Je nachdem, auf welchem Weg ich nach einem Lauf (bevor jetzt hunderte von Fragen kommen: ja, ich laufe. Das tue ich öfter. Mal länger, mal nur eine kleine Runde (also nur eine Stunde oder so), mal so, mal so. Ja, ich mache das tatsächlich regelmäßig. Doch, doch, das macht Spaß. Aber klar, auch wenn die Sonne ganz arg scheint. Wenn ich gewusst hätte, dass das so interessant ist, hätte ich natürlich schon viel früher mal darauf hingewiesen, dass ich gelegentlich laufe) in Richtung Heimat trabe, komme ich gelegentlich an einem sehr schönen Garten vorbei. Er wurde erst in diesem Jahr angelegt – ich weiß das, weil ich ja öfter mal laufe und deshalb da immer wieder mal dran vorbeikomme. Es war interessant, die Fortschritte Stück für Stück zu beobachten und nun ist das (bis auf den Bauzaun, der den Garten noch zur Straße abtrennt) ein richtiges kleines Schmuckstück. Der Rasen ist von jenem Grün, wie man es sich immer auf der anderen Seite vorstellt und weshalb man immer dahin möchte. Ein paar Bäume und Sträucher sind als Eyecatcher clever und wohlüberlegt platziert und gleiches gilt für die wenigen, aber mit wissendem Auge gewählten Accessoires, zu denen neben einiger Windlichter auch eine steinerne Schildkröte zählte. Letztere ist nun aber – wie ich bei meinem heutigen Rückweg von einem der regelmäßige Läufe, die nun fast so etwas wie Fixpunkte in meinem Leben sind feststellen musste, nicht mehr auf dem Rasen, sondern steht auf der Kiste, in der (wahrscheinlich) die Auflagen für das Sitzmöbel in nicht-sitzender Zeit aufbewahrt werden. Diverse Kratzer auf dem Panzer der Steinschildkröte zeugen von unschönen Szenen und im ersten Moment denkt man natürlich sofort an Steinschildkrötenschänder, von deren Missetaten man ja immer wieder liest und tiefe Sorgenfalten mischen sich unter die ohnehin schon reichlich vorhandenen Stirnfalten, gegen die selbst regelmäßiges Laufen nicht hilft. Steinschildkrötenschänder? Hier, bei uns? Womit haben wir das verdient? Sind wir nicht gestraft genug mit Hundekotbeutelverweigerern und Reizdarmtrotzkijimeageplagten? Nun auch noch Steinschildkrötenschänder?
Ich darf und kann Entwarnung geben: Die Summe an verkommenen Subjekten in unserer Gemeinde ist in etwa gleich geblieben; die Steinschildkröte hatte nur einen garteninternen Revierkampf und auch wenn die Kratzer im Steinschildkrötenpanzer eine andere Sprache sprechen: die Steinschildkröte hat gewonnen, der Mähroboter gab zwar sein Bestes, was in seinem Fall die Scheren waren, aber das reichte am Ende nicht. Wer bei Papier, Stein, Schere aufgepasst hat, konnte sich das vorher schon denken, aber da hat der Herr Mähroboter wohl gepennt. Nun ist es zu spät, die Steinschildkröte hat gewonnen und darf auf dem Siegerpodest namens Auflagenaufbewahrungsbox triumphieren. Wie lang, wird man sehen. Ich werde berichten, ich komme da ja öfter mal vorbei. Aus Gründen.
Ein Gedanke zu „Steinschildkröte im nahezu perfekten Garten“