Was ist ein Männerhaushalt ohne Werkzeugkoffer? Genau: gar nichts! Es gibt immer irgendwo was zu schrauben, drehen, fixieren, sägen, bohren, lochen, nageln (im handwerklichen Sinne, ihr Ferkel!) oder reparieren und dazu braucht es Werkzeug. Zum Beispiel, wenn man eine vollkommen unnötig in der Garage auf ca. zehn Zentimeter Höhe angebrachte Stange entfernen oder zumindest versetzen möchte. Diese Stange soll wohl das geparkte Fahrzeug daran hindern, auf die Wand aufzufahren, indem sie sich den rollenden Reifen in den Weg stellt und eine weiteres Nähern der Räder und somit des Wagens im Gesamten verhindert. Bisher hat mich diese Stange nicht weiter gestört; meine Vorderräder kamen nie mit ihr in Kontakt. Nun ist der neue Wagen aber eine Spur länger, ergo muss ich weiter in die Parkbucht einfahren und somit rückt diese Stange bedenklich nahe – leider nicht den Rädern, sondern schon diesen Plastikstutzen unten (ich vermeide das Wort “Spoiler”, wie man vielleicht merkt). Das ist nicht gut, denkt sich da der gewitzte Parker und desweiteren denkt er: muss man versetzen, diese unnötige Stange. Gesagt, getan. Theoretisch. Praktisch bedarf es dafür aber Werkzeug und selbiges war nicht im Haus. Dafür aber zwei Baumärkte in relativer Nähe. Bei dem einen ist immer alles zwanzig Prozent günstiger, aber was hätte ich mich geärgert, wenn alles zwanzig Prozent günstiger gewesen wäre, außer …Werkzeug. Also auf zum anderen, der praktischerweise noch direkt neben meinem Zahnarzt beheimatet ist und mir somit gleich noch ein schlechtes Gewissen beschert hat, weil ich da dringend mal wieder hin müsste.
Man sollte meinen, dass die Auswahl an Werkzeugkisten und -koffern in so einem Fachmarkt exorbitant ist. Ist sie aber nicht. Es gab zwei Koffer und eine Kiste, für die man allerdings noch einen LKW für den Heimtransport hätte anmieten müssen. Also ein Koffer und zwar das günstigere Modell, gefertigt von chinesischen Meistern des Werkzeugbaus. Für die paar Mal, wo ich sowas brauche, reicht es vollkommen.
Zuhause angekommen gings gleich ans Werk. Mit fachmännischem Blick erkannte ich, dass bei der anstehenden Aufgabe ein Schraubenschlüssel zum Einsatz kommen würde und zwar der Größe 15! Oder 13! Jedenfalls einer zwischen einem hohen einstelligen und niedrigen zweistelligen Wert, aber klar unter 20. Es war 14.
Zum Versetzen der Reifenaufhaltestange muss man vier Muttern lösen; zwei auf jeder Seite. Das klingt einfacher, als es ist ,denn diese Garage ist alt. Sehr alt. Und die Muttern dürften seit der Erstmontage nie wieder auch nur einen Millimeter bewegt worden sein. Der Rost vieler Jahrzehnte gepaart mit dem klebrigen Speichel einiger Mardergenerationen haben Schrauben und Muttern derart verschmolzen, dass keine Kraft der Welt sie je wieder trennen könnte. Schon gar nicht das Billigwerkzeug aus China.
Somit habe ich jetzt also einen chinesischen Werkzeugkoffer, vier immer noch festsitzende Muttern und eine Stange, die sich um keinen Deut bewegt hat. Dafür aber das Wissen, dass ich gar nicht so dicht an die Wand fahren muss, damit mein Auto weit genug in der Parkbucht ist und der Nachbar die Garage zu seinem Wagen umschwenken kann (was er ohnehin so gut wie nie tut).
Demnächst will ich mal den Kasten vom Rolladen aufschreiben, weil der etwas klemmt (der Rolladen, nicht der Kasten). Bin gespannt, was das Schicksal dann für mich bereit hält.