Und da sitzen dann all diesen seltsamen Menschen, die sich Unmengen an Fleisch, Beilagen, Zucker und Fett einverleiben, bei denen man meinen könnte, eine Hungersnot stände bevor und vor denen Katz und Hund vor lauter Angst als nächstes dran zu sein Reissaus nehmen. Es ist wie ein Unfall, man weiß, dass es falsch, moralisch fragwürdig und ethisch nicht korrekt ist, aber man sieht dem Treiben zu – getrieben von einer Mischung aus Abscheu und lebensmittelgetriebener Lust. Es ist wie das Schlürfen schleimig-salziger Austern oder dieser letzte Tropfen Eigelb, der einem vom lauwarmen Löffel glibbert. Wie das animalisch-aggressive Wissen um die ehemalige Agilität des Rehs oder die fromme Unschuld des Lamms, das vor einem liegt – so gar nicht agil und weit weg von fromm, dafür lecker und von zartem Biss. Es ist also nicht so, dass ich nicht um diese Triebe weiß, die einen Teller niemals leer werden lassen, weil der eigene Sabber die Suppe um viele Liter streckt. Kein schönes Bild, aber wer nicht um diesen Umstand weiß, werfe das erste Stück Baguette.
Ich wollte mich heute auch bei dieser Meute ob ihrer Gier beschweren, aber wann sitzt die ganze Familie schon mal zusammen an einem Tisch… außerdem hatte ich den Mund voll; da ist sprechen gar nicht so einfach. Und danach war ich so gut wie im Koma und nur noch zu eigenständigen Atmen fähig. Also keine Beschwerden meinerseits, sattes Kaffeegeschlürfe allerseits und müde Hunde im ganzen Raum verteilt, während die Kids mal ausnahmsweise an der frischen Luft sind statt an den Handys oder Nintendos hängen.
Ich bin hochzufrieden über diese Weihnacht. Sie war sehr entspannt und somit auch ich und die seltsamen Menschen waren gar nicht seltsam, sondern so großartig, wie sie immer sind und alles war gut, so wie es war. 2017 macht sich gut auf den letzten Metern und übergibt den Stab hochelegant an das kommende 2018. Was soll da schief gehen?