Mittlerweile ist die Suche nach einer bezahlbaren Bleibe in der Ferne dank Internet einfacher denn je. Das ist eine tolle Sache, aber nichtsdestotrotz bleibt es auch in diesen Zeiten spannend, was einen da so erwartet. Natürlich gibt es Bewertungen der Bleibe in den diversen Portalen, aber die sind meist entweder von Nörglern („Von wegen fließend Warmwasser: es dauert quälend lange 17,8 Sekunden bis das Wasser 37,6 Grad Celcius – und darunter kann von „Warm“wasser ja wohl keine Rede sein – erreicht!“) oder der Verwandtschaft („Das allerweltbeste was es überhaupt geben tut! 10 Extrapunkte für den romantischen Blick auf den Friedhof!“) – zumindest, wenn man bei Pensionen u.ä. schaut. Bei 4+Sterne-Herbergen dürften die Bewertungen eine Spur seriöser sein.
Wenn man mit pubertärem Teenie unterwegs ist, gibt es eigentlich nur noch zwei Killer-Kriterien: Extra-Zimmer und kostenloses WLAN. Alles andere ist völlig egal:
– Die Herberge wurde auf einer alten indianischen Begräbnisstätte gebaut und gelegentlich geschehen seltsame Dinge hier? Macht nichts, Hauptsache ein separates Schlafzimmer.
-Es gab kürzlich eine Reihe ritueller Morde in dem Apartment? Solange WLAN gratis ist: gebongt.
– Es riecht streng nach frischer Farbe? Kein Problem, das übertüncht den Teenie-Hormongeruch: her mit den Schlüsseln.
– Asbest bröckelt von der Decke? Ok, das Zimmer kriegt der Junior.
Man ist da bei vielem nicht mehr so pingelig, solange die wichtigsten Dinge (WLAN! Extra-Zimmer!) mit dabei sind. Dass das die Touristik-Branche noch nicht gecheckt hat… es gibt keine Anbieter für die „Zwischen“-Generation, also Reisende, deren Kinder über 12 – und somit über dem CenterParc-Alter – aber noch unter 17 (also unter dem „Scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr“-Alter) sind. Es braucht also viele Apartments mit Gratis WLAN und einem (Einzelkind) oder mehreren (WAS? Meine doofe Schwester geht auch mit? Niemals!“) extra Schlafzimmern. Sind mehrere der mitreisenden Kinder weiblich und im prekären Alter bieten sich auch extra Badezimmer an. Je nach Alter der mitreisenden Jungs auch.
Dass die Touristik-Branche noch nicht in diesem Feld aktiv ist, liegt wahrscheinlich daran, dass die Teenies auch mit am aktivsten im Web unterwegs sind und somit im Rausch der Hormone die Bewertungsportale stürmen würden. Man hat wohl Angst vor „Voll die Opfer da!“, „Grass am Arsch der Laden“ und „Aaaaalter, wasn Fuck!“-Kommentaren bei Facebook, Holidaycheck und und den LoL- und sonstigen Foren. Und das völlig zurecht. Als in der einen Pension der Internetzugang aus technischen Gründen einmal die Stunde für ein paar Sekunden gekappt wurde, hatte ich Angst um den Pensionswirt und hielt zur Sicherheit nachts vorm Zimmer des Juniors Wache: es war kein Vollmond – das wäre als Ausrede für einen Mord ausgeschieden und überhaupt ist das immer so ein bisschen unangenehm, wenn die eigenen Kinder ihre Wut nicht im Griff haben und andere darunter leiden. Er (der Junior, nicht der Wirt. Der vielleicht auch, aber bei ihm weiß ich es nicht) schlief tief und fest und am nächsten Tag waren wir eh woanders. Wieder ein Tag ohne Tote. Manchmal freut man sich auch über Kleinigkeiten.