Es dauert nicht mehr lange und ich bin wieder auf Skiern. Das klingt bei den meisten Leuten ziemlich cool und nach einem tollen Urlaub mit viel Spaß. So ähnlich ist es bei mir auch, nur dass zu all dem auch noch eine gehörige Portion Panik dazukommt.
Mal ehrlich: welcher einigermaßen normal gestrickte Mensch stellt sich denn freiwillig an einen steilen Hang mit der Ambition, sich da hinunterzustürzen? Das kennt man doch normalerweise nur von suizidgefährdeten Sherpas oder untreuen Männern mit der Ehefrau daneben, die das erst kürzlich herausgefunden haben und schon die Hand am Rücken haben zum Schupsen (da ist die Ambition noch nicht mal bei den Herren spürbar. Und natürlich gibt es diese Konstellation auch umgekehrt: untreue Ehefrau, schupsender Mann). Ansonsten sagt einem die Stimme der Vernunft Dinge wie „Alter! Bist Du irre??? Geh da weg!“ oder „Huch, steil. Mal lieber stehenbleiben“ oder „Hm, wenn ich jetzt die Alte da runterschubse… Oh, wieso ist ihre Hand auf meinem Rücken?“. Der Skilehrer drängt einen aber dazu, sich ins Tal zu stürzen, Oberkörper voraus, da unten ist das Ziel… Zu Anfang habe ich auch überlegt, ob das vielleicht eine Ex ist, die einen auf Jahre angelegten Racheplan geschmiedet hat, der in groben Zügen die Zuhilfenahme von sehr viel Bräunungscreme, eine Geschlechtsumwandlung, den Trainerschein für die österreichischen Skigebiete und einen schneereichen Winter beinhaltet, aber da ich es bisher noch jedesmal überlebt habe, schließe ich das mittlerweile aus. Ich habe mich auch nicht immer dran gehalten, aber das eher unfreiwillig. Je steiler es wird, je weniger habe ich den Drang, mit ins Tal zu werfen. Hat vielleicht was mit dem natürlichen Instinkt zu Überleben zu tun – beim Skifahren ist es kontraproduktiv. Da wünscht man sich dann so manche Ex auf den Gipfel des Berges, damit man einen Grund hat, sich dem Tal zuzuwenden. Hm, das klingt doch nach einem Plan. Auf dem Berg ist Hexensabbat und ich flüchte. Wenn das klappt, gebe ich Felix Neureuther Bescheid: er kann aufhören seine lädierten Bänder zu malträtieren: ich bin bereit für Olympia und werde ihn würdig ersetzen.
Am Anfang steht allerdings das Losfahren. Man steht am Berg, weit und breit keine Ex (wo sind sie denn, wenn man sie mal braucht? Sonst sind sie immer zu Stelle, wenn man sie nicht braucht, aber auf dem Gipfel eines Berges… weit und breit keine zu sehen… Danke dafür!), vor einem die steile Abfahrt… Da bleibt einem nur der beherzte Griff an den Hintern der Dame neben einem, in der Hoffnung, dass der dazugehörige Mann denkt, man wäre der Liebhaber und schwupp gibts einen „Klaps den Rücken“ und los gehts.
In diesem Sinne: Ski heil.