Heute machte der Herbst einen auf dicke Hose

Minus drei Grad heute morgen. Da macht der Herbst aber einen auf dicke Hose. Das ist mir aber egal: ich habe eine Standheizung. Gewarnt durch das Gekratzt der Frühaufsteher (muss mich da mal beschweren. Das sehen die Schwaben gerne, wenn man sich anpasst und auch mal rumgrantelt) wurde selbige gleich nach dem Aufstehen aktiviert und bollerte fortan die obligatorische halbe Stunde vor sich hin. Dreißig heiße Minuten – davon träumen viele Längerverheiratete nur noch, aber bei mir gibts das auf Knopfdruck. Theoretisch wäre auch länger drin, aber das zieht Batterie (noch etwas, das viele Längerverheiratete kennen dürften. Besonders die Damen) und was bringt mir ein aufgeheiztes Auto, das nicht anspringt. Eine halbe Stunde reicht auch völlig (eine Aussage, die viele Nichtverheiratete nicht unterschreiben würden). Man kann sich schon da der neidischen Blicke der eiskratzenden Nachbarn sicher sein, wenn man nur im Hemd (die Jacke liegt im kuschelig-warmen Auto) zum Wagen schreitet, sich kurz wärmend in die Hände pustet und „Brrrrr, das ist aber kalt heute, was?“ sagt. Wenn man beim Wegfahren noch die Scheibe runterlässt und ein „Und das Beste: der Motor ist auch schon warm und schnurrt wie ein Löwe, der gerade ein Gnu verspeist hat und nun satt und zufrieden im Schatten eines Baums vorsichhinverdaut“ in Richtung der kratzenden Nachbarn hinterherruft, muss man die Heckscheibenheizung eventuell doch nochmal einschalten, damit sie ob der eisigen Blicke der Nachbarn nicht wieder einfriert.
Aber die sollen sich mal nicht so haben: morgen früh kratzt das Thermometer nur knapp an der 0-Grad-Grenze und die Nachbarn demzufolge nicht an den Scheiben. Das heute morgen war also zum Warmmachen (sic!) für die kalte Jahreszeit, Dudes!

Neues aus dem Tierreich

Der Teilzeithund und die Katzen sind auf einem guten Weg. Mittlerweile muss man keine Angst mehr haben, dass die Katzen gefressen werden, wenn man den Teilzeithund nicht an kurzer Leine hält. Tatsächlich ist es nun so, dass man eher um den Teilzeithund Angst haben muss, denn die eine Katze ist schon mindestens genauso groß, extrem neugierig und hat Ninja-Kampffähigkeiten. Und sie ist extrem neugierig, will immer schauen, was dieses komische Tier denn da so macht, will an ihr schnuppern und so weiter. Dem Teilzeithund ist das noch suspekt, aber immerhin standen die beiden schon Schnauze an Schnauze, die Nasen eifrig am Düfte sammeln und es gab weder Gebell noch Gefauche. So weit so gut.
Die kleine Katze ist noch vorsichtig. Das ist ihr Naturell: sie ist zwar auch neugierig, will alles sehen, riechen, schmecken, aber sie ist eben sehr vorsichtig dabei. Sie hinkt allgemein ein bisschen hinterher und ich glaube, dass sie grundsätzlich ein bisschen neben der Spur ist. Man merkt das, weil sie ab und an mal daneben tritt, wenn sie an einer Kante vorbeiläuft, was auch gelegentlich zu einem Sturz führen kann und überhaupt ist sie tapsig. Zu Anfang wollte ich sie ja „Tipsy“ nennen, was übersetzt „beschwipst“ oder „angeheitert“ heisst und genauso ist sie: wie eine leicht angeschickerte Dame, die versucht Haltung zu bewahren – was ihr nicht immer gelingt. Benannt wurde sie dann aber doch anders, auch wenn ich sie insgeheim noch immer „Tipsy“ nenne (und – das habe ich gerade beschlossen – fortan auch so rufen werde. Sie hört ja eh nicht, da ist es egal, wie ich sie rufe). Und auf eben jene tapsige Art und Weise wankte sie gestern auf den Teilzeithund zu. Da hatte sie anscheinend gerade eine mutige Phase. Wahrscheinlich ging sie direkt auf Tuchfühlung, das macht sie nämlich auch gerne, aber das mag der Teilzeithund (noch) nicht, weshalb es ein kurzes „Ey, Vorsicht!“-Gebelle gab und eine Millisekunde später war die kleine Katze auf dem Sofa – zwar heftig atmend, aber dennoch erstaunlich cool. Hätte ich nicht gedacht.

Es geht also voran in Sachen Tierverständigung. Die wichtigsten Schritte sind gemacht: der Teilzeithund hat erkannt, dass die Katzen bleiben werden und das Leben einfacher ist, wenn man diese Tatsache – neben der anderen Tatsache, dass die Katzen kein Futter sind – akzeptiert und die Katzen sind eh schon seit längerem locker drauf bezüglich Teilzeithund.

Fühle mich schon so ein bisschen wie Martin Rütter, dieser Hundeflüsterer. Ich habe sofort erkannt, dass der Teilzeithund keinen Bock auf Katzen hat – eine messerscharfe Analyse, wie ich finde. Und natürlich hatte ich auch sofort die Lösung: immer feste am Halsband ziehen, wenn eine der Katzen den Raum betritt und der Teilzeithund es wagt zu atmen. Ok, das hätte Herr Rütter eventuell anders gehandhabt, aber am Ende zählt das Ergebnis und das passt ja: alle sind zeitgleich im gleichen Raum und es gibt keine Toten. Perfekt.

Pochierte Eier und Paartherapeuten mit Kochlöffeln

Gestern habe ich kochtechnisches Neuland betreten. Eigentlich klang es ganz einfach, aber mir war nicht bewusst, dass man auch bei den simpelsten Tätigkeiten grandios scheitern kann.

Der Plan war es, pochierte Eier zu machen. Es gibt bei Google unzählige Seiten zu diesem Thema, aber das Grundrezept ist so gut wie überall gleich: man nehme ein oder mehrere Eier (aber niemals zuviele! Die kleben dann nämlich aneinander und es entsteht ein sehr großes Ei mit mehreren Eigelben. Also quasi wie die Eier, die man in der Gegend rund um Fukushima in letzter Zeit so bekommt. Wollte ich aber nicht, weshalb ich mich an die Ratschläge der Millionen Eierpochierfachleute gehalten habe und nur ein Ei nahm), einen Topf, darin Wasser und ein Esslöffel Essig plus einen Kochlöffel (oder etwas anderes zum Rühren) und eine Schaumkelle. Das wars.
Das Wasser (darin schon der Esslöffel Essig) wird erwärmt und zwar bis kurz vor dem Zeitpunkt, an dem es zu kochen begönne. Dann kommt der Kochlöffel zum Einsatz: man rührt im Wasser, so dass ein dezenter Strudel entsteht. Nun wird es Zeit, das Ei zu Wasser zu lassen. Mit dem Kochlöffel vorsichtig um das Ei herumwirbeln, damit sich das Eiweiß um das Eigelb legt. Nach drei bis vier Minuten holt man mit der Schaumkelle das fertig pochierte Ei aus dem Wasserbad und platziert es auf dem Teller. Das Eiweiß ist formschön gestockt, das Eigelb ist noch wachsweich. Nun nur noch nach Geschmack würzen. Guten Appetit.

Soweit die Theorie. Die Probleme fangen schon damit an, dass es gar nicht so leicht ist, die korrekte Temperatur zu finden: der Grat zwischen Blubberblubberwasserkocht und „Ui, heiß, aber kocht noch nicht“ ist ein schmaler. Zumindest an meinem Herd erfordert das ein ständiges Herumgespiele am Temperaturregler. Mein Herd ist anscheinend sehr sensibel eingestellt. Hat er von mir.
Wenn man die Temperatur zumindest einigermaßen im Griff hat, landen die Eier wie erwähnt im verwirbelten Wasser. Bei den vielen Videos im Netz legt sich sogleich das Eiweiß wie ein seidenes Tuch um das gelbe Innere – nur zur Sicherheit wirbelt man noch zusätzlich mit dem Kochlöffel um das Ganze zu unterstützen.
Tja: hätte ich nicht gewirbelt wie ein Tornado in Florida, wären Eiweiß und Eigelb im Topf getrennte Wege gegangen. Und das wollte ich auf keinen Fall! Ok, die beiden waren lange auf engstem Raum zusammen. Den ganzen Tag. Immer. Keine Chance, sich aus dem Weg zu gehen oder gar sich mal mit den anderen Eiweißen oder Eigelben zu einem Gläschen Eierlikör zu treffen. Da wäre es nur verständlich, wenn die beiden die neugewonne Freiheit nach dem Zusammenbruch der Schale nutzen würden, um endlich mal was alleine zu unternehmen. Adios Eigelb, wir sehen uns! Tschüssi Eiweiß, bis die Tage!
Also habe ich wie ein guter Paartherapeut den Kochlöffel benutzt (wobei ich mir nicht sicher bin, ob Paartherapeuten Kochlöffel im Einsatz haben und wenn ja: was machen sie damit? Müssen die Paare dann in einen Whirlpool, wo sie – man hegt ja eine gewisse Antipathie auf den anderen – in entgegengesetzte Richtungen zu driften drohen, aber – Taraaaaa – da zückt der Paartherapeut einen großen Kochlöffel und verwirbelt das Wasser im Whirlpool, was zur Folge hat, dass das trennungsgefährdete Paar wieder aufeinanderzugleitet und sich schließlich im Blubberbad in die Arme fällt, was den Beiden klar macht, dass es nur einen Whirlpool und einen Kochlöffel braucht und alles ist gut?) und die beiden wieder zusammengebracht. Gut sah das Ei allerdings nicht aus: Die Form erinnerte an einen ersten Versuch von Dr. Frankenstein, viele viele Jahre bevor er mit Leichenteilen herumbastelte (und das Ergebnis war ja auch nicht der Brüller). Wenn es wenigstens geschmeckt hätte, aber noch nicht mal das war der Fall. Ich wusste nicht, dass ein Ei „zäh“ werden kann. Kann es. Und beim zweiten Versuch hat sogar meine Kochlöffeltherapie versagt. Hatte sich bei Versuch Nummer eins das Eiweiß wenn auch nicht wie ein Gewand aus Seide, sondern eher wie ein schwerer Mantel aus Schurwolle von sehr alten Schafen, aber dann eben doch ums Eigelb gelegt, so war dies dem zweiten Ei nicht vergönnt. Wie eine kleine Sonne waberte ein gelbes Etwas durch den Topf, verfolgt von einer Galaxie aus verworrenen Eiweißfäden. Das sah so aus, wie es später schmeckte – wobei eine kleine Sonne verfolgt von einer Galaxie noch interessant wäre. War das komische Etwas auf dem Teller aber ganz und gar nicht. Hatte er was von Laborunfall (einem uninteressanten Laborunfall in einem total unspannenden Labor). Es war einen Versuch wert, aber beim nächsten Mal gibt es wieder Rührei: wenn man das Ei schon vorher kaputt macht und es erst dann zubereitet, ist das zum einen einfacher und schmeckt um ein Vielfaches besser.

Demnächst versuche ich mich mal an Sushi. Ich meine… roher Fisch: was kann man da schon falsch machen?

„Möchten Sie Betäub…“ „JA!“

Ernsthaft: mein Interesse an Masochismus tendiert gegen Null. Ab und an mal Xavier Naidoo im Auto und gelegentlich die Ohrstöpsel rausnehmen, wenn im Wohnzimmer „Brisant“, „Prominent“ oder sonstiger tv-medialer Dünnschiss läuft. Das wars aber schon. Ich erwähne das deshalb, weil man mir auch eine gewisse Schmerzaffinität andichten könnte – so oft wie ich beim Zahnarzt bin. Ja genau, heute war ich wieder mal: eine sensible Stelle wollte repariert und entsensiblisiert werden. Reparieren und entsensibilieren… das klingt wie ein Job für den Psychologen nach einer schwierigen Beziehung, aber in meinem Fall ging es um kaputten Zahnschmelz und so Kram. Beziehungstechnisch gab es da höchstens Unstimmigkeiten mit der Zahnfee, aber mit der habe ich schon seit D-Mark-Zeiten nichts mehr zu tun.

Auf dem Röntgenbild sah das alles eher harmlos aus. Ein kleiner Zahn, noch nicht mal einer von der Front, sondern ein Hinterbänkler, mit einem kleinen grauen Fleck, der noch dazu weit weg von Wurzel und Zahnfleisch war. Ein Klacks. Hätte ich eigentlich auch selber reparieren können.
Bei „So isses“, einer Sendung mit Jürgen von der Lippe aus grauer Vorzeit, war mal einer, der sich die Zähne selbst richtete. Er nutze dafür eine umgebaute Bohrmaschine, einen Spiegel und als Füllung Zwei-Komponenten-Kleber. Hat funktioniert, auch wenn ein anwesender Zahnarzt die Hände über dem Kopf zusammen schlug. Das ist aber schon sehr sehr lange her. Mittlerweile hat sich die Bohrmaschinentechnik sprunghaft weiterentwickelt und ähnliches gilt sicherlich auch für die Wirkung von Zwei-Komponenten-Kleber. Insofern hätte ich also diese kleine dentale Sache tatsächlich selbst machen können, aber man soll ja „local buyen“, also vor Ort einkaufen. Das gilt sicher auch für ärztliche Leistungen, wobei ich eh nicht auf die Idee käme, mir einen Satz Kronen bei Amazon zu bestellen, um mir die dann auf die Zahnstümpfe zu dengeln. Gleiches gilt für kleine graue Flecken auf Hinterbänklerzähnen. Da darf die Frau Doktor dran (wobei die gar nicht Frau Doktor ist, aber das erkläre ich ein andermal). Sollte ja auch schnell gehen. Wahrscheinlich dauert das Aufhängen der vom Regen durchtränkten und entsprechend schweren Jacke an den etwas schwachbrüstigen Haken länger als die Behandlung – dachte ich so bei mir, aber ich irrte. Ok, das Aufhängen ging auch erstaunlich schnell – die Haken sind gar nicht solche Luschen wie es zu Anfang scheint, aber dafür zog sich der Rest.

„Möchten Sie Betäub…“
„JA!“

Wenn ich das richtig (so mit halbem Ohr) verstanden habe, heißt das in der Branche „einspritzen“. Erinnert im ersten Moment an eine KFZ-Werkstatt oder den Dreh eines Filmes der besonderen Sorte, aber scheint auch im Dentalgewerbe geläufig zu sein. Ich wurde also eingespritzt. Lief super: nach fünf Minuten merkte ich schon nicht mehr, wie ich über die taube Lippe aufs Hemd sabberte. Von dem ganzen Rumgebohre, Geschleife und was die sonst noch so in meinem Mund angestellt haben, spürte ich tatsächlich nichts. Dafür kam wieder diese extrem fiese Schluckreiz und natürlich immer dann, wenn es gerade gar nicht ging. Schlimmer war eigentlich nur noch der Drang den Mund zu schließen. Dieser Drang kommt immer exakt nachdem einem gesagt wird: „Jetzt bitte den Mund offen lassen!“ Hat was von dentalem Punk und Widerstand gegen die Oberen. Ich mach meinen Mund zu, wann ich will! Scheiß auf dieses komische Metalldingens, das ihr mir um den Zahn geschraubt habt! Ich mach den Mund zu, wann ich will! Ok, ist dann doch kein Punk und hat wenig mit Widerstand zu tun: da macht man den Mund ja eher auf, denn zu.
Der kleine graue Fleck am Hinterbänklerzahn war gar nicht so ohne und es zog und zog sich. Am Ende saß ich mehr als eine halbe Stunde auf dem Behandlungsstuhl (gefühlt zwei Wochen. Mit abwechselnd ein Tag chinesische Wasserfolter, ein Tag Auspeitschen, zwei Tage Waterboarding) und um die Erfahrung reicher, dass kleine graue Flecken manchmal ganz schön heftig sein können.

Zuhause angekommen habe ich gleich mal im Internet recherchiert. Eine gute Bohrmaschine bekommt man ab 50 Euro aufwärts, bei Zwei-Komponenten-Kleber ist man so ab 6 Euro dabei. Hm.

Das Grönemeyer-Komplott

Heute lief erstaunlich oft Grönemeyer und ich dachte nur: „Verdammt, der Herbert!“, aber anscheinend ist er gar nicht gestorben. Welchen anderen Grund diese Anhäufung an Grönemeyer hatte… keine Ahnung. Ich glaube, es war sogar immer der gleiche Song, nur welcher das war, kann ich nicht sagen. Ich hätte auf den Text hören sollen, dann könnte ich jetzt danach googeln, nur: ich habe auf den Text gehört und außer Genuschel nichts verstanden, was googeln extrem schwer bis nahezu unmöglich macht.

Wie das wohl ist, wenn in einer großen Stadt, einer Metropole… sowas wie Hamburg, München oder Berlin …wenn also in so einer gewaltigen Stadt eine Preisverleihung ansteht… Vor den Toren des beindruckenden Schauplatzes – denn es ist ein große Preisverleihung, natürlich, sonst wäre sie ja in Castrop-Rauxel oder Fürth, ist sie aber nicht, sondern sie findet in einer großen Stadt statt und natürlich lässt man sich nicht lumpen und nimmt keine heruntergekommene Turnhalle oder gar die Stadthalle aus den späten Siebzigern, wo die Asbestdecke nur grob abgetragen und durch Styroporblenden ersetzt, sondern das beste Gebäude, das sich auftreiben lässt – (Sie kommen noch mit? Kleiner Hint: es geht um die Tore des beindruckenden Schauplatzes in der großen Stadt, in dem eine aufsehenerregende Preisverleihung stattfinden wird. Vor diesen Toren also…) drängen sich Hipster (Berlin), belederhoste Fans (München) oder Matrosen (Hamburg. Oder Berlin, wenn nebenan eine Comic Convention stattfindet und eine Horde Donald-Duck-Cosplayer gerade zufällig vorbeikam), um die Stars aus der Nähe zu sehen, die es zu besagter Preisverleihung drängt.
Natürlich bekommt nicht jeder der anwesenden Promis einen Preis, aber das ist ja auch egal: man muss sich trotzdem blicken lassen, den einen oder anderen Schluck Champagner trinken und letztlich ist man auch auf solchen Festivitäten, um mit den anderen Promis smallzutalken. Da wird dann abgelästert, weil das Lippenaufspritzen bei der einen dann doch etwas zu drastisch ausfiel, weil eine andere das gleiche Kleid anhat, wie auf der Preisverleihung vor zwei Wochen in Castrop-Rauxel und dass die Dame ja wohl eh auf dem absteigenden Ast zu sein dürfte, wenn sie schon nach Castrop-Rauxel ginge. Bald würde man sie bestimmt auch in Fürth sehen, usw. usf.
Nebenbei bedienen sich die Stars und Sternchen am Buffet. Für viele die erste genießbare Nahrung, nachdem sie aus dem Dschungelcamp zurück sind. Und irgendwo in dieser Meute geballter Prominenz stehen zwei Männer, die scheinbar in ein Gespräch vertieft ist, doch selbst, wenn man direkt daneben steht und die Lauscher weit aufreisst: man versteht nicht, was die beiden bereden, sondern hört nur „Nuschelnuschelhmmnuschelnuschelhm“. Man schiebt sich noch näher heran, aber keine Chance – man versteht nicht. Man überlegt, sich einfach dazuzustellen, um seine Neugier offensiv und direkt zu befriedigen, aber sowas macht man nicht. Man grübelt nicht hin und her und plötzlich erkennt man die beiden: das sind ja Herbert Grönemeyer und Til Schweiger. Klar, dass da alles Lauschen nichts bringt.
Ob die beiden sich in einer Geheimsprache unterhalten und tatsächlich verstehen, was der andere so nuschelt? Wäre interessant zu wissen, nur: selbst wenn sie es einem auf Nachfrage sagen würden: man verstünde die Antwort ja eh nicht. Kann man also gleich bleiben lassen und sich lieber wieder den Schnittchen widmen: sowohl denen vom Buffet, als auch den C-Promi-Damen. Muss man ja ausnutzen, wenn man schon mal in so einer großen Stadt bei einer sensationellen Preisverleihung ist. In Castrop-Rauxel gibts ja immer nur Kartoffelsuppe. Von Schnittchen keine Spur. Auch sonst nicht. Und von Fürth hört man ähnliches.

Warum heute so oft Grönemeyer lief weiß ich aber immer noch nicht. War vielleicht nur Zufall. Oder es ist ein ganz fieser Komplott: weil der Radiohörer den Grönemeyer nicht versteht, dreht er das Radio voll auf (in letzter Zeit hat er ja auch nur noch so schnulzigen Kram, der noch zusätzlich drei Stufen leiser vor sich hinwabert), um vielleicht doch noch irgendwelche Textfetzen zu entschlüsseln (was nicht klappen wird, aber das ist wie bei defekten Geräten: man hat mal drauf. Hilft in den seltensten Fällen, aber man macht das halt so) und geht mit dem Ohr ganz dicht an die Lautsprecher. In dieser Position verharrt man immer noch, wenn direkt nach Grönemeyer AC/DC in der „Extra Loud Edition“ gespielt wird. Das ist der Moment, in dem zuerst das eine und nur wenige Millisekunden später das andere Trommelfell platzt, was sehr lästig ist. Und schmerzhaft. Der Radiohörer ist natürlich sauer und verklagt den Sender. Der Sender weist jegliche Schuld von sich und bekommt vor Gericht recht. Der Radiohörer verklagt Grönemeyer und es kommt wieder zu einer Gerichtsverhandlung. Der vorsitzende Richter fragt Grönemeyer, ob er etwas zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfe der musikalischen Verstümmelung von Trommelfellen zu sagen habe. Grönemeyer steht auf und sagt: „Nuschelnuschelhmnuschelnuschelhm“. Weder der Richter noch sonst jemand im Raum hat ihn verstanden. Grönemeyer bekommt Papier und Stift. Er soll aufschreiben, was er zu sagen habe. Grönemeyer schreibt und überreicht im Anschluss den Zettel. Der Richter liest vor:

„Nuschelnuschelhmnuschelnuschelhm.“

Das steht natürlich nicht auf dem Zettel, sondern das hier:

„Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Es tut mir leid, was dem Radiohörer widerfahren ist. Nichtsdestotrotz handelt es sich hier eindeutig um Eigenverschulden, denn zu keinem Zeitpunkt kam von mir die Aufforderung, den Lautstärke des Radiogeräts zu erhöhen, was dazu führte, dass durch das im direkten Anschluss an mein Werk über den Äther verbreitete Hardrockmachwerk der geschätzten Kollegen von AC/DC die Trommelfelle des Radiohörers in Mitleidenschaft gezogen wurden. Ich möchte mit meiner Musik Freude verbreiten und niemandem Schmerz zufügen. Für Schmerz ist in meiner Familie mein Bruder Dietrich zuständig, ein wunderbarer Mediziner, der schon so vielen Menschen geholfen hat – gerade auch Patienten, die an Schmerzen nach Trommelfelltraumata leiden.“

Das Gericht spricht Grönemeyer, also Herbert Grönemeyer frei, der Radiohörer eilt zwecks Schmerzbehandlung zu Grönemeyer, also Dietrich Grönemeyer und schwupp kommt neben den GEZ-Einnahmen für Herbert auch noch was in Kasse des Bruders. Ein bisschen was geht ab an die Jungs von AC/DC, der Sender kriegt auch noch einen Anteil, aber trotzdem bleibt da sicher was hängen für die Herren Grönemeyer. Und das ist der Grund, warum heute so oft Grönemeyer, also Herbert Grönemeyer lief. Eventuell. Könnte ja sein. Ganz abwegig ist es ja nicht, oder?

Die Mülltonne, der Komiker, der Katalog

Früher war das mit dem Müll ja einfach. Es gab eine Mülltonne und da kam der Müll rein. Fertig. Auf der Tonne stand “OTTO” und weil in meiner Kindheit der Komiker gleichen Namens auch schon populär war, wunderte ich mich, dass die Tonne nach ihm benannt wurde. Als ich dann noch den “OTTO”-Katalog bei meiner Oma im Schrank entdeckte, war die Verwirrung komplett. Diese Verwirrung ob des Kataloges blieb viele Jahre, hatte aber immer wieder neue Ursachen. Zu Anfang war es der Name und wieso eine Mülltonne und der Kerl auf dem Cover der Schallplatte bei meinem Onkel genauso hießen. Später waren es die Unmengen an Spielzeug, die es in diesem Katalog gab. Unglaublich! Elektromotorräder, Tischkicker, Mikroskope, Kosmos-Baukästen, und und und. Hach, herrlich. Es zogen noch ein paar Jahre ins Land und es kam, dass ich mich wunderte, warum die Damen mit den blonden Perücken so verzückt dreinschauten, während sie sich so einen seltsamen Stab an die Wange hielten. Dem Namen des Produkts nach wurde die Wange dabei massiert und weil das anscheinend so toll war, wollte ich auch so ein Ding. Bekam ich aber nie.
Noch ein paar Jahre später entdeckte ich nach dem Hinweis eines Klassenkameraden die Welt der Damenmode und hier im speziellen die Abteilung Unterwäsche. Der Klassenkamerad hatte einen ähnlich verzückten Blick wie die Dame mit der blonden Perücke und dem Stab an der Wange als er mir von dieser Rubrik im Otto-Katalog erzählte. Ich war wie ein schlecht eingestelltes Auto und demzufolge ein Spätzünder, aber irgendwann war auch mir klar, woher die Faszination kam. Das Interesse bei der Lektüre des Katalogs wechselte also von den Motorradmodellen mit Vollverkleidung zu weniger Bekleidetem – ein Interesse, das sich bis heute nie so wirklich gelegt hat.
Ich bezweifle allerdings, dass dieses aufwallende Interesse nur am “OTTO”-Katalog lag. Den gibt es ja nicht mehr und somit sollte die heutige Jugend ja völlig unbehelligt von solchen Themen aufwachsen. Dem scheint aber nicht so zu sein: auch heute sind die Kids ähnlich interessiert wie wir damals. Und sie haben – Internet sei Dank – viel mehr Möglichkeiten – die Eltern dafür viel weniger Möglichkeiten, das Ganze zu unterbinden. Früher fehlten halt mal plötzlich gewisse Seiten im Katalog – oder gleich das ganze Machwerk. Das sorgte kurz für Verwirrung, aber dann ging man eben wieder raus auf den Bolzplatz und powerte sich dort aus (später stellte sich heraus, dass die Energie sowohl für Bolzplatz plus alles andere reichte). Gewisse Seiten beim Internet „rauszuschneiden“ geht nicht so wirklich (auch wenn die Truppen-Uschi von der Leyen das mal machen wollte, aber das ging da schon nicht) und das Internet komplett entsorgen wie dereinst den “OTTO”-Katalog ist noch schwieriger (hat die Truppen-Uschi bestimmt auch drüber nachgedacht). Die Eltern haben es heutzutage also nicht einfach, aber da kann man nichts machen. Da müssen wir durch. Ist ja auch nicht so tragisch: die modernen Router haben ja einen internen Cache und somit werden die Seiten gespeichert und müssen nicht jedesmal neu geladen werden – egal, von wie vielen Rechnern sie im gleichen Netzwerk aufgerufen werden.

Mittlerweile haben wir übrigens drei Tonnen und auf allen steht, soweit ich weiß, “OTTO”. Sie sind unterschiedlich groß und haben verschiedene Farben. Das war bei der einzelnen Mülltonne, dem Komiker und dem Katalog damals aber ähnlich, insofern ändert sich im Vergleich zu den ganzen “OTTO”s von früher nicht viel.

Der besorgte Brenner und die Reinzuchthefe

War ja klar: im Baumarkt gab es noch haufenweise 60-Liter-Plastikfässer (und natürlich keine Fahrstühle. Seufz) und somit kam ich aus der Nummer mit den Äpfeln nicht mehr raus. Ich habe also alles, was nach Apfel aussah eingesammelt und von den Bäumen gepflückt. War gar nicht mal so wenig:

aepfel2015_1

Das sind Bio-Äpfel, frei von Dünger, Unkrautvernichter oder sonstiger Chemie. Entsprechend sehen sie auch nicht aus wie die Heidi-Klums der Apfelwelt. Ich würde ja gerne behaupten, dass sie dafür mit ihren inneren Werten glänzen, aber ich befürchte, das gilt noch nicht mal für die Äpfel, an die sich ein Wurm gewagt hat. Das waren zwar ein paar, aber man sah auch, dass die Würmer recht schnell aufgegeben hatten. Zu recht, nehme ich mal an.
Das Waschen der Ernte ging noch relativ schnell, aber das Zerstückeln zog sich. Geschlagene zwei Stunden dauerte das alles. Gegen Ende war ich kurz davor den einen oder anderen Wurm, der es nicht rechtzeitig rausgeschafft hatte, in seinem gewohnten Umfeld zu lassen (grausame Morde an unschuldigen Würmern harmlos umschreiben kann ich), aber ich habe mich dann doch an die Regel „die Guten ins Töpfchen, der Rest in Nachbars Garten“ gehalten und am Ende sah das Ganze so aus:

aepfel2015_2

Ob das in dieser Form so funktioniert oder ob man die Früchte doch so richtig zermatschen muss… keine Ahnung. Immerhin war ich noch so clever und habe das halbe Internet bezüglich den wirklich relevanten Sachen durchforscht. Somit war ich also in Besitz eines Plastikfasses, eines „Gärspunds“ (genaugenommen sogar zwei: in dem blöden Fass was auch einer, was ich aber nicht wusste. Ach ja: wer nicht weiß, was ein Gärspund ist: Google weiß es und ich weiß, dass Google es weiß, denn auch ich habe dort nachgeschlagen. Wer weiß schon, was ein Gärspund ist, wenn man bisher nichts mit dem Kram zu tun hatte?), von Gartenhandschuhen (die braucht man nicht, aber das wusste ich zum Zeitpunkt des Einkaufs noch nicht. So im Rückblick ist mir auch nicht wirklich klar, an was ich dachte, für das Gartenhandschuhe in diesem Zusammenhang unentbehrlich seien. Benutzt habe ich sie letztlich, um die Winterreifen ins Auto zu laden. Immerhin waren sie somit mal im Einsatz) und ganz wichtig: von Reinzuchthefe. Auf der Rückfahrt vom Gartencenter war ich ein bisschen entsetzt über mich… ist es bei mir auch schon so weit? Bin ich ein „besorgter Brenner“, der eigentlich nichts gegen andere Hefen hat, ABER dann doch auf die Reinzuchthefe zurückgreift? Tatsächlich wäre die einzige Alternative sogenannte „Turbo“-Hefe gewesen. Die Welt der Hefen ist sonderbar, aber es gibt keine gemischte, geflüchtete oder migrierte Hefe und somit war immerhin mein Gewissen trotz der „Reinzuchthefe“ rein. Schade eigentlich, aber es zeigt, dass wie Welt der „besorgten Bürger“ in etwa auf dem gleichen Level ist wie die der Hefen. Sollte den „besorgten Bürgern“ zu denken geben, aber denken… auch da ist es ähnlich wie bei Hefe…

Es gibt übrigens noch andere Hilfsmittel, die den Gärprozess unterstützen sollen, so zum Beispiel irgendwas, das die Zellstruktur der harten Apfelschale knackt und so Kram, aber das klang mir alles zu sehr nach Frankenstein und ich hatte Angst, dass ich in meiner Garage versehentlich neues Leben erzeuge. Das einzige bisher von mir erzeugte Leben ist momentan in der Pubertät und das muss ich nicht nochmal haben.

Das Apfelmassaker war gestern, die Hefe ist auch drin und das Fass steht inklusive Gärspund (Na? Schon gegoogelt?) in der Garage und tatsächlich blubbert es ein bisschen! Es tut sich also etwas – was immer dieses etwas ist. Das Schöne: meine Arbeit ist vorerst erledigt: blubbern muss das jetzt von ganz alleine und man sagt, es ist wie beim Kochen: nicht ständig den Deckel lupfen, sonst wird das nix. Also lass ich die Finger vom Fass und harre der Dinge. Die Finger von Sachen lassen und sie ignorieren? Das ist ja wie bei Dingen wie „Aufräumen“, „Rasen mähen“ und „Endlich diese blöde Matratze rausbringen, die die ganze Zeit nur im Weg ist!“… das kriege ich locker hin.

Das große Sabbern

Passiert ja nicht oft, dass ich wegen einer Frau sabbere, aber heute war mal wieder soweit. Das störte sie aber nicht weiter. Wahrscheinlich geht es anderen Männern genauso, wenn sie von ihr Zahnstein entfernt bekommen.

Die Frage, ob das eine GoPro sei, die nun alles ins Internet überträgt, hat sie irgendwie nicht wie gewünscht als Scherz aufgefasst, sondern mir sachlich und fachlich korrekt erklärt, dass dies eine Lupe sei, in die zusätzlich ein Licht zwecks Ausleuchtung meines Mundraums eingebaut wäre. Auch meine Anmerkung, dass sich da meine Bakterien im Mund aber freuen würden, wenn sie mal bei Flutlicht Fußball spielen dürften hatte nicht den gewünschten humoristischen Effekt und weil man eine Frau, die die Möglichkeit hat einem mit Bohrern und spitzen Dingen im Mund herumzuhantieren besser nicht verärgert, hielt ich fortan die Schnauze. Also aus kommunikativer Sicht; tatsächlich stand meine Schnauze sperrangelweit offen.
Sie schaute sich die frisch entzahnsteinten Zähne an und blies mit einem einem Gerät kalte Luft an dieselben, um deren Schmerzempfindlichkeit zu testen. Da war ich ja wieder kurz davor zu kichern. Wegen dem Blasedingens im Mund und so. Die Pubertät vom Junior färbt anscheinend diesbezüglich auf mich ab (hab gefühlt auch wieder mehr Pickel!). Ein Zahn reagierte übrigens tatsächlich ein bisschen sensibel und wird demnächst restauriert und repariert.

Auch wenn wir auf der Humorebene nicht auf den gleichen Nenner kamen, war da doch eine gewisse Nähe. Sie wollte sogar Fotos von mir, die sie natürlich bekam: eins von der linken Gebisshälfte, eins von der rechten. Wunderschöne Aufnahmen: das Amalgam hat auf den Röntgenaufnahmen so eine niedliche Rasterung, während die Zyste an der Wurzel des einen Schneidezahns das Gesamtbild mit seiner dunklen Färbung und ob seiner Größe prägt. Sie war auch ganz begeistert und freut sich schon, mich nun öfter zu sehen. Ich rede mir ein, dass sie sich freut, weil ich so ein netter Kerl bin, gutaussehend noch dazu und überhaupt mit das Beste, was man aus Testosteron machen kann und nicht wegen meiner maroden Zähne. Etwas befremdlich war es aber schon, dass sie nach einem kurzen Blick auf die Röntgenbilder laut „Tschaka! Yes! YES! YEEEEEEESSSS!!!“ brüllte und bei Google nach „Porsche Cabrio Deluxe Edition“ googelte. Und sie fing an zu sabbern, dabei hatte ich ihr gar keinen Zahnstein entfernt. Hm.

Langweilige Schuhe

Ich war heute einkaufen. Ich brauchte Schuhe und – eventuell, aber nicht notwendigerweise – eine Jacke. Ich kam nach Hause mit einem Paar Schuhen und einer Jacke. Nettoeinkaufszeit in etwa 15 Minuten. Rechnet man noch jeweils 15 Minuten für An- und Abfahrt plus 40 Minuten für Parken und die Gehzeit vom Parkhaus in den Laden und zurück dazu, wäre die Aktion in unter 1,5 Stunden durchgewesen. Dass es am Ende knapp viereinhalb Stunden wurden, lag an der Begleitung, die eigentlich gar nichts brauchte, aber sich dann doch entschied, dem ach so geschundenen Einzelhandel tatkräftig unter Zuhilfenahme aller finanziellen Möglichkeiten unter die Arme zu greifen. Ok, so schlimm war es gar nicht. Es war nur ein Paar  Stiefel, ein Schal (da freuen sich die anderen zweihundert Schals bestimmt ohne Ende, wenn ein neuer dazukommt) und ein Armband. Das hätte schlimmer ausgehen können.

Speziell Schuhe kaufen bin ich bisher anscheinend völlig falsch angegangen, wie ich heute feststellen musste. Normalerweise gehe ich beim Schuhkauf in den klassischen Fachhandel, der sich auf den Verkauf von Schuhen spezialisiert hat: den Schuhladen. Soweit war es noch ok, aber ab da lief alles falsch. Meine Methode war bisher: ich schaue nach Schuhen, die ich nicht komplett hässlich finde, ziehe sie testweise an und wenn sie passen gehe ich an die Kasse und kaufe sie. So schnell, so gut. Aber falsch. Es gibt nämlich nicht nur die Unterscheidung „Sind ok“ vs. „Wuuuaaahh. Häääässssslich!“, nein, Schuhe können auch „langweilig“ sein. Das meinte zumindest die Begleitung. Wir gingen durch eine gefühlt endlos lange Reihe von Stiefeln und jeder einzelne Stiefel wurde kommentiert: „zu groß“, „zu hoch“, „zu niedrig“, „doof“, „Scheiß Farbe“, …. und eben „langweilig“. Ich muss gestehen: das war mir bisher nicht bewusst. Allerdings unterhalte ich mich auch relativ selten mit meinen Schuhe. Mir war auch nicht klar, dass Schuhe einen Unterhaltungswert haben müssen. Bisher war ich zufrieden, wenn sie warm geben und meine Füße sich darin wohlfühlen (was passiert eigentlich mit Füßen, die sich nicht wohlfühlen? Entwickeln die dann einen eigenwilligen Geruch? Das würde so einiges erklären…) und leider müssen meine armen Füße weiterhin mit langweiligen Schuhen leben – auch wenn es ihnen und anschließend mir stinkt – denn dass Schuhe langweilig sein können, habe ich erst erfahren, als ich sie schon gekauft hatte. Verdammt.

Es scheint aber was dran zu sein: nach viereinhalb Stunden einkaufen war ich tatsächlich ein bisschen müde. Lag bestimmt daran, dass mich meine Schuhe so gelangweilt haben. Die Füße rochen auch komisch.

Chief Maische Ansetzer

Hier im Garten stehen zwei Apfelbäume. Sie sind sehr alt, eher klein und ein bisschen verkümmert. Trotzdem liefern sie erstaunlicherweise aber noch einiges an Äpfeln. Naja, Äpfel. Sie sehen aus wie Äpfel, aber sind knochenhart und geschmacklich auch nicht der Brüller. Wahrscheinlich schmeckt die Rinde der Bäume sogar noch besser. Aber nun denn: der Baum müht sich ab und produziert ungenießbare Äpfel, ich sammle sie und entsorge sie in der Biotonne. So war das sonst immer, aber in diesem Jahr habe ich gepennt: der Nachbar hat mich erwischt. Was ich denn mit diesen Äpfeln mache? Die kommen auf den Kompost. Wieso ich die nicht essen würde? Weil sie viel zu hart und geschmacksverirrt sind. Na und? Wie, na und?
Es war ein relativ kurzes Gespräch, aber die Quintessenz ist, dass ich nun den Auftrag habe, mir ein Fass zu besorgen, das man luftdicht verschließen kann und zu recherchieren, wie man Maische ansetzt. Sieht also so aus, als würde mir der Herr Nachbar eine Karriere als Schnapsbrenner zutrauen. Bzw. zum Maischeansetzer. Brennen darf man ja nicht selbst. Toll. Jetzt bin ich somit bald CMA, also Chief Maische Ansetzer. Ein alter Traum wird endlich wahr. Ach so, nein, der alte Traum hatte was mit dem zufälligen Zusammentreffen von mir, einem kaputten Fahrstuhl und einigen sehr attraktiven Damen, die auf dem Weg zum wöchentlichen Treffen des „Selbsthilfegruppe attraktiver, nymphomaner Frauen“ sind. Vor sich hingärende Äpfel in einem Plastikfass kamen da eher nicht vor. Oder sie hatten in dem Traum keine tragende Rolle, zumindest erinnere ich mich nicht daran. Vielleicht waren aber auch einige der attraktiven, nymphomanen Damen im Weg, weshalb man das Plastikfass im Fahrstuhl nicht sah. Ist ja auch egal. Man muss auch in Träumen Prioritäten setzen und Plastikfässer waren in diesem ganz am Ende der Liste.

Diese luftdichtverschließbaren Plastikfässer bekommt man anscheinend im Baumarkt. Sagt zumindest meine Recherche. Diese besagt auch, dass die ganzen Baumärkte hier in der Gegend ebenerdig sind: keiner der Läden verfügt über einen Fahrstuhl. Verdammt! Das wäre ein Wink des Schicksals gewesen, den man endlich mal versteht, aber nein: ich werde wohl nur die blubbernde Apfelgärmasse haben, die ich ihm Traum schon ignorierte, aber keinen Fahrstuhl und somit auch den Rest nicht. Das ist doch Mist! Am Ende bleibt nur der Schnaps. Immerhin. Aber was soll bei diesen Äpfeln schon bei rum kommen? Kommt da über Nacht die Geschmacksfee und macht aus diesen Zelluloseklumpen tatsächlich brauchbares Material zur Weiterverwertung? Eher nicht. Wahrscheinlich kann man das Ergebnis der ganzen Aktion höchstens zum Einreiben bei Verspannungen oder Abbeizen von alten Möbeln nehmen.

Mit etwas Glück sind europaweit alle luftdichtverschließbaren Plastikfässer ausverkauft. Dann hätte ich eine super Ausrede, um die Äpfel doch direkt zu kompostieren. Das wäre wieder ein Wink des Schicksals, den sogar ich kapiere und natürlich würde mich dem Schicksal fügen und diese blöden Apfelbäume so schnell wie möglich fällen, damit ich aus der Nummer für alle Zeit raus wäre. Eine Kettensäge hätte ich: die kann ich mir vom Nachbarn leihen. Ich kann ihm ja zum Dank einen Korb Äpfel schenken. Eigene Aufzucht. Aber Vorsicht: sind ein bisschen hart.