Es gibt so kleine Namensplaketten, die man online erwerben kann. Man kann sich da alles Mögliche draufgravieren lassen. Die Dinger haben verschiedene Größen und die kleinsten sind wirklich sehr klein. Die Schrift zu lesen, erforderte eine angemessene Sehstärke und eine ruhige Hand – sofern man die Plakette zwischen den Fingern hält, während man versucht das Gravierte zu lesen. Da sich diese Mini-Plaketten nicht als Geschenk zu Weihnachten, Ostern, Geburtstag oder Kommunion eignen, steht zwangsläufig die Frage im Raum, was ich stattdessen verschenke. Und wieso ich plötzlich zum gravierte Plakettenfachmann mutiert bin. Zu ersterem habe ich mir selbst strengste Schweigepflicht auferlegt, zu zweiterem muss ich ein bisschen ausholen:
Wir haben hier in der näheren Umgebung einen See. Wir haben sogar mehrere Seen, von denen der St. Leoner See der bekannteste. Er besteht aus Wasser, umrandet von Landschaft. Tolle Sache, schön anzuschauen, feucht in der Mitte und außenrum gut begehbar. So ähnlich dürfte die klassische Definition für „See“ bei Wikipedia auch klingen und der St. Leoner See hält sich strikt an diese Vorgaben. Das tut ein anderer See in der Nähe auch. Dieser ist aber ein „wilder“ See, sprich: es gibt keinen klassischen Badebetrieb mit Bademeister, Pommesbude und sanitären Anlagen. Stattdessen ein Förderband, dass den aus dem See gebaggerten Sand in ein Werk an der anderen Seite des Sees transportiert. Alles sehr rustikal und an die „Hochindustrie“ der ehemaligen DDR oder des heutigen Nord-Korea erinnernd. Aber man ist ja auch nicht am See, um sich an chromglänzenden, von Solarenergie betriebenen und via Protonenstrahl sandfördernden Super-Baggern zu ergötzen, sondern um den Freuden des kühlen Nasses zu frönen. Gerüchten zufolge tut man das an eben jenem See an gewissen Stellen mit minimalster Minimalistik-Bekleidung. In Miniformat. Also nackt. Ob das stimmt… keine Ahnung. Die Ufer sind nicht an alles Stellen von außen einsehbar, was die These natürlich unterstützen würde. Zur Verifikation könnte man natürlich auch mal quer durch den See schwimmen und dabei die Blicke schweifen lassen, nur müsste ich dafür meine Brille aufhaben, was im Wasser nie der Fall ist und außerdem bin ich jedesmal von diesen Sandbeförderungsbändern fasziniert und verbringe die Nachmittage beim Zuschauen der Sandbeförderung.
Letztens dachte ich so bei mir, dass das ja schon doof ist, wenn man nicht weiß, ob da nackte Leute am See rumliegen und vor allem: wenn da nackte Leute rumliegen… was machen die da? Blöde Frage, ich weiß. Die sonnen sich halt, wie die Leute in Badehose, Badeanzug und Bikini sich auch sonnen, nur halt ohne Badehose, Badeanzug und Bikini. Die liegen dann da, cremen sich ein oder werden eingecremt… nur gibt es nun unerwartet viel Stellen, die man sich eincremen lassen kann – bzw. sogar muss, weil es sonst zu Sonnenbrand kommt und der ist schon am Rücken schmerzhaft… die nackten Leute cremen also mehr als der gemeine Schwimmbadbesucher und bestimmt gibt es noch mehr Unterschiede, von denen man als nichtbrillenschwimmender Mensch einfach nichts weiß.
Richtig fies wäre es, wenn man mit einer Drohne die dichtbewachsenen Hügel vor dem eigentlichen Ufer überfliegen und sich dann ein Bild aus der Luft – ein Luftbild quasi – machen würde, um zu sehen, was da genau vor sich geht. So ähnlich, wie das schon Professor Grzimek mit seinen Flügen über die Serengeti gemacht, ein Flug dicht über dem Treiben unter sich, um tiefere Erkenntnis daraus zu ziehen und der Wissenschaft einen Dienst zu erweisen. Genau wie die reisausnehmenden Gazellenherden und die panisch flüchtenden Elefanten würde es den FKKlern am See gehen (wobei ich hier das Bild von der Gazelle und dem Elefanten ganz nett finde: es umreisst so schön das Gesamtbild der Gesellschaft), wenn da plötzlich eine Drohne in ihr Territorium eindringt und sie beim Eincremen (und was es da sonst noch gibt) filmt.
Das finde ich sehr abstoßend und ganz furchtbar, weshalb ich mir nun eine Drohne gekauft habe, um zu zeigen: das geht auch anders! Es gibt noch andere Dinge wie sich eincremende Menschen, die es aus der Luft zu filmen gibt. Ich weiß noch nicht so genau was, aber das wird sich finden.
Nun darf man in dieser überregulierten Welt nicht einfach so ein 1,5 Kilo-Objekt über die Landstraßen, Autobahnen und Flughäfen der Republik fliegen lassen: die Bürokraten verlangen mittlerweile eine Kennzeichnung. Ein simples „Meins!“ mit Edding aufs Gehäuse gekritzelt gilt anscheinend nicht, was doof ist, denn Edding hätte ich da gehabt. Eine weitere Recherche direkt an meinem eigenen Wagen ergab desweiteren: ein normales Nummernschild ist zu groß. Zum Glück ist es wie bei allem, was plötzlich akut wird: die Händler, die das anbieten, sprießen wie Pilze aus dem Boden. Wenn man im Internet nach Plakette Drohne sucht, hat man ähnlich viele Treffer wie bei „Heiße Weiber in der Nähe PLZ 69190“*. Echt der Hammer.
Ich habe nun also eine Miniplakette, auf er „Meins!“ steht. Quatsch, da steht natürlich Name, Anschrift und Blutgruppe. Das Ding wird an die Drohne geklebt, damit die Nackten wissen, wo sie das Teil abzugeben haben, wenn es bei ihnen am FKK Strand einschlägt. Hoffentlich kriege ich dann die Fettflecken von der Eincreme-Creme von der Drohne..
*Wäre interessant zu wissen, wer geschaut hat, ob es wirklich ähnlich viele Treffer sind.