Küchenparty? Im ersten Moment denkt man da unweigerlich an seltsame Menschen und obskure Gestalten, aber es gibt ja heutzutage alles, warum also nicht ein Treffen von Küchenliebhabern in einer feierlichen Umgebung. Lauter Menschen, die ihr gemeinsames Faible für Küchen eint – man hört Sätze wie „Ja, wir sind jetzt schon seit 10 Jahren zusammen, da habe ich ihr mal neue Blenden gegönnt“, „Früher stand ich ja auch total auf Induktion, aber ich muss sagen: meine neue läuft mit Gas und ich war sofort Feuer und Flamme“, „Hab gerade erfahren, dass Michaels Küche weg ist. Selbstentzündung. Tragisch, sowas“ oder „Ich habe ja im Keller eine Zweitküche, aber pssst!“. Man zeigt sich Bilder von der Spüle und dem neuen Apothekerschrank („Ich war mir nicht sicher, wie die anderen Schränke reagieren, aber das harmoniert super“) und klammheimlich steckt man der lasziv lächelnden Mikrowelle drüben an den Steckdosen einen Zettel mit seiner Telefonnummer und einem hingekritzelten „Du machst mich heiß“ zwischen die Kühlrippen.
Tatsächlich ist eine „Küchenparty“ – zumindest die, auf der ich war – eine ziemlich coole Sache: ein Restaurant lädt sich Gäste ein, man sitzt tiefenentspannt bei einem Glas Wein am Tisch und harrt der Dinge, die da kommen. Irgendwann ist „Die Küche eröffnet“ und man begibt sich zur selbigen, um sich viele kleine Leckereien mitzunehmen, die man dann genießen darf. Die Portionen sind so, dass man von allem probieren kann und so hangelt man sich kulinarisch von einem Maronenschaumsüppchen, über einen lauwarmen Oktopus-Salat oder einer Garnele auf Tobinambur zu Hirschrücken, Perlhuhn und anderen Köstlichkeiten zu einem fulminanten Finale bestehend aus Zimtparfait und Mousse au Chocolat. Begleitet wird die Reise von tollen Weinen und am Ende warten diverse Brände (was ein bisschen fies ist, denn direkt neben dem Restaurant gab es im letzten Jahr tatsächlich einen Brand. Und was für einen! Beteiligt waren ein Bus, zwei Häuser und alles was an Feuerwehren in der näheren Umgebung zu haben war). Und so ganz nebenbei spielt noch eine großartige Band. Was will man mehr.
Der Wein kam von einem exzellenten Weingut aus Kroatien und er kam in Begleitung zweier Damen, die einem erklärten, dass das Wein ist, welche Farbe er hat und wieso er so toll ist wie er ist. Das waren für einen Wein-Dilettanten schon mich schon mal sehr wichtige und aussagekräftige Informationen, die man im Smalltalk immer mal wieder anbringen kann. „Dass ist Wein. Er ist rot. Es ist so toll, weil er gut schmeckt und im Süden ist mehr Sonne als im Norden, woher die Flüssigkeit aus dem anderen Glas kommt. Auch das ist Wein. Er ist weiß“. Und schwupp gilt man als Kenner der Materie.
Die eine der präsentierenden Damen hatte wenig bis keine Kenntnisse der deutschen Sprache, dafür ein adrettes rotes Kleid, ein nach außen hin streng wirkendes Wesen und eine dem kroatisch angehauchten Englisch einhergehende dominante Aura. Eigentlich bin ich kein Freund der gebrannten Köstlichkeiten, aber ich hatte Angst, nach ihrem „And now try this“ den dritten Schnaps abzulehnen. Insgeheim war ich aber auch froh, dass es „nur“ Schnaps war.
Auf jeden Fall kann ich diese Form von Küchenparty sehr empfehlen. Andererseits… der Gasgrill in deren Küche hatte schon was. Blöd nur, dass mein zugesteckter Zettel mit Telefonnummer und dem Spruch „Ich finde Dich heiß! Melde Dich bei mir!“ gleich verbrannte, als ich ihn dezent auf den Rost schob… War wohl nicht sein Typ. Selbst schuld. Gibt auch andere schöne Grills, die mein Gas wollen.