Heute Nacht wurden in Deutschland 130 Millionen an Feuerwerk verballert. Was für eine Zahl. 130 Millionen. Das sind fast so viele Nullen wie beim HSV üblicherweise auf dem Platz stehen. Davon könnte man als Frau locker ein halbes Jahr über die Runden kommen, wenn Schuh-, Taschen- und Klamottenläden 24 Stunden offen hätten. Wobei… stimmt so auch nicht: Frau braucht ja mehrere Stunden, um sich einen Überblick über das Sortiment zu verschaffen. Der finale Kaufprozess ist dann schnell erledigt: ein, zwei Stunden reichen da völlig. Und mit 130 Millionen im Portemonnaie muss man sich ja auch nicht unbedingt immer entscheiden, sondern kann beides kaufen und das noch in sämtlichen Farbnuancen (von Lachs, über Pfirsich bis zu Apricot), die zu haben sind.
Mein Beitrag zu den 130 Millionen war exakt 0 Millionen. Mein Drang Dinge anzuzünden ist seit der Therapie gering und das neue Jahr mit einem pyromanen Rückfall zu beginnen, erschien mir wenig erstrebenswert. Also stand ich mit Sektglas in der Hand da, schaute den anderen beim Zündeln und vor allem den Raketen am Himmel beim Explodieren zu. Das war schön und vor allem kostengünstig. Da ich nicht bei den Schwaben gefeiert habe, musste ich auch keinen Eintritt zahlen (wobei das dann eh „Austritt“ hätte heißen müssen, denn es war ja draußen).
Also nicht wundern, wenn Sie in den nächsten Tagen in der Zeitung die offiziellen Zahlen bezgl. Ausgaben für Silvesterfeuerwerk lesen: es sind nicht ganz 130 Millionen; ich habe dieses Jahr nicht mitgemacht. Übrigens auch nicht beim Bleigießen, was im Nachhinein schade ist, denn ab nächstes Jahr ist das verboten. Dann dürfen Dinge nur bis zu einem bestimmten Bleigehalt verkauft werden und der Bleigehalt ist bei Blei naturgemäß außerordentlich hoch, weshalb Bleigießsets einem Verkaufsverbot unterliegen. Das ist meine große Chance, ich werde reich – dachte ich… aber der Plan hat sich zerschlagen. Meinen schlechten Zähnen sei Dank wimmelt es in meinem Mundraum von Amalgam und ich dachte, das könne man einschmelzen und zum Bleigießen verwenden… nur: Amalgam besteht aus Quecksilber und nicht Blei. Ich wäre also ein adäquater Helfer in der Not, wenn mal ein Thermometer kaputt ginge, aber zum Bleigießen bin ich nicht zu gebrauchen. Mist. Wieder nichts mit schnellem Reichtum ohne meinen Adoniskörper dafür herzugeben. Früher oder später werde ich den schreienden und mit Geldbündel wedelnden Horden von Frauen doch nicht mehr widerstehen können und für den schnöden Mammon und ein Leben in Luxus meine moralischen Prinzipien zusammen mit der Leopardenunterwäsche über Bord werfen. Aber noch bleibe ich standhaft… was natürlich ein bisschen kontraproduktiv ist, denn auch darauf haben sie es natürlich abgesehen. Es könnte alles so einfach sein, wäre Amalgam aus Blei und nicht aus Quecksilber, aber nein, sogar die Dentalchemiker wollen nur das eine und das findet sich nicht in meinen Zähnen. Schlimm, aber natürlich auch nachvollziehbar.