Der Nachbar wieß mich darauf hin und tatsächlich: ich habe einen Igel im Garten. Tagsüber sieht man ihn nicht, aber nachts schleicht er durchs Gebüsch und man hört ihn tippeln. Die Nachbarskatze scheint ihn zu ignorieren, was – biologisch gebildet wie ich bin – aufgrund der Stacheln sein könnte (bei weiteren biologischen Fragen: lieber nicht, da fragen wir die Profis…).
Ein eigener Igel. Im eigenen Garten. Toll. Wollte ich schon immer mal haben. Nur… jetzt, da ich einen Igel habe, weiß ich gar nicht, was ich damit anfangen soll. Streicheln ist aufgrund der dem Igel angeborenen Scheu und auch aufgrund seiner Physiognomie eher nicht angebracht und die Anzahl an nachkochbaren Rezepten für Igel hält sich in sehr engen Grenzen (Mett-Igel zählt nicht!). Tja, dann lass ich ihn halt einfach mal so da wohnen. Mietfrei und vorerst unbefristet. Ein Napf Frischwasser steht bereit und ich habe Tüten hingelegt, damit er seine Hinterlassenschaften schön einpacken und entsorgen kann. Alternativ könnte er im Nachbarsgarten… aber da würde die Katze dann wahrscheinlich doch intervenieren. Also doch lieber Tüte.
Eigentlich schon ein ziemlich langweiliges Leben, was der Igel da so hat. In meinem Garten passiert nicht wirklich viel. Der ist halt da, gartet vor sich hin und fertig. Der Herbst ist ein kleiner Höhepunkt, wenn der eine große Baum plötzlich seine Blätter fallen lässt. Da ist große Ausgelassenheit und Party beim Restgarten, aber das sind ja auch nur wenige Tage. Ansonsten ist da wenig. Ich habe schon tote Schnecken im Garten entdeckt, die – so meine ich – vor Langeweile gestorben sind …und Schnecken sind nun nicht unbedingt bekannt für ihren Drang nach Aufregung.
Damit dem Igel nicht ähnliches widerfährt (gibt es eigentlich Studien über Igel, die aufgrund von Langeweile depressiv wurden?), habe ich mir überlegt, ob ihm nicht ab und an einen Ausflug spendiere. Schön ans Rheinufer, Schiffe gucken. Oder vom Heidelberger Schloss ins Tal schauen. Dinge, die man als Igel eben gerne mal sehen und/oder tun würde. Ich könnte Korken sammeln, die in Scheiben schneiden und dann auf die Stacheln stecken. Bei aller Igel-Liebe ist mir mein Auto dann doch nicht völlig egal und von einem Igel durchlöcherte Sitze lassen sich bei der Versicherung nur schwer verargumentieren. Deshalb Korken. Macht auch das Tragen des Igels einfacher.
Sollten Sie also demnächst am Rheinufer oder an der Brüstung des Heidelberger Schlosses stehen und einen Mann mit einem bekorkten Igel in der Hand kommt ihnen entgegen… die Chancen stehen gut, dass ich das bin. Wenn der Mann ein T-Shirt mit dem Aufdruck: „The Igel has landet“ trägt, steigen die Chancen noch einmal exorbitant.