Als Taxifahrer hat man es nicht immer leicht. Die meiste Zeit fährt man wildfremde Menschen durch die Gegend und wenn man zum Zeitpunkt einer Festivität Dienst hat, sind die Chancen, dass die Fahrgäste anstrengend sind, schon recht hoch. Ich war am Samstag auch auf einem Fest und bin mit dem Taxi nach Hause gefahren, aber ich war natürlich kein bisschen anstrengend. Ich habe den Taxifahrer gefragt, nachdem ich ihm meine Ansichten zur aktuellen politischen Lage in Deutschland, Europa und dem Rest der Welt mitgeteilt und natürlich auch gleich eine sehr simple und mehr oder weniger sofort durchführbare Maßnahme zur Erlangung des Weltfriedens und die Lösung für so ziemlich alle Probleme der Menschheit parat hatte. Er war ein toller Taxifahrer und ich habe ihm auf der viertelstündigen Fahrt mehrfach gesagt, dass ich ihn sehr liebe – natürlich rein platonisch! Er wurde ein bisschen sauer, weil er platonisch wohl für eine Stellung aus dem Kamasutra, Band 14 hielt. Dass er mir zutraute bis Band 14 bei einer Buchreihe dieses anzüglichen Themenkomplexes gekommen zu sein, machte wiederum mich sauer und ich erklärte ihm, dass ich ihn nun nicht mehr lieben würde, weder platonisch noch sonstwie, nein genaugenommen würde ich ihn hassen und er bekäme eins auf die Fresse… aber erst, wenn er mich zuhause abgeliefert habe. Das war natürlich auch etwas übertrieben, das merkte ich dann selbst und als Friedensangebot schlug ich ihm vor, meinen Zweitgeborenen dereinst auf seinen Namen zu taufen. Wenns ich also jemals noch einen Sohn haben sollte, wird der Spinnsuodawas heißen. Keine Ahnung, was das genau bedeutet.
Jedenfalls sagte Spinnsuodawas, dass ich kein bisschen anstrengend war und dass das die beste Fahrt des Abends, der Woche, wenn nicht sogar seines Lebens war. Das fand ich nett. Er sagte das auch aus freien Stücken – die Androhung, dass ich nicht aussteigen würde, sollte er dies nicht bestätigen, hatte damit nichts, aber auch rein gar nichts zu tun. Ich rief zehn Minuten später auch nochmal bei der Taxizentrale an, um die Dame dort zu bitten Spinnsuodawas Grüße und meinen herzlichsten Dank – rein platonisch natürlich – auszurichten, aber sie meinte, es gäbe dort keinen Fahrer dieses Namens. Schon seltsam. Das ist doppelt schade, weil ich mich am nächsten Morgen weder an die Maßnahmen zur Erlangung des Weltfriedens noch die Lösung für so ziemlich alle Probleme der Menschheit erinnern konnte. Bestimmt hätte Spinnsuodawas mir da behilflich sein können; ich hatte es ihm ja schließlich ausführlich erklärt. Jetzt bleiben all diese Probleme ungelöst und der Weltfrieden lässt auch noch auf sich warten, und das alles nur, weil eine Dame bei einer Taxizentrale sich die Namen der Fahrer nicht merken kann. Manchmal scheitert es an so simplen Dingen…