Elternabend

Elternabend. Die Rache der Lehrer an den Leuten, die diese Monster erschaffen haben, mit denen sie sich das ganze Jahr rumärgern müssen. Manche der Anwesenden trifft es dann zu unrecht, aber vermeintliche Väter wissen ja auch nicht immer alles. Wäre ich einer dieser „Väter“, würde ich auch Schadensersatz wegen seelischer Grausamkeit in Millionenhöhe klagen, für die Stunden, die ich ungerechtfertigterweise bei Elternabenden zugebracht habe. Naja, mein Nachwuchs sieht sensationell gut aus und ist überaus charmant… den kann ich nicht leugnen – das ist definitiv meiner.
In so einem Elternabend sitzen üblicherweise zu 90 Prozent Eltern (oder eben besagte „Väter“), die ein schlechtes Gewissen hätten, wenn sie da nicht säßen. Und die wissen, dass diejenigen, die da waren über sie lästern würden, wären sie nicht da: „Keinerlei Interesse am Leben Ihres Kindes!“ „Rabeneltern“ „Ich hätte auch besseres zu tun, aber ICH bin hier“ „Vielleicht hat er rausgefunden, dass er nicht der Vater ist, aber trotzdem…“… somit ist man als Anwesender Teil der Lästernden. Man könnte Mitleid mit denen haben, die krankheitsbedingt nicht am Elternabend teilnehmen können, aber es gibt ja noch andere Tage für eine Erkältung, eine Grippe oder einen Schlaganfall. Selber schuld.
Die restlichen 10 Prozent der Eltern tragen übrigens dazu bei, dass ein Elternabend den Spaßfaktor einer Schachweltmeisterschaft hat. Da werden Fragen zu Themen gestellt, von denen ich vorher noch nie was gehört habe. Liegen die Lehrpläne irgendwo öffentlich, aber an einem schwer zugänglichen Ort aus und die haben sie da mit Macheten und unter schwersten Bedingungen durchgekämpft, um nun dieses gewisse Insiderwissen zu haben, das sie zu Fragen wie: „Bei den viereinhalb Stunden Prüfungszeit… ist das inklusive Vesperpause? Kevin-Jerome ist nämlich nur frischen Zupfsalat mit veganem Dressing und da blieben ihm nach der Zubereitung ja nur noch drei Minuten zum Essen und er darf nicht so schlingen, weil sonst wieder nachts der Pupsmann kommt und das ist ihm dann unangenehm…“ bewegt? Ich komme mir jedesmal wie der schlimmste Vater aller Zeiten vor, aber wahrscheinlich nicken meine Mitstreiter, also die anderen 90 Prozent, einfach nur, um zu signalisieren, dass sie genauestens wissen, worum es gerade geht – und das bei völliger Planlosigkeit. Ich schaue immer betreten auf das Notizbuch vor mir und tue so, als würde ich das alles mitschreiben. Mit den Zeichnungen, die in der Zeit entstanden, könnte man den Louvre vollkleistern.

Die Lehrer müssen dann noch was zur Klasse an sich sagen… tja… was sollen sie da sagen. Mal angenommen, man ist Tierpfleger und hat so ein richtiges Arschlochlöwenkind. Das ist schon doof. Weiter angenommen, es sind mehrere Arschlochlöwenkinder. Noch doofer. Nun ist ein Treffen, bei dem die Eltern dieser ganzen Arschlochlöwenkinder versammelt sind und der Tierpfleger spricht zu ihnen. Der Tierpfleger ist zufällig Dr. Dolittle und es ist kein Zaun zwischen Löweneltern und dem Tierpfleger, der mit Tieren sprechen kann… ich gehe mal davon aus, dass der Tierpfleger die Arschlochlöwenkinder auch nicht als verhaltensauffällig und Psychos bezeichnen würde, sondern es mit „wilder Meute“, „aufgeweckten Tierchen“ und „arbeitsintensiven Individuen“ umschreiben würde. Wie immer das in Löwensprache klänge. Ich erinnere mich an „aufgeweckte Klasse“ an einem der letzten Elternabende. Andererseits kann der Lehrer ja auch nicht vor die Eltern treten und Dinge loslassen wie:

Liebe Eltern,

tun sie mir einen Gefallen: machen sie das nicht mehr. Also dieses Sexdingens. Das ist echt schief gegangen. Ich weiß, ein paar von ihnen hatten das vorher schon mal und die Kinder waren ok, aber diesmal. Puh. Das muss nicht nochmal sein. Passen die da bitte auf und sparen sie nicht am falschen Ende. Zwei Kondome verschiedener Marken zum Beispiel. Fühlt sich vielleicht etwas komisch an, aber es gibt immer mal wieder Fehler in der Produktion und je sicherer je besser. Oder warum nicht Abstinenz? Wenn man so in die Runde schaut, sollte das doch nicht so schwer sein. Aber egal wie: bitte nicht nochmal so eine Klasse!

Sowas kommt nie, also kann es ja auch nicht so schlimm sein. Oder Dr. Dolittle hat erkannt, dass es auch schon gefährlich ist, wenn nur 10 Prozent der Anwesenden blutrünstige Killerlöwen sind, weil die anderen 90 Prozent der Löwen nur nickend daneben sitzen würden, wenn es zur Sache ginge.

In der Küche steht ein Schuhkarton mit einem Schneidebrett darauf

In meiner Küche steht ein Schuhkarton und zwar jener der die ziemlich teuren Schuhe enthielt. Normalerweise nehme ich die Kartons nicht mit, in diesem Fall habe ich es aber getan. Wahrscheinlich in weiser Voraussicht. Nun steht eben jener Karton also in meiner Küche. An der einen Frontseite habe ich unten ein kleines Quadrat ausgeschnitten und nach außen geklappt. Das sieht nun so ein bisschen aus wie eine Zugbrücke (nur ohne Ketten. Und ohne Wassergraben. Man kann es ja auch übertreiben) und dient tatsächlich als Eingang. Ich hatte überlegt, ob ich nicht tatsächlich „EINGANG“ darüber schreibe, aber das kam mir ein bisschen seltsam vor. Auf dem Karton liegt ein Schneidebrett, das nur eine Funktion hat: es soll den Karton beschweren und ihn mittels Schwerkraft am Boden fixieren. Das geht ganz gut und ist mir recht: extra Löcher durch die Fliesen zu bohren, kam mir übertrieben vor. Im Inneren des Kartons ist nicht viel: ein Aufkleber mit der Kontrollnummer des Aufsehers der Nähfabrik, wo die Schuhe hergestellt wurden und ein bisschen Speck. Letzteres befestigt an der aktivierten und zum Morden bereiten Mausefalle.

Es gibt ja wirklich komische Leute. Wer ab und zu nach draußen geht und sich die Menschen anschaut, wird mir recht geben. Deshalb ist es gar nicht so abwegig, davon auszugehen, dass man eine/r sich eine Mausefalle in einem durch ein Schneidebrett beschwerten Schuhkarton in die Küche stellt, weil sie/er das total schick findet. So einer bin ich nicht. Bei mir liegt es daran, dass in der Küche eine Maus unterwegs ist und ich das nicht möchte. Zu einem persönlichen Gespräch war sie nicht bereit, ganz im Gegenteil: bei unserer ersten und bisher einzigen Begegnung war ihre Reaktion auf mein (zugegebenermaßen wenig subtil) vorgebrachtes „AAAAAAAHHHHHHHH“ die Flucht – dummerweise hinter die Blende eines Schranks. Dort ist sie (hoffentlich) immer noch. Schön wäre, wenn ihr nächster Ausflug sie in den Schuhkarton führen würde. Der Speck ist lecker, ich hatte den auch im Grünkohl und das war vorzüglich. Ich hoffe, das Thema hat sich bald erledigt.

Bleibt die Frage, wie die Maus überhaupt hier hereinkam. Wer X-Men II gesehen hat, weiß schon um die eine… nämlich: es handelt sich um eine Mutantenmaus. Bei X-Men II gab es „Nightcrawler“, einen Mutanten, der sich durch Türen und Wände teleportieren konnte. Einfach so und er hinterließ nur eine bunte Dampfwolke (Mutantenpups wahrscheinlich). Gegen diese These spricht, dass die Maus nicht blau war und sie panisch geflüchtet ist, anstatt sich sonstwohin zu teleportieren. Das finde ich beruhigend, denn noch schlimmer als eine Maus in der Küche ist eine Mutantenmaus. Andererseits: cool wäre das schon…
Eventuell habe ich es auch mit einer Einbrechermaus zu tun, die ich bei einem Bruch erwischt habe. Glaube ich aber auch nicht; die hatte kein Werkzeug, keine Tasche, nichts dabei. Wüsste auch nicht, was hier Klauenswertes für eine Maus wäre, außerdem leben hier im Haus ja auch – und somit kommt der wahrscheinliche Grund, weshalb hier eine Maus ist – zwei wuschelige Monster, die von Natur aus nicht gut auf Mäuse zu sprechen sind. Ich hege deshalb den Verdacht, dass eine der Katzendamen die Maus ins Haus geschleppt, nicht aufgepasst hat und die Maus entkommen ließ. Natürlich kommt von den Ladies diesbezüglich keine Info; sie wundern sich nur, weshalb die Türen zur Küche zu sind und sie im Wohnzimmer frühstücken, lunchen und dinieren müssen. Stört sie aber nicht weiter, Essenskultur ist Katzen nicht unbedingt gegeben und wenn man ihr Futter sieht und riecht, ist einem klar, dass es damit bei dem Zeug auch nicht verwunderlich ist.

Jetzt hoffe ich nur, dass die Maus sich bald in den Schuhkarton begibt und die Falle zuschlägt. Falls nicht, habe ich es mit einer Vegetariermaus zu tun oder sie ist unterm Schrank an einem Herzschlag gestorben, nachdem sie mich gesehen hatte. Das würde ich dann aber fast persönlich nehmen…

Aber ein Nachtisch muss süß sein …mimimimi

Morgen ist es endlich soweit: es gibt Grünkohl. Leider nur aus dem Glas, weil es im Laden keinen frischen gab, aber für einen ersten Versuch sollte das auch ok sein. So spare ich mir schon das Gehäksle und Geschnipple und habe fertig geschredderten Grünkohl, den ich nur noch aufwärmen muss. Natürlich wird er noch mit Speck und Zwiebeln gepimpt und natürlich kommen auch noch Würstchen rein. Im Original sind das Pinkel und das ist wohl auch der Grund, warum ich das als Kind niemals gegessen hätte. Wer gibt einer Wurst denn so einen ekligen Namen? Ist doch klar, dass da viele keine Lust drauf haben (Andererseits… bei uns gibt es einen speziellen Namen für Schupfnudeln und der ist auch nicht wirklich schön: Buwespitzle – also der Penis eines kleinen Jungen. Das hat mich als Kind allerdings keineswegs abgeschreckt und ich habe mir die Teile reingezogen als gäbe es kein Morgen. Wäre vielleicht auch mal eine interessante Anekdote für meinen Psychiater, andererseits. Buwespitzle, zwanghaftes Verschlingen… er könnte eventuell falsche Schlüsse ziehen. Ich lass das lieber). Mittlerweile bin ich ja älter und ein harter Bursche und ich hätte es probiert, nur: es gibt im Supermarkt nichts namens Pinkel. Zumindest nicht in der Wurst- und Fleischwarenabteilung und wenn es das irgendwo anders in dem Laden gibt, will ich das nicht wissen. Ich habe dann Mettenden genommen, weil ich mich dunkel erinnere gelesen zu haben, dass das auch geht. Die Autokorrektur macht aus Mettenden übrigens „Rettenden“. Das ist einerseits lustig, andererseits lese ich mir die Zutatenliste der Mettenden vielleicht lieber doch nicht durch. Der günstige Preis war eh verdächtig…

Sohnemann hatte noch nie Grünkohl und ich habe jetzt schon seinen Gesichtsausdruck vor Augen, wenn den ersten Hauch davon in nur via Mikroskop nachweisbarer Menge auf den Löffel und diesen dann Richtung Mund führt. Er wird darauf achten, dass der Löffel die Zunge auf gar keinen Fall berührt, aber alleine die Aura dieses My an Grünkohl, wird seine Geschmacksnerven in negative Schwingungen versetzen und ergo wird es ihm nicht schmecken. Keine Ahnung, was diese modernen Erziehungsratgeber in diesen Momenten raten, aber ich mache einen auf „Mein Vater, der Arsch“ und Sohnemann muss essen. Meinetwegen nicht alles, aber mehr als eine Messerspitze auf jeden Fall. Ein guter Trick, den ich bisher noch nicht angewandt habe: Versprechen, dass es Nachttisch gibt, wenn er zumindest mal diesen eh nur halb gefüllten Teller voll mit leckerem Grünkohl und Pi… äh, toller Wurst. Könnte funktionieren und ich wüsste kein Gesetz, dass besagt, dass eine Knoblauchzehe nicht als Nachtisch durchgeht. Die darf er dann lutschen, wenns geklappt hat. Könnte aber wetten, dass es dann schon wieder Gezicke gibt, aber dann wäre ich nicht so: er dürfte sich etwas Zucker drüber streuen, wenn das mit dem „Aber ein Nachtisch muss süß sein!“-Gejammere losgeht.

Schnurren + Wickie und die starken Männer… ein Drama

Meine Katzendamen und ich sind uns in vielem sehr ähnlich. Ok, es sind Mädels, beide kastriert (ja, das heißt wohl auch da so. Ich weiß nicht mehr wieso, das Thema war mir zu sensibel, um mich eingehender damit zu befassen, geschweige denn mir die Details merken zu wollen), sie haben Haare an Stellen, wo ich zum Glück keine oder zumindest sehr wenige habe, dafür sind ihre Haare kuscheliger (bei mir nur an manchen Stellen der Fall… nein, da nicht). Die Zwei schlafen die meiste Zeit, treiben sich viel draußen rum, zicken sich mit den Nachbarskatzen und haben fressen Dinge, bei denen mir schon schlecht wird, wenn sie ihnen in eine Schüssel kippe. Aber bis auf diese Kleinigkeiten sind wir uns sehr ähnlich. Ich habe mich nur mehr im Griff. Ich würde mich ja auch liebend gerne bei Leuten auf den Schoß werfen, die ich mag, aber da käme ich wahrscheinlich ein kleines bisschen wunderlich rüber und außerdem befürchte ich schwerste Knochenbrüche, wenn ich meinen nicht unbedingt elfengleichen Körper auf einen anderen werfe. Oder dieses Schnurren, wenn einem etwas gefällt. Hab das einmal probiert, aber war dann auch nicht recht man sagte mir, das wirke unsexy bei einem Mann, ich solle mich bitte wieder anziehen, meine Wickie und die starken Männer-Unterhose* nicht vergessen und nach Hause gehen. Seitdem schnurre ich nur noch innerlich oder höchstens mal ganz ganz leise, dass es wie ein dezentes Schnarchen wirkt. Bei letzterem muss man aufpassen, da kam nämlich auch schon mal ein „Bist Du etwa eingeschlafen????“

Die Katzendamen und ich sind also bis auf Kleinigkeiten wie unterschiedliche Behaarung, verschiedene Geschlechter, kastriert ja/nein und Schnurrmöglichkeiten dann doch wie Pech und Schwefel, eine Einheit, unzertrennlich und quasi #teamkatzmensch. Zumindest war das bis vorhin so. Jetzt gerade sind die Mädels draußen, schauen ziemlich sauer rein und möchten, dass ich sie reinlasse, was ich aber nicht tue, denn sie sollen wie sonst auch die Katzenklappe benutzen. Tun sie aber nicht, weil ich dieser wieder Leben eingehaucht habe. In den letzten Tagen fiel mir nämlich auf, dass ein männlicher Katzenzeitgenosse hier drin war und meinte, ein Revier zu markieren, das aber tatsächlich gar nicht seins ist. Also so wie ich auf so ziemlich jeder Straßenkerwe im Umkreis, aber das hat jetzt damit rein gar nichts zu tun. Jedenfalls nervt mich diese Markiererei. Das ist aber wieder mal so typisch Macho-Depp. Würde Mister Cat hier reinkommen, auf der Couch chillen, bisschen was futtern… alles kein Problem, aber nein: der Idiot meint, er muss hier einen auf Proll machen. Damit hat es sich nun aber, denn der Eingang ins Paradies ist ab jetzt nur noch den Engeln, aka meinen Mädels vorbehalten. Die Beiden sind gechipt, die Klappe erkennt sie und öffnet sich. Allen anderen ist ab sofort der Zugang verwehrt.
Nun kennen meine Beiden das ganze noch nicht so wirklich und erschrecken, wenn der Stift, der die Tür verschließt mit einem „Klack“ im Gehäuse verschwindet. Und nach 5 Sekunden wieder mit einem „Klack“ ausfährt. Das ist ihnen noch höchst suspekt und sie trauen der Sache nicht. Deshalb sind sie vor der Tür und erwarten von mir, dass ich aufmache. Was ich nicht tue und ich spüre wie sekündlich der Hass in den Beiden größer wird. Wenn sie es dann doch endlich kapieren, dass dieses „Klack“ nichts Schlimmes ist und sie endlich hier drin sein, werde ich wahrscheinlich erstmal für ein paar Stunden ignoriert. Oder mit einem richtig bösen Blick bestraft. Alternativ schmieden die Zwei ein Komplott und ich werde die schlimmste Nacht meines Lebens haben. Man, bzw. ich werde sehen. Die zweite Möglichkeit wäre, dass die Mädels nie wieder hier reinkommen und sich ein neues Zuhause suchen, wo man einfacher reinkommt. Aber nachdem die halbe Katzennachbarschaft hier bei uns zu Gast war, sehe ich da keine Gefahr: denen scheint es bei sich zuhause nicht so gefallen zu haben wie hier.

* Im Nachhinein muss ich zugeben, dass die Wahl der Unterwäsche war für ein Date nicht ideal war. Ich habe jetzt Iron Man-Unterwäsche – passt ja auch viel besser zu diesem Anlass.

PS4, GTA5, C64 und Martin Shkreli (dieser fiese Kerl)

Im Wohnzimmer steht eine Playstation 4, daneben liegen zwei Controller. Die PS4 ist nicht angeschlossen und die Controller schreien nach einer Ladung Strom, die sie aber gerade nicht kriegen. Als Playstation hat man es also auch nicht unbedingt leicht.

Ich komme aus einer der ersten Generationen, die mit Computerspielen aufgewachsen ist. Ich erinnere mich noch an PONG von Atari, bei dem man einen Balken mittels Drehregler am Fernseher hoch- und runterbewegen konnte, in der Hoffnung einen Klotz zu treffen, der sich hin- und her bewegte. Das war dann „Tennis“ und entschied sich zu „Fußball“ nur durch den Kreis, der bei „Fußball“ noch mittig auf der vertikalen Linie in der Mitte des Bildschirms lag. Das Spielprinzip war gleich. Später kam dann der C64 und mit ihm die Klassiker wie Pacman, Donkey Kong, Jumpman, und und und.
Alles in allem kann man schwerlich behaupten, dass ich nicht computerspielaffin wäre, aber irgendwann rutschte ich dann doch aus der Szene. Eigentlich schon, als mein Bruder mit so Kram wie „Bundesliga Manager“ und ähnlichem kam. Das hat sich mir, ähnlich wie SIMS und Strategiespiele nie erschlossen. Aber man muss ja auch nicht jeden Mist mitmachen oder gar mögen – dann hätte ich Modern Talking CDs im Regal, würde wegen einem Zungenpiercing lispeln und hätte Hunderte von toten Tamagotchis rumliegen, bei denen mittlerweile neben dem Tamagotchi auch die Batterie tot wäre und auf den Boden suppen würde. Braucht keiner. Jedenfalls war ich dann viele Jahre clean was Computerspiele betrifft, aber wie das bei Männern in der Midlife Crisis so ist… das reichen die Erinnerungen an den alten C64, es muss was Neues, was Frisches her und siehe da: der Saturnprospekt verspricht Abhilfe (bin schon froh, dass an dem Tag nicht die Badischen Neuesten Nachrichten mit den komischen Telefonnummern auf den vorletzten Seiten ins Haus flatterte): eine Playstation 4, inklusive zweitem Controller plus GTA 5. Letzteres musste ich erstmal googeln: es geht um Autos klauen, durch die Gegend brettern und Musik dabei hören. Dazwischen die eine oder andere Mission. Also alles wie gehabt, nur diesmal vorm Fernseher sitzend.

Die Grafik bei diesen modernen Dingern ist atemberaubend – vor allem, wenn man es direkt mit dem C64 vergleicht. Als Teenie fand man zwar selbst da die aus gefühlt quadratmetergroßen Damen bei „Strip Poker“ hocherotisch, aber wie gesagt: Teeniezeiten. Da hatte man ja auch quasi was mit dem Sitz im Bus, wenn es mal über Kopfsteinpflaster ging. Die Grafik der Playstation ist dagegen in vielen Belangen recht nah an der Realität (Hm, gibts eigentlich Strip Poker für die PS4? Ich frage für einen Freund). Dafür sind die Spiele aber auch um einiges komplizierter. Hatte man früher einen Joystick mit zwei Knöpfen, besteht ein modernen Controller eigentlich nur noch aus Bedienfeldern. Vorne, hinten, oben, unten und seitlich. Eventuell passiert sogar was, wenn man drauf pustet, aber das habe ich noch nicht getestet. Ich muss gestehen: das überfordert mich alles. Wer soll sich denn bitte die ganzen Knöpfe merken können und dann auch noch welcher Knopf in Kombination mit einem anderen, die Tür zur Toilette aufmacht, damit der Held des Spiels mal aufs Klo kann (A + A -> Tastenkombi)? Ich vermisse Donkey Kong, wo es nur einen Knopf brauchte oder Pacman, der sogar völlig ohne auskam. Aber nun denn: man kann den Fortschritt nicht stoppen und deshalb gibt es jetzt Spiele, für die man eine mehrjährige Ninja-Ausbildung zur korrekten Bedienung aller Knöpfe braucht – oder Teenie ist… der Junior hatte das nämlich intuitiv und sofort im Griff und fuhr den geklauten Wagen mal auf die Schnelle zum korrekten Zielort und vermöbelte währenddessen noch den einen oder anderen Passanten. Da er noch keinen Führerschein hat, gehe ich davon aus (und hoffe es inständig), dass er das nicht deshalb so gut kann, weil er es im „Real Life“ ständig so macht. Jedenfalls verschmolzen Sohnemann und Controller zu einer Einheit, während er die Straßen von Los Alamos unsicher und diverse Typen zur Schnecke machte.

Martin Shkreli muss man nicht unbedingt persönlich kennen. Der Typ hat ziemlich viel Geld und ist ein A…loch vor dem Herrn, was meistens eine unschöne Kombination ist – so auch in diesem Fall. Martin Shkreli hat sich zum Beispiel die Rechte an einem Medikament gesichert, das bei Patienten mit HIV/Aids eingesetzt wird und den Preis von knapp 14 auf 750 Dollar hochgesetzt. Juristisch völlig ok, aus ethischer Sicht eher nicht. Eine andere Aktion war die Ersteigerung eines Wu Tang Clan Albums, das es nur einmal gibt und es seitdem unter Verschluss zu halten. Er hat auch keine Lust, das Album den Fans zugänglich zu machen. Ich denke man merkt schon: der Knabe ist nicht wirklich darauf aus, sich Freunde zu machen. Bestimmt hat er auch seine guten Seiten, nur zeigt er die nicht. Ich weiß nicht, ob Martin Shkreli Kinder hat, aber hätte er einen Sohn, wäre er garantiert so skrupellos, diesem den Zugang zur Playstation 4 zu verwehren. Einfach so, oder vielleicht auch, um sich an seinem Sohn zu rächen, weil der viel besser bei GTA5 ist als er selbst. So ein Typ ist dieser Martin Shkreli. Kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen, dass es solche Leute gibt, aber es gibt sie. Furchtbar.

Helikopter, Stau und Opelfahrer im hormonellen Überschwang

Auf der Autobahn im Feierabendverkehr unterwegs zu sein ist des Masochisten größtes Glück. Da ich keiner bin, ist es für mich eher nervig. Aber was will man machen. Selbst mit Stau hier und Stau dort, bleibt es meistens der schnellste und kürzeste Weg von A nach B. Oder von C nach D. Oder von V nach P. Oder von… ach, lassen wir das. Jedenfalls ist es rein physikalisch oft der kürzeste, gefühlt oft der schnellste und meistens auch der schlaueste Weg. Es sei denn, man hat einen eigenen Helikopter. So wieder Typ aus der Ecke von Karlsruhe, der Bohrmaschinen verkauft hat, die es nie gab. Der flog täglich mit dem privaten Hubschrauber von der Villa außerhalb in die Firma ein. Coole Sache. Viel zu tun hatte er ja dort wahrscheinlich auch nicht – wie auch: die Maschinen gab es ja nicht – also flog er mittags schon wieder weiter. Wahrscheinlich nach Bonn (damals noch), wo sich etwas Öl vom Rotor wischte… das brauchte er, damit es nicht so weh tat, wenn die Politikprominenz ihm ihn den… aber egal.
Ich habe keinen Helikopter – es scheitert einzig und allein an der Landemöglichkeit – also muss ich irgendwie anders von A nach B, von C nach D oder von V nach P kommen. Wenn es irgendwie möglich ist und Sinn macht, nutze ich dafür die Bahn. Entgegen allen Gemeckers allerorten kann ich trotz vieler Bahnfahrten wenig Negatives gehen die Bahn vorbringen. Die Verspätungen hielten sich in Grenzen (bzw. gab es meistens nicht), es war selten dreckig (klar liegen da mal Krümel auf dem Tisch, aber die kann man ja dezent zum Nachbarn rüberpusten) und ich fand es jedesmal um Welten entspannter, als die Strecke mit dem Auto herunterzutuckern.

Aber manchmal geht es einfach nicht anders. So wie heute. Die Anfahrt am Morgen war ja noch ok. Der Unfall bei der Ausfahrt Bruchsal tangierte mich wenig, weil Unfall rechts, ich links, LKWs wichen auf die Mitte aus. Alles gut. Im Rückspiegel war auch keine gewaltige Explosion mit Feuerball und durch die Luft fliegende Dinge zu sehen – scheint also glimpflich abgelaufen zu sein. Der übliche Stau an der Stelle, wo es von Drei- auf Zweispurig wechselt: geschenkt. Das panische Hin und Her rund um Leonberg ist zwar nervig, aber der 200er Puls geht spätestens im Engelbergtunnel wieder runter. Für die Rückfahrt waren schon verheißungsvolle 6 Kilometer Stau angekündigt, aber nun denn. Das ist eben jene drei- auf zweispurige Stelle, wo es auch bei der Hinfahrt schon zickte. Wo es immer zickt. Tatsächlich waren es wohl ein paar Kilometer weniger und es lief auch einigermaßen, wenn auch zähflüssig.
Wer in der Fahrschule war, kennt es bestimmt noch: das Reissverschlusseinfädelverfahren, kurz Reissverschlussverfahren. Das Prinzip ist relativ einfach: Links, rechts, links, rechts usw. Man fädelt sich hintereinander ein und so werden aus zwei Fahrbahnen eine. Sollte auch einigermaßen reibungslos verlaufen – wenn man es nicht mit sexuell unterforderten, hormonell aufgereizten und von Neid gepeinigten Typen in Opel-Kombis zu tun hat, die der Meinung sind, man möchte ihnen ihren verkehrsrechtlich zugeteilten Platz (was nicht stimmt! Reissverschluss- nicht Klettverschlussverfahren!) gewaltsam wegnehmen und deshalb Stoßstange an Stoßstange press an ihrem Vordermann fahren, damit noch nicht mal ein Nummernschild, geschweige denn ich, geschweige denn ich plus Auto dazwischen passen würde. Tja, was macht man da? Nicht viel. Man reiht sich eben dahinter ein, nimmt das Handy und macht ein paar Fotos mit Blitz, damit der Trottel sich wundert und sich fragt, warum der Typ, den er gerade so dumm abgedrängt hat Fotos macht. Vielleicht wird er dann auch nervös, wobei… als Opel-Fahrer? Eher nicht, da kennt man schon alles. Dann legt man das Handy zur Seite, fährt noch ein paar Meter im zähflüssigen Verkehr hinter dem tollen Hecht her … dann fährt man rüber auf die rechte Spur und überholt. Im Kopf dabei die zwei Tassen, die sich anzicken und ein leises „Immer einmal mehr als Du“ auf den Lippen.

Noch ein Grund, warum ich neben der fehlenden Landemöglichkeit keinen Helikopter habe: solche Momente würde ich dann auch verpassen und wie schade wäre das denn. Obwohl: wer weiß, was da oben in der Luft zwischen den ganzen Piloten abgeht… vielleicht will man das aber auch gar nicht wissen. Aber zum Glück baut Opel ja weder Flugzeuge noch Helikopter. Naja, Autos ja auch nicht wirklich…

Humorlose, titeldiskriminierte Personen sind oft latent aggressiv

Bei der Zahnärztin meines Vertrauens gibt es nun drei Damen vom Fach, wobei die Praxis weiterhin nur unter dem Namen der Oberchefin firmiert. Kennt man ja von Anwaltskanzleien: da steht auch der Obercheffegründeranwalt nebst den ersten Partnern auf dem Firmenschild, obwohl der Obercheffegründeranwalt schon die Würmer und Maulwürfe verklagt, die an seinem Sarg nagen, während die Partner der ersten Stunde überlegen, ob sich eine neue Robe überhaupt noch lohnt. Die Damenriege an der Zahnfront ist aber durch die Bank noch in den besten Jahren. Meine neue (kleine theatralische Pause, damit bei den richtigen Leuten ein „Wie? Neue?“ durch die Gehirnwindungen rattert, aber dann gehts gleich weiter und schwupp geht der Adrenalinspiegel wieder runter) Zahnärztin ist zum Beispiel noch sehr jung. Ich dachte zuerst, das wäre eine Praktikantin, die halt mal ein bisschen in die Patientenmünder schauen darf, damit ihr nicht zu langweilig wird, bis sie am Nachmittag wieder von den Eltern abgeholt wird. Entsprechend nervös wurde ich, als sie sich dieses spitze Dingens griff, mit dem einem die Dentalsadisten immer ins Zahnfleisch piksen. Da aber eine MTA dabei war, die mir eifrig den Angstsabber aus dem Mundraum saugte, war schließlich auch mir klar, dass die junge Dame wusste, was sie da tat. Dem war auch so.

Zwei der Damen bei der Zahnärztin meines Vertrauens (bei der ich – obwohl ihr Namen auf dem Schild prangt – noch nie behandelt wurde) sind „Dr.“, die andere ist „ZÄ“, was ich in bester Sherlock-Holmes-Manier als eine Abkürzung für „Zahnärztin“ erkannt habe. Hm. Warum gibt es da zwei „Dr.“ und nur eine „ZÄ“? Ist „Dr.“ besser als „ZÄ“ und wenn ja: wieso? Und wenn nein: wieso nicht? Wieso macht eine „ZÄ“ den „Dr.“? Ok, Frauen sind eitel und ein „Dr.“ vor dem Namen macht schlank, während ein „ZÄ“… keine Ahnung, was das „ZÄ“ macht, aber bestimmt irgendwas Böses, Schlimmes und Negatives, was andere Frauen tuscheln lässt.

„Hast Du die XY gesehen?“
„Jaaaa. Dieses ZÄ…. furchtbar!“
„Dabei ist das eigentlich eine Hübsche. Hach, aber naja, kann ja nicht jeder ‚Dr.‘“
„Nein, leider“ *lautseufz*

So ist das mit „Dr.“ und „ZÄ“. Und eigentlich ist ja eh klar, welche der drei Damen das große Los, sprich mich gezogen hat, oder? Jetzt muss ich mich jedesmal wenn ich dort bin zusammenreissen, um nicht zu fragen, warum sie „ZÄ“ ist und nicht „Dr.“. Womöglich hat das einen Grund, den sie bisher ganz gut verdrängte. Irgendwie befürchte ich, dass dieser Grund – sollte es einen geben – nicht mit positiven Erinnerungen behaftet ist und die Nachfrage diesbezüglich auch entsprechend nicht-positive Reaktionen auslösen könnte. Was doof ist, wenn die titeldiskriminierte Person humoristisch Hemisphären von mir entfernt (sie hat diesen Witz bis heute nicht kapiert: „Hatte Sex mit einer Zahnärztin – auf Amalgam sie“…), mit diversen Gerätschaften in meinem Mundraum beschäftigt und – wie titeldiskriminierte Personen halt so sind – latent aggressiv ist. Als ob das die Schuld meines Zahnfleischs oder meiner offen liegenden Zahnhälse wäre. Und da bringen mir auch mannigfaltig vorgetragene Entschuldigungen nichts: ein zerstörter Mundraum ist ein zerstörter Mundraum und meiner sieht eh schon aus wie Berlin Ende 45. Da muss man nicht noch mehr Öl ins Feuer, sprich Odol in den Rachen werfen. Zu manchen Leuten könnte man nach so einem Streit Brücken bauen, aber das sind dann wahrscheinlich tatsächlich die „Dr.“ und nicht die „ZÄ“. Also alles nicht so ganz einfach.

Heftig, so ein Mini-Triathlon

Heute stand viel Sport auf dem Programm, deshalb gab es als Belohnung auch eine Pizza. Der Sport beinhaltete einen Mini-Triathlon: 8 Kilometer Laufen, 30 Kilometer Radfahren, Duschen (geht ja irgendwie auch als Schwimmen durch, wenn man es lange genug macht). Dummerweise regnete es in Strömen und der Mini-Triathlon fiel bis auf Schwimmen (also Duschen) im wahrsten Sinne ins Wasser (sogar das Duschen). Da ich ja aber nichts fürs Wetter kann und es somit nicht an mir lag, dass aus dem Sport nichts wurde, habe ich mir trotzdem eine Pizza gegönnt. Ich gehe davon aus, dass die Kalorien des ausgefallenen Mini-Triathlons wegen höherer Gewalt trotzdem von meinem Körper verbrannt wurden – deshalb war das völlig ok.

Ich hatte eine „Vier Jahreszeiten“, also eine Pizza belegt mit Salami, Schinken, Pilzen und Paprika. Sollte ich jemals bei Günter Jauchs „Wer wird Millionär“ sitzen und gefragt werden, welche der Beläge welche Jahreszeit darstellt… ich müsste passen. Und ich wüsste auch nicht, wen ich diesbezüglich anrufen sollte. Ich gehe mal davon aus, dass nichtmal die Leute aus der Pizzeria das wissen. Außerdem heißt die „Vier Jahreszeiten“ in der Pizzeria hier am Ort noch nicht mal „Vier Jahreszeiten“, sondern „Vivaldi“. Clever gemacht: so hebt man sich von den ganzen Pizzalieferbutzen ab und bietet ein Alleinstellungsmerkmal. Funktioniert hier in unseren Gefilden. Im Asiatischen gibt es auch öfter Gerichte namens „Vivaldi“, aber das ist dort für die Leute mit Hundefleischunverträglichkeit, beinhaltet stattdessen Hühnchen, Rind oder sonst etwas, aber keinen Hund und wird auch anders geschrieben. Glaube ich.

Manchmal steigen Schuhe im Preis und 2015 hatte ich da echt Glück…

Heute das Wetter ausgenutzt und in die Stadt zum Shoppen gefahren. Es regnete in Strömen – da sollte man doch meinen, dass zumindest ein großer Teil der Shoppingwütigen zuhause bleibt. Wahrscheinlich war dem auch so und stattdessen war die Stadt bevölkert, von Leuten, die shoppen hassen, sich aber dachten, dass bei dem Mistwetter weniger los ist. Es gibt sehr viele Menschen, die nicht gerne shoppen: die Stadt war voll.

Zuerst wollte ich mit der S-Bahn fahren, aber 7,20 Euro einfach??? Die sind doch nicht ganz dicht. Dafür parke ich bis Dienstag Mittag direkt am Bahnhof. Nicht, dass ich so lange dort parken wollte, aber so ein Erlebnis ist S-Bahnfahren in unseren Gefilden nun auch nicht, als dass es mir 14,40 Euro wert gewesen wäre. In New York erlebt man auf so einer Fahrt wenigstens ab und an was und dort ist es auch noch wesentlich günstiger. Letzteres liegt aber wohl eher daran, dass die Amis mit den deutschen „Wabensystemen“ heillos überfordert wären. Da würden die Zugführer ja reihenweise von frustrierten, aber nach „Amendement 2“ bewaffneten und sich des Wabensystem erwehrenden weißen Vollblutamerikanern erschossen – wenn es farbige Zugführer sind sogar noch bevor man einen Blick auf den Ticketautomaten geworfen hat („Hey, das war Selbstverteidigung! Jeder der siebzehn Schüsse. Oh, übrigens… ich brauche ein Ticket nach Uptown… können sie mir da helfen?“). Weil man also die Zugführer schützen möchte, zahlt man in New York nur einmal: man steigt ein und irgendwann aus, fertig. Wenn man nur eine Station fährt: doof. Wenn man bis Coney Island raus möchte, ist es dafür sehr günstig. Man zahlt weniger als von mir aus nach Mannheim. Und hat weniger Unterhaltung: bei uns sind nicht allzuviele Freaks in der S-Bahn unterwegs… die trifft man dann alle in Mannheim.
Ich bin also nicht S-Bahn, sondern mit dem Auto gefahren – im Schlepptau den ewigen Quell der Freude, das Lachen des Morgens, des Mittags und des Abends, der wahrgewordene Wikipedia-Eintrag von „Frohgemut“: den Junior, der Einkaufen sogar noch mehr hasst als ich, aber neue Schuhe und etwas Oberbekleidung braucht. Was kann einen regnerischen Tag in einer völlig von mies gelaunten Anti-Shoppern bevölkerten Stadt noch schöner machen, als ein mies-gelaunter shopping-hassender Sohn? Ich weiß es nicht, aber ich bin mir auch nicht sicher, ob es noch steigerungsfähig gewesen wäre…

Der Junior braucht Schuhe. Zu meiner Zeit hieß das: ab zum Regal mit den Salamder-Schuhe, links dran vorbei zu den Billig-Schuhen, die noch feucht waren von der Gerbsäure. Bezüglich Farbe war ich relativ frei, solange es eher dunkel und somit weniger schmutzanfällig war. Schuhe anprobiert, obligatorischen Daumen an Zehen drücken zwecks Größencheck, passt, fertig. Kasse, Lurchi-Heft mit in die Tüte, Abgang.

Ich weiß nicht, was in der Zwischenzeit passiert ist… oder wem man die Schuld geben kann… den Ballerspielen eher nicht, aber das Fernsehen habe ich schwer im Verdacht… jedenfalls hat man heutzutage mit einem 15-jährigen Balg eine Diva an der Backe, gegen die Joan Collins oder Mariah Carey wie Mutter Theresa wirkten. Selbst Schuhe kaufen dürfte mit den beiden einfacher gewesen sein. Aber immerhin hatten diese Diven Geld, also war es egal, was die Schuhe kosteten. Mir ist das nicht egal und ich sehe es auch nicht ein, einem Heranwachsenden Designertreter um die Füße legen zu lassen, die nach einem halben Jahr eh wieder zu klein sind. Also gab es diesbezüglich schon im Vorfeld eine Ansprache meinerseits, was die Lage mit der Aussicht auf Regen und Shopping nicht unbedingt positiv beeinflusste. Doppelt dumm nur, wenn man nach einer Stunde zähem Kampf endlich zwei Paar Schuhe (ein Paar für die Halle, ein Paar für den täglichen Gang zur Schule und zurück ins Ghetto und Sonstiges) für das Heimkind in Spe hat, aber plötzlich Schuhe für sich selbst entdeckt, für die man die nächsten zwei Weihnachtsfeste plus Ostern saussen lassen würde – was auch preislich in etwa in die Richtung tendiert.

Zum Glück möchte der Junior ungern mit mir zusammen gesehen werden – auch nicht an der Kasse – weshalb ich der Dame an eben jener unauffällig einen Zehner zustecken und sie somit überreden konnte, das Preisschild auf dem Karton mit einem sehr viel, sehr sehr sehr viel günstigeren Preisschild zu überkleben. Jetzt muss ich nur noch den Router so einstellen, dass man nach diesen Schuhen nicht googeln kann – oder man dabei auf irgendwelchen chinesischen Zalando-Seiten landet… jedenfalls darf der wahre Preis nie bekannt werden, sonst habe ich beim nächsten Mal ein ernsthaftes Argumentationsproblem. Die Nummer mit „Echt? Die sind so im Preis gestiegen? Juhuuu, ich bin reich!“-Nummer klappt nach 2015 sicher nicht ein zweites Mal.

Erziehung (der Papafeuerwehrmann und sein Speziallöschwasser)

Erziehung. Das ist bei Hunden nicht ganz einfach, bei Katzen nahezu unmöglich und bei Goldfischen extrem schwierig. Jedenfalls bei den Goldfischen, die ich so kenne. Der einzige Befehl, auf den die reagieren ist „Bleib unter Wasser!“. Alles andere prallt ohne Reaktion an ihnen ab. Kinder sollten dagegen relativ einfach zu erziehen sein. Sie verstehen ab einem gewissen Alter so halbwegs, was man von ihnen verlangt und wenn man es clever anstellt, tun sie das Gewünschte auch tatsächlich. Klar muss man als Erziehungsberechtigter aktiv mitarbeiten: Bierkästen nicht zu hoch stellen zum Beispiel, damit das Kind dran kommt, wenn man sagt: „Und wie holt man dem Papafeuerwehrmann sein Speziallöschwasser?“. Keine zweideutigen Begriffe benutzen: „Klappe!“ kann zum einen bedeuten, dass das Kind doch bitte mal ruhig sein möge, oder aber auch der dezente Hinweis auf den Ort an Krankenhäusern, wo Kinder hinkommen, die das Speziallöschwasser vom Papafeuerwehrmann haben fallen lassen (ab einem gewissen Alter kapieren die Knirpse dann aber, dass diese Klappen nur für Babys genutzt werden. Sollte der Nachwuchs zum ersten Mal einen Verdacht diesbezüglich äußern: einfach mit ihr/ihm hinfahren und nachmessen, ob es größentechnisch noch ginge. So gewinnt man ein bisschen Zeit). Wie soll das Kind das unterscheiden? Sauberkeit, auch eine wichtige Sache, die gelernt werden will. Klar riecht so eine volle Windel, vor allem ab dem dritten Tag, wenn wirklich nichts mehr reinpasst – aber spätestens dann sollte doch auch das Kind merken, dass da was nicht stimmt und sich der Sache annehmen. Klar knicken Eltern da manchmal ein, entfernen die Windel und stecken das Kind in die Waschmaschine, aber das ist der falsche Weg. In vielerlei Hinsicht.

Erziehung ist also auch bei Kindern nicht einfach (wenn auch einfacher als bei Goldfischen), aber bei mir ist die Sache ja zum Glück bald überstanden. Der Junior wird demnächst Sechzehn – ab da sind die Jugendgerichte und -gefängnisse zuständig und ich raus aus der Nummer. Wird schon eine Umstellung. Vor allem, weil der Papafeuerwehrmann sein Speziallöschwasser dann selbst holen muss.