Das Hotel, in dem ich diese Woche nächtigte war zwar alt (hatte die Stasi früher eine Zweigniederlassung in Köln), aber es war alles da, was man brauchte. Sogar ein Fön, der auf den Namen „Taifun“ hörte.
Taifun. Sowas passiert, wenn Kreative kreativ werden und kreative Namen für zum Beispiel kreative Föne (oder Föns? Was ist der Plural von Fön? Keine Ahnung. Das nächste Mal nenne ich die Dinger lieber Haartrockner. Oder Haartrockner, wenn es mehrere sind) und das in den wilden Frühsiebzigern. Erinnerte mich ein bisschen an das Klimagerät mit der Stufe „Blitzkrieg“, das Al Bundy in der einen Folge günstig erwarb.
Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich nicht nachgeschaut habe, wie man die Minibar getauft hatte. Bestimmt Polar, Grönland oder sowas. Und die Schreibtischlampe hieß sicher „Megalux“ oder „Lumina“. Zumindest, wenn dieselbe Agentur für die Namensgebungen zuständig war, wie beim Fön, äh Haartrockner, also dem einzelnen Haartrockner im Hotelbad. Es waren nicht mehrere Haartrockner (das ist verwirrend. Vielleicht bleibe ich doch bei Föne). Früher war ja aber auch der Firmengründer und noch amtierende Oberchef des Ladens für die Benennung der Produkte zuständig und sobald die Namen des näheren Verwandtenkreises (Kettensäge „Hermann“, Lockenstab „Mathilde“, Fruchtaufschnitt „Fridolin“) aufgebraucht waren, wurde der Firmenpatriarch kreativ. Nun konnten diese Herren (und damals waren das in den allermeisten Fällen Männer) mehr als stolz auf ihre Lebensleistung sein – schließlich waren sie Gründer und Leiter eines wichtigen Unternehmens (was wäre die Welt ohne Kettensägen, Lockenstäbe oder Fruchtaufstriche) – aber Gründen und Leiten von Unternehmen ist nunmal etwas anderes als die Namensfindung für ein Produkt. Aber wie man aus den alten Schwarzweiß-Filmen aus den Fünfzigern weiß, waren die Firmenpatriarche ziemliche Starrköpfe und ließen sich nicht reinreden. Auch nicht in Sachen Namensgebung und so kam es zu den ganzen XYZ „Tropical“-Produkten für alles, in dem Früchte oder Fruchtaromen verarbeitet waren, die nicht hier heimisch sind, zu den XYZ „Forte“-Produkten, für alles, was ein, zwei Gramm mehr von irgendwas hatte, als das Nicht-Forte-Produkt und den „Mild“-Produkten (die mittlerweile durch die Bank unter „sensitiv“ firmieren) mit weniger von allem was Geschmack oder Wirkung brachte. Und manchmal kam es eben auch zu „Taifun“, „Polar“ und „Lumina“. Nachdem die Sekretärin die neuen Namen beim Diktat schriftlich fixiert hatte, waren alle glücklich, der Firmenpatriarch stolz und man holte zur Feier des Tages Cognac aus der im Echtholzfurnierschrank versteckten Bar („Trinkfrisch“) und gönnte sich – zusammen mit einer dicken Zigarre – ein Schlückchen Mariacron. Die Sekretärin nippte kurz und fing dann an zu kichern, weil sie – nach eigener Aussage – schon einen kleinen Schwipps habe, worauf ihr Chef sie mit einem Klaps auf den Hintern in den Feierabend entließ. An Tagen, wo „Taifun“, „Polar“ oder „Lumina“ geboren wurden, kann man schon mal ein Auge zudrücken. Solche Meisterwerke gelangen ja selbst den Besten der Besten damals nicht jeden Tag. Zum Glück.
Aber Thailänder haben Spaß mit dem Gerät.