Es gibt bei den Nachbarn in Österreich eine Radiosendung, bei welcher der Moderator mit einem mehr oder wenigen prominenten Gast wandert. Der Sinn hat sich mir nicht so ganz erschlossen, denn ob die jetzt wandern, in einem Studio rumsitzen oder nackt auf einer Wiese rumliegen, ist mir leidlich egal. Es ist Radio, ich höre die Leute da nur. Theoretisch könnten sie im Studio sitzen und Wandergeräusche einblenden (Vögel, Schuhaufwaldbodengeknirsche und so Zeug). Sollten sie das tun, wäre mir das auch Jacke wie Hose. Spannend wären allerdings die Geräusche beim nackt auf einer Wiese liegen. Was hört man da so? Dieses Jahr garantiert herumfliegende Wespen und – das wäre mal ein dramaturgisches Highlight – ein Stich der Wespe in das beste Stück des Moderators. Nicht, dass ich ihm das wünschen würde, aber mein akustisches Interesse überwiegt. Aber ansonsten bietet nackt auf einer Wiese rumliegen dem Ohr eher wenig.
Ich könnte wetten, dass eine Horde hochbezahlter Psychologen im Auftrag von noch höher bezahlten Beratern dem Radiosender gesagt haben: Schickt den Moderator wandern! Das ist es! Wir haben alles getestet… nackt auf einer Wiese liegen, Bungee jumpen, Kirschkernweitspucken… am Besten geht wandern. Also los: schickt den wandern! Ach so: er soll einen Promi mitnehmen!
Und somit geht der Moderator also wandern und hat irgendeinen Promi im Schlepptau. Das kann ja durchaus nett sein, aber mit etwas Pech hat man eine Hohlbirne an der Seite, die nur Mist labert. Ist es ein „Promi“ aus der Casting-Ecke ist das mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit der Fall. Das Dumme: diese Casting-Dödels sind meist einigermaßen fit. Da hilft es wenig, wenn man steilere Wege nimmt, damit der Promi mal außer Atem kommt – die packen das. Man hat ja nicht jedesmal Reiner Calmund dabei (der auch nicht aus der Casting-Ecke kommt).
Diese Wander-Radioshow ist entweder niegelnagelneu und ich hatte das Glück bei einem der Piloten Ohrenzeuge zu werden oder es ist ein Renner und die Leute hören sich den wandernden Moderator und seine Gäste in Scharen an. Sollte letzteres der Fall sein, könnte man das Konzept ja auch nach Deutschland importieren. Was heißt könnte: man müsste! Vielleicht mit kleinen Anpassungen; in Deutschland ist die Radiokultur nicht in allen Belangen mit der unserer alpinen Nachbarn zu vergleichen. Ich habe mal mit einem nicht ganz so hoch- (also genau genommen gar nicht) bezahlten Psychologen gesprochen und der meinte, bei uns würde die „Nackt auf der Wiese liegen“-Sache besser funktionieren. Im Idealfall mit mir als Moderator (diese Information machte aus dem nicht ganz so hoch einen nicht schlecht bezahlten Psychologen) und diversen Top-Models (hier stieg der nicht schlecht bezahlte Psychologe zum ziemlich gut bezahlten Psychologen auf) als Interviewpartnern. …Also ich wäre bereit. Die Antiwespenklausel ist mittlerweile auch im Vertrag.
Ich warte auf Angebote.
PS: Die Gäste bei meinem österreichischen Kollegen dürfen auch Musikwünsche äußern. Die Wanderbegleitung am Sonntag wünschte sich das hier – und es ist so großartig: