Am Wochenende war ich in der Nähe von Zürich. Da das wahrscheinlich mein einziger Trip in die Schweiz für dieses Jahr sein wird (das habt ihr von Eurem laxem Umgang mit Adressen von Anlegern. Ruckzuck landet man auf einer dieser Steuersünder-CDs! Bringe ich meine vielen Millionen eben woanders hin), wollte ich mir die Vignette und somit 40 Euro sparen. War laut Navi auch machbar und sollte nur 15 Minuten länger dauern. Das ist ja echt nicht die Welt. Der Nachteil bei der Vignettenfreien Route: man muss zweimal über die Grenze. Aber auch das ist normalerweise kein Problem – wenn an diesem Tag allerdings auch die Street Parade in Zürich stattfindet, schaut der Zoll schon mal genauer nach, wer und was da in den Wagen ins Ländli einreisen möchte.
Mich zu kontrollieren hätte sich erübrigt, denn ich sehe so aus, wie ich bin: extrem seriös und brutalst vertrauenserweckend. Das galt leider nicht für die vielen Reisenden vor und hinter mir, die ich als Zöllner auch genauer unter die Lupe genommen hätte – kurz unterbrochen durch ein Lächeln und ein freundliches Winken für den vorbeifahrenden, extrem seriös und brutal vertrauenserweckenden Herrn, der Helvetien mit seiner Anwesenheit beehrte.
Ich wurde (seriös & vertrauenserweckend… Sie wissen schon) natürlich nicht kontrolliert, aber trotzdem kostete die Warterei sehr viel Zeit und nervte ungemein. Ich war schon kurz davor, eine der stimmungsaufhellenden Pillen aus dem Kofferraum einzuwerfen, die ich zum Verkauf auf der Street Parade dabei hatte zu testen, was ob das Allrad an meinem Fahrzeug auch das hält, was es verspricht und querfeldein in die Schweiz zu brettern, aber da ich nicht wusste, wie es sich mit Schießbefehl und Sensibilität beim Umgang mit demselben bei den Herren vom Grenzschutz verhält, habe ich das lieber gelassen und stattdessen meine Sammlung an Schimpfwörtern um eine beträchtliche Anzahl erhöht. Die Zöllner unterbrachen kurz ihre Arbeit und lächelten und winkten freundlich als ich vorbeifuhr. Dankenswerterweise ist Lippenlesen nicht Teil der Ausbildung zum Grenzbeamten – zumindest lächelten sie weiter trotz der Dinge, die ich vor mich hinmurmelte. Vielleicht ist es aber trotz Lippenlesausbildung als Schweizer gar nicht so einfach, in kurpfälzer Dialekt vor sich hingemurmelte, frisch erfundene Schimpfwörter lippenzulesen. Oder die Worte bedeuten in der Schweiz eventuell etwas ganz anderes. Wer weiß. So oder so war ich einfach nur froh, diese doofe Warterei endlich hinter mir zu haben. Das waren dann auch wirklich sehr angenehme 25 Minuten… dann war da der zweite Grenzübergang. Mit einer sehr langen Warteschlange… Ich habe wirklich sehr sehr viele neue Schimpfwörter.