Einkaufen in Zeiten von Corona… eine Tragödie. Man ist es ja gewohnt, dass alles im Überfluss vorhanden ist, umso mehr verwundern die teilweise nur schwach gefüllten, teils völlig leeren Regale. Kennt meine Generation ja nur noch von der Klassenfahrt nach Berlin mit dem Tagesausflug in den Osten – inkl. 20 Mark Zwangsumtausch. Mehl, Hefe und Toilettenpapier gabs damals aber drüben zur Genüge – im Gegensatz zu heute – und heute ist es nicht nur im ehemaligen Osten Mangelware.
Man fragt sich, wie die ganzen Bäckereien all die Jahre überleben konnten, wo doch Gott und die Welt – so scheint es zumindest – seit Jahr und Tag nichts anderes macht, als sein täglich Brot selbst im heimischen Ofen zu backen und deshalb nun die Ingredienzien hortet. Und da es ganz viele Leute mit Glutenunverträglichkeit gibt, ist auch das Toilettenpapier allerorten ausverkauft. Auf so einen Unverträglichkeitsdünnpfiff will man schließlich vorbereitet sein.
Nun ist bei mir der Drang nach Selbstgebackenem bisher nicht oder zumindest nur rudimentär zu spüren, aber trotzdem: würde ich beim Einkaufen an einem Regal vorbeikommen und stünde da zufällig ein Päckchen Hefe… ich würde es mitnehmen. Eventuell ließe ich mich sogar zum Mehldiebstahl aus dem Einkaufswagen einer abgelenkten Seniorin hinreissen. Und vielleicht würde ich mir beim Anblick einer vereinzelten Packung Toilettenpapier sogar den Weg freihusten, um selbige zu ergattern. Man weiß es nicht. Vor ein paar Wochen hätte ich noch voller Überzeugung gesagt, dass ich müde lächelnd, den Kopf mitleidig schüttelnd an diesen armseligen Menschen vorbeigehen würde, die sich da Mehl und Hefe und Toilettenpapier und ähnliches in Großgastronomie-Gebinden in den Wagen packen, weil ich ja auf keinen Fall einer dieser Hamsterkäufer wäre und schon gar nicht von so klischeemäßigen Hamsterkaufartikeln wie Mehl und Hefe und überhaupt ist mein Verdauungssystem top, aber auch nicht von Ehrgeiz zerfressen, weshalb mein Vorrat an Toilettenpapier durchaus noch eine Weile reichen würde.
Das war ich vor ein paar Wochen. Mittlerweile würde ich Desinfektionsspray für 15 Euro/50ml kaufen.
Die menschliche Psyche ist schon komisch. Da ignoriert man jahrelang solche Dinge, bzw. kauft halt mal Mehl und Hefe, weil man zu langsam war um sich bei der Mitbringliste für die Party bei Bier einzutragen und deshalb „was selber machen“ muss, aus den Tiefen des Internets dieses einigermaßen einfache Kuchenrezept herausfischt und dafür eben Mehl und Hefe braucht und dann steht der Rest davon ewig im Schrank. So einen kleinen Rest an Mehl habe ich tatsächlich noch da. Allerdings keine Hefe, was nicht weiter schlimm ist, denn aktuell sind ja auch keine Partys. Zumindest ist mir in letzter Zeit keine Liste untergekommen, wo Bier draufstand und dahinter ein Kreuzchen.
Jedenfalls habe ich kein nennenswertes Faible für Mehl oder Hefe und auch mein Verhältnis zu Toilettenpapier ist eher oberflächlich – obwohl wir uns schon sehr nahe kommen (den Witz mit „am Arsch vorbeigehen“ lasse ich jetzt mal aus). Trotzdem verspüre ich aufgrund des offensichtlichen Mangels dieser Artikel in der hiesigen Shopping-Landschaft eine plötzliche Begierde. Völlig absurd; ich habe nicht vor in nächster Zeit Kuchen oder Brot zu backen und wenn meine Verdauung nicht plötzlich hohldreht ist auch bezüglich Toilettenpapier alles im Lot.
Aber eigentlich muss ich ja froh sein, dass es keinen Mangel an 65 Zoll-Flachbildfernseher, riesigen Kühlschrank-Tiefkühlkombis mit Eiswürfelfunktion oder Einbauschrankwänden gibt. Gar nicht auszudenken, was wie das ins Geld gehen würde, wenn man sich jedesmal einen Fernseher, einen Kühlschrank oder eine Schrankwand mitnähme, wenn diese überraschend mal im Laden stünde. Von den Platzproblemen, die sich dadurch ergeben würden, gar nicht zu sprechen. Mehl, Hefe und Toilettenpapier kriegt man da schon leichter unter – so man es denn mal bekäme.