Hier im Garten stehen zwei Apfelbäume. Sie sind sehr alt, eher klein und ein bisschen verkümmert. Trotzdem liefern sie erstaunlicherweise aber noch einiges an Äpfeln. Naja, Äpfel. Sie sehen aus wie Äpfel, aber sind knochenhart und geschmacklich auch nicht der Brüller. Wahrscheinlich schmeckt die Rinde der Bäume sogar noch besser. Aber nun denn: der Baum müht sich ab und produziert ungenießbare Äpfel, ich sammle sie und entsorge sie in der Biotonne. So war das sonst immer, aber in diesem Jahr habe ich gepennt: der Nachbar hat mich erwischt. Was ich denn mit diesen Äpfeln mache? Die kommen auf den Kompost. Wieso ich die nicht essen würde? Weil sie viel zu hart und geschmacksverirrt sind. Na und? Wie, na und?
Es war ein relativ kurzes Gespräch, aber die Quintessenz ist, dass ich nun den Auftrag habe, mir ein Fass zu besorgen, das man luftdicht verschließen kann und zu recherchieren, wie man Maische ansetzt. Sieht also so aus, als würde mir der Herr Nachbar eine Karriere als Schnapsbrenner zutrauen. Bzw. zum Maischeansetzer. Brennen darf man ja nicht selbst. Toll. Jetzt bin ich somit bald CMA, also Chief Maische Ansetzer. Ein alter Traum wird endlich wahr. Ach so, nein, der alte Traum hatte was mit dem zufälligen Zusammentreffen von mir, einem kaputten Fahrstuhl und einigen sehr attraktiven Damen, die auf dem Weg zum wöchentlichen Treffen des „Selbsthilfegruppe attraktiver, nymphomaner Frauen“ sind. Vor sich hingärende Äpfel in einem Plastikfass kamen da eher nicht vor. Oder sie hatten in dem Traum keine tragende Rolle, zumindest erinnere ich mich nicht daran. Vielleicht waren aber auch einige der attraktiven, nymphomanen Damen im Weg, weshalb man das Plastikfass im Fahrstuhl nicht sah. Ist ja auch egal. Man muss auch in Träumen Prioritäten setzen und Plastikfässer waren in diesem ganz am Ende der Liste.
Diese luftdichtverschließbaren Plastikfässer bekommt man anscheinend im Baumarkt. Sagt zumindest meine Recherche. Diese besagt auch, dass die ganzen Baumärkte hier in der Gegend ebenerdig sind: keiner der Läden verfügt über einen Fahrstuhl. Verdammt! Das wäre ein Wink des Schicksals gewesen, den man endlich mal versteht, aber nein: ich werde wohl nur die blubbernde Apfelgärmasse haben, die ich ihm Traum schon ignorierte, aber keinen Fahrstuhl und somit auch den Rest nicht. Das ist doch Mist! Am Ende bleibt nur der Schnaps. Immerhin. Aber was soll bei diesen Äpfeln schon bei rum kommen? Kommt da über Nacht die Geschmacksfee und macht aus diesen Zelluloseklumpen tatsächlich brauchbares Material zur Weiterverwertung? Eher nicht. Wahrscheinlich kann man das Ergebnis der ganzen Aktion höchstens zum Einreiben bei Verspannungen oder Abbeizen von alten Möbeln nehmen.
Mit etwas Glück sind europaweit alle luftdichtverschließbaren Plastikfässer ausverkauft. Dann hätte ich eine super Ausrede, um die Äpfel doch direkt zu kompostieren. Das wäre wieder ein Wink des Schicksals, den sogar ich kapiere und natürlich würde mich dem Schicksal fügen und diese blöden Apfelbäume so schnell wie möglich fällen, damit ich aus der Nummer für alle Zeit raus wäre. Eine Kettensäge hätte ich: die kann ich mir vom Nachbarn leihen. Ich kann ihm ja zum Dank einen Korb Äpfel schenken. Eigene Aufzucht. Aber Vorsicht: sind ein bisschen hart.
Ein Gedanke zu „Chief Maische Ansetzer“