Ich habe eine Küchenmaschine. Nein, es ist kein Thermomix. Meine Maschine kann nicht kochen und man kann auch keine Eier im Ganzen reinwerfen, bzw. natürlich kann man das, aber sie werden nicht wie beim Thermomix in ihre einzelnen Atome zerlegt (der Thermomix kann das wirklich! Ich hatte die Ehre bei einem Live-Test dabeizusein. Das Endergebnis habe ich dann aber doch nicht probiert. Es gibt einfach noch zu wenig Informationen bezüglich der Handhabe des Thermomix bei Salmonellen und Restkot an Eierschalen). Da die Verarbeitung ganzer Eier inklusive Schale aber noch nie weit vorne bei meinen Präferenzen hinsichtlich dem Kauf von Küchenmaschinen stand, wurde es kein Thermomix, sondern ein Gerät von Kenwood. In meiner Jugend machten die noch Stereoanlagen und viele Jungs aus meiner Generation hatten einen fetten „KENWOOD“-Aufkleber auf der Heckscheibe. Das ist ein bisschen doof für die Leute, die sich eine dieser alten Möhren gebraucht kaufen. Da wird man bestimmt öfter mal blöd angesprochen, wieso man einen Aufkleber einer Küchenutensilienmarke auf der Scheibe hat. Mir wäre das egal. Wenn es die Dinger noch gäbe, würde ich mir einen aufs Auto kleben, damit jedem hinter mir Fahrenden klar ist: DAS ist ein Kenwooder, nicht so ein Thermomix-Hipster! Das macht bestimmt auch Eindruck auf die Damenwelt, denn aufgrund des Aufklebers wissen sie: das ist ein Kerl, der noch weiß, wie man ein Ei aufschlägt, aber clever genug ist, seinen Teig nicht selbst zu rühren. Denn: wenn man ehrlich ist: sonderlich viel mehr kann meine Kenwood nicht. Rühren kann sie aber sehr gut! Da kann man echt nicht meckern. Sie hat sogar drei verschiedene Rührwerkzeuge, die man einfach so austauschen kann. Wieso ist mir selbst noch nicht ganz klar. Bisher habe ich immer nur das eine gebraucht und das auch nur kurz vor Weihnachten, um in allerletzter Sekunde noch Plätzchen zu backen. Einmal habe ich auch Pizzateig damit gemacht. Funktionierte auch wunderbar und zwar mit genau dem gleichen Rührhaken.
Ein Grund, mir die Maschine damals zuzulegen war neben dem guten Zureden der Verkäuferin im Elektroladen auch noch die Menge an Zubehör, das zum Angebot dazugehörte. Zwei zusätzliche Rührhaken zum Beispiel, die man aber nicht braucht. Desweiteren ein Mixaufsatz aus Glas. Selbigen wollte ich nutzen, um Äpfel zu schreddern. Klappte aber nicht. Somit hat sich auch die Herstellung vom Smoothies erledigt (Uff, Glück gehabt!). Eigentlich eignet sich der Aufsatz nur, um das Fruchtfleisch in einem Orangensaft nochmal ein bisschen aufzuwirbeln, aber das geht auch mit einem handelsüblichen Löffel, den man nicht erst aus dem Keller holen, entstauben, zusammenpfriemeln, auf eine Maschine schrauben und anschließend zum Reinigen wieder auseinanderbauen muss. Löffel sind in dieser Hinsicht pflegeleichter und einfacher in der Handhabung (Gibt es eigentlich auch Löffeln von Kenwood? Ich würde einen nehmen – schon alleine wegen meinem KENWOOD-Heckscheibenaufkleber). Wer schon mal versucht hat, eine Kiwi mit Stäbchen zu essen, weiß wovon ich rede.
Kürzlich entdeckte ich übrigens ein weiteres Zubehör, das ich völlig vergessen und noch nie im Einsatz hatte: einen Raspelaufsatz. Selbiger besteht aus dem Aufsatz selbst, fünf Raspelröhren (das ist der Fachbegriff für die Teile, die man in den Aufsatz schiebt. Jede Raspelröhre hat andere Raspelröhrenschlitze und raspelt somit mal fein, mal grob, mal Scheiben und mal Stifte. Je nach Raspelröhrenschlitz) und einem Einfüllstutzensicherheitsstab, damit man sich keine Raspelröhrenverletzung an den Fingern holt, wenn man das Raspelgut der Raspelröhre zuführt. Eine ausgeklügelte Technik, die ich natürlich gleich mal testen musste. Deshalb gabs Käsespätzle und was soll ich sagen: Käse raspelt dieser Aufsatz in kürzester Zeit und ohne zu murren. Tolle Sache. Ich freue mich schon auf den ersten Gurkensalat des Sommers. Es wird Tonnen von Gurkensalat geben, denn das Nervigste am Gurkensalatmachen war immer das Gurkenhobeln, aber das ist ja nun vorbei – dem Raspelaufsatz mit seinen Raspelröhren sei Dank! Eventuell kann ich damit auch Äpfel klein raspeln und die ganzen Apfelraspel kommen dann in den Mixaufsatz, der damit dann hoffentlich nicht mehr überfordert sein wird und schwupp habe ich Apfelpampe – selbstgemacht aus heimischen Äpfeln aus dem eigenen Garten. Ein alter Traum wird wahr (nicht meiner, aber bestimmt hat schon mal jemand von selbstgemachter Apfelpampe von eigenen Äpfeln geträumt – nur fehlte ihm die Kenwood-Maschine mit Raspel- und Mixaufsatz).
Ich kann also Gurkensalat, Apfelpampe und diverse Teige mit meiner Kenwood-Küchenmaschine herstellen. Wer hätte das gedacht. Wenn der Kauf sich nicht gelohnt hat, weiß ich auch nicht. Ich sollte mal ein Dankschreiben an Kenwood schreiben. Vielleicht schicken die mir dann im Gegenzug einen Heckscheibenaufkleber. Ich wäre der König, wenn ich zwecks Gurkengroßeinkauf auf dem Rewe-Parkplatz parke.