalz also eine enorme Überproduktion an Äpfeln, weshalb man nun Leute in die Fremde schickt, um zumindest einen Teil davon loszuwerden. Das ist so ein bisschen wie 12 Monkeys, wo Bruce Willis in die Vergangenheit geschickt wurde, um die Menschheit zu retten, nur gehts halt beim Pelzär Eppelmon nicht um die Menschheit, sondern um Äpfel und er reist auch nicht in der Zeit, sondern in andere Bundesländer. Nur minimal anders also.

Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber Samstag morgens um 9 Uhr bin ich meist ein bisschen perplex, wenn es an der Tür klingelt, ein Mann vor meiner Tür steht und sich als Pelzär Eppelmon vorstellt, während er einen mitgebrachten Apfel mit einem ebenfalls mitgebrachten Messer zerteilt und zur Verköstigung anbietet. Entsprechend einsilbig war auch meine Antwort auf die Frage, ob ich Eppel möchte, nämlich: „Häh?“

Ich finde es ja grundsätzlich toll, wenn man sich Gedanken um neue Absatzmärkte und ähnliches macht, aber doch nicht um 9 Uhr an einem Samstag? Bzw. darüber nachdenken kann man ja um 9 Uhr, gerne auch an einem Samstag, aber doch nicht die Kunden in spe so früh belästigen. Geht das nicht auch noch später? Oder online? Online wäre super! Ohne nachzuschauen bin ich mir fast sicher, dass www.eppelmon.de noch frei ist. Da könnte man doch einen Hammer-Online-Shop bauen mit allem, was das Apfelliebhaberherz begehrt. Mit so einem Cross-Selling-Konzept für Reithöfe – wegen Äpfel und so. Da gäbe es Möglichkeiten noch und nöcher. Ich fände das toll! Also lieber Pelzär Eppelmon: denk mal drüber nach. Gerne auch Samstag morgens um 9 Uhr.

PS: Neben Äpfel waren übrigens auch noch Zwiebel und Orangen im Angebot. Er hätte sich also genausogut als Pelzär Zwiwwlmon oder Pelzär Orantschemon vorstellen können, wobei Orangen in der Pfalz… ich weiß ja auch nicht. Ob die wirklich aus eigener Produktion sind?

Gekauft habe ich übrigens nichts. Insofern war die Mission zumindest in meinem Fall genauso gescheitert, wie bei Bruce Willis. Sollte die Menschheit also eines Tages an der Überproduktion Pfälzer Äpfel zugrunde gehen – meine Schuld. Sorry.

Wasserkocher kochen auch nur mit Wasser

In unserer Kaffeeküche in der Firma (ja, wir haben eine Kaffeeküche und die heißt so, weil man darin nicht viel mehr als Kaffee machen kann. Eine Mikrowelle gibt es noch, aber die brummt ganz seltsam und ich meine auch zu spüren, wie meine Körpertemperatur ansteigt, wenn sie läuft und ich in der Nähe bin. Insofern trifft es Kaffeeküche ganz vorzüglich: es ist eine Art Küche und man kann dort vorwiegend Kaffee machen) gibt es neben zwei Kaffeemaschinen, einem überdimensionierten Milchaufschäumer, einem Kühlschrank und einer Spülmaschine auch einen Wasserkocher. Der steht auf einer Kachel, weil ein für die Sicherheit des Unternehmens zuständiger Mitarbeiter erkannt hat, dass die Kachel nicht brennen wird – egal wie heiß der Wasserkocher ob seiner Aufgabe des Wasserzumkochenbringens wird. Es wurde also ein Ausdruck an der Wand über dem Wasserkocher angebracht, der darauf hinweist, dass die Kachel nicht da liegt, weil ein Fliesenleger keine Lust hatte sich zu bücken, sondern eine brandschutzrelevante Aufgabe wahrnimmt. Wenn ich alleine in der Küche stehe, schiebe ich den Wasserkocher manchmal ganz an der Rand der Kachel und warte darauf, dass ein für Sicherheitsfragen zuständiger Kollege in den Raum hechtet und den Wasserkocher wieder auf die korrekte Kachelposition schiebt. Passierte aber bisher noch nie. Schade eigentlich.

Diese Woche dann: großes Drama! Der neue Wasserkocher (beim alten war der Deckel nicht mehr fest, er brauchte ewig und und und. Wie das halt so ist mit älteren Wasserkochern. Er kochte auch nur mit Wasser. Quasi.) gab seinen Geist auf. Die blaue Funktionsleuchte verglühte, das Wasser blieb kalt.
Nun war dieser neue Wasserkocher wirklich ein Ausbund an Schönheit. Gibt ja so Dinge, bei denen Designerinnen nervös werden und Designer nicht gleich vom Schreibtisch aufstehen können. Ok, so heftig ist der Wasserkocher dann doch nicht, aber er ist chic. Und hat einen Schalter, der blau leuchtet, wenn die Maschine eingeschaltet ist und das Wasser zum kochen bringt. Entsprechend frustrierend ist es, wenn dieser Schalter nicht leuchtet, obwohl er betätigt wurde. Der Laie denkt: LED kaputt, aber der Fachmann weiß: Scheiße! Kein Tee, kein Instant Kaffee… das wird nix mit heißem Wasser und während der Laie noch mit einer Taschenlampe und einer blauen Serviette versucht, das blaue Licht des Schalters zu simulieren, sitzt der Fachmann schon heulend am Schreibtisch, weil er weiß: das wird nichts mit Kaffee.

Es gab den ganzen Tag keinen Kaffee mehr und eigentlich wäre Kaffee weiterhin keine Option, geschähen nicht ab und an Wunder, so auch hier: obwohl verheizt, getriezt, gedemütigt, geschunden und schließlich vertrieben, war er plötzlich wieder da – bereit sein bestes zu geben, auch wenn das ein bisschen länger dauert, der Deckel immer noch wackelt und keine LED das Grau der Kaffeeküche erleuchtet…. willkommen zurück, lieber guter, alter Wasserkocher. *schnief*

Wenn schon Mord, dann nur im katzenfreien Bad

Ich habe jetzt ein Rasiermesser. Also eigentlich kein richtiges Rasiermesser, sondern eine Shavette. Das ist quasi ein Rasiermesser, aber mit austauschbarer Klinge und zwar einer einzelnen. Die Supermarktrasierer prahlen ja um die Wette, wer mehr hat. Vor ein paar Jahren fing es mit einer zweiten Miniklinge an, mittlerweile kommt gefühlt eine weitere Klinge pro Woche dazu. Man hört sie schreien an der Kasse: „Nimm mich, ich habe vier Klingen!“ „Pah, vier… ich hab fünf und die sind so scharf, dass sie hinter Gitter müssen!“. Letzteres kennt man auch von den Damen in gewissen Gegenden von Mannheim (hab ich gehört! Sagt man! Gerüchte!). Jedenfalls sind das ganz schöne Angeber, diese Supermarktrasierer, dabei sollte man den Ball lieber flach halten, wenn man sein Dasein zwischen Einzelportionsflaschen Zinn40 und Muskote-Papers fristet. In der Szene gibt es sicher noch andere Gründe außer „scharf“, die einen hinter Gitter bringen können.
Die Shavette ist dagegen dezent und von der angenehm stillen Sorte. Sie hat nur eine Klinge, aber das führt keineswegs zu Komplexen – und erfreulicherweise auch nicht zu lautstarkem Widerstand ala „Ihr könnt mich mal, ihr verf***ten Supermarktrasierer mir Eurer Klingengeilheit! Ja, ich habe nur eine, na und????“, denn das widerspräche ja der angenehmen Stille, die zu verbreiten sich die Shavette zu eigen gemacht hat. So verrichtet also ein einzelnes, sehr scharfes Stück Metall seine Arbeit und man merkt gleich beim ersten Einsatz: Scheißegal wieviele Klingen so ein Ding hat – Gitter sind eine klasse Sache! Außerdem lernt man, dass sich Blut ganz leicht von Waschbecken und Fliesen entfernen lässt. Gut zu wissen, wenn man mal einen Mord oder so plant: das Badezimmer bietet sich an, da lässt sich die Sauerei super wegmachen… naja, solange keine Katze durch das Massaker läuft. Ganz schlecht sind Katzen mit weißem Fell. Nicht, dass sich die Farbe des Fells auf die grundlegende Verteilung der Blutschmierereien auswirken würde, aber im Gegensatz zu Waschbecken und Fliesen ist Katzenfell nicht so leicht zu reinigen. Das gilt im Besonderen auch für Blutflecken im Fell. Merke: bei einem Mord ein Badezimmer aufsuchen, aber dafür sorgen, dass sämtliche weißen Katzen außerhalb des zu erwartenden Blutlachenbereiches sind. Idealerweise lässt man sie erst gar nicht ins Bad. Ist dann ja auch hygienischer, so ein Mord und die Aufräumarbeiten danach sowieso. Danach sind Katzen gerne wieder willkommen.

Und kleiner Tipp bzgl. Werkzeug. So eine Shavette ist echt scharf, hat aber keine Gitter. *zwinkerzwinker.