Ich lederhose, sie dirndlt

Dafür, dass ich eigentlich ziemlich weit weg von Bayern wohne, werde ich in den nächsten Wochen erstaunlich oft in Lederhosen unterwegs sein, denn mittlerweile gibt es ja auch in unseren Breitengraden Oktoberfeste noch und nöcher. Da reicht so ein Oktober ja meist gar nicht mehr aus und man fängt schon Mitte September an mit lederhosen… das ist übrigens ein Verb und das gibt es, auch wenn der Duden noch nie davon gehört hat und das anders sieht. Es bedeutet, sich eine Lederhose (bei Damen: ein Dirndl) anzuziehen, um einer oktoberfestigen oder oktoberfestartigen Festivität beizuwohnen.

Er lederhost
Sie dirndlt
Es lederhost/dirndlt (je nachdem)

Wir lederhosen/dirndln (je nachdem. Bei gemischtem Wir wird’s schwer)
Ihr lederhost/dirndlt (gleiche Problematik)
Sie lederhosen/dirndln (dito)

Bestimmt ist der Duden wegen den etwaig gemischt auftretenden Es, Wir, Ihr und Sie so zurückhaltend und hält deshalb lederhosen und dirndln auf Abstand zu den Druckmaschinen und Webservern des aktuellen Nachschlagewerks. Ehrlich gesagt, ist das schon ein bisschen feige, aber es ist ja nicht jeder bemuskelt (Synonym für „stark“) genug, sich den Widrigkeiten des Lebens und/oder kampfeslustigen Wortschöpfungen zu stellen.

Mit schwerem Gerät auf kleine Bälle eindreschen

Zur Zeit findet hier um die Ecke der Solheim Cup statt. Frauen, die mit schwerem Gerät auf kleine Bälle eindreschen – das kennt der eine oder andere von erotischen Stelldicheins bei der Lieblings-Domina, aber beim Solheim Cup geht es um Golf: die Besten der besten weiblichen Golfspieler aus den USA spielen gegen die Besten der besten Damen aus Europa. Ganz großes Tennis …und das beim Golf.
Es ist alles um Welten entspannter im Vergleich zu den ersten Turnieren, die auf dem hießigen Golfplatz stattfanden. Damals kam einem ständig ein VW Phaeton entgegen (das offizielle Shuttle-Car zu der Zeit), die Zugänge zum Platz waren vehementer abgesperrt und überhaupt war viel mehr Gedöns rund um das Event. Vielleicht lag es daran, dass Tiger Woods Gast war – damals noch bekannt für sein Golfspiel und nicht für sein übereifriges Einlochen auf fremden Plätzen.
Beim Solheim Cup fahren keine VW Phaetons durch die Gegend, die Damen und Herren an den Plastikabsperrungen bei den Zugangswegen zum Platz machen keinen wirklich professionellen Eindruck und das Gedöns rund ums Turnier hält sich in engen Grenzen. Ob das daran liegt, dass hier die Damen um die Wette golfen? Wäre beim Ryders Cup (dem Pendant bei den Männern, das tatsächlich immer noch Ryders Cup heißt und nicht in Twix Cup umbenannt wurde) mehr los? Die Straßen voller Audi-R8-Shuttles, an jeder Ecke ein Typ mit Merchandising-Bauchladen und die Kneipen voller Bild-Reportern, die daran verzweifeln, dass keiner der Spieler das heuchlerische „Wir helfen“-Emblem tragen will? Man weiß es nicht, aber vielleicht tragen die Jungs ihren Wettkampf ja auch irgendwann mal hier aus – dann werde ich berichten. Bis dahin genießen wir eben die entspannte Atmosphäre beim Solheim Cup und die Party drumherum. Ist ja auch mal schön, dass hier nicht ständig Phaetons und R8e die Straßen verstopfen und stattdessen reizende Ladys Eisen und Hölzer schwingen (… und schon werden wieder die Jungs nervös, denen beim Eingangssatz schon der Sabber lief. Sorry, es geht immer noch um Golf).

Taifun, Polar und Lumina

Das Hotel, in dem ich diese Woche nächtigte war zwar alt (hatte die Stasi früher eine Zweigniederlassung in Köln), aber es war alles da, was man brauchte. Sogar ein Fön, der auf den Namen „Taifun“ hörte.
Taifun. Sowas passiert, wenn Kreative kreativ werden und kreative Namen für zum Beispiel kreative Föne (oder Föns? Was ist der Plural von Fön? Keine Ahnung. Das nächste Mal nenne ich die Dinger lieber Haartrockner. Oder Haartrockner,  wenn es mehrere sind) und das in den wilden Frühsiebzigern. Erinnerte mich ein bisschen an das Klimagerät mit der Stufe „Blitzkrieg“, das Al Bundy in der einen Folge günstig erwarb.
Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich nicht nachgeschaut habe, wie man die Minibar getauft hatte. Bestimmt Polar, Grönland oder sowas. Und die Schreibtischlampe hieß sicher „Megalux“ oder „Lumina“. Zumindest, wenn dieselbe Agentur für die Namensgebungen zuständig war, wie beim Fön, äh Haartrockner, also dem einzelnen Haartrockner im Hotelbad. Es waren nicht mehrere Haartrockner (das ist verwirrend. Vielleicht bleibe ich doch bei Föne). Früher war ja aber auch der Firmengründer und noch amtierende Oberchef des Ladens für die Benennung der Produkte zuständig und sobald die Namen des näheren Verwandtenkreises (Kettensäge „Hermann“, Lockenstab „Mathilde“, Fruchtaufschnitt „Fridolin“) aufgebraucht waren, wurde der Firmenpatriarch kreativ. Nun konnten diese Herren (und damals waren das in den allermeisten Fällen Männer) mehr als stolz auf ihre Lebensleistung sein – schließlich waren sie Gründer und Leiter eines wichtigen Unternehmens (was wäre die Welt ohne Kettensägen, Lockenstäbe oder Fruchtaufstriche) – aber Gründen und Leiten von Unternehmen ist nunmal etwas anderes als die Namensfindung für ein Produkt. Aber wie man aus den alten Schwarzweiß-Filmen aus den Fünfzigern weiß, waren die Firmenpatriarche ziemliche Starrköpfe und ließen sich nicht reinreden. Auch nicht in Sachen Namensgebung und so kam es zu den ganzen XYZ „Tropical“-Produkten für alles, in dem Früchte oder Fruchtaromen verarbeitet waren, die nicht hier heimisch sind, zu den XYZ „Forte“-Produkten, für alles, was ein, zwei Gramm mehr von irgendwas hatte, als das Nicht-Forte-Produkt und den „Mild“-Produkten (die mittlerweile durch die Bank unter „sensitiv“ firmieren) mit weniger von allem was Geschmack oder Wirkung brachte. Und manchmal kam es eben auch zu „Taifun“, „Polar“ und „Lumina“. Nachdem die Sekretärin die neuen Namen beim Diktat schriftlich fixiert hatte, waren alle glücklich, der Firmenpatriarch stolz und man holte zur Feier des Tages Cognac aus der im Echtholzfurnierschrank versteckten Bar („Trinkfrisch“) und gönnte sich – zusammen mit einer dicken Zigarre – ein Schlückchen Mariacron. Die Sekretärin nippte kurz und fing dann an zu kichern, weil sie – nach eigener Aussage – schon einen kleinen Schwipps habe, worauf ihr Chef sie mit einem Klaps auf den Hintern in den Feierabend entließ. An Tagen, wo „Taifun“, „Polar“ oder „Lumina“ geboren wurden, kann man schon mal ein Auge zudrücken. Solche Meisterwerke gelangen ja selbst den Besten der Besten damals nicht jeden Tag. Zum Glück.

Selbstverteidigung mit viel zu kleinen Gläser

Heute also mal wieder Messe. Aus der früheren OMD wurde die Dmexco, aus Düsseldorf Köln. Speziell letzteres ist für den Nicht-Rheinländer nicht weiter tragisch: das Bier schmeckt hier wie dort gewöhnungsbedürftig und kommt in viel zu kleinen Gläsern. Lustig wird es allerdings, wenn man das falsche Bier am falschen Ort bestellt. Wobei… die Kellner sind sowieso alle unfreundlich. Das gehört anscheinend zum Berufsethos und wird mittlerweile als „urig“ und traditionell angesehen. Wenn Unfreundlichkeit fester Bestandteil des eigenen Berufsstandes ist, hat man es wohl geschafft. Ich habe das auch mal mit meinen Kunden versucht, aber die murmelten irgendwas von „unhöflich“, „…noch nie erlebt…“ und so und zogen grummelnd von dannen. Sie sind also noch nicht bereit für neue Impulse in unserer Geschäftsbeziehung. Es dauert noch etwas, bis sich Unfreundlichkeit auch in unserer Branche durchsetzt – ich bin aber dran, keine Sorge!
Es gibt bei den Kellnern übrigens keine verschiedenen Grade von Unfreundlich: es gibt nur unfreundlich und nicht-unfreundlich (aka „freundlich“) und wenn man es genau nimmt gibt es nicht-unfreundlich nur ganz am Anfang, wenn man an den Tisch geführt wird. Ab dann gehts ruppig zu. Wäre interessant, ob es schon zu Schlägereien zwischen Gästen und Kellnern gekommen ist. Kennt man ja: angetrunkene Feierwütige, die sich schon bepöbelt fühlen, wenn man „Hallo“ sagt. Wenn die tatsächlich einen grantigen Kellner vor sich haben, könnte das ja durchaus eskalieren und zu körperlicher Gewalt führen. Tut es aber nicht, zumindest ist mir nichts bekannt. Wahrscheinlich sind die unfreundlichen Kellner neben „Raue Schale, rauer Kern“-Getue auch noch im Nahkampf ausgebildet und wissen wie man sich mit einem viel zu kleinen Bierglas verteidigt. Oder es gibt keine angetrunkenen Feierwütigen. Wie auch, bei den viel zu kleinen Gläsern. Das würde ja ewig dauern; da hätte der Laden sicher schon zu, bis man denn mal so weit wäre angetrunken und aggressiv zu werden und so alleine im Hotelzimmer stehen die Chancen, dass jemand „Hallo“ sagt, was man als Pöbelei werten und entsprechend reagieren könnte eher schlecht. Noch schlechter stehen eigentlich nur die Chancen, dort auf einen unfreundlichen Kellner zu treffen (die Chancen stehen übrigens ähnlich gering für freundliche Kellner), der einen tatsächlich bepöbelt.

So gesehen sind sie ja clever, die Rheinländer: viel zu kleine Gläser -> keine angetrunkenen Feierwütigen -> freie Fahrt für „Hallo“-Sager und unfreundliche Kellner. Auf sowas muss man aber erstmal kommen- Diese Füchse.

Kein kompletter Werbezombie

Gerade läuft im Dritten eine Sendung über Craft Biere und die neuen Kleinbrauereien und schwupp habe ich Lust auf Bier. Das gleiche passiert mir bei Sendungen über Wein (Lust auf Wein), über Burger (Lust auf Burger), über Grillen (Lust auf gegrillte Burger, Steaks,…), Steaks (Lust auf Steak) und sogar wenn es um auserlesene Desserts geht – dabei bin ich gar nicht der Nachtischtyp (zumindest nicht in der süßen Variante). Sogar die Werbung der ganzen Fastfood-Ketten wirkt bei mir wie von den Werbeheinis gewünscht: ich würde am liebsten gleich los und mich mit dem Zeug versorgen. Zum Glück habe ich auch eine angeborene Faulheit, die bewirkt, dass mir Aufstehen zwecks Fastfoodkramkauf dann doch zu anstrengend ist und ich liegen bleibe. Wusste ich doch, dass diese Faulheit mal für irgendwas gut sein wird! Will gar nicht wissen was abginge, wenn ich so ein agiles Kerlchen wäre, dass bei den ersten Klängen der McDonalds-Werbung schon auf dem Sprung ins Auto und auf dem Weg dahin wäre. Bin ich aber nicht – also weder ein agiles Kerlchen, noch auf dem Weg zu McDonalds. Wahrscheinlich würde ich bei der Hetze zum nächsten McDonalds-Laden eh exakt soviel Kalorien verbrauchen, wie der Burger hätte. Wäre also eine Null-auf-Null-Aktion und bis auf die paar bösen Transfettsäuren und zuviel Salz und und und auch gar nicht so schlimm. Aber diese Faulheit…

Ein kompletter Werbezombie scheine ich übrigens doch nicht zu sein, denn die Werbung von Weight Watchers, Almased, Slimfast und die veganen Wurstwaren des Rügenwalder Wurstwarenherstellers funktionieren bei mir kein bisschen. Selbst nach vier Stunden Dauerschleife der Werbespots (habs probiert. YouTube machts möglich) regt sich bei mir kein Interesse. Warum dem so ist? Keine Ahnung. Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten: entweder die anderen haben die besseren Werbeagenturen oder meine angeborene Faulheit ist speziell bei diesen Produkten in Bestform. Man weiß es nicht und ich befürchte, man wird es nie erfahren. Ist aber auch nicht weiter schlimm.

Zum Glück funktioniert auch andere Werbung nicht bei mir: Vorhin habe ich einen Spot über Tampons gesehen und ich hatte keinerlei Lust auf Menstruation. Uff.

Einmal volle Kanone, drei Mal Restebröckeln

Ich muss mich zurückhalten, denn es könnte gut sein, dass eine Nicht-Katze, die eventuell gelegentlich an dieser Stelle Nicht die Katze genannt wurde hier mitliest. Jedenfalls hat dieses Tier mir heute vier Mal ins Büro gekotzt.

Beim ersten Mal war ich noch besorgt. Das war eine sehr große, sehr übel aussehende Lache mit allem drin, was den Nicht die Katze-Magen so erfreut …üblicherweise, aber nicht in diesem Fall. Da war der Magen irgendwie sehr irritiert und tat dies in sehr ausführlichem Maße kund. Das war kunterbunt. Ich bin mir nicht sicher, aber da könnten auch Fellreste dabei gewesen sein. Vielleicht hat es also in den letzten Tagen doch die eine oder andere Maus erwischt.
Der Rest war undefinierbar. Farblich nicht ganz so wie meine selbstgemachte Linsensuppe vom Vortag aber von ähnlicher Konistenz. Ob es geschmacklich mithalten konnte? Keine Ahnung, habs nicht probiert. Ich hätte den Junior mit dem Probierlöffel vorschicken sollen: der fand meine selbstgemachte Linsensuppe eklig und so hätte er was im direkten Vergleich gehabt. Die paar Fellbrocken kann man ja vorher rauspicken. Da Nicht die Katze aber wegen den Katzen gerade eh sauer auf mich ist, stehen die Chancen auf weitere Kotzproben ganz gut. Muss den Junior nur noch fragen, ob er es frisch und warm probieren will oder ob er die abgekühlte Variante bevorzugt. Für den direkten Vergleich mit der Linsensuppe sollte es aber warm sein, finde ich. Ich kann ihm ja eine Portion für später von den Fliesen kratzen. Die kann er dann später noch kalt haben kann, wenn er mag.

Nicht die Katze hat nach der ersten großen Fuhre noch dreimal nachgelegt, aber das war eher so eine Art Restebröckeln. Da steckte anscheinend noch was im Rachen und musste raus.
Danach war übrigens für ca. 15 Minuten ein gewisse Schamgefühl seitens Nicht der Katze da, aber das verflog schneller als es aufkam. Ist halt so bei Weibchen. Kate Moss schämte sich auch nie für den Finger tief im Rachen kurz vor dem Auftritt auf dem Laufsteg. Insofern ist Nicht die Katze also in bester Gesellschaft – nur, dass sie nicht auf Laufstegen unterwegs ist und ihre Einnahmen sich im Gegensatz zu Frau Moss auf exakt 0 Euro/Dollar/Franken belaufen. Nicht wirklich viel um großkotzig groß zu kotzen. Ich befürchte aber, dass niemand bereit ist, auch nur einen Cent für die Eskapaden von Nicht der Katze zu zahlen. Noch nicht mal ich, aber ich komme aus der Nummer wohl nicht mehr raus. Verdammt.

Unterwegs mit Nicht der Katze

Heute war ich mit Nicht der Katze unterwegs. Muss mich da ein bisschen einschleimen, denn tatsächlich wird äh, wie heißt sie gleich nochmal?… also tatsächlich wird Nicht die Katze womöglich ein klitzekleines bisschen vernachlässigt. Nicht arg, aber so ein bisschen. Zum Beispiel das Thema: wo schlafen? Wir haben, so finde ich, zur Zeit noch nicht so kalte Nächte, dass draußen schlafen nicht möglich wäre. Muss Nicht die Katze aber natürlich nicht! Geht auch gar nicht: die Nachbarn würden sich wegen dem grauenhaften Winseln bestimmt beschweren.

Deshalb schläft Nicht die Katze in der Garage. Da ist es sogar noch ein paar Grad wärmer als draußen, also alles bestens, auch wenn das die Leute vom Tierschutz anders sehen. Würde mich eh mal interessieren, wer die gerufen hat. Was sind das nur für Leute, die in Kauf nehmen, dass friedlich schlafende Katzen durch das Läuten an der Tür geweckt werden und das nur, damit Nicht die Katze in der Garage auch ja nicht friert. Könnte wetten, dass die auch auf täglich frisches Wasser, Futter und so unnützen Kram wie Gassi gehen beständen. Da steht ein Eimer in der Ecke, daneben eine Rolle Toilettenpapier! Ich räume das schon weg, wenn der Eimer voll ist, keine Sorge! Ich bin doch kein Unmensch! Das riecht doch und je voller der Eimer, je schlimmer wird das. Nicht auszumalen, wenn der Geruch ins Haus zu den Katzen ziehen würde. Die armen Tiere! Also wird das weggeräumt, wenn es nötig ist.

Zu fressen kriegt Nicht die Katze auch genug, wobei weniger wohl besser wäre: dann ist der Eimer nicht so schnell voll. Nicht die Katze verhungert sicher nicht. Wenn es hart auf hart käme, kann sie an den ölgetränkten Tüchern nuckeln. Das beruhigt, macht schläfrig und satt und letztendlich regt es auch den Speichelfluss an, womit auch dieser absurde Vorwurf von Flüssigkeitsmangel bei Nicht der Katze entkräftet wäre.

Die Leute vom Tierschutz sind aber der Meinung, dass die Garage kein adäquates Zuhause für Nicht die Katze sei. Dabei fahre ich extra langsam in die Garage seit sie da quasi wohnt. Ist gar nicht einfach, wenn man aufpassen muss, dass die Katzen nicht durch das Jaulen des angefahrenen Garagenbewohners gestört werden und wie gesagt: jammern kann Nicht die Katze schon bei Kleinigkeiten – was da wohl bei einer kleinen Berührung mit einem Reifen oder einer Stoßstange los wäre. Und im Hintergrund tönen dann die Klagelieder des Tierschutzbundes.

Aber ich bin ja kompromissbereit, also war ich heute mit Nicht der Katze auf großer Tour, sie durfte rennen, in freier Wildbahn urinieren und sonstigen Kram erledigen, im Bach baden, Mäuse jagen und Dinge fressen, die mindestens schon einmal gegessen wurden – wenn nicht öfter. Ich habe derweil immer mal wieder versucht, mich wegzuschleichen, aber Nicht die Katze hat mich immer wieder gefunden. Die Idee mit Aussetzen kann ich also begraben. Außerdem weiß ich nicht genau, wo der Chip sitzt und so lange ich den nicht rausgeschnitten habe, kommt Nicht die Katze immer wieder zurück: entweder von selbst oder mit den Leuten vom Tierschutz.

Im Outlet

Heute war ich in einem Outlet. Dieser Outlet ist sogar ziemlich bekannt, denn ein berühmter und erfolgreicher Comedian hat ihn in seinem Programm erwähnt (Kennste, kennste…), was ihn – also den Outlet –  aber trotzdem nicht zum Mekka der Sparsüchtigen gemacht hat. Zum Glück: man kriegt immer noch ganz gut einen Parkplatz und die Läden sind meistens auch nicht komplett überfüllt. Da ist sehr angenehm und noch angenehmer ist, dass ich dort innerhalb von zehn Minuten kompetent vermessen, beraten und zur nicht vorhandenen Schlange an der Kasse geführt werde – das größte Manko ist also, dass ich am Ende bezahlen muss, aber das ist ja überall so: am Ende wird bezahlt; egal ob Outlet, Tanke, das Leben, die Drogerie, einfach überall. Immerhin sind die Preise dort auch noch ganz ok und man hat es schnell hinter sich, denn es gibt ja keine Schlange an der Kasse. Also habe ich nun eine schwarze Hose, ein weißes, ein rotes und ein blaues Hemd, sowie eine schwarze Tragetasche plus – kriegt man kostenlos dazu – einen ausgedruckten Beleg der Einkäufe. Das Ganze war total entspannt und in kürzester Zeit erledigt. In einer Rosamunde-Pilcher-Verfilmung wäre beim Verlassen des Ladens noch ein weißes Pferd mit wehender Mähne in Zeitlupe durchs Bild galoppiert und dann: ENDE.

Das Leben ist aber nunmal kein Ponyhof und schon gar keine Rosamunde-Pilcher-Verfilmung, weshalb es mich anschließend noch in ein Damenmodenfachgeschäft verschlagen hat. Wobei Geschäft eine Untertreibung ist: das war eher eine Fabrikhalle des textilen Konsums, eine Schlachtbank der Meterware, die Deathrow des Dessins.
Während ich staunend durch die Reihen ging, hatte ich ständig ein Bild von lachenden Designer im Kopf, die sich köstlich darüber amüsieren, dass irgendjemand ihre im Alkohol- und Drogenwahn gefertigten Entwürfe tatsächlich zu kaufen gedenkt. Die Textilwaren-Designer stehen da übrigens in knallhartem Wettkampf zu den Damenschuh-Designern. Am Ende der Saison wird abgerechnet: wer hat die meisten Käufer für die komplett absurden und potthässlichen Waren. Der Verlierer muss eine Woche die eigenen Entwürfe tragen. Strafe muss sein.
Auch in dem Laden waren erstaunlich viele Damen überaus begeistert von Artikeln, die ich erst bei näherem Hinsehen als Kleidung identifizieren konnte. Es war faszinierend. In meinem nächsten Leben werde ich auch Designer! Wenn man als Designer schlechte Laune hat, geht man in einen Klamotten- (oder Schuh-) Laden und beobachtet die Leute beim Begutachten der eigenen Entwürfe. Nach ca. fünf Minuten dürfte der erste Lachkrampf fällig sein, nach einer Viertelstunde hat man Bauchschmerzen vor Lachen und wenn man nach drei Stunden wieder aus der Psychiatrie entlassen wird, ist die Laune bestens.

In dem Damen-Oberbekleidungsoutlet gibt es auch sehr ungewöhnliche Einkaufswägen. Diese bestehen aus einem relativ niedrig angebrachten Korb zum Ablegen der Ware und einer am Wagen angebrachten „Kleiderstange“, an der man Hemden, Hosen, Röcke usw. aufhängen kann. Es ist keine Kleiderstange im üblichen Sinne, sondern eher ein Rohr, dass oben waagrecht gebogen wurde und dort ein paar Haken angeschweißt hat, damit die Kleiderbügel nicht herunterrutschen.
Dieses Gebilde sieht im ersten Moment schon seltsam aus. Und überhaupt ist die Szenerie im Laden befremdlich: überall schieben Frauen Kleiderständer durch die Gänge. Man gewöhnt sich aber schnell daran und wenn man die Altersstruktur der Anwesenden betrachtet, macht das auch Sinn: das ist das perfekte Training, um in ziemlich naher Zukunft beim Wettschieben des mobilen Infusionsständers (denn daran erinnern diese fahrbaren Kleiderständer) durch die Krankenhausgänge auf den vorderen Rängen zu landen. Und das noch im total schicken Nachthemd, das im Outlet als schickes Kleid für die reife Dame verkauft wurde. Was will man mehr. Naja, ich wollte heim, aber das Schicksal meinte es nicht gut mit mir: einen Schuhladen gibt es in dem Outlet auch noch.

Immerhin wurde ich Dritter beim Kleiderständerrennen. Zum Glück hat keiner gemerkt, dass ich die Oma vor mir in die Übergangsjacken geschubst habe… sonst wäre das nix geworden mit einem Platz auf dem Podest.

Spinnsuodawas, wo bist Du?

Als Taxifahrer hat man es nicht immer leicht. Die meiste Zeit fährt man wildfremde Menschen durch die Gegend und wenn man zum Zeitpunkt einer Festivität Dienst hat, sind die Chancen, dass die Fahrgäste anstrengend sind, schon recht hoch. Ich war am Samstag auch auf einem Fest und bin mit dem Taxi nach Hause gefahren, aber ich war natürlich kein bisschen anstrengend. Ich habe den Taxifahrer gefragt, nachdem ich ihm meine Ansichten zur aktuellen politischen Lage in Deutschland, Europa und dem Rest der Welt mitgeteilt und natürlich auch gleich eine sehr simple und mehr oder weniger sofort durchführbare Maßnahme zur Erlangung des Weltfriedens und die Lösung für so ziemlich alle Probleme der Menschheit parat hatte. Er war ein toller Taxifahrer und ich habe ihm auf der viertelstündigen Fahrt mehrfach gesagt, dass ich ihn sehr liebe – natürlich rein platonisch! Er wurde ein bisschen sauer, weil er platonisch wohl für eine Stellung aus dem Kamasutra, Band 14 hielt. Dass er mir zutraute bis Band 14 bei einer Buchreihe dieses anzüglichen Themenkomplexes gekommen zu sein, machte wiederum mich sauer und ich erklärte ihm, dass ich ihn nun nicht mehr lieben würde, weder platonisch noch sonstwie, nein genaugenommen würde ich ihn hassen und er bekäme eins auf die Fresse… aber erst, wenn er mich zuhause abgeliefert habe. Das war natürlich auch etwas übertrieben, das merkte ich dann selbst und als Friedensangebot schlug ich ihm vor, meinen Zweitgeborenen dereinst auf seinen Namen zu taufen. Wenns ich also jemals noch einen Sohn haben sollte, wird der Spinnsuodawas heißen. Keine Ahnung, was das genau bedeutet.
Jedenfalls sagte Spinnsuodawas, dass ich kein bisschen anstrengend war und dass das die beste Fahrt des Abends, der Woche, wenn nicht sogar seines Lebens war. Das fand ich nett. Er sagte das auch aus freien Stücken – die Androhung, dass ich nicht aussteigen würde, sollte er dies nicht bestätigen, hatte damit nichts, aber auch rein gar nichts zu tun. Ich rief zehn Minuten später auch nochmal bei der Taxizentrale an, um die Dame dort zu bitten Spinnsuodawas Grüße und meinen herzlichsten Dank – rein platonisch natürlich – auszurichten, aber sie meinte, es gäbe dort keinen Fahrer dieses Namens. Schon seltsam. Das ist doppelt schade, weil ich mich am nächsten Morgen weder an die Maßnahmen zur Erlangung des Weltfriedens noch die Lösung für so ziemlich alle Probleme der Menschheit erinnern konnte. Bestimmt hätte Spinnsuodawas mir da behilflich sein können; ich hatte es ihm ja schließlich ausführlich erklärt. Jetzt bleiben all diese Probleme ungelöst und der Weltfrieden lässt auch noch auf sich warten, und das alles nur, weil eine Dame bei einer Taxizentrale sich die Namen der Fahrer nicht merken kann. Manchmal scheitert es an so simplen Dingen…

Wenn Brötchen schlecht werden: Backwaren hinter Gittern

Das beste Argument bei den Discountern nichts von den vermeintlich superdubergroßartigen Backwaren zu kaufen, ist Art und Weise, wie das Zeug da verkauft wird.

Bei LIDL liegt alles hinter Gittern. Was haben die Brote, Brötchen und Croissants denn angestellt, dass man sie wegsperren muss? Sollte ich vorsichtig sein, wenn ich ein Körnerbrötchen auf dem Beifahrersitz neben mir liegen habe? Würde es mich eventuell in einem unbeobachteten Moment hinterrücks angreifen, mich mit Kürbis- und Sonnenblumenkernen bewerfen und freies Geleit in ein nahegelegenes Dinkelfeld fordern? Gelten mehr als drei LIDL-Backwaren schon als kriminelle Bande?
Bei Aldi sieht man nicht mal, was man kauft. Man drückt auf einen Knopf und das bestellte Backwerk fällt aus einem Schacht. Soweit so …naja essbar. Sollte das Gewünschte aber nicht vorgebacken vorrätig sein, brüllt eine Stimme durch den Raum, dass die Bestellung nun gebacken wird und in 14 Minuten zur Verfügung steht. Natürlich wartet man keine 14 Minuten. Schon auf dem Weg zur Kasse erntet man missbilligende Blicke, denn man ist ja der Snob, der den armen Automaten zum Backen von irgendwelchen obskuren Sonderwünschen auffordert, aber dann hat der feine Herr natürlich keine Zeit bis die ach so wichtige Edelbackware aus dem Ofen kommt. Die Dame an der Kasse hat in der Zwischenzeit geübt so abschätzig wie nur möglich zu schauen und sie macht ihre Sache wirklich gut. Ich weiß gar nicht, ob der lautstarke Automat auch allen im Laden Anwesenden verkündet, wenn er unter Schmerzen den glühenden Laib Brot aus seinem metallenen Leib gepresst hat. Das wäre noch die Krönung: unter den missbilligenden Blicken der Leute und der Königin des abschätzigen Blickes an der Kasse den Parmesan und das Fleur de Sel vom Kassenband nehmen, während die Automatenstimme „Uff, habs geschafft! Das Baguette Deluxe mit schwarzen peruanischen Pfeffer und Meersalz aus Atlantis ist fertig. DAS war heftig! Ich bin sowas von fertig!“ durch die Lautsprecher stöhnt. Wahrscheinlich würde die Dame an der Kasse noch eine Schippe Abschätzigkeit im Blick drauflegen und die Oma hinter mir führe mir „versehentlich“ mit ihrem Einkaufswagen in die Hacke. Siebzehnmal.

Es gibt also gute Argumente, seine Brot weiterhin beim Bäcker des Vertrauens zu kaufen. Weil die Sachen dort nicht kriminell sind, weil sie nicht aus Automaten kommen und weil man eher weiß, was überhaupt drin ist. Und keiner schreit durch den Laden, was man gerade bestellt hat. Deshalb sollte man seine lokalen Bäcker unterstützen.